Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.immerzu ihrer mehr folgten/ also / daß die Stadt/ zum andren und dritten mal/ berennet ward. Das Haupt-Heer ruckte bald nach. Unterwegens ward/ vom Solimann/ Bruck an der Leita/ und Trautmannsdorff / aufgefordert/ und gar leicht/ zu williger Ergebung/ geschreckt. Indem aber das Gerücht/ von Herbeynäherung solches entsetzlich-grossen Heers/ als ein gewöhnlicher Vorläuffer der Armeen/ zu den Wienerischen Stadt-Pforten immer stärker eindrang/ und die Gefahr ausbreitete; entstund/ in der Stadt/ keine geringe Bestürzung. Und wie das erschallende Geheul und Gebell der Hunde das Wild auf - und in die Flucht treibt; also verursachte dieses grausame Kriegs-Geschrey/ unter den Einwohnern/ viel flüchtige Füsse: weil ihrer viele in Sorgen/ ja in fester Einbildung/ stunden/ die Stadt würde einem so übermächtigen Feinde/ entweder mit williger Ubergabe/ zu Fuß fallen / oder von seinen Füssen sich zutreten lassen müssen/ und seiner so entsetzlichen Gewalt nicht widerstehn können. Einer grossen Menge von Weibern und Kindern hat man zwar geboten/ aus wigtigem und unterschiedlichem Bedenken/ aus der Stadt zu ziehen. Unter dem Vorwand dieselbe zu begleiten/ versteckten viel Bürger und Einwohner ihre Furcht/ und machten sich gleichfalls davon: wiewol etlichen gleichwol solche Sorgfalt für ihr Weib und Kind ein rechter Ernst/ etlichen aber nur eine blosse Ausrede und Deckel der Zaghafftigkeit gewesen. Gleichwol blieben die meisten Bürger drinnen: und denen/ die/ zu Geleitung der Ihrigen/ mit ausgezogen waren/ fiel nicht möglich/ wieder hinein zu kommen. Als aber endlich der Feind unversehns/ und noch ehender/ weder man vermutete / mit hellen Hauffen/ wie die Wasser-Wogen/ heran brausete; flohe alles/ aus den Dörffern / Flecken/ und kleinen Land-Städten/ in die Wälder/ und setzte man grössere Zuflucht / zu den Bäumen/ als zu Wällen und Mauren: gleich ob diese böse Hunde nicht auch das Gepüsch durchzuspühren wüsten. Darüber seynd ihrer viele gar übel verkürzt/ und den streiffenden Rotten deß Bassa Ogli-Michael (oder Michalogli/ oder Casans) zum Raube worden: und ist manches Ort im Rauch aufgangen/ welches man/ für solchem herumschweiffendem Raub-Gesinde/ noch wol erhalten können; so man nur ein wenig besser Anstalt gemacht/ und das Volk bewehrt/ auch hie und da die Pässe/ mit einigem Land-Volk / belegt hätte. Hie dienet zu merken/ daß bey den Historicis, über den Namen und der Person deß Michalogli/ eine Mißhälligkeit sich ereignet. dann etliche nennen ihn Michalogli/ etliche Ogli Michael (nach Eigenschafft der Ungarischen Sprache/ welche den Geschlechts-Namen voran/ und den Person-Namen hindan setzt) Etliche Cassanem, oder Cassonum. Etliche eignen diese beyde Namen einer Person/ etliche unterschiedlichen Personen zu. Jovius beschreibt den Cassonum, als einen Obersten/ oder General-Leutenant deß Michalogli: daraus so viel zu schliessen wäre/ Michalogli sey sein Feld-Marschall gewest: dann er spricht/ Michalogli habe/ auf Solimanns Befehl (im Jahr 1532.) aus den Freywilligen einen Raub-Hauffen Duce Casano, unter der Anführung immerzu ihrer mehr folgten/ also / daß die Stadt/ zum andren und dritten mal/ berennet ward. Das Haupt-Heer ruckte bald nach. Unterwegens ward/ vom Solimann/ Bruck an der Leita/ und Trautmannsdorff / aufgefordert/ und gar leicht/ zu williger Ergebung/ geschreckt. Indem aber das Gerücht/ von Herbeynäherung solches entsetzlich-grossen Heers/ als ein gewöhnlicher Vorläuffer der Armeen/ zu den Wienerischen Stadt-Pforten immer stärker eindrang/ und die Gefahr ausbreitete; entstund/ in der Stadt/ keine geringe Bestürzung. Und wie das erschallende Geheul und Gebell der Hunde das Wild auf - und in die Flucht treibt; also verursachte dieses grausame Kriegs-Geschrey/ unter den Einwohnern/ viel flüchtige Füsse: weil ihrer viele in Sorgen/ ja in fester Einbildung/ stunden/ die Stadt würde einem so übermächtigen Feinde/ entweder mit williger Ubergabe/ zu Fuß fallen / oder von seinen Füssen sich zutreten lassen müssen/ und seiner so entsetzlichen Gewalt nicht widerstehn köñen. Einer grossen Menge von Weibern und Kindern hat man zwar geboten/ aus wigtigem und unterschiedlichem Bedenken/ aus der Stadt zu ziehen. Unter dem Vorwand dieselbe zu begleiten/ versteckten viel Bürger und Einwohner ihre Furcht/ und machten sich gleichfalls davon: wiewol etlichen gleichwol solche Sorgfalt für ihr Weib und Kind ein rechter Ernst/ etlichen aber nur eine blosse Ausrede und Deckel der Zaghafftigkeit gewesen. Gleichwol blieben die meisten Bürger drinnen: und denen/ die/ zu Geleitung der Ihrigen/ mit ausgezogen waren/ fiel nicht möglich/ wieder hinein zu kommen. Als aber endlich der Feind unversehns/ und noch ehender/ weder man vermutete / mit hellen Hauffen/ wie die Wasser-Wogen/ heran brausete; flohe alles/ aus den Dörffern / Flecken/ und kleinen Land-Städten/ in die Wälder/ und setzte man grössere Zuflucht / zu den Bäumen/ als zu Wällen und Mauren: gleich ob diese böse Hunde nicht auch das Gepüsch durchzuspühren wüsten. Darüber seynd ihrer viele gar übel verkürzt/ und den streiffenden Rotten deß Bassa Ogli-Michael (oder Michalogli/ oder Casans) zum Raube worden: und ist manches Ort im Rauch aufgangen/ welches man/ für solchem herumschweiffendem Raub-Gesinde/ noch wol erhalten können; so man nur ein wenig besser Anstalt gemacht/ und das Volk bewehrt/ auch hie und da die Pässe/ mit einigem Land-Volk / belegt hätte. Hie dienet zu merken/ daß bey den Historicis, über den Namen und der Person deß Michalogli/ eine Mißhälligkeit sich ereignet. dann etliche nennen ihn Michalogli/ etliche Ogli Michael (nach Eigenschafft der Ungarischen Sprache/ welche den Geschlechts-Namen voran/ und den Person-Namen hindan setzt) Etliche Cassanem, oder Cassonum. Etliche eignen diese beyde Namen einer Person/ etliche unterschiedlichen Personen zu. Jovius beschreibt den Cassonum, als einen Obersten/ oder General-Leutenant deß Michalogli: daraus so viel zu schliessen wäre/ Michalogli sey sein Feld-Marschall gewest: dann er spricht/ Michalogli habe/ auf Solimanns Befehl (im Jahr 1532.) aus den Freywilligen einen Raub-Hauffen Duce Casano, unter der Anführung <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0116" n="108"/> immerzu ihrer mehr folgten/ also / daß die Stadt/ zum andren und dritten mal/ berennet ward. Das Haupt-Heer ruckte bald nach. Unterwegens ward/ vom Solimann/ Bruck an der Leita/ und Trautmannsdorff / aufgefordert/ und gar leicht/ zu williger Ergebung/ geschreckt.</p> <p>Indem aber das Gerücht/ von Herbeynäherung solches entsetzlich-grossen Heers/ als ein gewöhnlicher Vorläuffer der Armeen/ zu den Wienerischen Stadt-Pforten immer stärker eindrang/ und die Gefahr ausbreitete; entstund/ in der Stadt/ keine geringe Bestürzung. Und wie das erschallende Geheul und Gebell der Hunde das Wild auf - und in die Flucht treibt; also verursachte dieses grausame Kriegs-Geschrey/ unter den Einwohnern/ viel flüchtige Füsse: weil ihrer viele in Sorgen/ ja in fester Einbildung/ stunden/ die Stadt würde einem so übermächtigen Feinde/ entweder mit williger Ubergabe/ zu Fuß fallen / oder von seinen Füssen sich zutreten lassen müssen/ und seiner so entsetzlichen Gewalt nicht widerstehn köñen. Einer grossen Menge von Weibern und Kindern hat man zwar geboten/ aus wigtigem und unterschiedlichem Bedenken/ aus der Stadt zu ziehen. Unter dem Vorwand dieselbe zu begleiten/ versteckten viel Bürger und Einwohner ihre Furcht/ und machten sich gleichfalls davon: wiewol etlichen gleichwol solche Sorgfalt für ihr Weib und Kind ein rechter Ernst/ etlichen aber nur eine blosse Ausrede und Deckel der Zaghafftigkeit gewesen. Gleichwol blieben die meisten Bürger drinnen: und denen/ die/ zu Geleitung der Ihrigen/ mit ausgezogen waren/ fiel nicht möglich/ wieder hinein zu kommen. Als aber endlich der Feind unversehns/ und noch ehender/ weder man vermutete / mit hellen Hauffen/ wie die Wasser-Wogen/ heran brausete; flohe alles/ aus den Dörffern / Flecken/ und kleinen Land-Städten/ in die Wälder/ und setzte man grössere Zuflucht / zu den Bäumen/ als zu Wällen und Mauren: gleich ob diese böse Hunde nicht auch das Gepüsch durchzuspühren wüsten. Darüber seynd ihrer viele gar übel verkürzt/ und den streiffenden Rotten deß Bassa Ogli-Michael (oder Michalogli/ oder Casans) zum Raube worden: und ist manches Ort im Rauch aufgangen/ welches man/ für solchem herumschweiffendem Raub-Gesinde/ noch wol erhalten können; so man nur ein wenig besser Anstalt gemacht/ und das Volk bewehrt/ auch hie und da die Pässe/ mit einigem Land-Volk / belegt hätte. Hie dienet zu merken/ daß bey den Historicis, über den Namen und der Person deß Michalogli/ eine Mißhälligkeit sich ereignet. dann etliche nennen ihn Michalogli/ etliche Ogli Michael (nach Eigenschafft der Ungarischen Sprache/ welche den Geschlechts-Namen voran/ und den Person-Namen hindan setzt) Etliche Cassanem, oder Cassonum. Etliche eignen diese beyde Namen einer Person/ etliche unterschiedlichen Personen zu. Jovius beschreibt den Cassonum, als einen Obersten/ oder General-Leutenant deß Michalogli: daraus so viel zu schliessen wäre/ Michalogli sey sein Feld-Marschall gewest: dann er spricht/ Michalogli habe/ auf Solimanns Befehl (im Jahr 1532.) aus den Freywilligen einen Raub-Hauffen Duce Casano, unter der Anführung </p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0116]
immerzu ihrer mehr folgten/ also / daß die Stadt/ zum andren und dritten mal/ berennet ward. Das Haupt-Heer ruckte bald nach. Unterwegens ward/ vom Solimann/ Bruck an der Leita/ und Trautmannsdorff / aufgefordert/ und gar leicht/ zu williger Ergebung/ geschreckt.
Indem aber das Gerücht/ von Herbeynäherung solches entsetzlich-grossen Heers/ als ein gewöhnlicher Vorläuffer der Armeen/ zu den Wienerischen Stadt-Pforten immer stärker eindrang/ und die Gefahr ausbreitete; entstund/ in der Stadt/ keine geringe Bestürzung. Und wie das erschallende Geheul und Gebell der Hunde das Wild auf - und in die Flucht treibt; also verursachte dieses grausame Kriegs-Geschrey/ unter den Einwohnern/ viel flüchtige Füsse: weil ihrer viele in Sorgen/ ja in fester Einbildung/ stunden/ die Stadt würde einem so übermächtigen Feinde/ entweder mit williger Ubergabe/ zu Fuß fallen / oder von seinen Füssen sich zutreten lassen müssen/ und seiner so entsetzlichen Gewalt nicht widerstehn köñen. Einer grossen Menge von Weibern und Kindern hat man zwar geboten/ aus wigtigem und unterschiedlichem Bedenken/ aus der Stadt zu ziehen. Unter dem Vorwand dieselbe zu begleiten/ versteckten viel Bürger und Einwohner ihre Furcht/ und machten sich gleichfalls davon: wiewol etlichen gleichwol solche Sorgfalt für ihr Weib und Kind ein rechter Ernst/ etlichen aber nur eine blosse Ausrede und Deckel der Zaghafftigkeit gewesen. Gleichwol blieben die meisten Bürger drinnen: und denen/ die/ zu Geleitung der Ihrigen/ mit ausgezogen waren/ fiel nicht möglich/ wieder hinein zu kommen. Als aber endlich der Feind unversehns/ und noch ehender/ weder man vermutete / mit hellen Hauffen/ wie die Wasser-Wogen/ heran brausete; flohe alles/ aus den Dörffern / Flecken/ und kleinen Land-Städten/ in die Wälder/ und setzte man grössere Zuflucht / zu den Bäumen/ als zu Wällen und Mauren: gleich ob diese böse Hunde nicht auch das Gepüsch durchzuspühren wüsten. Darüber seynd ihrer viele gar übel verkürzt/ und den streiffenden Rotten deß Bassa Ogli-Michael (oder Michalogli/ oder Casans) zum Raube worden: und ist manches Ort im Rauch aufgangen/ welches man/ für solchem herumschweiffendem Raub-Gesinde/ noch wol erhalten können; so man nur ein wenig besser Anstalt gemacht/ und das Volk bewehrt/ auch hie und da die Pässe/ mit einigem Land-Volk / belegt hätte. Hie dienet zu merken/ daß bey den Historicis, über den Namen und der Person deß Michalogli/ eine Mißhälligkeit sich ereignet. dann etliche nennen ihn Michalogli/ etliche Ogli Michael (nach Eigenschafft der Ungarischen Sprache/ welche den Geschlechts-Namen voran/ und den Person-Namen hindan setzt) Etliche Cassanem, oder Cassonum. Etliche eignen diese beyde Namen einer Person/ etliche unterschiedlichen Personen zu. Jovius beschreibt den Cassonum, als einen Obersten/ oder General-Leutenant deß Michalogli: daraus so viel zu schliessen wäre/ Michalogli sey sein Feld-Marschall gewest: dann er spricht/ Michalogli habe/ auf Solimanns Befehl (im Jahr 1532.) aus den Freywilligen einen Raub-Hauffen Duce Casano, unter der Anführung
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/116>, abgerufen am 16.06.2024. |