Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.ten/ allgemach verschwunden; liessen sie/ bey Nacht/ einen Priester/ am Seil/ von der mauren hinab/ mit Briefen an den Bischoff. Derselbe Priester kam auch glücklich wieder/ mit brieflicher Antwort vom Bischoff/ darinn sie/ auf eheste und fordersamste Hülffe/ vertröstet wurden; nemlich auf den starken Anzug deß Türken. Diese Botschafft verursachte/ daß sie viel Freuden-Zeichen blicken liessen/ und unter andren/ auf der Kirch-Spitzen/ eine alte weislechte Fahn aussteckten. Solches soll/ wie de Rewa meldet/ ein Teutscher Kundschaffter für ein Losungs-Zeichen aufgenommen/ als ob die Türkische Völker albereit angelangt/ und den Seinigen für gewiß angebracht haben: welche/ weil sie vorhin schon solches geargwohnt/ desto williger es geglaubt/ und damit die Belägerung aufgehaben hätten. Isthuanfius aber schreibt/ daß/ obgleich die Belägerte Freuden-Schüsse gethan / dazu/ mit Trompeten/ Paucken/ und Jauchzen/ gefrohlocket; die Teutschen dessen ungeachtet/ mit solchem Ernst/ und Gewalt/ die Bestreitung fortgesetzt/ daß sichs gänzlich ansehn lassen/ sie würden eher nicht davor weg/ als bis sie es einbekommen: Weil aber König Ferdinand/ vor allen Dingen/ die Stadt Wien/ versichert wissen wollen / daran ihm mehr gelegen war/ nachdemmal er gewisse Kundschafft erhalten/ daß der Türk / mit nechstem/ dieselbe würde belagern; habe er/ an den Grafen von Turn/ wie auch an andre Teutsche/ und Spannische Obersten/ ernstlichen Befehl ergehn lassen/ daß sie alles andre zurück stellen/ auch dieses Schlosses Bezwingung/ auf eine andre Zeit / verschieben/ und unverzüglich/ mit dem Kriegsheer/ nach Wien eilen solten. Welches deß Orts Zagram grosses Glück gewesen: sintemal es sonst/ ohn allen Zweiffel/ noch übergangen wäre. Dann Solimannus disponirte seinen Feldzug so thörlich nicht/ wie der neulichstrangulirte Groß-Vizir/ Kara Mustafa/ gethan: Er begehrte nicht seine Zähne an den Kern der harten Nuß zu setzen/ bevor er die Schalen aufgebissen/ noch den Rock eher anzulegen/ als das Hemd; wolte nicht so gerade/ auf Wien/ angehen/ ehe dann er Ofen / und theils andre Oerter/ hinweg genommen. Es war das Getreide albereit eingeerndet/ als er/ mit einer mächtigen Menge Wolks/ die Sau passirte/ und in das Ungarische kleine Herzogthum Sirmium kam/ so zwischen dem Sau- und Drav - Strom ligt/ an einer Seiten auch die Donau/ und also gleichsam ein Kleeblat von Flüssen in der Nähe hat. Von dannen marschirte er gegen Esseck/ und passirte allda die Drav/ über eine geschlagne Schiffbrücke/ ohn einige Hinderniß/ und feindliche Anfechtung/ bis er die Mohatzische Gegend erreichte: welche man/ so sie bergicht wäre / billig das Ungarische Gilboa zu nennen hätte. Daselbst zoch ihm König Johannes/ in Begleitung deß Lasci/ sechs tausend Mann/ entgegen/ wartete ihm auf mit demütiger Ehrerbietung/ und köstlichen Presenten. Etliche/ darunter auch der Joan B. de Recoles, in seinem Französisch-beschriebenen zweymal-belägertem Wien/ befindlich/ geben aus: Nachdem König Johann sich/ und sein Königreich/ dem Suldan zugehuldigt/ ihn versicherend/ es ten/ allgemach verschwunden; liessen sie/ bey Nacht/ einen Priester/ am Seil/ von der mauren hinab/ mit Briefen an den Bischoff. Derselbe Priester kam auch glücklich wieder/ mit brieflicher Antwort vom Bischoff/ darinn sie/ auf eheste und fordersamste Hülffe/ vertröstet wurden; nemlich auf den starken Anzug deß Türken. Diese Botschafft verursachte/ daß sie viel Freuden-Zeichen blicken liessen/ und unter andren/ auf der Kirch-Spitzen/ eine alte weislechte Fahn aussteckten. Solches soll/ wie de Rewa meldet/ ein Teutscher Kundschaffter für ein Losungs-Zeichen aufgenommen/ als ob die Türkische Völker albereit angelangt/ und den Seinigen für gewiß angebracht haben: welche/ weil sie vorhin schon solches geargwohnt/ desto williger es geglaubt/ und damit die Belägerung aufgehaben hätten. Isthuanfius aber schreibt/ daß/ obgleich die Belägerte Freuden-Schüsse gethan / dazu/ mit Trompeten/ Paucken/ und Jauchzen/ gefrohlocket; die Teutschen dessen ungeachtet/ mit solchem Ernst/ und Gewalt/ die Bestreitung fortgesetzt/ daß sichs gänzlich ansehn lassen/ sie würden eher nicht davor weg/ als bis sie es einbekommen: Weil aber König Ferdinand/ vor allen Dingen/ die Stadt Wien/ versichert wissen wollen / daran ihm mehr gelegen war/ nachdemmal er gewisse Kundschafft erhalten/ daß der Türk / mit nechstem/ dieselbe würde belagern; habe er/ an den Grafen von Turn/ wie auch an andre Teutsche/ und Spannische Obersten/ ernstlichen Befehl ergehn lassen/ daß sie alles andre zurück stellen/ auch dieses Schlosses Bezwingung/ auf eine andre Zeit / verschieben/ und unverzüglich/ mit dem Kriegsheer/ nach Wien eilen solten. Welches deß Orts Zagram grosses Glück gewesen: sintemal es sonst/ ohn allen Zweiffel/ noch übergangen wäre. Dann Solimannus disponirte seinen Feldzug so thörlich nicht/ wie der neulichstrangulirte Groß-Vizir/ Kara Mustafa/ gethan: Er begehrte nicht seine Zähne an den Kern der harten Nuß zu setzen/ bevor er die Schalen aufgebissen/ noch den Rock eher anzulegen/ als das Hemd; wolte nicht so gerade/ auf Wien/ angehen/ ehe dann er Ofen / und theils andre Oerter/ hinweg genommen. Es war das Getreide albereit eingeerndet/ als er/ mit einer mächtigen Menge Wolks/ die Sau passirte/ und in das Ungarische kleine Herzogthum Sirmium kam/ so zwischen dem Sau- und Drav - Strom ligt/ an einer Seiten auch die Donau/ und also gleichsam ein Kleeblat von Flüssen in der Nähe hat. Von dannen marschirte er gegen Esseck/ und passirte allda die Drav/ über eine geschlagne Schiffbrücke/ ohn einige Hinderniß/ und feindliche Anfechtung/ bis er die Mohatzische Gegend erreichte: welche man/ so sie bergicht wäre / billig das Ungarische Gilboa zu nennen hätte. Daselbst zoch ihm König Johannes/ in Begleitung deß Lasci/ sechs tausend Mann/ entgegen/ wartete ihm auf mit demütiger Ehrerbietung/ und köstlichen Presenten. Etliche/ darunter auch der Joan B. de Recoles, in seinem Französisch-beschriebenen zweymal-belägertem Wien/ befindlich/ geben aus: Nachdem König Johann sich/ und sein Königreich/ dem Suldan zugehuldigt/ ihn versicherend/ es <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0104" n="96"/> ten/ allgemach verschwunden; liessen sie/ bey Nacht/ einen Priester/ am Seil/ von der mauren hinab/ mit Briefen an den Bischoff. Derselbe Priester kam auch glücklich wieder/ mit brieflicher Antwort vom Bischoff/ darinn sie/ auf eheste und fordersamste Hülffe/ vertröstet wurden; nemlich auf den starken Anzug deß Türken. Diese Botschafft verursachte/ daß sie viel Freuden-Zeichen blicken liessen/ und unter andren/ auf der Kirch-Spitzen/ eine alte weislechte Fahn aussteckten. Solches soll/ wie de Rewa meldet/ ein Teutscher Kundschaffter für ein Losungs-Zeichen aufgenommen/ als ob die Türkische Völker albereit angelangt/ und den Seinigen für gewiß angebracht haben: welche/ weil sie vorhin schon solches geargwohnt/ desto williger es geglaubt/ und damit die Belägerung aufgehaben hätten. Isthuanfius aber schreibt/ daß/ obgleich die Belägerte Freuden-Schüsse gethan / dazu/ mit Trompeten/ Paucken/ und Jauchzen/ gefrohlocket; die Teutschen dessen ungeachtet/ mit solchem Ernst/ und Gewalt/ die Bestreitung fortgesetzt/ daß sichs gänzlich ansehn lassen/ sie würden eher nicht davor weg/ als bis sie es einbekommen: Weil aber König Ferdinand/ vor allen Dingen/ die Stadt Wien/ versichert wissen wollen / daran ihm mehr gelegen war/ nachdemmal er gewisse Kundschafft erhalten/ daß der Türk / mit nechstem/ dieselbe würde belagern; habe er/ an den Grafen von Turn/ wie auch an andre Teutsche/ und Spannische Obersten/ ernstlichen Befehl ergehn lassen/ daß sie alles andre zurück stellen/ auch dieses Schlosses Bezwingung/ auf eine andre Zeit / verschieben/ und unverzüglich/ mit dem Kriegsheer/ nach Wien eilen solten. Welches deß Orts Zagram grosses Glück gewesen: sintemal es sonst/ ohn allen Zweiffel/ noch übergangen wäre. Dann Solimannus disponirte seinen Feldzug so thörlich nicht/ wie der neulichstrangulirte Groß-Vizir/ Kara Mustafa/ gethan: Er begehrte nicht seine Zähne an den Kern der harten Nuß zu setzen/ bevor er die Schalen aufgebissen/ noch den Rock eher anzulegen/ als das Hemd; wolte nicht so gerade/ auf Wien/ angehen/ ehe dann er Ofen / und theils andre Oerter/ hinweg genommen.</p> <p>Es war das Getreide albereit eingeerndet/ als er/ mit einer mächtigen Menge Wolks/ die Sau passirte/ und in das Ungarische kleine Herzogthum Sirmium kam/ so zwischen dem Sau- und Drav - Strom ligt/ an einer Seiten auch die Donau/ und also gleichsam ein Kleeblat von Flüssen in der Nähe hat. Von dannen marschirte er gegen Esseck/ und passirte allda die Drav/ über eine geschlagne Schiffbrücke/ ohn einige Hinderniß/ und feindliche Anfechtung/ bis er die Mohatzische Gegend erreichte: welche man/ so sie bergicht wäre / billig das Ungarische Gilboa zu nennen hätte. Daselbst zoch ihm König Johannes/ in Begleitung deß Lasci/ sechs tausend Mann/ entgegen/ wartete ihm auf mit demütiger Ehrerbietung/ und köstlichen Presenten.</p> <p>Etliche/ darunter auch der Joan B. de Recoles, in seinem Französisch-beschriebenen zweymal-belägertem Wien/ befindlich/ geben aus: Nachdem König Johann sich/ und sein Königreich/ dem Suldan zugehuldigt/ ihn versicherend/ es </p> </div> </body> </text> </TEI> [96/0104]
ten/ allgemach verschwunden; liessen sie/ bey Nacht/ einen Priester/ am Seil/ von der mauren hinab/ mit Briefen an den Bischoff. Derselbe Priester kam auch glücklich wieder/ mit brieflicher Antwort vom Bischoff/ darinn sie/ auf eheste und fordersamste Hülffe/ vertröstet wurden; nemlich auf den starken Anzug deß Türken. Diese Botschafft verursachte/ daß sie viel Freuden-Zeichen blicken liessen/ und unter andren/ auf der Kirch-Spitzen/ eine alte weislechte Fahn aussteckten. Solches soll/ wie de Rewa meldet/ ein Teutscher Kundschaffter für ein Losungs-Zeichen aufgenommen/ als ob die Türkische Völker albereit angelangt/ und den Seinigen für gewiß angebracht haben: welche/ weil sie vorhin schon solches geargwohnt/ desto williger es geglaubt/ und damit die Belägerung aufgehaben hätten. Isthuanfius aber schreibt/ daß/ obgleich die Belägerte Freuden-Schüsse gethan / dazu/ mit Trompeten/ Paucken/ und Jauchzen/ gefrohlocket; die Teutschen dessen ungeachtet/ mit solchem Ernst/ und Gewalt/ die Bestreitung fortgesetzt/ daß sichs gänzlich ansehn lassen/ sie würden eher nicht davor weg/ als bis sie es einbekommen: Weil aber König Ferdinand/ vor allen Dingen/ die Stadt Wien/ versichert wissen wollen / daran ihm mehr gelegen war/ nachdemmal er gewisse Kundschafft erhalten/ daß der Türk / mit nechstem/ dieselbe würde belagern; habe er/ an den Grafen von Turn/ wie auch an andre Teutsche/ und Spannische Obersten/ ernstlichen Befehl ergehn lassen/ daß sie alles andre zurück stellen/ auch dieses Schlosses Bezwingung/ auf eine andre Zeit / verschieben/ und unverzüglich/ mit dem Kriegsheer/ nach Wien eilen solten. Welches deß Orts Zagram grosses Glück gewesen: sintemal es sonst/ ohn allen Zweiffel/ noch übergangen wäre. Dann Solimannus disponirte seinen Feldzug so thörlich nicht/ wie der neulichstrangulirte Groß-Vizir/ Kara Mustafa/ gethan: Er begehrte nicht seine Zähne an den Kern der harten Nuß zu setzen/ bevor er die Schalen aufgebissen/ noch den Rock eher anzulegen/ als das Hemd; wolte nicht so gerade/ auf Wien/ angehen/ ehe dann er Ofen / und theils andre Oerter/ hinweg genommen.
Es war das Getreide albereit eingeerndet/ als er/ mit einer mächtigen Menge Wolks/ die Sau passirte/ und in das Ungarische kleine Herzogthum Sirmium kam/ so zwischen dem Sau- und Drav - Strom ligt/ an einer Seiten auch die Donau/ und also gleichsam ein Kleeblat von Flüssen in der Nähe hat. Von dannen marschirte er gegen Esseck/ und passirte allda die Drav/ über eine geschlagne Schiffbrücke/ ohn einige Hinderniß/ und feindliche Anfechtung/ bis er die Mohatzische Gegend erreichte: welche man/ so sie bergicht wäre / billig das Ungarische Gilboa zu nennen hätte. Daselbst zoch ihm König Johannes/ in Begleitung deß Lasci/ sechs tausend Mann/ entgegen/ wartete ihm auf mit demütiger Ehrerbietung/ und köstlichen Presenten.
Etliche/ darunter auch der Joan B. de Recoles, in seinem Französisch-beschriebenen zweymal-belägertem Wien/ befindlich/ geben aus: Nachdem König Johann sich/ und sein Königreich/ dem Suldan zugehuldigt/ ihn versicherend/ es
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/104>, abgerufen am 17.06.2024. |