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Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

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Die Höhe dieser Bergwand ist sehr bedeutend und die reichen Waldungen, die sie bis zur höchsten Spitze schmücken, tragen nicht wenig zur Schönheit des Bildes bei. Schichtenweis wechselt die Vegetation, und während Birken und Espen die Schlucht fast überdecken, grüßt von der Mitte des Berges her ein Eichenwald, aus dessen grünen Kronen allmählig die schwarzen Tannen aufschießen, um bis zur Höhe des Berges empor zu wachsen.

All dies ist sehr schön, aber doch durchaus nicht das, was die Modevorstellung der letzten fünfzehn Jahre daraus gemacht hat. Was diesen eigentlichen Trosachs fehlt, das ist der Stempel des Besonderen. Man sieht rechts und links, vor- und rückwärts, stimmt in die "Beautiful's", die mit der Regelmäßigkeit von Pendelschwingungen überall laut werden, nach bester Ueberzeugung ein, hat aber das Gefühl, sehr ähnliche landschaftliche Physiognomien schon oft gesehen zu haben, und wendet sich endlich von all der Herrlichkeit wie von einem Frauenkopfe ab, dessen Schönheit man gelten läßt, aber dessen Reiz man leugnen kann, weil die Art seiner Schönheit nichts ist, als eine höhere Form der Alltäglichkeit.

So sind die Trosachs, aber so ist nicht jener Punkt, Beal- an-Duine geheißen, der sich Angesichts von Loch Katrine zwischen den Häuptern der beiden Berge erhebt. Die Berge treten sich hier so nahe, daß ihre grünbekleideten Wände eine Riesenlaube bilden, die, nach hinten

Die Höhe dieser Bergwand ist sehr bedeutend und die reichen Waldungen, die sie bis zur höchsten Spitze schmücken, tragen nicht wenig zur Schönheit des Bildes bei. Schichtenweis wechselt die Vegetation, und während Birken und Espen die Schlucht fast überdecken, grüßt von der Mitte des Berges her ein Eichenwald, aus dessen grünen Kronen allmählig die schwarzen Tannen aufschießen, um bis zur Höhe des Berges empor zu wachsen.

All dies ist sehr schön, aber doch durchaus nicht das, was die Modevorstellung der letzten fünfzehn Jahre daraus gemacht hat. Was diesen eigentlichen Trosachs fehlt, das ist der Stempel des Besonderen. Man sieht rechts und links, vor- und rückwärts, stimmt in die „Beautiful’s“, die mit der Regelmäßigkeit von Pendelschwingungen überall laut werden, nach bester Ueberzeugung ein, hat aber das Gefühl, sehr ähnliche landschaftliche Physiognomien schon oft gesehen zu haben, und wendet sich endlich von all der Herrlichkeit wie von einem Frauenkopfe ab, dessen Schönheit man gelten läßt, aber dessen Reiz man leugnen kann, weil die Art seiner Schönheit nichts ist, als eine höhere Form der Alltäglichkeit.

So sind die Trosachs, aber so ist nicht jener Punkt, Beal- an-Duine geheißen, der sich Angesichts von Loch Katrine zwischen den Häuptern der beiden Berge erhebt. Die Berge treten sich hier so nahe, daß ihre grünbekleideten Wände eine Riesenlaube bilden, die, nach hinten

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[191/0205] Die Höhe dieser Bergwand ist sehr bedeutend und die reichen Waldungen, die sie bis zur höchsten Spitze schmücken, tragen nicht wenig zur Schönheit des Bildes bei. Schichtenweis wechselt die Vegetation, und während Birken und Espen die Schlucht fast überdecken, grüßt von der Mitte des Berges her ein Eichenwald, aus dessen grünen Kronen allmählig die schwarzen Tannen aufschießen, um bis zur Höhe des Berges empor zu wachsen. All dies ist sehr schön, aber doch durchaus nicht das, was die Modevorstellung der letzten fünfzehn Jahre daraus gemacht hat. Was diesen eigentlichen Trosachs fehlt, das ist der Stempel des Besonderen. Man sieht rechts und links, vor- und rückwärts, stimmt in die „Beautiful’s“, die mit der Regelmäßigkeit von Pendelschwingungen überall laut werden, nach bester Ueberzeugung ein, hat aber das Gefühl, sehr ähnliche landschaftliche Physiognomien schon oft gesehen zu haben, und wendet sich endlich von all der Herrlichkeit wie von einem Frauenkopfe ab, dessen Schönheit man gelten läßt, aber dessen Reiz man leugnen kann, weil die Art seiner Schönheit nichts ist, als eine höhere Form der Alltäglichkeit. So sind die Trosachs, aber so ist nicht jener Punkt, Beal- an-Duine geheißen, der sich Angesichts von Loch Katrine zwischen den Häuptern der beiden Berge erhebt. Die Berge treten sich hier so nahe, daß ihre grünbekleideten Wände eine Riesenlaube bilden, die, nach hinten

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
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  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/205>, abgerufen am 03.05.2024.