Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

Bild:
<< vorherige Seite

grunde seiner Seele lauerten, und ihm einreden
wollten, er sei an eine Fey, oder sonst ein bös-
lich neckendes Wesen der Geisterwelt, angetraut;
nur noch die einzige Frage ging fast unversehns
über seine Lippen: liebes Undinchen, sage mir
doch das Eine, was war es, das Du von Erd-
geistern sprachst, da der Priester an die Thür
klopfte, und von Kühleborn? -- Mährchen!
Kindermährchen! sagte Undine lachend, und ganz
wieder in ihrer gewohnten Lustigkeit. Erst hab'
ich Euch damit bange gemacht, am Ende habt
Ihr's mich. Das ist das Ende vom Liede und
vom ganzen Hochzeitabend. -- Nein, das ist es
nicht, sagte der von Liebe berauschte Ritter,
löschte die Kerzen, und trug seine schöne Gelieb-
te unter tausend Küssen, vom Monde, der hell
durch die Fenster herein sah, anmuthig beleuch-
tet, zu der Brautkammer hinein.



grunde ſeiner Seele lauerten, und ihm einreden
wollten, er ſei an eine Fey, oder ſonſt ein boͤs-
lich neckendes Weſen der Geiſterwelt, angetraut;
nur noch die einzige Frage ging faſt unverſehns
uͤber ſeine Lippen: liebes Undinchen, ſage mir
doch das Eine, was war es, das Du von Erd-
geiſtern ſprachſt, da der Prieſter an die Thuͤr
klopfte, und von Kuͤhleborn? — Maͤhrchen!
Kindermaͤhrchen! ſagte Undine lachend, und ganz
wieder in ihrer gewohnten Luſtigkeit. Erſt hab’
ich Euch damit bange gemacht, am Ende habt
Ihr’s mich. Das iſt das Ende vom Liede und
vom ganzen Hochzeitabend. — Nein, das iſt es
nicht, ſagte der von Liebe berauſchte Ritter,
loͤſchte die Kerzen, und trug ſeine ſchoͤne Gelieb-
te unter tauſend Kuͤſſen, vom Monde, der hell
durch die Fenſter herein ſah, anmuthig beleuch-
tet, zu der Brautkammer hinein.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0090" n="76"/>
grunde &#x017F;einer Seele lauerten, und ihm einreden<lb/>
wollten, er &#x017F;ei an eine Fey, oder &#x017F;on&#x017F;t ein bo&#x0364;s-<lb/>
lich neckendes We&#x017F;en der Gei&#x017F;terwelt, angetraut;<lb/>
nur noch die einzige Frage ging fa&#x017F;t unver&#x017F;ehns<lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;eine Lippen: liebes Undinchen, &#x017F;age mir<lb/>
doch das Eine, was war es, das Du von Erd-<lb/>
gei&#x017F;tern &#x017F;prach&#x017F;t, da der Prie&#x017F;ter an die Thu&#x0364;r<lb/>
klopfte, und von Ku&#x0364;hleborn? &#x2014; Ma&#x0364;hrchen!<lb/>
Kinderma&#x0364;hrchen! &#x017F;agte Undine lachend, und ganz<lb/>
wieder in ihrer gewohnten Lu&#x017F;tigkeit. Er&#x017F;t hab&#x2019;<lb/>
ich Euch damit bange gemacht, am Ende habt<lb/>
Ihr&#x2019;s mich. Das i&#x017F;t das Ende vom Liede und<lb/>
vom ganzen Hochzeitabend. &#x2014; Nein, das i&#x017F;t es<lb/>
nicht, &#x017F;agte der von Liebe berau&#x017F;chte Ritter,<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;chte die Kerzen, und trug &#x017F;eine &#x017F;cho&#x0364;ne Gelieb-<lb/>
te unter tau&#x017F;end Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, vom Monde, der hell<lb/>
durch die Fen&#x017F;ter <choice><sic>hereiu</sic><corr>herein</corr></choice> &#x017F;ah, anmuthig beleuch-<lb/>
tet, zu der Brautkammer hinein.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0090] grunde ſeiner Seele lauerten, und ihm einreden wollten, er ſei an eine Fey, oder ſonſt ein boͤs- lich neckendes Weſen der Geiſterwelt, angetraut; nur noch die einzige Frage ging faſt unverſehns uͤber ſeine Lippen: liebes Undinchen, ſage mir doch das Eine, was war es, das Du von Erd- geiſtern ſprachſt, da der Prieſter an die Thuͤr klopfte, und von Kuͤhleborn? — Maͤhrchen! Kindermaͤhrchen! ſagte Undine lachend, und ganz wieder in ihrer gewohnten Luſtigkeit. Erſt hab’ ich Euch damit bange gemacht, am Ende habt Ihr’s mich. Das iſt das Ende vom Liede und vom ganzen Hochzeitabend. — Nein, das iſt es nicht, ſagte der von Liebe berauſchte Ritter, loͤſchte die Kerzen, und trug ſeine ſchoͤne Gelieb- te unter tauſend Kuͤſſen, vom Monde, der hell durch die Fenſter herein ſah, anmuthig beleuch- tet, zu der Brautkammer hinein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/90
Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/90>, abgerufen am 27.04.2024.