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Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

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sie bewegte den kleinen Körper in tausend zierlichen Verdrehungen, spielte, sang und tanzte, und zwang Alexis, in ihre komische Liedchen und Geberdensprache mit einzustimmen.

Adalbert blieb noch auf seinem Platze sitzen, sah innerlich entzückt der anmuthigen Frau nach, und sich selbst in unzählige liebliche Bilder hinein, bis der Blumenduft, das Säuseln der Blätter, die schwüle Stille um ihn her, seine Augen schloß und er fest einschlief. Nicht lange, so theilte sich die Blumenwand hinter ihm, Antonie beugte sich leise hervor, legte ihre rechte Hand unter sein Herz, und flüsterte, mit den Lippen fast seine Schläfe berührend: "Laß mein Bild in Dich eingehn, halte es fest, wie es der Traum Dir zeigt, werde mein für alle Ewigkeit."

Sie wiederholte die Worte mehreremale, wie lebhaft sich auch Adalbert regte, und gegen den Traum anzukämpfen schien, endlich seufzte er tief, öffnete seine Arme, und breitete sie ihr entgegen. Antonie hauchte einen flüchtigen Kuß über seine Lippen, und zog sich hinter die Blumen zurück.

Es war bereits dunkelnder Abend geworden, als die Fehlenden, einer nach dem andern, zur übrigen Gesellschaft stießen. Marie flog Adalbert entgegen, er begrüßte sie zerstreut, seine Blicke flogen überall unruhig umher, endlich fanden sie

sie bewegte den kleinen Körper in tausend zierlichen Verdrehungen, spielte, sang und tanzte, und zwang Alexis, in ihre komische Liedchen und Geberdensprache mit einzustimmen.

Adalbert blieb noch auf seinem Platze sitzen, sah innerlich entzückt der anmuthigen Frau nach, und sich selbst in unzählige liebliche Bilder hinein, bis der Blumenduft, das Säuseln der Blätter, die schwüle Stille um ihn her, seine Augen schloß und er fest einschlief. Nicht lange, so theilte sich die Blumenwand hinter ihm, Antonie beugte sich leise hervor, legte ihre rechte Hand unter sein Herz, und flüsterte, mit den Lippen fast seine Schläfe berührend: »Laß mein Bild in Dich eingehn, halte es fest, wie es der Traum Dir zeigt, werde mein für alle Ewigkeit.«

Sie wiederholte die Worte mehreremale, wie lebhaft sich auch Adalbert regte, und gegen den Traum anzukämpfen schien, endlich seufzte er tief, öffnete seine Arme, und breitete sie ihr entgegen. Antonie hauchte einen flüchtigen Kuß über seine Lippen, und zog sich hinter die Blumen zurück.

Es war bereits dunkelnder Abend geworden, als die Fehlenden, einer nach dem andern, zur übrigen Gesellschaft stießen. Marie flog Adalbert entgegen, er begrüßte sie zerstreut, seine Blicke flogen überall unruhig umher, endlich fanden sie

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[185/0192] sie bewegte den kleinen Körper in tausend zierlichen Verdrehungen, spielte, sang und tanzte, und zwang Alexis, in ihre komische Liedchen und Geberdensprache mit einzustimmen. Adalbert blieb noch auf seinem Platze sitzen, sah innerlich entzückt der anmuthigen Frau nach, und sich selbst in unzählige liebliche Bilder hinein, bis der Blumenduft, das Säuseln der Blätter, die schwüle Stille um ihn her, seine Augen schloß und er fest einschlief. Nicht lange, so theilte sich die Blumenwand hinter ihm, Antonie beugte sich leise hervor, legte ihre rechte Hand unter sein Herz, und flüsterte, mit den Lippen fast seine Schläfe berührend: »Laß mein Bild in Dich eingehn, halte es fest, wie es der Traum Dir zeigt, werde mein für alle Ewigkeit.« Sie wiederholte die Worte mehreremale, wie lebhaft sich auch Adalbert regte, und gegen den Traum anzukämpfen schien, endlich seufzte er tief, öffnete seine Arme, und breitete sie ihr entgegen. Antonie hauchte einen flüchtigen Kuß über seine Lippen, und zog sich hinter die Blumen zurück. Es war bereits dunkelnder Abend geworden, als die Fehlenden, einer nach dem andern, zur übrigen Gesellschaft stießen. Marie flog Adalbert entgegen, er begrüßte sie zerstreut, seine Blicke flogen überall unruhig umher, endlich fanden sie

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  • Silbentrennung: aufgelöst
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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/192>, abgerufen am 01.05.2024.