Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

und ließ es an lebhaften Aeußeruugen nicht fehlen, die das Gespräch nur mehr in seinem Lauf fortdrängen sollten. Allein sie war niemals frei genug in sich selbst, um irgend etwas, das sie zufällig berührte, für Augenblicke liegen zu lassen, und mit Besonnenheit mehreres aufzufassen. Eines beschäftigte sie alsdann so ausschließend, daß sie für alles andre entweder gar nicht da war, oder doch zerstreut und kalt erschien. So konnte sie es jetzt nicht aus den Gedanken bringen, warum Cesario ihr gerade in dem Moment habe nahe sein müssen? und weshalb sein Erscheinen, oft so halb und versteckt, sie in Ungewißheit, selbst darüber lasse, ob er es sei oder nicht? Ihr fiel ein, daß, gleich wie ganz verschiedenartige Menschen, die späterhin einen gewichtigen Einfluß auf unser Schicksal haben, sich früher in unsrer Erinnrung zusammen stellen, ohne daß wir sie in irgend einer Beziehung zu einander dachten, die Natur der Umgebungen und die Stimmung, welche diese in uns erwecken, gleichfalls bedeutend sei für das Zusammentreffen mit diesem oder jenem. Sie sann vergeblich, auf welche Weise Cesario mit in ihr Leben verflochten sein könne, und hatte zugleich eine Scheu, es zu entdecken, da sie überall so ungelegen von ihm gestört ward.

Der nächste Morgen verjagte indeß diese Wolken.

und ließ es an lebhaften Aeußeruugen nicht fehlen, die das Gespräch nur mehr in seinem Lauf fortdrängen sollten. Allein sie war niemals frei genug in sich selbst, um irgend etwas, das sie zufällig berührte, für Augenblicke liegen zu lassen, und mit Besonnenheit mehreres aufzufassen. Eines beschäftigte sie alsdann so ausschließend, daß sie für alles andre entweder gar nicht da war, oder doch zerstreut und kalt erschien. So konnte sie es jetzt nicht aus den Gedanken bringen, warum Cesario ihr gerade in dem Moment habe nahe sein müssen? und weshalb sein Erscheinen, oft so halb und versteckt, sie in Ungewißheit, selbst darüber lasse, ob er es sei oder nicht? Ihr fiel ein, daß, gleich wie ganz verschiedenartige Menschen, die späterhin einen gewichtigen Einfluß auf unser Schicksal haben, sich früher in unsrer Erinnrung zusammen stellen, ohne daß wir sie in irgend einer Beziehung zu einander dachten, die Natur der Umgebungen und die Stimmung, welche diese in uns erwecken, gleichfalls bedeutend sei für das Zusammentreffen mit diesem oder jenem. Sie sann vergeblich, auf welche Weise Cesario mit in ihr Leben verflochten sein könne, und hatte zugleich eine Scheu, es zu entdecken, da sie überall so ungelegen von ihm gestört ward.

Der nächste Morgen verjagte indeß diese Wolken.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0130" n="128"/>
und ließ es an lebhaften Aeußeruugen nicht fehlen, die das Gespräch nur mehr in seinem Lauf fortdrängen sollten. Allein sie war niemals frei genug in sich selbst, um irgend etwas, das sie zufällig berührte, für Augenblicke liegen zu lassen, und mit Besonnenheit mehreres aufzufassen. Eines beschäftigte sie alsdann so ausschließend, daß sie für alles andre entweder gar nicht da war, oder doch zerstreut und kalt erschien. So konnte sie es jetzt nicht aus den Gedanken bringen, warum Cesario ihr gerade in dem Moment habe nahe sein müssen? und weshalb sein Erscheinen, oft so halb und versteckt, sie in Ungewißheit, selbst darüber lasse, ob er es sei oder nicht? Ihr fiel ein, daß, gleich wie ganz verschiedenartige Menschen, die späterhin einen gewichtigen Einfluß auf unser Schicksal haben, sich früher in unsrer Erinnrung zusammen stellen, ohne daß wir sie in irgend einer Beziehung zu einander dachten, die Natur der Umgebungen und die Stimmung, welche diese in uns erwecken, gleichfalls bedeutend sei für das Zusammentreffen mit diesem oder jenem. Sie sann vergeblich, auf welche Weise Cesario mit in ihr Leben verflochten sein könne, und hatte zugleich eine Scheu, es zu entdecken, da sie überall so ungelegen von ihm gestört ward.</p>
        <p>Der nächste Morgen verjagte indeß diese Wolken.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0130] und ließ es an lebhaften Aeußeruugen nicht fehlen, die das Gespräch nur mehr in seinem Lauf fortdrängen sollten. Allein sie war niemals frei genug in sich selbst, um irgend etwas, das sie zufällig berührte, für Augenblicke liegen zu lassen, und mit Besonnenheit mehreres aufzufassen. Eines beschäftigte sie alsdann so ausschließend, daß sie für alles andre entweder gar nicht da war, oder doch zerstreut und kalt erschien. So konnte sie es jetzt nicht aus den Gedanken bringen, warum Cesario ihr gerade in dem Moment habe nahe sein müssen? und weshalb sein Erscheinen, oft so halb und versteckt, sie in Ungewißheit, selbst darüber lasse, ob er es sei oder nicht? Ihr fiel ein, daß, gleich wie ganz verschiedenartige Menschen, die späterhin einen gewichtigen Einfluß auf unser Schicksal haben, sich früher in unsrer Erinnrung zusammen stellen, ohne daß wir sie in irgend einer Beziehung zu einander dachten, die Natur der Umgebungen und die Stimmung, welche diese in uns erwecken, gleichfalls bedeutend sei für das Zusammentreffen mit diesem oder jenem. Sie sann vergeblich, auf welche Weise Cesario mit in ihr Leben verflochten sein könne, und hatte zugleich eine Scheu, es zu entdecken, da sie überall so ungelegen von ihm gestört ward. Der nächste Morgen verjagte indeß diese Wolken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/130
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/130>, abgerufen am 29.04.2024.