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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

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hatte. Sie ward angenehm überrascht, als sie in einen kleinen wohlerleuchteten Saal trat, dessen Wände, grün, mit Basreliefs von der auserlesensten Arbeit verziert waren. Ringsumher standen, auf kleinen Fußgestellen, hohe Vasen mit Blumen, dazwischen Statuen, Abgüsse der besten Meister. Einem großen Spiegel gegenüber sah man durch eine geöffnete Glasthür in einen blühenden anmuthigen Garten, der am Abhange des Felsen angelegt war. Mariane, eilig bemüht alle Herrlichkeiten in Augenschein zu nehmen, trat voll Freude aus demselben hervor, und begrüßte Luisen wie eine liebe Bekannte. Alles gewann hier ein lustiges, vertrauliches Ansehn. Der düstre Eindruck des alten Gebäudes verschwand, jede Spur, jede Erinnerung daran war durch Violas Andenken verwischt. Mit liebevoller Ehrfurcht nahm Luise von den übrigen Gemächern Besitz, die noch aller Zauber ihrer ehemaligen Bewohnerin erfüllte. Ahndungen und Sorgen waren vergessen. Mathilde und die Gräfin schienen ihr überall zur Seite zu gehn und sie zu jedem reinen Genuß zu ermuntern.

Die schöne Zeit, wo der Mensch mit erwachender Lebenslust eine neue Laufbahn betritt, wo die Seele sich in den weitren Kreisen dehnt und jede Kraft muthiger übt, hob auch Luisen über innre Störungen hinaus und öffnete ihr ein frisches thätiges

hatte. Sie ward angenehm überrascht, als sie in einen kleinen wohlerleuchteten Saal trat, dessen Wände, grün, mit Basreliefs von der auserlesensten Arbeit verziert waren. Ringsumher standen, auf kleinen Fußgestellen, hohe Vasen mit Blumen, dazwischen Statuen, Abgüsse der besten Meister. Einem großen Spiegel gegenüber sah man durch eine geöffnete Glasthür in einen blühenden anmuthigen Garten, der am Abhange des Felsen angelegt war. Mariane, eilig bemüht alle Herrlichkeiten in Augenschein zu nehmen, trat voll Freude aus demselben hervor, und begrüßte Luisen wie eine liebe Bekannte. Alles gewann hier ein lustiges, vertrauliches Ansehn. Der düstre Eindruck des alten Gebäudes verschwand, jede Spur, jede Erinnerung daran war durch Violas Andenken verwischt. Mit liebevoller Ehrfurcht nahm Luise von den übrigen Gemächern Besitz, die noch aller Zauber ihrer ehemaligen Bewohnerin erfüllte. Ahndungen und Sorgen waren vergessen. Mathilde und die Gräfin schienen ihr überall zur Seite zu gehn und sie zu jedem reinen Genuß zu ermuntern.

Die schöne Zeit, wo der Mensch mit erwachender Lebenslust eine neue Laufbahn betritt, wo die Seele sich in den weitren Kreisen dehnt und jede Kraft muthiger übt, hob auch Luisen über innre Störungen hinaus und öffnete ihr ein frisches thätiges

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[61/0069] hatte. Sie ward angenehm überrascht, als sie in einen kleinen wohlerleuchteten Saal trat, dessen Wände, grün, mit Basreliefs von der auserlesensten Arbeit verziert waren. Ringsumher standen, auf kleinen Fußgestellen, hohe Vasen mit Blumen, dazwischen Statuen, Abgüsse der besten Meister. Einem großen Spiegel gegenüber sah man durch eine geöffnete Glasthür in einen blühenden anmuthigen Garten, der am Abhange des Felsen angelegt war. Mariane, eilig bemüht alle Herrlichkeiten in Augenschein zu nehmen, trat voll Freude aus demselben hervor, und begrüßte Luisen wie eine liebe Bekannte. Alles gewann hier ein lustiges, vertrauliches Ansehn. Der düstre Eindruck des alten Gebäudes verschwand, jede Spur, jede Erinnerung daran war durch Violas Andenken verwischt. Mit liebevoller Ehrfurcht nahm Luise von den übrigen Gemächern Besitz, die noch aller Zauber ihrer ehemaligen Bewohnerin erfüllte. Ahndungen und Sorgen waren vergessen. Mathilde und die Gräfin schienen ihr überall zur Seite zu gehn und sie zu jedem reinen Genuß zu ermuntern. Die schöne Zeit, wo der Mensch mit erwachender Lebenslust eine neue Laufbahn betritt, wo die Seele sich in den weitren Kreisen dehnt und jede Kraft muthiger übt, hob auch Luisen über innre Störungen hinaus und öffnete ihr ein frisches thätiges

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/69>, abgerufen am 02.05.2024.