Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.Schloß Adamsdorf, 19. Januar. Heut, meine liebe Mama, nur eine Karte. Vorgestern ist Schnee gefallen; er liegt um das Schloß her wie eine Mauer. Seit heute früh aber klarer blauer Himmel, milde Kälte, himmlisches Wetter. Wir wollen nun in den nächsten Tagen zu Fuß und zu Wagen bis auf den Kamm des Gebirges und dann in Hörnerschlitten zu Thal. Der Pastor und ein Assessor aus der Stadt wollen teilnehmen. Jch freue mich unendlich darauf. Ergeh es euch gut. Deine Sophie. Heinrichsbaude, 22. Januar. Wieder nur eine Karte. Diesmal aber mit einem Bilde drauf (Heinrichsbaude). Wir sind nämlich hier oben und werden wenigstens noch bis morgen bleiben, bleiben müssen. Und daran bin ich schuld. Jch verfehlte, gleich als ich den Schlitten bestiegen und das Niedersausen begonnen hatte, den rechten Weg und wäre, rettungslos verloren, in den Krater gestürzt - den sie, weil er unten Wasser hat, den "kleinen Teich" nennen -, wenn nicht ein in der richtigen Richtung fahrender Schlitten, der dies sah, mit allem Vorbedacht von der Seite her in meinen Hörnerschlitten hineingefahren wäre. Bei diesem, ich muß Schloß Adamsdorf, 19. Januar. Heut, meine liebe Mama, nur eine Karte. Vorgestern ist Schnee gefallen; er liegt um das Schloß her wie eine Mauer. Seit heute früh aber klarer blauer Himmel, milde Kälte, himmlisches Wetter. Wir wollen nun in den nächsten Tagen zu Fuß und zu Wagen bis auf den Kamm des Gebirges und dann in Hörnerschlitten zu Thal. Der Pastor und ein Assessor aus der Stadt wollen teilnehmen. Jch freue mich unendlich darauf. Ergeh es euch gut. Deine Sophie. Heinrichsbaude, 22. Januar. Wieder nur eine Karte. Diesmal aber mit einem Bilde drauf (Heinrichsbaude). Wir sind nämlich hier oben und werden wenigstens noch bis morgen bleiben, bleiben müssen. Und daran bin ich schuld. Jch verfehlte, gleich als ich den Schlitten bestiegen und das Niedersausen begonnen hatte, den rechten Weg und wäre, rettungslos verloren, in den Krater gestürzt – den sie, weil er unten Wasser hat, den „kleinen Teich“ nennen –, wenn nicht ein in der richtigen Richtung fahrender Schlitten, der dies sah, mit allem Vorbedacht von der Seite her in meinen Hörnerschlitten hineingefahren wäre. Bei diesem, ich muß <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0121" n="114"/> <floatingText> <body> <div type="letter"> <dateline>Schloß Adamsdorf, 19. Januar.</dateline><lb/> <p>Heut, meine liebe Mama, nur eine Karte. Vorgestern ist Schnee gefallen; er liegt um das Schloß her wie eine Mauer. Seit heute früh aber klarer blauer Himmel, milde Kälte, himmlisches Wetter. Wir wollen nun in den nächsten Tagen zu Fuß und zu Wagen bis auf den Kamm des Gebirges und dann in Hörnerschlitten zu Thal. Der Pastor und ein Assessor aus der Stadt wollen teilnehmen. Jch freue mich unendlich darauf. Ergeh es euch gut.</p><lb/> <closer> <signed>Deine Sophie.</signed> </closer><lb/> </div> </body> </floatingText> <floatingText> <body> <div type="letter"> <dateline>Heinrichsbaude, 22. Januar.</dateline><lb/> <p>Wieder nur eine Karte. Diesmal aber mit einem Bilde drauf (Heinrichsbaude). Wir sind nämlich hier oben und werden wenigstens noch bis morgen bleiben, bleiben <hi rendition="#g">müssen</hi>. Und daran bin ich schuld. Jch verfehlte, gleich als ich den Schlitten bestiegen und das Niedersausen begonnen hatte, den rechten Weg und wäre, rettungslos verloren, in den Krater gestürzt – den sie, weil er unten Wasser hat, den „kleinen Teich“ nennen –, wenn nicht ein in der richtigen Richtung fahrender Schlitten, der dies sah, mit allem Vorbedacht von der Seite her in meinen Hörnerschlitten hineingefahren wäre. Bei diesem, ich muß<lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [114/0121]
Schloß Adamsdorf, 19. Januar.
Heut, meine liebe Mama, nur eine Karte. Vorgestern ist Schnee gefallen; er liegt um das Schloß her wie eine Mauer. Seit heute früh aber klarer blauer Himmel, milde Kälte, himmlisches Wetter. Wir wollen nun in den nächsten Tagen zu Fuß und zu Wagen bis auf den Kamm des Gebirges und dann in Hörnerschlitten zu Thal. Der Pastor und ein Assessor aus der Stadt wollen teilnehmen. Jch freue mich unendlich darauf. Ergeh es euch gut.
Deine Sophie.
Heinrichsbaude, 22. Januar.
Wieder nur eine Karte. Diesmal aber mit einem Bilde drauf (Heinrichsbaude). Wir sind nämlich hier oben und werden wenigstens noch bis morgen bleiben, bleiben müssen. Und daran bin ich schuld. Jch verfehlte, gleich als ich den Schlitten bestiegen und das Niedersausen begonnen hatte, den rechten Weg und wäre, rettungslos verloren, in den Krater gestürzt – den sie, weil er unten Wasser hat, den „kleinen Teich“ nennen –, wenn nicht ein in der richtigen Richtung fahrender Schlitten, der dies sah, mit allem Vorbedacht von der Seite her in meinen Hörnerschlitten hineingefahren wäre. Bei diesem, ich muß
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/121>, abgerufen am 25.06.2022. |