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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773.

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Hesiodos Theogonie; welche letzte ihre Herkunft
mehr von den Atlantern aus Libien, theils auch
selbst von den Pelasgern, führen mag (*) zu-
mahl da sie nach des Dichters eigenen Worten
im 105 bis 113 Verse, ingleichen im 963 und
nächsten Verse blos von den Erdveränderungen
und gar nicht von blosen Menschen zu verstehen
ist. Der Anfang dieser ältesten Naturkunde ist
die grose Kluft, oder sein Chaos, welches nach

dem
des Hesiodos seiner nahe zu kommen, weicht aber
dennoch durch den schon erwähnten Ophion mit
seiner Eurünomea ab; doch kann sie auch wohl
dieses letzte vom Apollonios eingeschaltet führen,
in so weit dieser in der Alexandrinischen Biblio-
thek, anderer asiatischen Völker Schriften brau-
chen konnte.
(*) Wenn man des Sizilischen Diodors 3tes Buch
von der 189sten Seite an, mit dem Hesiodos und
andern Griechen vergleicht, und die Mythologie
dieser Atlanter und der Griechen wieder gegen
die Mythologie der Aegypter hält, so wird man
fiuden, daß die Griechen in diesem Stück nicht
so viel, als man ihnen beyzumessen pfleget, von
den Aegyptern geborget haben; zumahl weil ihre
Mythologie zu Psammetichs Zeiten, wo sie frey
in Aegypten durften, schon meistens vollkommen
seyn mußte. Am glaublichsten ist, daß sie, als
ein zweyfaches Volk aus den ansitzenden Helle-
niern, und den herum ziehenden Pelasgern, auch
zweyerley Nachrichten, von der ältesten Zeit,
durch ihre ältesten Priester und Dichter in eins
gebracht, und nächst dem von den Libiern, auch
von den Hüperboreern und später von allen et-
was angenommen haben; wie Herodotos im
1sten und 2ten B. vermuthen läßt.

Heſiodos Theogonie; welche letzte ihre Herkunft
mehr von den Atlantern aus Libien, theils auch
ſelbſt von den Pelasgern, fuͤhren mag (*) zu-
mahl da ſie nach des Dichters eigenen Worten
im 105 bis 113 Verſe, ingleichen im 963 und
naͤchſten Verſe blos von den Erdveraͤnderungen
und gar nicht von bloſen Menſchen zu verſtehen
iſt. Der Anfang dieſer aͤlteſten Naturkunde iſt
die groſe Kluft, oder ſein Chaos, welches nach

dem
des Heſiodos ſeiner nahe zu kommen, weicht aber
dennoch durch den ſchon erwaͤhnten Ophion mit
ſeiner Euruͤnomea ab; doch kann ſie auch wohl
dieſes letzte vom Apollonios eingeſchaltet fuͤhren,
in ſo weit dieſer in der Alexandriniſchen Biblio-
thek, anderer aſiatiſchen Voͤlker Schriften brau-
chen konnte.
(*) Wenn man des Siziliſchen Diodors 3tes Buch
von der 189ſten Seite an, mit dem Heſiodos und
andern Griechen vergleicht, und die Mythologie
dieſer Atlanter und der Griechen wieder gegen
die Mythologie der Aegypter haͤlt, ſo wird man
fiuden, daß die Griechen in dieſem Stuͤck nicht
ſo viel, als man ihnen beyzumeſſen pfleget, von
den Aegyptern geborget haben; zumahl weil ihre
Mythologie zu Pſammetichs Zeiten, wo ſie frey
in Aegypten durften, ſchon meiſtens vollkommen
ſeyn mußte. Am glaublichſten iſt, daß ſie, als
ein zweyfaches Volk aus den anſitzenden Helle-
niern, und den herum ziehenden Pelasgern, auch
zweyerley Nachrichten, von der aͤlteſten Zeit,
durch ihre aͤlteſten Prieſter und Dichter in eins
gebracht, und naͤchſt dem von den Libiern, auch
von den Huͤperboreern und ſpaͤter von allen et-
was angenommen haben; wie Herodotos im
1ſten und 2ten B. vermuthen laͤßt.
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[254/0266] Heſiodos Theogonie; welche letzte ihre Herkunft mehr von den Atlantern aus Libien, theils auch ſelbſt von den Pelasgern, fuͤhren mag (*) zu- mahl da ſie nach des Dichters eigenen Worten im 105 bis 113 Verſe, ingleichen im 963 und naͤchſten Verſe blos von den Erdveraͤnderungen und gar nicht von bloſen Menſchen zu verſtehen iſt. Der Anfang dieſer aͤlteſten Naturkunde iſt die groſe Kluft, oder ſein Chaos, welches nach dem (*) (*) Wenn man des Siziliſchen Diodors 3tes Buch von der 189ſten Seite an, mit dem Heſiodos und andern Griechen vergleicht, und die Mythologie dieſer Atlanter und der Griechen wieder gegen die Mythologie der Aegypter haͤlt, ſo wird man fiuden, daß die Griechen in dieſem Stuͤck nicht ſo viel, als man ihnen beyzumeſſen pfleget, von den Aegyptern geborget haben; zumahl weil ihre Mythologie zu Pſammetichs Zeiten, wo ſie frey in Aegypten durften, ſchon meiſtens vollkommen ſeyn mußte. Am glaublichſten iſt, daß ſie, als ein zweyfaches Volk aus den anſitzenden Helle- niern, und den herum ziehenden Pelasgern, auch zweyerley Nachrichten, von der aͤlteſten Zeit, durch ihre aͤlteſten Prieſter und Dichter in eins gebracht, und naͤchſt dem von den Libiern, auch von den Huͤperboreern und ſpaͤter von allen et- was angenommen haben; wie Herodotos im 1ſten und 2ten B. vermuthen laͤßt. (*) des Heſiodos ſeiner nahe zu kommen, weicht aber dennoch durch den ſchon erwaͤhnten Ophion mit ſeiner Euruͤnomea ab; doch kann ſie auch wohl dieſes letzte vom Apollonios eingeſchaltet fuͤhren, in ſo weit dieſer in der Alexandriniſchen Biblio- thek, anderer aſiatiſchen Voͤlker Schriften brau- chen konnte.

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Zitationshilfe: [Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/266>, abgerufen am 30.04.2024.