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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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Anmuthigste angezogen. Alte Mährchen von verzauberten Schlössern wurden wach in ihr. Dabei mußte sie an die Markise und Viola denken. Sie glaubte zu träumen. Der öde Wald, das starre Eis, und nun alle südliche Herrlichkeit! Sie konnte sich eines lauten Freudenrufs nicht erwehren. Da war es, als bewegten sich hinter ihr die Zweige; sie wandte sich, und bemerkte einen Mann, der schnell zu einer Seitenthür hinauseilte, ohne daß sie sein Gesicht sehen konnte. An der saubergestickten Uniform und dem dunkel gelockten Haar glaubte sie Cesario zu erkennen. Ihre Blicke waren noch auf die Thür geheftet, als ein Wagen an dem Hause vorüberfuhr, und sie unwillkührlich zum Fenster zog; aber die verschlungnen grünen Zweige lagen wie ein Gewebe davor, und hinderten sie, etwas zu erkennen.

Sie haben wohl öfter Besuch, sagte der Obrist, mit dem Gärtner hinzutretend. An solchen Tagen, erwiederte dieser, sind die Säle fast nie leer, besonders finden sich Ausländer und Fremde häufig ein, durch die Freiheit des Zutritts in allen fürstlichen Gebäuden angelockt.

Der Blumenduft betäubte Luisen; sie fühlte sich unwohl, und trieb zur Rückkehr ins Freie, wo sie alsbald den Weg nach der Stadt auf einer heitren, vielfach befahrnen Landstraße nahmen.

Anmuthigste angezogen. Alte Mährchen von verzauberten Schlössern wurden wach in ihr. Dabei mußte sie an die Markise und Viola denken. Sie glaubte zu träumen. Der öde Wald, das starre Eis, und nun alle südliche Herrlichkeit! Sie konnte sich eines lauten Freudenrufs nicht erwehren. Da war es, als bewegten sich hinter ihr die Zweige; sie wandte sich, und bemerkte einen Mann, der schnell zu einer Seitenthür hinauseilte, ohne daß sie sein Gesicht sehen konnte. An der saubergestickten Uniform und dem dunkel gelockten Haar glaubte sie Cesario zu erkennen. Ihre Blicke waren noch auf die Thür geheftet, als ein Wagen an dem Hause vorüberfuhr, und sie unwillkührlich zum Fenster zog; aber die verschlungnen grünen Zweige lagen wie ein Gewebe davor, und hinderten sie, etwas zu erkennen.

Sie haben wohl öfter Besuch, sagte der Obrist, mit dem Gärtner hinzutretend. An solchen Tagen, erwiederte dieser, sind die Säle fast nie leer, besonders finden sich Ausländer und Fremde häufig ein, durch die Freiheit des Zutritts in allen fürstlichen Gebäuden angelockt.

Der Blumenduft betäubte Luisen; sie fühlte sich unwohl, und trieb zur Rückkehr ins Freie, wo sie alsbald den Weg nach der Stadt auf einer heitren, vielfach befahrnen Landstraße nahmen.

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Anmuthigste angezogen. Alte Mährchen von verzauberten Schlössern wurden wach in ihr. Dabei mußte sie an die Markise und Viola denken. Sie glaubte zu träumen. Der öde Wald, das starre Eis, und nun alle südliche Herrlichkeit! Sie konnte sich eines lauten Freudenrufs nicht erwehren. Da war es, als bewegten sich hinter ihr die Zweige; sie wandte sich, und bemerkte einen Mann, der schnell zu einer Seitenthür hinauseilte, ohne daß sie sein Gesicht sehen konnte. An der saubergestickten Uniform und dem dunkel gelockten Haar glaubte sie Cesario zu erkennen. Ihre Blicke waren noch auf die Thür geheftet, als ein Wagen an dem Hause vorüberfuhr, und sie unwillkührlich zum Fenster zog; aber die verschlungnen grünen Zweige lagen wie ein Gewebe davor, und hinderten sie, etwas zu erkennen.</p>
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[126/0128] Anmuthigste angezogen. Alte Mährchen von verzauberten Schlössern wurden wach in ihr. Dabei mußte sie an die Markise und Viola denken. Sie glaubte zu träumen. Der öde Wald, das starre Eis, und nun alle südliche Herrlichkeit! Sie konnte sich eines lauten Freudenrufs nicht erwehren. Da war es, als bewegten sich hinter ihr die Zweige; sie wandte sich, und bemerkte einen Mann, der schnell zu einer Seitenthür hinauseilte, ohne daß sie sein Gesicht sehen konnte. An der saubergestickten Uniform und dem dunkel gelockten Haar glaubte sie Cesario zu erkennen. Ihre Blicke waren noch auf die Thür geheftet, als ein Wagen an dem Hause vorüberfuhr, und sie unwillkührlich zum Fenster zog; aber die verschlungnen grünen Zweige lagen wie ein Gewebe davor, und hinderten sie, etwas zu erkennen. Sie haben wohl öfter Besuch, sagte der Obrist, mit dem Gärtner hinzutretend. An solchen Tagen, erwiederte dieser, sind die Säle fast nie leer, besonders finden sich Ausländer und Fremde häufig ein, durch die Freiheit des Zutritts in allen fürstlichen Gebäuden angelockt. Der Blumenduft betäubte Luisen; sie fühlte sich unwohl, und trieb zur Rückkehr ins Freie, wo sie alsbald den Weg nach der Stadt auf einer heitren, vielfach befahrnen Landstraße nahmen.

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/128>, abgerufen am 29.04.2024.