Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

schlüsse, von der Erschöpfung herbeigeführt, wur-
den bey der Unterzeichnung in geheim von ihnen
nur als Waffenstillstände betrachtet. England
wußte die Empfindlichkeit der alten Dynastien
immer in Athem zu erhalten, es sparte weder
Geld, noch Vorspiegelungen, sie immer zu neuen
Anstrengungen zu reizen, und zog allein Nut-
zen aus der allgemeinen Verblendung. Zu spät
wird das Festland beklagen, was es, diesem
Handels-Despoten gegenüber, versehen. Verge-
bens hat die Republik, vergebens späterhin
oft der Kaiser die Hand zum Frieden gebo-
ten; man verweigerte ihn, oder schloß ihn
mit falschem Herzen. Frankreich mußte immer
für seine Selbsterhaltung, für seine Freiheit
fechten; um nicht Gesetze anzunehmen, mußte
es sich in die Lage setzen, selbst Gesetze zu ge-
ben; seine Eroberungen waren mehr Noth-
wehr als Ehrgeitz. Die Fürsten hatten den
Streit begonnen, die Fürsten setzten ihn fort,
aber die Völker empfanden am härtesten seine
blutige Geißel. Die Masse gleicht dem Kinde,
welches den Tisch schlägt, woran es sich stieß,
und so war es ein leichtes Spiel, Frankreich

als

ſchluͤſſe, von der Erſchoͤpfung herbeigefuͤhrt, wur-
den bey der Unterzeichnung in geheim von ihnen
nur als Waffenſtillſtaͤnde betrachtet. England
wußte die Empfindlichkeit der alten Dynaſtien
immer in Athem zu erhalten, es ſparte weder
Geld, noch Vorſpiegelungen, ſie immer zu neuen
Anſtrengungen zu reizen, und zog allein Nut-
zen aus der allgemeinen Verblendung. Zu ſpaͤt
wird das Feſtland beklagen, was es, dieſem
Handels-Deſpoten gegenuͤber, verſehen. Verge-
bens hat die Republik, vergebens ſpaͤterhin
oft der Kaiſer die Hand zum Frieden gebo-
ten; man verweigerte ihn, oder ſchloß ihn
mit falſchem Herzen. Frankreich mußte immer
fuͤr ſeine Selbſterhaltung, fuͤr ſeine Freiheit
fechten; um nicht Geſetze anzunehmen, mußte
es ſich in die Lage ſetzen, ſelbſt Geſetze zu ge-
ben; ſeine Eroberungen waren mehr Noth-
wehr als Ehrgeitz. Die Fuͤrſten hatten den
Streit begonnen, die Fuͤrſten ſetzten ihn fort,
aber die Voͤlker empfanden am haͤrteſten ſeine
blutige Geißel. Die Maſſe gleicht dem Kinde,
welches den Tiſch ſchlaͤgt, woran es ſich ſtieß,
und ſo war es ein leichtes Spiel, Frankreich

als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0106" n="96"/>
&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, von der Er&#x017F;cho&#x0364;pfung herbeigefu&#x0364;hrt, wur-<lb/>
den bey der Unterzeichnung in geheim von ihnen<lb/>
nur als Waffen&#x017F;till&#x017F;ta&#x0364;nde betrachtet. England<lb/>
wußte die Empfindlichkeit der alten Dyna&#x017F;tien<lb/>
immer in Athem zu erhalten, es &#x017F;parte weder<lb/>
Geld, noch Vor&#x017F;piegelungen, &#x017F;ie immer zu neuen<lb/>
An&#x017F;trengungen zu reizen, und zog allein Nut-<lb/>
zen aus der allgemeinen Verblendung. Zu &#x017F;pa&#x0364;t<lb/>
wird das Fe&#x017F;tland beklagen, was es, die&#x017F;em<lb/>
Handels-De&#x017F;poten gegenu&#x0364;ber, ver&#x017F;ehen. Verge-<lb/>
bens hat die Republik, vergebens &#x017F;pa&#x0364;terhin<lb/>
oft der Kai&#x017F;er die Hand zum Frieden gebo-<lb/>
ten; man verweigerte ihn, oder &#x017F;chloß ihn<lb/>
mit fal&#x017F;chem Herzen. Frankreich mußte immer<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;eine Selb&#x017F;terhaltung, fu&#x0364;r &#x017F;eine Freiheit<lb/>
fechten; um nicht Ge&#x017F;etze anzunehmen, mußte<lb/>
es &#x017F;ich in die Lage &#x017F;etzen, &#x017F;elb&#x017F;t Ge&#x017F;etze zu ge-<lb/>
ben; &#x017F;eine Eroberungen waren mehr Noth-<lb/>
wehr als Ehrgeitz. Die Fu&#x0364;r&#x017F;ten hatten den<lb/>
Streit begonnen, die Fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;etzten ihn fort,<lb/>
aber die Vo&#x0364;lker empfanden am ha&#x0364;rte&#x017F;ten &#x017F;eine<lb/>
blutige Geißel. Die Ma&#x017F;&#x017F;e gleicht dem Kinde,<lb/>
welches den Ti&#x017F;ch &#x017F;chla&#x0364;gt, woran es &#x017F;ich &#x017F;tieß,<lb/>
und &#x017F;o war es ein leichtes Spiel, Frankreich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0106] ſchluͤſſe, von der Erſchoͤpfung herbeigefuͤhrt, wur- den bey der Unterzeichnung in geheim von ihnen nur als Waffenſtillſtaͤnde betrachtet. England wußte die Empfindlichkeit der alten Dynaſtien immer in Athem zu erhalten, es ſparte weder Geld, noch Vorſpiegelungen, ſie immer zu neuen Anſtrengungen zu reizen, und zog allein Nut- zen aus der allgemeinen Verblendung. Zu ſpaͤt wird das Feſtland beklagen, was es, dieſem Handels-Deſpoten gegenuͤber, verſehen. Verge- bens hat die Republik, vergebens ſpaͤterhin oft der Kaiſer die Hand zum Frieden gebo- ten; man verweigerte ihn, oder ſchloß ihn mit falſchem Herzen. Frankreich mußte immer fuͤr ſeine Selbſterhaltung, fuͤr ſeine Freiheit fechten; um nicht Geſetze anzunehmen, mußte es ſich in die Lage ſetzen, ſelbſt Geſetze zu ge- ben; ſeine Eroberungen waren mehr Noth- wehr als Ehrgeitz. Die Fuͤrſten hatten den Streit begonnen, die Fuͤrſten ſetzten ihn fort, aber die Voͤlker empfanden am haͤrteſten ſeine blutige Geißel. Die Maſſe gleicht dem Kinde, welches den Tiſch ſchlaͤgt, woran es ſich ſtieß, und ſo war es ein leichtes Spiel, Frankreich als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/106
Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/106>, abgerufen am 03.05.2024.