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Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

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Gewöhnlich ist etwas Einseitiges der trübe Quell ihrer Ehr- und Freiheitsliebe; ja sie haben kein anderes Vaterland, als den engen Raum, welchen die vier Pfäle ihrer häuslichen Wirksamkeit einschließen. Die Welt mögen sie hier ahnden und fühlen, Liebes-und Lebensverhältnisse mögen sie hier begründen, aber Staatsverhältnisse werden sie nie begreifen, weil diese auf Bedingungen beruhen, deren Wesen ihnen nur undeutlich vorschwebt. Abgeschlossenes Recht, Gewalt, erfassender Wille, stehn ihnen so fern, wie der hohe Gedanke königlicher Weltherrschaft. Sie träumen davon, wie von allem, aber empfunden hat es keine.

Viktorine, auf welche diese Worte hauptsächlich gerichtet waren, nahm sie auch ganz ausschließend übel auf. Ihr Mann focht mit den Engländern gegen das Vaterland, und so wenig man es tadeln mochte, daß sie sein Verfahren, wie die hierbei zum Grunde liegende Ansichten, billigte, so konnten es ihr die Männer niemals verzeihen, daß sie mit sarkastischen Ausfällen solche angriff, welche anderen Grundsätzen folgten. Sie stand daher in einer Art kriegerischem Verhältniß mit Vielen unter ihnen, wenn Andere im Gegentheil die Oriflamme in ihrer Hand gewünscht hätten. Jetzt insbesondere hatte sie sich in ihrer einmal genommenen Stellung zu behaupten. Sie vertheidigte

Gewöhnlich ist etwas Einseitiges der trübe Quell ihrer Ehr- und Freiheitsliebe; ja sie haben kein anderes Vaterland, als den engen Raum, welchen die vier Pfäle ihrer häuslichen Wirksamkeit einschließen. Die Welt mögen sie hier ahnden und fühlen, Liebes-und Lebensverhältnisse mögen sie hier begründen, aber Staatsverhältnisse werden sie nie begreifen, weil diese auf Bedingungen beruhen, deren Wesen ihnen nur undeutlich vorschwebt. Abgeschlossenes Recht, Gewalt, erfassender Wille, stehn ihnen so fern, wie der hohe Gedanke königlicher Weltherrschaft. Sie träumen davon, wie von allem, aber empfunden hat es keine.

Viktorine, auf welche diese Worte hauptsächlich gerichtet waren, nahm sie auch ganz ausschließend übel auf. Ihr Mann focht mit den Engländern gegen das Vaterland, und so wenig man es tadeln mochte, daß sie sein Verfahren, wie die hierbei zum Grunde liegende Ansichten, billigte, so konnten es ihr die Männer niemals verzeihen, daß sie mit sarkastischen Ausfällen solche angriff, welche anderen Grundsätzen folgten. Sie stand daher in einer Art kriegerischem Verhältniß mit Vielen unter ihnen, wenn Andere im Gegentheil die Oriflamme in ihrer Hand gewünscht hätten. Jetzt insbesondere hatte sie sich in ihrer einmal genommenen Stellung zu behaupten. Sie vertheidigte

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[174/0181] Gewöhnlich ist etwas Einseitiges der trübe Quell ihrer Ehr- und Freiheitsliebe; ja sie haben kein anderes Vaterland, als den engen Raum, welchen die vier Pfäle ihrer häuslichen Wirksamkeit einschließen. Die Welt mögen sie hier ahnden und fühlen, Liebes-und Lebensverhältnisse mögen sie hier begründen, aber Staatsverhältnisse werden sie nie begreifen, weil diese auf Bedingungen beruhen, deren Wesen ihnen nur undeutlich vorschwebt. Abgeschlossenes Recht, Gewalt, erfassender Wille, stehn ihnen so fern, wie der hohe Gedanke königlicher Weltherrschaft. Sie träumen davon, wie von allem, aber empfunden hat es keine. Viktorine, auf welche diese Worte hauptsächlich gerichtet waren, nahm sie auch ganz ausschließend übel auf. Ihr Mann focht mit den Engländern gegen das Vaterland, und so wenig man es tadeln mochte, daß sie sein Verfahren, wie die hierbei zum Grunde liegende Ansichten, billigte, so konnten es ihr die Männer niemals verzeihen, daß sie mit sarkastischen Ausfällen solche angriff, welche anderen Grundsätzen folgten. Sie stand daher in einer Art kriegerischem Verhältniß mit Vielen unter ihnen, wenn Andere im Gegentheil die Oriflamme in ihrer Hand gewünscht hätten. Jetzt insbesondere hatte sie sich in ihrer einmal genommenen Stellung zu behaupten. Sie vertheidigte

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/181>, abgerufen am 01.05.2024.