Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite
Von dem Namen u. Erbauung der Stadt.

Dieses beyzeugen sowohl der Stadt Wa-
pen, als drey grünende Eichen, zur steten Er-
innerung, daß Howoran von dem an eine Eiche
angebundenen und davon erlöseten Fürsten

Jaro-
Gewalt und Fürstenthum, bemühete sich auch,
die Vornehmsten seines Geschlechts, Rochan
genannt, zu solcher zu erheben; weil aber bey
Lebzeiten des Hertzogs solches sich nicht wohl
fügen wollte, war sein einziges Tichten und
Trachten, wie es das gantze Fürstliche Ge-
schlecht ausrotten möchte, verhoffete auch, weil
Fürst Jaromir ein grosser Liebhaber der Jä-
gerey war, durch diese Gelegenheit sein böses
Vornehmen werckstellig zu machen. Es be-
gab sich demnach, daß bey anbrechenden hel-
len und stillen Wetter die Grafen Wrßowsken
bey Hofe freudig erschienen, und den Fürsten
in Betrachtung des lieblichen Wetters auf die
Jagd sich zu begeben lockten, und auch ge-
schwinde beredeten, daß er gantz willig, nebst
seinen zween Jägern, Howoran (oder wie
einige schreiben, Hoboran) und Hriwez, auf
die Jagd ritte. Nach des Fürsten Abreise soll
dero Fürstlichen Gemahlin, Namens Striß-
ka,
im Traume St. Johannes der Täufer
erschienen seyn, der sie also angeredet: Stehet
auf, und befehlet, daß funfzig gewapnete
Männer eilend dem Fürsten nachfolgen, indem
ihm heute grosse Gefahr begegnen, und nach
dem
B 2
Von dem Namen u. Erbauung der Stadt.

Dieſes beyzeugen ſowohl der Stadt Wa-
pen, als drey gruͤnende Eichen, zur ſteten Er-
innerung, daß Howoran von dem an eine Eiche
angebundenen und davon erloͤſeten Fuͤrſten

Jaro-
Gewalt und Fuͤrſtenthum, bemuͤhete ſich auch,
die Vornehmſten ſeines Geſchlechts, Rochan
genannt, zu ſolcher zu erheben; weil aber bey
Lebzeiten des Hertzogs ſolches ſich nicht wohl
fuͤgen wollte, war ſein einziges Tichten und
Trachten, wie es das gantze Fuͤrſtliche Ge-
ſchlecht ausrotten moͤchte, verhoffete auch, weil
Fuͤrſt Jaromir ein groſſer Liebhaber der Jaͤ-
gerey war, durch dieſe Gelegenheit ſein boͤſes
Vornehmen werckſtellig zu machen. Es be-
gab ſich demnach, daß bey anbrechenden hel-
len und ſtillen Wetter die Grafen Wrßowſken
bey Hofe freudig erſchienen, und den Fuͤrſten
in Betrachtung des lieblichen Wetters auf die
Jagd ſich zu begeben lockten, und auch ge-
ſchwinde beredeten, daß er gantz willig, nebſt
ſeinen zween Jaͤgern, Howoran (oder wie
einige ſchreiben, Hoboran) und Hriwez, auf
die Jagd ritte. Nach des Fuͤrſten Abreiſe ſoll
dero Fuͤrſtlichen Gemahlin, Namens Striß-
ka,
im Traume St. Johannes der Taͤufer
erſchienen ſeyn, der ſie alſo angeredet: Stehet
auf, und befehlet, daß funfzig gewapnete
Maͤnner eilend dem Fuͤrſten nachfolgen, indem
ihm heute groſſe Gefahr begegnen, und nach
dem
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0021" n="3"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von dem Namen u. Erbauung der Stadt.</hi> </fw><lb/>
        <p>Die&#x017F;es beyzeugen &#x017F;owohl der Stadt Wa-<lb/>
pen, als drey gru&#x0364;nende Eichen, zur &#x017F;teten Er-<lb/>
innerung, daß Howoran von dem an eine Eiche<lb/>
angebundenen und davon erlo&#x0364;&#x017F;eten Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Jaro-</fw><lb/><note n="(*)" xml:id="a001b" prev="#a001" place="foot" next="#a001c">Gewalt und Fu&#x0364;r&#x017F;tenthum, bemu&#x0364;hete &#x017F;ich auch,<lb/>
die Vornehm&#x017F;ten &#x017F;eines Ge&#x017F;chlechts, <hi rendition="#fr">Rochan</hi><lb/>
genannt, zu &#x017F;olcher zu erheben; weil aber bey<lb/>
Lebzeiten des Hertzogs &#x017F;olches &#x017F;ich nicht wohl<lb/>
fu&#x0364;gen wollte, war &#x017F;ein einziges Tichten und<lb/>
Trachten, wie es das gantze Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht ausrotten mo&#x0364;chte, verhoffete auch, weil<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t Jaromir ein gro&#x017F;&#x017F;er Liebhaber der Ja&#x0364;-<lb/>
gerey war, durch die&#x017F;e Gelegenheit &#x017F;ein bo&#x0364;&#x017F;es<lb/>
Vornehmen werck&#x017F;tellig zu machen. Es be-<lb/>
gab &#x017F;ich demnach, daß bey anbrechenden hel-<lb/>
len und &#x017F;tillen Wetter die Grafen Wrßow&#x017F;ken<lb/>
bey Hofe freudig er&#x017F;chienen, und den Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
in Betrachtung des lieblichen Wetters auf die<lb/>
Jagd &#x017F;ich zu begeben lockten, und auch ge-<lb/>
&#x017F;chwinde beredeten, daß er gantz willig, neb&#x017F;t<lb/>
&#x017F;einen zween Ja&#x0364;gern, <hi rendition="#fr">Howoran</hi> (oder wie<lb/>
einige &#x017F;chreiben, <hi rendition="#fr">Hoboran</hi>) und <hi rendition="#fr">Hriwez,</hi> auf<lb/>
die Jagd ritte. Nach des Fu&#x0364;r&#x017F;ten Abrei&#x017F;e &#x017F;oll<lb/>
dero Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Gemahlin, Namens <hi rendition="#fr">Striß-<lb/>
ka,</hi> im Traume St. Johannes der Ta&#x0364;ufer<lb/>
er&#x017F;chienen &#x017F;eyn, der &#x017F;ie al&#x017F;o angeredet: Stehet<lb/>
auf, und befehlet, daß funfzig gewapnete<lb/>
Ma&#x0364;nner eilend dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten nachfolgen, indem<lb/>
ihm heute gro&#x017F;&#x017F;e Gefahr begegnen, und nach<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw></note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0021] Von dem Namen u. Erbauung der Stadt. Dieſes beyzeugen ſowohl der Stadt Wa- pen, als drey gruͤnende Eichen, zur ſteten Er- innerung, daß Howoran von dem an eine Eiche angebundenen und davon erloͤſeten Fuͤrſten Jaro- (*) (*) Gewalt und Fuͤrſtenthum, bemuͤhete ſich auch, die Vornehmſten ſeines Geſchlechts, Rochan genannt, zu ſolcher zu erheben; weil aber bey Lebzeiten des Hertzogs ſolches ſich nicht wohl fuͤgen wollte, war ſein einziges Tichten und Trachten, wie es das gantze Fuͤrſtliche Ge- ſchlecht ausrotten moͤchte, verhoffete auch, weil Fuͤrſt Jaromir ein groſſer Liebhaber der Jaͤ- gerey war, durch dieſe Gelegenheit ſein boͤſes Vornehmen werckſtellig zu machen. Es be- gab ſich demnach, daß bey anbrechenden hel- len und ſtillen Wetter die Grafen Wrßowſken bey Hofe freudig erſchienen, und den Fuͤrſten in Betrachtung des lieblichen Wetters auf die Jagd ſich zu begeben lockten, und auch ge- ſchwinde beredeten, daß er gantz willig, nebſt ſeinen zween Jaͤgern, Howoran (oder wie einige ſchreiben, Hoboran) und Hriwez, auf die Jagd ritte. Nach des Fuͤrſten Abreiſe ſoll dero Fuͤrſtlichen Gemahlin, Namens Striß- ka, im Traume St. Johannes der Taͤufer erſchienen ſeyn, der ſie alſo angeredet: Stehet auf, und befehlet, daß funfzig gewapnete Maͤnner eilend dem Fuͤrſten nachfolgen, indem ihm heute groſſe Gefahr begegnen, und nach dem B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/21
Zitationshilfe: Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/21>, abgerufen am 29.04.2024.