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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Von dem Saturn/ oder Bleystern.
von GOtt und seinen Wort. Der güldene Fisch den Geitz. Die Meer-
Schwalbe die Concupiscentz (oder Begierde.) Chamaeleon/ die Unbe-
ständigkeit. Die Fliege/ die Beschmitzung und Verleumdung. Das
Kreutz/ die Zauberey. (a)

Wer dergleichen sinmeiche Einfälle nicht hat/ noch in Erfindungen
so glückselig ist/ daß er alsobald von den Himmels-Zeichen/ und Stern-
Bildern/ schöne Gleichnissen und Lehr-Bilder zu machen weiß; dem kan
dennoch auch die blosse Beschauung deß Stern-funcklenden Firmaments
manche feine geiftliche Gedancken erwecken/ als der grossen und herrlichen
Allmacht GOttes/ der erwartenden Verklärung unserer nichtigen Lei-
ber/ die/ in diesem Leben/ an dem Gestirn/ einen Spiegel haben; und/ zu
andren dergleichen Betrachtungen mehr/ Anleitung geben. Massen uns
hierzu Chrysostomus/ mit dieser heilsamen Aufmunterung/ leuchtet:
Wenn die Theile dieses Himmels/ welche unsrem Gesichre zu-Wie man
den gestirn-
ten Him-
mel geist-
lich könne
betrachten.

gewandt/ so voll Schönheit und Anmut sind: so gedenckt/ wie
doch wol jene öbere Theile/ und wie deß Himmels Himmel be-
schaffen seyn müsse. Weil uns aber jetzt nicht erlaubt ist/ mit
leiblichen Augen/ solches anzuschauen: so steig/ mit den Ge-
dancken/ hinauf/ und wirff deine Augen aufden Himmel/ der
höher ist/ als dieser unser sichtbaret Himmel: steighinauf/ sag
ich/ zu jener Höhe/ die mit keinem Ziel umfangen/ zu jenem
erschrecklichem Liecht und Glantze/ zu so vielen Englischen
Völckern/ zu den unzehlichen Nationen (oder Heerschaaren)
der Ertz-Engel/ und zu den andren unleiblichen Kräfften.
(b)

Wer/ mit solchen Augen/ den gestirnten Himmel beschauet; der
wird dermaleins/ in jener zukünfstigen Herrlichkeit/ wiederum/ wie ein
heller Stern/ beschauet werden/ und ewiglich leuchten.



Der
(a) Herr Erhardus Weigelius/ in seinem Himmels-Spiegel lit. D.
(b) Chrysoft. in c. [8]. Epistolae ad Romanos, Tom. 4.
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Von dem Saturn/ oder Bleyſtern.
von GOtt und ſeinen Wort. Der guͤldene Fiſch den Geitz. Die Meer-
Schwalbe die Concupiſcentz (oder Begierde.) Chamæleon/ die Unbe-
ſtaͤndigkeit. Die Fliege/ die Beſchmitzung und Verleumdung. Das
Kreutz/ die Zauberey. (a)

Wer dergleichen ſinmeiche Einfaͤlle nicht hat/ noch in Erfindungen
ſo gluͤckſelig iſt/ daß er alſobald von den Himmels-Zeichen/ und Stern-
Bildern/ ſchoͤne Gleichniſſen und Lehr-Bilder zu machen weiß; dem kan
dennoch auch die bloſſe Beſchauung deß Stern-funcklenden Firmaments
manche feine geiftliche Gedancken erwecken/ als der groſſen und herꝛlichen
Allmacht GOttes/ der erwartenden Verklaͤrung unſerer nichtigen Lei-
ber/ die/ in dieſem Leben/ an dem Geſtirn/ einen Spiegel haben; und/ zu
andren dergleichen Betrachtungen mehr/ Anleitung geben. Maſſen uns
hierzu Chryſoſtomus/ mit dieſer heilſamen Aufmunterung/ leuchtet:
Wenn die Theile dieſes Himmels/ welche unſrem Geſichre zu-Wie man
den geſtirn-
ten Him-
mel geiſt-
lich koͤnne
betrachten.

gewandt/ ſo voll Schoͤnheit und Anmut ſind: ſo gedenckt/ wie
doch wol jene oͤbere Theile/ und wie deß Himmels Himmel be-
ſchaffen ſeyn muͤſſe. Weil uns aber jetzt nicht erlaubt iſt/ mit
leiblichen Augen/ ſolches anzuſchauen: ſo ſteig/ mit den Ge-
dancken/ hinauf/ und wirff deine Augen aufden Himmel/ der
hoͤher iſt/ als dieſer unſer ſichtbaret Himmel: ſteighinauf/ ſag
ich/ zu jener Hoͤhe/ die mit keinem Ziel umfangen/ zu jenem
erſchrecklichem Liecht und Glantze/ zu ſo vielen Engliſchen
Voͤlckern/ zu den unzehlichen Nationen (oder Heerſchaaren)
der Ertz-Engel/ und zu den andren unleiblichen Kraͤfften.
(b)

Wer/ mit ſolchen Augen/ den geſtirnten Himmel beſchauet; der
wird dermaleins/ in jener zukuͤnfſtigen Herꝛlichkeit/ wiederum/ wie ein
heller Stern/ beſchauet werden/ und ewiglich leuchten.



Der
(a) Herꝛ Erhardus Weigelius/ in ſeinem Himmels-Spiegel lit. D.
(b) Chryſoft. in c. [8]. Epiſtolæ ad Romanos, Tom. 4.
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[1093/1163] Von dem Saturn/ oder Bleyſtern. von GOtt und ſeinen Wort. Der guͤldene Fiſch den Geitz. Die Meer- Schwalbe die Concupiſcentz (oder Begierde.) Chamæleon/ die Unbe- ſtaͤndigkeit. Die Fliege/ die Beſchmitzung und Verleumdung. Das Kreutz/ die Zauberey. (a) Wer dergleichen ſinmeiche Einfaͤlle nicht hat/ noch in Erfindungen ſo gluͤckſelig iſt/ daß er alſobald von den Himmels-Zeichen/ und Stern- Bildern/ ſchoͤne Gleichniſſen und Lehr-Bilder zu machen weiß; dem kan dennoch auch die bloſſe Beſchauung deß Stern-funcklenden Firmaments manche feine geiftliche Gedancken erwecken/ als der groſſen und herꝛlichen Allmacht GOttes/ der erwartenden Verklaͤrung unſerer nichtigen Lei- ber/ die/ in dieſem Leben/ an dem Geſtirn/ einen Spiegel haben; und/ zu andren dergleichen Betrachtungen mehr/ Anleitung geben. Maſſen uns hierzu Chryſoſtomus/ mit dieſer heilſamen Aufmunterung/ leuchtet: Wenn die Theile dieſes Himmels/ welche unſrem Geſichre zu- gewandt/ ſo voll Schoͤnheit und Anmut ſind: ſo gedenckt/ wie doch wol jene oͤbere Theile/ und wie deß Himmels Himmel be- ſchaffen ſeyn muͤſſe. Weil uns aber jetzt nicht erlaubt iſt/ mit leiblichen Augen/ ſolches anzuſchauen: ſo ſteig/ mit den Ge- dancken/ hinauf/ und wirff deine Augen aufden Himmel/ der hoͤher iſt/ als dieſer unſer ſichtbaret Himmel: ſteighinauf/ ſag ich/ zu jener Hoͤhe/ die mit keinem Ziel umfangen/ zu jenem erſchrecklichem Liecht und Glantze/ zu ſo vielen Engliſchen Voͤlckern/ zu den unzehlichen Nationen (oder Heerſchaaren) der Ertz-Engel/ und zu den andren unleiblichen Kraͤfften. (b) Wie man den geſtirn- ten Him- mel geiſt- lich koͤnne betrachten. Wer/ mit ſolchen Augen/ den geſtirnten Himmel beſchauet; der wird dermaleins/ in jener zukuͤnfſtigen Herꝛlichkeit/ wiederum/ wie ein heller Stern/ beſchauet werden/ und ewiglich leuchten. Der (a) Herꝛ Erhardus Weigelius/ in ſeinem Himmels-Spiegel lit. D. (b) Chryſoft. in c. 8. Epiſtolæ ad Romanos, Tom. 4. Y y y y y y iij

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 1093. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1163>, abgerufen am 16.05.2024.