Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

Das sechste Capitel.
Stadt erbauet, und dem Rath in das Jnsi-
gel drey grüne Eichen im blauen Felde ver-
lehnet hat. Dieses Wappen ist unter an-
dern zu sehen in der Haupt-Kirche an der
Orgel auf der Seite gegen dem Altar, in-
gleichen an dem Tauf-Steine. Es ist dieses
Wappen genommen von dem Namen derer
Herren von Duba, denn Duba oder Dub,
ein wendisch Wort, heist eine Eiche; daß
aber drey Eichen daran zu sehen, zeiget an,
daß damahls drey Herren Brüder von Duba
die Herrschaft in Besitz gehabt, welche der
Stadt solches Wappen zugeeignet.

Was das Wahrzeichen anlanget, so
ist solches ein in Stein eingehauenes Fleischer-
Beil oder Axt, und ist zu sehen in der Witt-
genauer Gasse, an der mittelsten Brücke, dem
Hause gegen über, so dem seligen Herrn Da-
vid Heynen, Anverwandten des Raths, ge-
höret. Ehemahls stunde solches unter der
Brücke; vor einigen Jahren aber, da die
Brücke neu gebauet wurde, ward solches an
die Ecke der Brücke, wo es jetzo zu sehen, auf-
gesetzet. Woher solch Wahrzeichen seinen
Ursprung genommen und die Stadt bekom-
men haben soll, wird folgendes erzehlet:
Zween Fleischer-Knechte wären an selbigem
Orte, wo das Wahrzeichen stehet, in Streit,
und dergestalt zusammen gekommen, daß sie

einan-

Das ſechſte Capitel.
Stadt erbauet, und dem Rath in das Jnſi-
gel drey gruͤne Eichen im blauen Felde ver-
lehnet hat. Dieſes Wappen iſt unter an-
dern zu ſehen in der Haupt-Kirche an der
Orgel auf der Seite gegen dem Altar, in-
gleichen an dem Tauf-Steine. Es iſt dieſes
Wappen genommen von dem Namen derer
Herren von Duba, denn Duba oder Dub,
ein wendiſch Wort, heiſt eine Eiche; daß
aber drey Eichen daran zu ſehen, zeiget an,
daß damahls drey Herren Bruͤder von Duba
die Herrſchaft in Beſitz gehabt, welche der
Stadt ſolches Wappen zugeeignet.

Was das Wahrzeichen anlanget, ſo
iſt ſolches ein in Stein eingehauenes Fleiſcher-
Beil oder Axt, und iſt zu ſehen in der Witt-
genauer Gaſſe, an der mittelſten Bruͤcke, dem
Hauſe gegen uͤber, ſo dem ſeligen Herrn Da-
vid Heynen, Anverwandten des Raths, ge-
hoͤret. Ehemahls ſtunde ſolches unter der
Bruͤcke; vor einigen Jahren aber, da die
Bruͤcke neu gebauet wurde, ward ſolches an
die Ecke der Bruͤcke, wo es jetzo zu ſehen, auf-
geſetzet. Woher ſolch Wahrzeichen ſeinen
Urſprung genommen und die Stadt bekom-
men haben ſoll, wird folgendes erzehlet:
Zween Fleiſcher-Knechte waͤren an ſelbigem
Orte, wo das Wahrzeichen ſtehet, in Streit,
und dergeſtalt zuſammen gekommen, daß ſie

einan-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0044" n="26"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das &#x017F;ech&#x017F;te Capitel.</hi></fw><lb/>
Stadt erbauet, und dem Rath in das Jn&#x017F;i-<lb/>
gel drey gru&#x0364;ne Eichen im blauen Felde ver-<lb/>
lehnet hat. Die&#x017F;es Wappen i&#x017F;t unter an-<lb/>
dern zu &#x017F;ehen in der Haupt-Kirche an der<lb/>
Orgel auf der Seite gegen dem Altar, in-<lb/>
gleichen an dem Tauf-Steine. Es i&#x017F;t die&#x017F;es<lb/>
Wappen genommen von dem Namen derer<lb/>
Herren von Duba, denn <hi rendition="#fr">Duba</hi> oder <hi rendition="#fr">Dub,</hi><lb/>
ein wendi&#x017F;ch Wort, hei&#x017F;t eine Eiche; daß<lb/>
aber drey Eichen daran zu &#x017F;ehen, zeiget an,<lb/>
daß damahls drey Herren Bru&#x0364;der von Duba<lb/>
die Herr&#x017F;chaft in Be&#x017F;itz gehabt, welche der<lb/>
Stadt &#x017F;olches Wappen zugeeignet.</p><lb/>
        <p>Was das <hi rendition="#fr">Wahrzeichen</hi> anlanget, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;olches ein in Stein eingehauenes Flei&#x017F;cher-<lb/>
Beil oder Axt, und i&#x017F;t zu &#x017F;ehen in der Witt-<lb/>
genauer Ga&#x017F;&#x017F;e, an der mittel&#x017F;ten Bru&#x0364;cke, dem<lb/>
Hau&#x017F;e gegen u&#x0364;ber, &#x017F;o dem &#x017F;eligen Herrn Da-<lb/>
vid Heynen, Anverwandten des Raths, ge-<lb/>
ho&#x0364;ret. Ehemahls &#x017F;tunde &#x017F;olches unter der<lb/>
Bru&#x0364;cke; vor einigen Jahren aber, da die<lb/>
Bru&#x0364;cke neu gebauet wurde, ward &#x017F;olches an<lb/>
die Ecke der Bru&#x0364;cke, wo es jetzo zu &#x017F;ehen, auf-<lb/>
ge&#x017F;etzet. Woher &#x017F;olch Wahrzeichen &#x017F;einen<lb/>
Ur&#x017F;prung genommen und die Stadt bekom-<lb/>
men haben &#x017F;oll, wird folgendes erzehlet:<lb/>
Zween Flei&#x017F;cher-Knechte wa&#x0364;ren an &#x017F;elbigem<lb/>
Orte, wo das Wahrzeichen &#x017F;tehet, in Streit,<lb/>
und derge&#x017F;talt zu&#x017F;ammen gekommen, daß &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einan-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0044] Das ſechſte Capitel. Stadt erbauet, und dem Rath in das Jnſi- gel drey gruͤne Eichen im blauen Felde ver- lehnet hat. Dieſes Wappen iſt unter an- dern zu ſehen in der Haupt-Kirche an der Orgel auf der Seite gegen dem Altar, in- gleichen an dem Tauf-Steine. Es iſt dieſes Wappen genommen von dem Namen derer Herren von Duba, denn Duba oder Dub, ein wendiſch Wort, heiſt eine Eiche; daß aber drey Eichen daran zu ſehen, zeiget an, daß damahls drey Herren Bruͤder von Duba die Herrſchaft in Beſitz gehabt, welche der Stadt ſolches Wappen zugeeignet. Was das Wahrzeichen anlanget, ſo iſt ſolches ein in Stein eingehauenes Fleiſcher- Beil oder Axt, und iſt zu ſehen in der Witt- genauer Gaſſe, an der mittelſten Bruͤcke, dem Hauſe gegen uͤber, ſo dem ſeligen Herrn Da- vid Heynen, Anverwandten des Raths, ge- hoͤret. Ehemahls ſtunde ſolches unter der Bruͤcke; vor einigen Jahren aber, da die Bruͤcke neu gebauet wurde, ward ſolches an die Ecke der Bruͤcke, wo es jetzo zu ſehen, auf- geſetzet. Woher ſolch Wahrzeichen ſeinen Urſprung genommen und die Stadt bekom- men haben ſoll, wird folgendes erzehlet: Zween Fleiſcher-Knechte waͤren an ſelbigem Orte, wo das Wahrzeichen ſtehet, in Streit, und dergeſtalt zuſammen gekommen, daß ſie einan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/44
Zitationshilfe: Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/44>, abgerufen am 28.04.2024.