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Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

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wie alle Douglas gestorben sind", rief Graf Jakob dem Priester zu, "verheimliche meinen Tod; eine alte Prophezeihung sagt: dem todten Manne gehört das Feld." So starb Douglas. Die Schotten erneuten den Angriff und machten die alte Prophezeihung wahr, mit der ihr Führer das Zeitliche gesegnet hatte. Ralph Percy, der Bruder des Percy Heißsporn, wurde von Lord Mareshall und gleich darauf Heinrich Percy selbst vom Lord Montgomery gefangen genommen. Das war am 15. August 1388. Douglas fiel, aber nicht Percy; das ist der Unterschied zwischen der historischen Ueberlieferung und der Balladen-Version. Froissart, der diese Schlacht beschreibt, sagt von derselben Folgendes: "Unter allen Kämpfen groß und klein, deren ich bisher erwähnt habe, steht die Schlacht von Otterburn als die bestgekämpfte obenan; schwache Herzen und Feiglinge gab es nicht." Die Leiche des Douglas aber trug man vom Schlachtfelde mit allen kriegerischen Ehren heim und setzte sie bei in der Abteien-Kirche von Melrose. Abt und Mönche standen umher und celebrirten die Messe und sangen die Litaneien.

Der andere Douglas, der im Chor von Melrose-Abbey begraben liegt, ist William Douglas, bekannter unter dem Namen "der schwarze Lord von Liddisdale." Er besaß den Muth, der in seiner Familie erblich war, befleckte aber seinen Namen durch die Grausamkeit, mit der er seinen frühern Freund und Waffenbruder Sir Alexander Ramsay ermordete. Ramsay war durch Kö-

wie alle Douglas gestorben sind“, rief Graf Jakob dem Priester zu, „verheimliche meinen Tod; eine alte Prophezeihung sagt: dem todten Manne gehört das Feld.“ So starb Douglas. Die Schotten erneuten den Angriff und machten die alte Prophezeihung wahr, mit der ihr Führer das Zeitliche gesegnet hatte. Ralph Percy, der Bruder des Percy Heißsporn, wurde von Lord Mareshall und gleich darauf Heinrich Percy selbst vom Lord Montgomery gefangen genommen. Das war am 15. August 1388. Douglas fiel, aber nicht Percy; das ist der Unterschied zwischen der historischen Ueberlieferung und der Balladen-Version. Froissart, der diese Schlacht beschreibt, sagt von derselben Folgendes: „Unter allen Kämpfen groß und klein, deren ich bisher erwähnt habe, steht die Schlacht von Otterburn als die bestgekämpfte obenan; schwache Herzen und Feiglinge gab es nicht.“ Die Leiche des Douglas aber trug man vom Schlachtfelde mit allen kriegerischen Ehren heim und setzte sie bei in der Abteien-Kirche von Melrose. Abt und Mönche standen umher und celebrirten die Messe und sangen die Litaneien.

Der andere Douglas, der im Chor von Melrose-Abbey begraben liegt, ist William Douglas, bekannter unter dem Namen „der schwarze Lord von Liddisdale.“ Er besaß den Muth, der in seiner Familie erblich war, befleckte aber seinen Namen durch die Grausamkeit, mit der er seinen frühern Freund und Waffenbruder Sir Alexander Ramsay ermordete. Ramsay war durch Kö-

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[325/0342] wie alle Douglas gestorben sind“, rief Graf Jakob dem Priester zu, „verheimliche meinen Tod; eine alte Prophezeihung sagt: dem todten Manne gehört das Feld.“ So starb Douglas. Die Schotten erneuten den Angriff und machten die alte Prophezeihung wahr, mit der ihr Führer das Zeitliche gesegnet hatte. Ralph Percy, der Bruder des Percy Heißsporn, wurde von Lord Mareshall und gleich darauf Heinrich Percy selbst vom Lord Montgomery gefangen genommen. Das war am 15. August 1388. Douglas fiel, aber nicht Percy; das ist der Unterschied zwischen der historischen Ueberlieferung und der Balladen-Version. Froissart, der diese Schlacht beschreibt, sagt von derselben Folgendes: „Unter allen Kämpfen groß und klein, deren ich bisher erwähnt habe, steht die Schlacht von Otterburn als die bestgekämpfte obenan; schwache Herzen und Feiglinge gab es nicht.“ Die Leiche des Douglas aber trug man vom Schlachtfelde mit allen kriegerischen Ehren heim und setzte sie bei in der Abteien-Kirche von Melrose. Abt und Mönche standen umher und celebrirten die Messe und sangen die Litaneien. Der andere Douglas, der im Chor von Melrose-Abbey begraben liegt, ist William Douglas, bekannter unter dem Namen „der schwarze Lord von Liddisdale.“ Er besaß den Muth, der in seiner Familie erblich war, befleckte aber seinen Namen durch die Grausamkeit, mit der er seinen frühern Freund und Waffenbruder Sir Alexander Ramsay ermordete. Ramsay war durch Kö-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/342>, abgerufen am 12.05.2024.