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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.

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die Aermel dazu - postzulässig in die Welt zu schicken, bis zur Virtuosität ausgebildet. Er hat zahllose glückliche Stunden geschaffen. Am Polytechnikum schwärmt man noch für ihn und gedenkt seiner bei jeder Festlichkeit mit einer besonderen und wohlverdienten Liebe. Nichts wüßt' ich von ihm zu sagen, was ihn so sehr und so schön charakterisierte, wie diese humane Haltung, und genau so, natürlich mutatis mutandis, war er auch während seiner zweiten Epoche im Tunnel, so wie sich's um ein Fest oder eine Aufführung handelte, die Seele der Sache und wußte jederzeit Rat.

Sein bester Freund im Tunnel war Heinrich Seidel, der in seinem schon an anderer Stelle zitierten reizenden Buche "Von Perlin bis Berlin" in liebevoller und zugleich fein und humoristisch charakterisierender Weise über Eggers geschrieben hat. Ich gebe hier Einiges davon: "Friedrich Eggers wohnte damals in einem Hinterhause der Hirschel-, jetzt Königgrätzerstraße, drei Treppen hoch. Ich habe nie einen Mann gekannt, der in aller Welt so viele Freunde gehabt hätte wie er, darunter viele von Klang und Namen: Storm, Wilbrandt, Geibel, Heyse, Scheffel. Mit dem Letztgenannten, der ihm von der Studienzeit her befreundet war, stand er noch immer in Briefwechsel, der sich freilich auf die

die Aermel dazu – postzulässig in die Welt zu schicken, bis zur Virtuosität ausgebildet. Er hat zahllose glückliche Stunden geschaffen. Am Polytechnikum schwärmt man noch für ihn und gedenkt seiner bei jeder Festlichkeit mit einer besonderen und wohlverdienten Liebe. Nichts wüßt’ ich von ihm zu sagen, was ihn so sehr und so schön charakterisierte, wie diese humane Haltung, und genau so, natürlich mutatis mutandis, war er auch während seiner zweiten Epoche im Tunnel, so wie sich’s um ein Fest oder eine Aufführung handelte, die Seele der Sache und wußte jederzeit Rat.

Sein bester Freund im Tunnel war Heinrich Seidel, der in seinem schon an anderer Stelle zitierten reizenden Buche „Von Perlin bis Berlin“ in liebevoller und zugleich fein und humoristisch charakterisierender Weise über Eggers geschrieben hat. Ich gebe hier Einiges davon: „Friedrich Eggers wohnte damals in einem Hinterhause der Hirschel-, jetzt Königgrätzerstraße, drei Treppen hoch. Ich habe nie einen Mann gekannt, der in aller Welt so viele Freunde gehabt hätte wie er, darunter viele von Klang und Namen: Storm, Wilbrandt, Geibel, Heyse, Scheffel. Mit dem Letztgenannten, der ihm von der Studienzeit her befreundet war, stand er noch immer in Briefwechsel, der sich freilich auf die

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[311/0320] die Aermel dazu – postzulässig in die Welt zu schicken, bis zur Virtuosität ausgebildet. Er hat zahllose glückliche Stunden geschaffen. Am Polytechnikum schwärmt man noch für ihn und gedenkt seiner bei jeder Festlichkeit mit einer besonderen und wohlverdienten Liebe. Nichts wüßt’ ich von ihm zu sagen, was ihn so sehr und so schön charakterisierte, wie diese humane Haltung, und genau so, natürlich mutatis mutandis, war er auch während seiner zweiten Epoche im Tunnel, so wie sich’s um ein Fest oder eine Aufführung handelte, die Seele der Sache und wußte jederzeit Rat. Sein bester Freund im Tunnel war Heinrich Seidel, der in seinem schon an anderer Stelle zitierten reizenden Buche „Von Perlin bis Berlin“ in liebevoller und zugleich fein und humoristisch charakterisierender Weise über Eggers geschrieben hat. Ich gebe hier Einiges davon: „Friedrich Eggers wohnte damals in einem Hinterhause der Hirschel-, jetzt Königgrätzerstraße, drei Treppen hoch. Ich habe nie einen Mann gekannt, der in aller Welt so viele Freunde gehabt hätte wie er, darunter viele von Klang und Namen: Storm, Wilbrandt, Geibel, Heyse, Scheffel. Mit dem Letztgenannten, der ihm von der Studienzeit her befreundet war, stand er noch immer in Briefwechsel, der sich freilich auf die

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T10:02:20Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T10:02:20Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/320>, abgerufen am 19.05.2024.