Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Verein konnte indeß den Augen der Welt nicht entgehn. Der Obrist war eine zu bedeutende Erscheinung in ihr, seine Verbindungen blieben nicht unbeobachtet, und es konnte daher nicht fehlen, daß eine große Auszeichnung als entschiedne Wahl angenommen ward. Allein diese Auszeichnung hob auch Luisen sogleich über jedes Schwanken der Meinungen hinaus. Ihr Platz in der Gesellschaft, durch die Gunst des Schicksals bezeichnet, war nun eingenommen; jeder Zweifel schnell gelöst, jede Muthmaßung beseitigt. Die Männer schwiegen da, wo nur eine bedeutende Stimme das Recht hatte, zu sprechen; und die Frauen durch Klugheit gehalten, räumten willig Vorzüge ein, wo ein Tadel ihr Urtheil verdächtig gemacht hätte. Alles trat daher Luisen schmeichlend entgegen. Selbst Auguste hörte auf zu spötteln und ließ sie ruhig gewähren. Aber vor allen war die Baronin bemüht, ihren Beifall zu äußern. Durch häusliche Sorgen und Verwicklungen geängstet, wandte sie sich gern zu der wiederkehrenden Ordnung eines vormals so verworrnen Daseins, und nicht ohne innre Behaglichkeit schrieb sie der eignen Mitwirkung einen Theil dieser heilsamen Veränderung zu. Luise gönnte ihr gern diese kleine Beruhigung, da ohnehin so manches ihren Erwartungen und Plänen entgegenstrebte. Denn es war nicht zu verkennen,

Verein konnte indeß den Augen der Welt nicht entgehn. Der Obrist war eine zu bedeutende Erscheinung in ihr, seine Verbindungen blieben nicht unbeobachtet, und es konnte daher nicht fehlen, daß eine große Auszeichnung als entschiedne Wahl angenommen ward. Allein diese Auszeichnung hob auch Luisen sogleich über jedes Schwanken der Meinungen hinaus. Ihr Platz in der Gesellschaft, durch die Gunst des Schicksals bezeichnet, war nun eingenommen; jeder Zweifel schnell gelöst, jede Muthmaßung beseitigt. Die Männer schwiegen da, wo nur eine bedeutende Stimme das Recht hatte, zu sprechen; und die Frauen durch Klugheit gehalten, räumten willig Vorzüge ein, wo ein Tadel ihr Urtheil verdächtig gemacht hätte. Alles trat daher Luisen schmeichlend entgegen. Selbst Auguste hörte auf zu spötteln und ließ sie ruhig gewähren. Aber vor allen war die Baronin bemüht, ihren Beifall zu äußern. Durch häusliche Sorgen und Verwicklungen geängstet, wandte sie sich gern zu der wiederkehrenden Ordnung eines vormals so verworrnen Daseins, und nicht ohne innre Behaglichkeit schrieb sie der eignen Mitwirkung einen Theil dieser heilsamen Veränderung zu. Luise gönnte ihr gern diese kleine Beruhigung, da ohnehin so manches ihren Erwartungen und Plänen entgegenstrebte. Denn es war nicht zu verkennen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0114" n="112"/>
Verein konnte indeß den Augen der Welt nicht entgehn. Der Obrist war eine zu bedeutende Erscheinung in ihr, seine Verbindungen blieben nicht unbeobachtet, und es konnte daher nicht fehlen, daß eine große Auszeichnung als entschiedne Wahl angenommen ward. Allein diese Auszeichnung hob auch Luisen sogleich über jedes Schwanken der Meinungen hinaus. Ihr Platz in der Gesellschaft, durch die Gunst des Schicksals bezeichnet, war nun eingenommen; jeder Zweifel schnell gelöst, jede Muthmaßung beseitigt. Die Männer schwiegen da, wo nur eine bedeutende Stimme das Recht hatte, zu sprechen; und die Frauen durch Klugheit gehalten, räumten willig Vorzüge ein, wo ein Tadel ihr Urtheil verdächtig gemacht hätte. Alles trat daher Luisen schmeichlend entgegen. Selbst Auguste hörte auf zu spötteln und ließ sie ruhig gewähren. Aber vor allen war die Baronin bemüht, ihren Beifall zu äußern. Durch häusliche Sorgen und Verwicklungen geängstet, wandte sie sich gern zu der wiederkehrenden Ordnung eines vormals so verworrnen Daseins, und nicht ohne innre Behaglichkeit schrieb sie der eignen Mitwirkung einen Theil dieser heilsamen Veränderung zu. Luise gönnte ihr gern diese kleine Beruhigung, da ohnehin so manches ihren Erwartungen und Plänen entgegenstrebte. Denn es war nicht zu verkennen,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0114] Verein konnte indeß den Augen der Welt nicht entgehn. Der Obrist war eine zu bedeutende Erscheinung in ihr, seine Verbindungen blieben nicht unbeobachtet, und es konnte daher nicht fehlen, daß eine große Auszeichnung als entschiedne Wahl angenommen ward. Allein diese Auszeichnung hob auch Luisen sogleich über jedes Schwanken der Meinungen hinaus. Ihr Platz in der Gesellschaft, durch die Gunst des Schicksals bezeichnet, war nun eingenommen; jeder Zweifel schnell gelöst, jede Muthmaßung beseitigt. Die Männer schwiegen da, wo nur eine bedeutende Stimme das Recht hatte, zu sprechen; und die Frauen durch Klugheit gehalten, räumten willig Vorzüge ein, wo ein Tadel ihr Urtheil verdächtig gemacht hätte. Alles trat daher Luisen schmeichlend entgegen. Selbst Auguste hörte auf zu spötteln und ließ sie ruhig gewähren. Aber vor allen war die Baronin bemüht, ihren Beifall zu äußern. Durch häusliche Sorgen und Verwicklungen geängstet, wandte sie sich gern zu der wiederkehrenden Ordnung eines vormals so verworrnen Daseins, und nicht ohne innre Behaglichkeit schrieb sie der eignen Mitwirkung einen Theil dieser heilsamen Veränderung zu. Luise gönnte ihr gern diese kleine Beruhigung, da ohnehin so manches ihren Erwartungen und Plänen entgegenstrebte. Denn es war nicht zu verkennen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/114
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/114>, abgerufen am 29.04.2024.