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Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.

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- da haben wir uns schon lange über geärgert. Sieh man zu, wie Du durchkommst mit all' dem überspannten Kram im Kopf" - -

"Adieu, Mama, adieu! ich danke Dir tausendmal für Alles, ich kann es nie, nie vergessen!" Annita küßte die zürnend sich bewegende Backe.

"Bitte, bitte, Ihr müßt nicht schlecht von mir denken, Ihr seid so anders und ich bin so - so dumm! Grüße Alle, seid mir nicht böse! Adieu für immer! adieu, adieu!"

Sie lief an Mama vorüber, die sprachlos dastand, riß Pelzkappe und Jacke vom Nagel und rannte in Thränen gebadet in den Schneesturm hinaus.

Fertig! ganz fertig. -

Zwei Tage später verlobte sich August mit Angela Rothermund. Das Severinsche Haus stand auf dem Kopf vor Jubel.

Annita gratulirte nur schriftlich. Adelheid schnippte die kahle Karte vom Tisch. "Mama," sagte sie geheimnißvoll, "weißt Du, was ich jetzt glaube? ich glaube, daß Annita ein herzloses Mädchen ist."

"Ach, sie wird wohl wiederkommen," bemerkte Mama zerstreut; "na, wenn uns nur die Kochfrau nich sitzen läßt! Sie wollte doch um halb zwölf hier sein!"

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– da haben wir uns schon lange über geärgert. Sieh man zu, wie Du durchkommst mit all’ dem überspannten Kram im Kopf“ – –

„Adieu, Mama, adieu! ich danke Dir tausendmal für Alles, ich kann es nie, nie vergessen!“ Annita küßte die zürnend sich bewegende Backe.

„Bitte, bitte, Ihr müßt nicht schlecht von mir denken, Ihr seid so anders und ich bin so – so dumm! Grüße Alle, seid mir nicht böse! Adieu für immer! adieu, adieu!“

Sie lief an Mama vorüber, die sprachlos dastand, riß Pelzkappe und Jacke vom Nagel und rannte in Thränen gebadet in den Schneesturm hinaus.

Fertig! ganz fertig. –

Zwei Tage später verlobte sich August mit Angela Rothermund. Das Severinsche Haus stand auf dem Kopf vor Jubel.

Annita gratulirte nur schriftlich. Adelheid schnippte die kahle Karte vom Tisch. „Mama,“ sagte sie geheimnißvoll, „weißt Du, was ich jetzt glaube? ich glaube, daß Annita ein herzloses Mädchen ist.“

„Ach, sie wird wohl wiederkommen,“ bemerkte Mama zerstreut; „na, wenn uns nur die Kochfrau nich sitzen läßt! Sie wollte doch um halb zwölf hier sein!“

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[272/0280] – da haben wir uns schon lange über geärgert. Sieh man zu, wie Du durchkommst mit all’ dem überspannten Kram im Kopf“ – – „Adieu, Mama, adieu! ich danke Dir tausendmal für Alles, ich kann es nie, nie vergessen!“ Annita küßte die zürnend sich bewegende Backe. „Bitte, bitte, Ihr müßt nicht schlecht von mir denken, Ihr seid so anders und ich bin so – so dumm! Grüße Alle, seid mir nicht böse! Adieu für immer! adieu, adieu!“ Sie lief an Mama vorüber, die sprachlos dastand, riß Pelzkappe und Jacke vom Nagel und rannte in Thränen gebadet in den Schneesturm hinaus. Fertig! ganz fertig. – Zwei Tage später verlobte sich August mit Angela Rothermund. Das Severinsche Haus stand auf dem Kopf vor Jubel. Annita gratulirte nur schriftlich. Adelheid schnippte die kahle Karte vom Tisch. „Mama,“ sagte sie geheimnißvoll, „weißt Du, was ich jetzt glaube? ich glaube, daß Annita ein herzloses Mädchen ist.“ „Ach, sie wird wohl wiederkommen,“ bemerkte Mama zerstreut; „na, wenn uns nur die Kochfrau nich sitzen läßt! Sie wollte doch um halb zwölf hier sein!“ [Abbildung]

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/280>, abgerufen am 08.05.2024.