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Gall, Luise von: Eine fromme Lüge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 105–175. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Johanne Udalrike Louise von Gall, Tochter des hessischen Generals Freiherrn von Gall, wurde den 19. September 1815 zu Darmstadt geboren, vermählte sich im Oktober 1843 mit Levin Schücking (von welchem unsere Sammlung ebenfalls eine Novelle bringen wird), und starb am 16. März 1855, vornehmlich in Folge zu selbstvergessener und rückhaltloser Hingebung an ihre mütterlichen Pflichten. Sie hat zwei Romane, einige Lustspiele, von welchen besonders "Ein schlechtes Gewissen" den entschiedensten Erfolg auf vielen Bühnen hatte, und eine Anzahl Novellen geschrieben. Als gelungenste Schöpfungen ihres Talentes betrachtete sie die obengenannte Sammlung, die sie selbst noch vorbereitete. Fein und anmuthig, dabei mit einer gewissen Vorliebe für ungewöhnliche Verhältnisse und seltsame Wendungen, schildert sie, entschiedene Darstellungsgabe entfaltend, die Gegenstände ihrer Beobachtung ; doch ist sie besonders in höheren Kreisen heimisch, wo sie ihrem Sinne für schöne Form und unverkümmerte Heiterkeit des Lebens genügen kann. Mit Uebergehung einiger Erzählungen, die durch ihre gute Laune bestechen, haben wir eine von dunkler Färbung auswählen müssen, weil sie unstreitig die bedeutendste der Sammlung ist. Es ist darin merkwürdig zu sehen, wie die schön angelegte Natur der Verfasserin sich fast dem Grellen nähern darf, ohne doch in dasselbe zu verfallen, und wie sie das Bedenken über die Opfer, die ein Mutterherz einem andern Mutterherzen und der leidenden Menschheit bringt, durch rasch hingleitende Leichtigkeit der Darstellung überwindet.

Johanne Udalrike Louise von Gall, Tochter des hessischen Generals Freiherrn von Gall, wurde den 19. September 1815 zu Darmstadt geboren, vermählte sich im Oktober 1843 mit Levin Schücking (von welchem unsere Sammlung ebenfalls eine Novelle bringen wird), und starb am 16. März 1855, vornehmlich in Folge zu selbstvergessener und rückhaltloser Hingebung an ihre mütterlichen Pflichten. Sie hat zwei Romane, einige Lustspiele, von welchen besonders „Ein schlechtes Gewissen“ den entschiedensten Erfolg auf vielen Bühnen hatte, und eine Anzahl Novellen geschrieben. Als gelungenste Schöpfungen ihres Talentes betrachtete sie die obengenannte Sammlung, die sie selbst noch vorbereitete. Fein und anmuthig, dabei mit einer gewissen Vorliebe für ungewöhnliche Verhältnisse und seltsame Wendungen, schildert sie, entschiedene Darstellungsgabe entfaltend, die Gegenstände ihrer Beobachtung ; doch ist sie besonders in höheren Kreisen heimisch, wo sie ihrem Sinne für schöne Form und unverkümmerte Heiterkeit des Lebens genügen kann. Mit Uebergehung einiger Erzählungen, die durch ihre gute Laune bestechen, haben wir eine von dunkler Färbung auswählen müssen, weil sie unstreitig die bedeutendste der Sammlung ist. Es ist darin merkwürdig zu sehen, wie die schön angelegte Natur der Verfasserin sich fast dem Grellen nähern darf, ohne doch in dasselbe zu verfallen, und wie sie das Bedenken über die Opfer, die ein Mutterherz einem andern Mutterherzen und der leidenden Menschheit bringt, durch rasch hingleitende Leichtigkeit der Darstellung überwindet.

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[0005] Johanne Udalrike Louise von Gall, Tochter des hessischen Generals Freiherrn von Gall, wurde den 19. September 1815 zu Darmstadt geboren, vermählte sich im Oktober 1843 mit Levin Schücking (von welchem unsere Sammlung ebenfalls eine Novelle bringen wird), und starb am 16. März 1855, vornehmlich in Folge zu selbstvergessener und rückhaltloser Hingebung an ihre mütterlichen Pflichten. Sie hat zwei Romane, einige Lustspiele, von welchen besonders „Ein schlechtes Gewissen“ den entschiedensten Erfolg auf vielen Bühnen hatte, und eine Anzahl Novellen geschrieben. Als gelungenste Schöpfungen ihres Talentes betrachtete sie die obengenannte Sammlung, die sie selbst noch vorbereitete. Fein und anmuthig, dabei mit einer gewissen Vorliebe für ungewöhnliche Verhältnisse und seltsame Wendungen, schildert sie, entschiedene Darstellungsgabe entfaltend, die Gegenstände ihrer Beobachtung ; doch ist sie besonders in höheren Kreisen heimisch, wo sie ihrem Sinne für schöne Form und unverkümmerte Heiterkeit des Lebens genügen kann. Mit Uebergehung einiger Erzählungen, die durch ihre gute Laune bestechen, haben wir eine von dunkler Färbung auswählen müssen, weil sie unstreitig die bedeutendste der Sammlung ist. Es ist darin merkwürdig zu sehen, wie die schön angelegte Natur der Verfasserin sich fast dem Grellen nähern darf, ohne doch in dasselbe zu verfallen, und wie sie das Bedenken über die Opfer, die ein Mutterherz einem andern Mutterherzen und der leidenden Menschheit bringt, durch rasch hingleitende Leichtigkeit der Darstellung überwindet.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:13:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Gall, Luise von: Eine fromme Lüge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 105–175. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_luege_1910/5>, abgerufen am 14.11.2024.