daß auf den Societäts-Inseln, welche er auf voriger Reise besucht hatte, gute1773. May. Erfrischungen zu haben wären. Er befahl also beyde Schiffe, so bald als mög- lich, in seegelfertigen Stand zu setzen; und da es dem unsrigen an nichts fehlte, so half die Mannschaft desselben den Leuten von der Adventure das Werk fördern.
Wir unsrer Seits fingen gleich den Tag nach unsrer Ankunft an, das Land zu untersuchen und fanden in den Wäldern, an Bäumen und Kräutern, ohngefähr eben das was wir in Dusky-Bay angetroffen hatten; doch waren Witterung und Clima hier zum Botanisiren günstiger, dergestalt, daß verschie- dene Pflanzen noch in der Blüthe standen; auch bekamen wir einige noch un- bekannte Vögel. Allein der größte Vorzug dieses Havens vor unserm ehe- maligen Erfrischungs-Platze, bestand vornemlich darinn, daß es hier überall antiscorbutische Kräuter gab, die uns in Dusky-Bay gefehlt hatten. Wir brachten bald einen großen Vorrath von wilden Sellery und wohlschmeckendem Löffelkraut (lepidium) zusammen, und beydes wurde hernach täglich in einer Suppe von Weitzen- oder Habermehl zum Frühstück gegeben, oder auch zum Mit- tags-Essen reichlich an die Erbssuppe gethan; und des Volk von der Adventure, welches bisher nicht gewußt hatte, daß diese Kräuter zu genießen wären, fieng bald an, sich derselben, so wie wir, zu Nutze zu machen. Nächst diesen fanden wir noch eine Art von Sau-Diesteln (Sonchus oleraceus) nebst einem andren Kraut, welches unsre Leute lambs quarters nannten (tetragonia cornuta); beyde ließen wir uns oftmals anstatt Salats gut schmecken. Hatten wir nun gleich nicht so viel Feder-Wildpret und Fische als in Dusky-Bay, so konnte man sich dagegen an diesen treflichen Gemüsen reichlich schadlos halten. Die Spros-Tanne (spruce) und der Theebaum von Neu-Seeland wuchsen hier ebenfalls in großer Menge, und wir lehrten unsre Freunde, auf welche Art auch diese zur Erfrischung zu gebrauchen wären.
Am folgenden Tage giengen wir nach der Hippah oder Festung der In- dianer, wo Herr Bailey, der Astronom der Adventure, seine Sternwarte aufgeschlagen hatte. Sie liegt auf einem steilen, freystehenden Felsen, und ist nur von einer Seite, vermittelst eines unbequemen Fussteiges zugänglich, in wel- chem kaum zwey Mann neben einander gehen können. Der Gipfel war ehedem
in den Jahren 1772 bis 1775.
daß auf den Societaͤts-Inſeln, welche er auf voriger Reiſe beſucht hatte, gute1773. May. Erfriſchungen zu haben waͤren. Er befahl alſo beyde Schiffe, ſo bald als moͤg- lich, in ſeegelfertigen Stand zu ſetzen; und da es dem unſrigen an nichts fehlte, ſo half die Mannſchaft deſſelben den Leuten von der Adventure das Werk foͤrdern.
Wir unſrer Seits fingen gleich den Tag nach unſrer Ankunft an, das Land zu unterſuchen und fanden in den Waͤldern, an Baͤumen und Kraͤutern, ohngefaͤhr eben das was wir in Dusky-Bay angetroffen hatten; doch waren Witterung und Clima hier zum Botaniſiren guͤnſtiger, dergeſtalt, daß verſchie- dene Pflanzen noch in der Bluͤthe ſtanden; auch bekamen wir einige noch un- bekannte Voͤgel. Allein der groͤßte Vorzug dieſes Havens vor unſerm ehe- maligen Erfriſchungs-Platze, beſtand vornemlich darinn, daß es hier uͤberall antiſcorbutiſche Kraͤuter gab, die uns in Dusky-Bay gefehlt hatten. Wir brachten bald einen großen Vorrath von wilden Sellery und wohlſchmeckendem Loͤffelkraut (lepidium) zuſammen, und beydes wurde hernach taͤglich in einer Suppe von Weitzen- oder Habermehl zum Fruͤhſtuͤck gegeben, oder auch zum Mit- tags-Eſſen reichlich an die Erbsſuppe gethan; und des Volk von der Adventure, welches bisher nicht gewußt hatte, daß dieſe Kraͤuter zu genießen waͤren, fieng bald an, ſich derſelben, ſo wie wir, zu Nutze zu machen. Naͤchſt dieſen fanden wir noch eine Art von Sau-Dieſteln (Sonchus oleraceus) nebſt einem andren Kraut, welches unſre Leute lambs quarters nannten (tetragonia cornuta); beyde ließen wir uns oftmals anſtatt Salats gut ſchmecken. Hatten wir nun gleich nicht ſo viel Feder-Wildpret und Fiſche als in Dusky-Bay, ſo konnte man ſich dagegen an dieſen treflichen Gemuͤſen reichlich ſchadlos halten. Die Spros-Tanne (ſpruce) und der Theebaum von Neu-Seeland wuchſen hier ebenfalls in großer Menge, und wir lehrten unſre Freunde, auf welche Art auch dieſe zur Erfriſchung zu gebrauchen waͤren.
Am folgenden Tage giengen wir nach der Hippah oder Feſtung der In- dianer, wo Herr Bailey, der Aſtronom der Adventure, ſeine Sternwarte aufgeſchlagen hatte. Sie liegt auf einem ſteilen, freyſtehenden Felſen, und iſt nur von einer Seite, vermittelſt eines unbequemen Fusſteiges zugaͤnglich, in wel- chem kaum zwey Mann neben einander gehen koͤnnen. Der Gipfel war ehedem
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Erfriſchungen zu haben waͤren. Er befahl alſo beyde Schiffe, ſo bald als moͤg-
lich, in ſeegelfertigen Stand zu ſetzen; und da es dem unſrigen an nichts fehlte,
ſo half die Mannſchaft deſſelben den Leuten von der Adventure das Werk
foͤrdern.
1773.
May.
Wir unſrer Seits fingen gleich den Tag nach unſrer Ankunft an, das
Land zu unterſuchen und fanden in den Waͤldern, an Baͤumen und Kraͤutern,
ohngefaͤhr eben das was wir in Dusky-Bay angetroffen hatten; doch waren
Witterung und Clima hier zum Botaniſiren guͤnſtiger, dergeſtalt, daß verſchie-
dene Pflanzen noch in der Bluͤthe ſtanden; auch bekamen wir einige noch un-
bekannte Voͤgel. Allein der groͤßte Vorzug dieſes Havens vor unſerm ehe-
maligen Erfriſchungs-Platze, beſtand vornemlich darinn, daß es hier uͤberall
antiſcorbutiſche Kraͤuter gab, die uns in Dusky-Bay gefehlt hatten. Wir
brachten bald einen großen Vorrath von wilden Sellery und wohlſchmeckendem
Loͤffelkraut (lepidium) zuſammen, und beydes wurde hernach taͤglich in einer
Suppe von Weitzen- oder Habermehl zum Fruͤhſtuͤck gegeben, oder auch zum Mit-
tags-Eſſen reichlich an die Erbsſuppe gethan; und des Volk von der Adventure,
welches bisher nicht gewußt hatte, daß dieſe Kraͤuter zu genießen waͤren, fieng
bald an, ſich derſelben, ſo wie wir, zu Nutze zu machen. Naͤchſt dieſen fanden
wir noch eine Art von Sau-Dieſteln (Sonchus oleraceus) nebſt einem andren
Kraut, welches unſre Leute lambs quarters nannten (tetragonia cornuta);
beyde ließen wir uns oftmals anſtatt Salats gut ſchmecken. Hatten wir nun
gleich nicht ſo viel Feder-Wildpret und Fiſche als in Dusky-Bay, ſo konnte
man ſich dagegen an dieſen treflichen Gemuͤſen reichlich ſchadlos halten. Die
Spros-Tanne (ſpruce) und der Theebaum von Neu-Seeland wuchſen hier
ebenfalls in großer Menge, und wir lehrten unſre Freunde, auf welche Art
auch dieſe zur Erfriſchung zu gebrauchen waͤren.
Am folgenden Tage giengen wir nach der Hippah oder Feſtung der In-
dianer, wo Herr Bailey, der Aſtronom der Adventure, ſeine Sternwarte
aufgeſchlagen hatte. Sie liegt auf einem ſteilen, freyſtehenden Felſen, und iſt
nur von einer Seite, vermittelſt eines unbequemen Fusſteiges zugaͤnglich, in wel-
chem kaum zwey Mann neben einander gehen koͤnnen. Der Gipfel war ehedem
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/202>, abgerufen am 16.06.2024.
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