Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Posten mögten wol besetzt werden. Es waren nicht über 16000. Mann darinn/ so zum Fechten tauglich. Ein grosser Theil war hinab gezogen/ Weib und Kind/ Vater und Mutter / in Sicherheit zu begleiten; und hernach/ durch die schleunige Berennung der Stadt / außgesperrt. Deßwegen sind etliche Scribenten der Meinung/ wenn ein General- oder allgemeiner Sturm von der ganzen feindlichen Macht/ auf einmal/ geschehen wäre/ so hätten die Belägerte/ für derselben/ mit ihrer so geringen/ schwerlich bestehn können. Aber wie die Tapfferkeit dem/ was schreck- und gefährlich ist/ gern den Kampf beut / und ein frisches Herz entgegen setzt; also kunnten alle diese Beschaffenheiten weder dem jungen mutigen Pfalzgrafen/ noch dem/ unter Blitz und Stahl ergraueten/ alten Grafen von Salm/ noch dem resolvirten von Rogendorf/ noch denen andern Obersten und Kriegs-Räthen/ das feste Marmel-Herz zum Wax erweichen: sondern ihre Hoffnung/ Ehre einzulegen/ erhöhete sich über alle Gefahr/ und versprach ihnen einen guten Ausgang: zumal/ weil sie/ bey ihrer Soldatesca/ gleichfalls einen guten Mut verspührten. Weil aber der Mut/ ohne Gehirn/ leicht danider geworffen wird/ und seinen Handel außzuführen nicht vermag: haben diese tapffer-mütige Kriegs-Obersten Mut und Klugheit vereinigt/ und eine fürsichtige Gegen-Verfassung gemacht/ durch vernünfftige Austheilung ihrer Soldatesca an gewisse Posten/ und sonst andre nöthige Anordnung. Und zwar/ ehe dann man noch wuste/ welcher Gegend der Feind am schärffsten würde ansetzen/ wo er graben/ sprengen/ schiessen/ oder anlauffen würde. Man ertheilete aber die Quartier / auf folgende Weise: Der Pfalzgraf/ Philipp/ nahm das Stuben-Thor-Viertheil/ (oder das Ungarische Thor) mit hundert Kürissirern/ und 14. Compagnien zu Fuß/ in Defension: und reichte sein Posten / von jetzt-erwehntem Thor an/ bis zum Biber-Thurn/ von dannen auch ferner bis an den rothen Thurn; wiederum von demselben/ bis aufs halbe Kärner Viertel. In diesem Quartier / ist der preiswürdige Held auch/ Zeit der gantzen Belägerung/ verblieben. Dem Obristen Eck von Reischach/ welcher ein Regiment (ein ander schreibt/ dreytausend Mann) commandirte/ ward die Gegend/ so mitten zwischen dem Stuben- und Kärnter-Thor anhebt/ und bis zum Augustiner Closter geht/ anvertraut. Selbiger Gegend war es/ mit der Fortification/ fast am schlechtesten/ bestellt; darum man solchen Abgang/ durch streitbare Soldaten/ erstatten muste. Abel von Holneck/ welcher zwey Fähnlein Steyrischer Militz unter ihm hatte/ ist in gedachtes Kloster/ und von dannen bis an den Burg-Garten/ mit seinen Leuten/ logirt worden. An die Burg selbsten/ und einen Theil deß Gartens/ kam der Maximilian Leiser zu ligen. Leonhard/ Freyherr von Fels/ empfing Ordre/ das Burg-Thor/ und den Strich/ so von dannen bis an das Schotten-Thor lauffet/ zu verfechten. Ein an- Posten mögten wol besetzt werden. Es waren nicht über 16000. Mann darinn/ so zum Fechten tauglich. Ein grosser Theil war hinab gezogen/ Weib und Kind/ Vater und Mutter / in Sicherheit zu begleiten; und hernach/ durch die schleunige Berennung der Stadt / außgesperrt. Deßwegen sind etliche Scribenten der Meinung/ wenn ein General- oder allgemeiner Sturm von der ganzen feindlichen Macht/ auf einmal/ geschehen wäre/ so hätten die Belägerte/ für derselben/ mit ihrer so geringen/ schwerlich bestehn können. Aber wie die Tapfferkeit dem/ was schreck- und gefährlich ist/ gern den Kampf beut / und ein frisches Herz entgegen setzt; also kunnten alle diese Beschaffenheiten weder dem jungen mutigen Pfalzgrafen/ noch dem/ unter Blitz und Stahl ergraueten/ alten Grafen von Salm/ noch dem resolvirten von Rogendorf/ noch denen andern Obersten und Kriegs-Räthen/ das feste Marmel-Herz zum Wax erweichen: sondern ihre Hoffnung/ Ehre einzulegen/ erhöhete sich über alle Gefahr/ und versprach ihnen einen guten Ausgang: zumal/ weil sie/ bey ihrer Soldatesca/ gleichfalls einen guten Mut verspührten. Weil aber der Mut/ ohne Gehirn/ leicht danider geworffen wird/ und seinen Handel außzuführen nicht vermag: haben diese tapffer-mütige Kriegs-Obersten Mut und Klugheit vereinigt/ und eine fürsichtige Gegen-Verfassung gemacht/ durch vernünfftige Austheilung ihrer Soldatesca an gewisse Posten/ und sonst andre nöthige Anordnung. Und zwar/ ehe dann man noch wuste/ welcher Gegend der Feind am schärffsten würde ansetzen/ wo er graben/ sprengen/ schiessen/ oder anlauffen würde. Man ertheilete aber die Quartier / auf folgende Weise: Der Pfalzgraf/ Philipp/ nahm das Stuben-Thor-Viertheil/ (oder das Ungarische Thor) mit hundert Kürissirern/ und 14. Compagnien zu Fuß/ in Defension: und reichte sein Posten / von jetzt-erwehntem Thor an/ bis zum Biber-Thurn/ von dannen auch ferner bis an den rothen Thurn; wiederum von demselben/ bis aufs halbe Kärner Viertel. In diesem Quartier / ist der preiswürdige Held auch/ Zeit der gantzen Belägerung/ verblieben. Dem Obristen Eck von Reischach/ welcher ein Regiment (ein ander schreibt/ dreytausend Mann) commandirte/ ward die Gegend/ so mitten zwischen dem Stuben- und Kärnter-Thor anhebt/ und bis zum Augustiner Closter geht/ anvertraut. Selbiger Gegend war es/ mit der Fortification/ fast am schlechtesten/ bestellt; darum man solchen Abgang/ durch streitbare Soldaten/ erstatten muste. Abel von Holneck/ welcher zwey Fähnlein Steyrischer Militz unter ihm hatte/ ist in gedachtes Kloster/ und von dannen bis an den Burg-Garten/ mit seinen Leuten/ logirt worden. An die Burg selbsten/ und einen Theil deß Gartens/ kam der Maximilian Leiser zu ligen. Leonhard/ Freyherr von Fels/ empfing Ordre/ das Burg-Thor/ und den Strich/ so von dannen bis an das Schotten-Thor lauffet/ zu verfechten. Ein an- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0144" n="136"/> Posten mögten wol besetzt werden. Es waren nicht über 16000. Mann darinn/ so zum Fechten tauglich. Ein grosser Theil war hinab gezogen/ Weib und Kind/ Vater und Mutter / in Sicherheit zu begleiten; und hernach/ durch die schleunige Berennung der Stadt / außgesperrt. Deßwegen sind etliche Scribenten der Meinung/ wenn ein General- oder allgemeiner Sturm von der ganzen feindlichen Macht/ auf einmal/ geschehen wäre/ so hätten die Belägerte/ für derselben/ mit ihrer so geringen/ schwerlich bestehn können.</p> <p>Aber wie die Tapfferkeit dem/ was schreck- und gefährlich ist/ gern den Kampf beut / und ein frisches Herz entgegen setzt; also kunnten alle diese Beschaffenheiten weder dem jungen mutigen Pfalzgrafen/ noch dem/ unter Blitz und Stahl ergraueten/ alten Grafen von Salm/ noch dem resolvirten von Rogendorf/ noch denen andern Obersten und Kriegs-Räthen/ das feste Marmel-Herz zum Wax erweichen: sondern ihre Hoffnung/ Ehre einzulegen/ erhöhete sich über alle Gefahr/ und versprach ihnen einen guten Ausgang: zumal/ weil sie/ bey ihrer Soldatesca/ gleichfalls einen guten Mut verspührten.</p> <p>Weil aber der Mut/ ohne Gehirn/ leicht danider geworffen wird/ und seinen Handel außzuführen nicht vermag: haben diese tapffer-mütige Kriegs-Obersten Mut und Klugheit vereinigt/ und eine fürsichtige Gegen-Verfassung gemacht/ durch vernünfftige Austheilung ihrer Soldatesca an gewisse Posten/ und sonst andre nöthige Anordnung. Und zwar/ ehe dann man noch wuste/ welcher Gegend der Feind am schärffsten würde ansetzen/ wo er graben/ sprengen/ schiessen/ oder anlauffen würde. Man ertheilete aber die Quartier / auf folgende Weise:</p> <p>Der Pfalzgraf/ Philipp/ nahm das Stuben-Thor-Viertheil/ (oder das Ungarische Thor) mit hundert Kürissirern/ und 14. Compagnien zu Fuß/ in Defension: und reichte sein Posten / von jetzt-erwehntem Thor an/ bis zum Biber-Thurn/ von dannen auch ferner bis an den rothen Thurn; wiederum von demselben/ bis aufs halbe Kärner Viertel. In diesem Quartier / ist der preiswürdige Held auch/ Zeit der gantzen Belägerung/ verblieben.</p> <p>Dem Obristen Eck von Reischach/ welcher ein Regiment (ein ander schreibt/ dreytausend Mann) commandirte/ ward die Gegend/ so mitten zwischen dem Stuben- und Kärnter-Thor anhebt/ und bis zum Augustiner Closter geht/ anvertraut. Selbiger Gegend war es/ mit der Fortification/ fast am schlechtesten/ bestellt; darum man solchen Abgang/ durch streitbare Soldaten/ erstatten muste.</p> <p>Abel von Holneck/ welcher zwey Fähnlein Steyrischer Militz unter ihm hatte/ ist in gedachtes Kloster/ und von dannen bis an den Burg-Garten/ mit seinen Leuten/ logirt worden.</p> <p>An die Burg selbsten/ und einen Theil deß Gartens/ kam der Maximilian Leiser zu ligen.</p> <p>Leonhard/ Freyherr von Fels/ empfing Ordre/ das Burg-Thor/ und den Strich/ so von dannen bis an das Schotten-Thor lauffet/ zu verfechten. Ein an- </p> </div> </body> </text> </TEI> [136/0144]
Posten mögten wol besetzt werden. Es waren nicht über 16000. Mann darinn/ so zum Fechten tauglich. Ein grosser Theil war hinab gezogen/ Weib und Kind/ Vater und Mutter / in Sicherheit zu begleiten; und hernach/ durch die schleunige Berennung der Stadt / außgesperrt. Deßwegen sind etliche Scribenten der Meinung/ wenn ein General- oder allgemeiner Sturm von der ganzen feindlichen Macht/ auf einmal/ geschehen wäre/ so hätten die Belägerte/ für derselben/ mit ihrer so geringen/ schwerlich bestehn können.
Aber wie die Tapfferkeit dem/ was schreck- und gefährlich ist/ gern den Kampf beut / und ein frisches Herz entgegen setzt; also kunnten alle diese Beschaffenheiten weder dem jungen mutigen Pfalzgrafen/ noch dem/ unter Blitz und Stahl ergraueten/ alten Grafen von Salm/ noch dem resolvirten von Rogendorf/ noch denen andern Obersten und Kriegs-Räthen/ das feste Marmel-Herz zum Wax erweichen: sondern ihre Hoffnung/ Ehre einzulegen/ erhöhete sich über alle Gefahr/ und versprach ihnen einen guten Ausgang: zumal/ weil sie/ bey ihrer Soldatesca/ gleichfalls einen guten Mut verspührten.
Weil aber der Mut/ ohne Gehirn/ leicht danider geworffen wird/ und seinen Handel außzuführen nicht vermag: haben diese tapffer-mütige Kriegs-Obersten Mut und Klugheit vereinigt/ und eine fürsichtige Gegen-Verfassung gemacht/ durch vernünfftige Austheilung ihrer Soldatesca an gewisse Posten/ und sonst andre nöthige Anordnung. Und zwar/ ehe dann man noch wuste/ welcher Gegend der Feind am schärffsten würde ansetzen/ wo er graben/ sprengen/ schiessen/ oder anlauffen würde. Man ertheilete aber die Quartier / auf folgende Weise:
Der Pfalzgraf/ Philipp/ nahm das Stuben-Thor-Viertheil/ (oder das Ungarische Thor) mit hundert Kürissirern/ und 14. Compagnien zu Fuß/ in Defension: und reichte sein Posten / von jetzt-erwehntem Thor an/ bis zum Biber-Thurn/ von dannen auch ferner bis an den rothen Thurn; wiederum von demselben/ bis aufs halbe Kärner Viertel. In diesem Quartier / ist der preiswürdige Held auch/ Zeit der gantzen Belägerung/ verblieben.
Dem Obristen Eck von Reischach/ welcher ein Regiment (ein ander schreibt/ dreytausend Mann) commandirte/ ward die Gegend/ so mitten zwischen dem Stuben- und Kärnter-Thor anhebt/ und bis zum Augustiner Closter geht/ anvertraut. Selbiger Gegend war es/ mit der Fortification/ fast am schlechtesten/ bestellt; darum man solchen Abgang/ durch streitbare Soldaten/ erstatten muste.
Abel von Holneck/ welcher zwey Fähnlein Steyrischer Militz unter ihm hatte/ ist in gedachtes Kloster/ und von dannen bis an den Burg-Garten/ mit seinen Leuten/ logirt worden.
An die Burg selbsten/ und einen Theil deß Gartens/ kam der Maximilian Leiser zu ligen.
Leonhard/ Freyherr von Fels/ empfing Ordre/ das Burg-Thor/ und den Strich/ so von dannen bis an das Schotten-Thor lauffet/ zu verfechten. Ein an-
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/144>, abgerufen am 17.06.2024. |