Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

gen Tag übergeloffene Polack gemeldet hatte/ bekräfftiget worden. Gegen fünf Uhr Nachmittag/ ist unser Seits eine Mine in der Contrascarpen, vor der Burg-Pastey gesprenget worden/ aber mit gar schlechtem Effect. Die Nach hindurch hat der Feind nichts sonderliches vorgenommen; ausser daß man mit dem Tag gemerket/ daß er sich in unsere Minen logirt/ auch ander Orten / durch saponiren und miniren/ in den Graben zu kommen versucht habe. Mit anbrechendem Tag hat man seine Trouppen immer in Bereitschaft gesehen.

Den 6. liessen Ihro Hochgräfl. Gnaden/ Herr General Graf von Stahrenberg/ dero Ligerstatt/ mit anbrechendem Tag/ vor dem Vorhof der Käiserlichen Burg/ wo sonsten die Käiserliche Leib-Wacht sich aufzuhalten pfleget/ zubereiten; damit dero Excellenz auf vorfallende Begebenbeiten/ alsobald zur Hand seyn möchten. Im übrigen hat der Feind noch in der Nacht stark angefangen zu canoniren/ und Bomben einzuwerffen/ damit aber bald wiederum aufgehöret/ auch den Tag hindurch ganz still gewesen. Nachts zwischen 9. und 10. Uhr/ hat er in der Contrascarpen vor dem Ravellin des Burg-Thors/ allwo er vorhin schon postirt gewesen/ versucht in den Graben zu kommen/ und in dem er daselbst Alarm gemacht / auch mit Einwerffung Sand- und Woll-Säck den Versuch gethan/ hat er in der Contrascarpen vor dem Löwel eine Mine gesprengt/ und eben durch gleiche Mittel vermeint in den Graben zu kommen: Der Alarm war groß/ und die Confusion unter den Belagerten nicht gering/ dahero viel blesirt/ und Herr Obrist-Leutenant Leßlie/ (nachdem er vorhero Ihro Hochgräfl. Excellenz/ Herrn General Stahrenberg/ auf dem Ravellin etwas/ worüber er geweinet/ vertrauet) an seiner Blessur gestorben. Bey diesem allem aber wurde der Feind dannoch verhindert in den Graben zu kommen/ und senkte sich derselbe an beeden Orten in der Contrascarpe, bis auf die Helfte. Herr General Wachtmeister Graf von Taun/ und Herr Obrist Souches, waren diesen Abend und den Tag darauf in diesen Posten. Man sahe heut die Käiserliche Armee in Gezelten von St. Stephans-Thurn über der Donau an dem Gestad/ gegen die grössere Insel über/ deren Brücke neulich Herr General Schulz abgeworffen hatte. Weilen nun die Moldauer und Wallachen solche Brücken zu ergänzen geschäftig waren/ und allbereit wiederum zwey Joch gebauet hatten: Empfiengen Herr Donatus Heißler / Obrist-Leutenant über ein Tragoner-Regiment/ und Herr Obrist-Leutenant Graf Archinto, neben Herr Peter Ricciardi, Obristen über ein Regiment Croaten/ von Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. Herrn Herzog von Lothringen Befehl/ die fernere Ergänzung der Brucken zu verhindern. Welche dann alsobald aus denen gepflanzten Stucken/ und an das Gestad verordneten Musquetirern/ auf die Arbeitende tapfer Feuer geben lassen/ wodurch sie von fernerm Bau beharrlichst abgehalten worden. Sonsten haben Herr Heißler/ und Herr Graf Archinto, aus Begierde zu erforschen/ was doch der Feind jenseits des Wassers in seinem Läger vorhabe? sich zu dieser Zeit einer recht heroischen That unterfangen: Indem sie war gewaff-

gen Tag übergeloffene Polack gemeldet hatte/ bekräfftiget worden. Gegen fünf Uhr Nachmittag/ ist unser Seits eine Mine in der Contrascarpen, vor der Burg-Pastey gesprenget worden/ aber mit gar schlechtem Effect. Die Nach hindurch hat der Feind nichts sonderliches vorgenommen; ausser daß man mit dem Tag gemerket/ daß er sich in unsere Minen logirt/ auch ander Orten / durch saponiren und miniren/ in den Graben zu kommen versucht habe. Mit anbrechendem Tag hat man seine Trouppen immer in Bereitschaft gesehen.

Den 6. liessen Ihro Hochgräfl. Gnaden/ Herr General Graf von Stahrenberg/ dero Ligerstatt/ mit anbrechendem Tag/ vor dem Vorhof der Käiserlichen Burg/ wo sonsten die Käiserliche Leib-Wacht sich aufzuhalten pfleget/ zubereiten; damit dero Excellenz auf vorfallende Begebenbeiten/ alsobald zur Hand seyn möchten. Im übrigen hat der Feind noch in der Nacht stark angefangen zu canoniren/ und Bomben einzuwerffen/ damit aber bald wiederum aufgehöret/ auch den Tag hindurch ganz still gewesen. Nachts zwischen 9. und 10. Uhr/ hat er in der Contrascarpen vor dem Ravellin des Burg-Thors/ allwo er vorhin schon postirt gewesen/ versucht in den Graben zu kommen/ und in dem er daselbst Alarm gemacht / auch mit Einwerffung Sand- und Woll-Säck den Versuch gethan/ hat er in der Contrascarpen vor dem Löwel eine Mine gesprengt/ und eben durch gleiche Mittel vermeint in den Graben zu kommen: Der Alarm war groß/ und die Confusion unter den Belagerten nicht gering/ dahero viel blesirt/ und Herr Obrist-Leutenant Leßlie/ (nachdem er vorhero Ihro Hochgräfl. Excellenz/ Herrn General Stahrenberg/ auf dem Ravellin etwas/ worüber er geweinet/ vertrauet) an seiner Blessur gestorben. Bey diesem allem aber wurde der Feind dannoch verhindert in den Graben zu kommen/ und senkte sich derselbe an beeden Orten in der Contrascarpe, bis auf die Helfte. Herr General Wachtmeister Graf von Taun/ und Herr Obrist Souches, waren diesen Abend und den Tag darauf in diesen Posten. Man sahe heut die Käiserliche Armee in Gezelten von St. Stephans-Thurn über der Donau an dem Gestad/ gegen die grössere Insel über/ deren Brücke neulich Herr General Schulz abgeworffen hatte. Weilen nun die Moldauer und Wallachen solche Brücken zu ergänzen geschäftig waren/ und allbereit wiederum zwey Joch gebauet hatten: Empfiengen Herr Donatus Heißler / Obrist-Leutenant über ein Tragoner-Regiment/ und Herr Obrist-Leutenant Graf Archinto, neben Herr Peter Ricciardi, Obristen über ein Regiment Croaten/ von Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. Herrn Herzog von Lothringen Befehl/ die fernere Ergänzung der Brucken zu verhindern. Welche dann alsobald aus denen gepflanzten Stucken/ und an das Gestad verordneten Musquetirern/ auf die Arbeitende tapfer Feuer geben lassen/ wodurch sie von fernerm Bau beharrlichst abgehalten worden. Sonsten haben Herr Heißler/ und Herr Graf Archinto, aus Begierde zu erforschen/ was doch der Feind jenseits des Wassers in seinem Läger vorhabe? sich zu dieser Zeit einer recht heroischen That unterfangen: Indem sie war gewaff-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0241" n="29"/>
gen Tag übergeloffene            Polack gemeldet hatte/ bekräfftiget worden. Gegen fünf Uhr Nachmittag/ ist unser Seits            eine Mine in der Contrascarpen, vor der Burg-Pastey gesprenget worden/ aber mit gar            schlechtem Effect. Die Nach hindurch hat der Feind nichts sonderliches vorgenommen; ausser            daß man mit dem Tag gemerket/ daß er sich in unsere Minen logirt/ auch ander Orten /            durch saponiren und miniren/ in den Graben zu kommen versucht habe. Mit anbrechendem Tag            hat man seine Trouppen immer in Bereitschaft gesehen.</p>
        <p>Den 6. liessen Ihro Hochgräfl. Gnaden/ Herr General Graf von Stahrenberg/ dero            Ligerstatt/ mit anbrechendem Tag/ vor dem Vorhof der Käiserlichen Burg/ wo sonsten die            Käiserliche Leib-Wacht sich aufzuhalten pfleget/ zubereiten; damit dero Excellenz auf            vorfallende Begebenbeiten/ alsobald zur Hand seyn möchten. Im übrigen hat der Feind noch            in der Nacht stark angefangen zu canoniren/ und Bomben einzuwerffen/ damit aber bald            wiederum aufgehöret/ auch den Tag hindurch ganz still gewesen. Nachts zwischen 9. und 10.            Uhr/ hat er in der Contrascarpen vor dem Ravellin des Burg-Thors/ allwo er vorhin schon            postirt gewesen/ versucht in den Graben zu kommen/ und in dem er daselbst Alarm gemacht           / auch mit Einwerffung Sand- und Woll-Säck den Versuch gethan/ hat er in der            Contrascarpen vor dem Löwel eine Mine gesprengt/ und eben durch gleiche Mittel vermeint            in den Graben zu kommen: Der Alarm war groß/ und die Confusion unter den Belagerten nicht            gering/ dahero viel blesirt/ und Herr Obrist-Leutenant Leßlie/ (nachdem er vorhero Ihro            Hochgräfl. Excellenz/ Herrn General Stahrenberg/ auf dem Ravellin etwas/ worüber er            geweinet/ vertrauet) an seiner Blessur gestorben. Bey diesem allem aber wurde der Feind            dannoch verhindert in den Graben zu kommen/ und senkte sich derselbe an beeden Orten in            der Contrascarpe, bis auf die Helfte. Herr General Wachtmeister Graf von Taun/ und Herr            Obrist Souches, waren diesen Abend und den Tag darauf in diesen Posten. Man sahe heut die            Käiserliche Armee in Gezelten von St. Stephans-Thurn über der Donau an dem Gestad/ gegen            die grössere Insel über/ deren Brücke neulich Herr General Schulz abgeworffen hatte.            Weilen nun die Moldauer und Wallachen solche Brücken zu ergänzen geschäftig waren/ und            allbereit wiederum zwey Joch gebauet hatten: Empfiengen Herr Donatus Heißler /            Obrist-Leutenant über ein Tragoner-Regiment/ und Herr Obrist-Leutenant Graf Archinto,            neben Herr Peter Ricciardi, Obristen über ein Regiment Croaten/ von Ihro Hoch-Fürstl.            Durchl. Herrn Herzog von Lothringen Befehl/ die fernere Ergänzung der Brucken zu            verhindern. Welche dann alsobald aus denen gepflanzten Stucken/ und an das Gestad            verordneten Musquetirern/ auf die Arbeitende tapfer Feuer geben lassen/ wodurch sie von            fernerm Bau beharrlichst abgehalten worden. Sonsten haben Herr Heißler/ und Herr Graf            Archinto, aus Begierde zu erforschen/ was doch der Feind jenseits des Wassers in seinem            Läger vorhabe? sich zu dieser Zeit einer recht heroischen That unterfangen: Indem sie war            gewaff-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0241] gen Tag übergeloffene Polack gemeldet hatte/ bekräfftiget worden. Gegen fünf Uhr Nachmittag/ ist unser Seits eine Mine in der Contrascarpen, vor der Burg-Pastey gesprenget worden/ aber mit gar schlechtem Effect. Die Nach hindurch hat der Feind nichts sonderliches vorgenommen; ausser daß man mit dem Tag gemerket/ daß er sich in unsere Minen logirt/ auch ander Orten / durch saponiren und miniren/ in den Graben zu kommen versucht habe. Mit anbrechendem Tag hat man seine Trouppen immer in Bereitschaft gesehen. Den 6. liessen Ihro Hochgräfl. Gnaden/ Herr General Graf von Stahrenberg/ dero Ligerstatt/ mit anbrechendem Tag/ vor dem Vorhof der Käiserlichen Burg/ wo sonsten die Käiserliche Leib-Wacht sich aufzuhalten pfleget/ zubereiten; damit dero Excellenz auf vorfallende Begebenbeiten/ alsobald zur Hand seyn möchten. Im übrigen hat der Feind noch in der Nacht stark angefangen zu canoniren/ und Bomben einzuwerffen/ damit aber bald wiederum aufgehöret/ auch den Tag hindurch ganz still gewesen. Nachts zwischen 9. und 10. Uhr/ hat er in der Contrascarpen vor dem Ravellin des Burg-Thors/ allwo er vorhin schon postirt gewesen/ versucht in den Graben zu kommen/ und in dem er daselbst Alarm gemacht / auch mit Einwerffung Sand- und Woll-Säck den Versuch gethan/ hat er in der Contrascarpen vor dem Löwel eine Mine gesprengt/ und eben durch gleiche Mittel vermeint in den Graben zu kommen: Der Alarm war groß/ und die Confusion unter den Belagerten nicht gering/ dahero viel blesirt/ und Herr Obrist-Leutenant Leßlie/ (nachdem er vorhero Ihro Hochgräfl. Excellenz/ Herrn General Stahrenberg/ auf dem Ravellin etwas/ worüber er geweinet/ vertrauet) an seiner Blessur gestorben. Bey diesem allem aber wurde der Feind dannoch verhindert in den Graben zu kommen/ und senkte sich derselbe an beeden Orten in der Contrascarpe, bis auf die Helfte. Herr General Wachtmeister Graf von Taun/ und Herr Obrist Souches, waren diesen Abend und den Tag darauf in diesen Posten. Man sahe heut die Käiserliche Armee in Gezelten von St. Stephans-Thurn über der Donau an dem Gestad/ gegen die grössere Insel über/ deren Brücke neulich Herr General Schulz abgeworffen hatte. Weilen nun die Moldauer und Wallachen solche Brücken zu ergänzen geschäftig waren/ und allbereit wiederum zwey Joch gebauet hatten: Empfiengen Herr Donatus Heißler / Obrist-Leutenant über ein Tragoner-Regiment/ und Herr Obrist-Leutenant Graf Archinto, neben Herr Peter Ricciardi, Obristen über ein Regiment Croaten/ von Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. Herrn Herzog von Lothringen Befehl/ die fernere Ergänzung der Brucken zu verhindern. Welche dann alsobald aus denen gepflanzten Stucken/ und an das Gestad verordneten Musquetirern/ auf die Arbeitende tapfer Feuer geben lassen/ wodurch sie von fernerm Bau beharrlichst abgehalten worden. Sonsten haben Herr Heißler/ und Herr Graf Archinto, aus Begierde zu erforschen/ was doch der Feind jenseits des Wassers in seinem Läger vorhabe? sich zu dieser Zeit einer recht heroischen That unterfangen: Indem sie war gewaff-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/241
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/241>, abgerufen am 29.04.2024.