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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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denjenigen Thieren zusammengestellt, die sowohl der
Bezähmung fähig, als auch zur Befriedigung seiner
Bedürfnisse die tauglichsten sind. Für diejenigen Völ-
ker, welche Gegenden bewohnen sollten, wo keines
unsrer nützlichsten Hausthiere fortkömmt, hat die Vor-
sicht dadurch gesorgt, daß sie ihnen zu gewissen Zeiten
eine ungeheure Menge Fische oder Vögel zuwieß, wo-
von sie sich einen Vorrath auf das ganze Jahr samm-
len können.*) In den kältesten Gegenden giebt es
kaum eine einzige Pflanze, die dem Menschen zur Nah-
rung dienen könnte. Die thierische Speise ist für die
Bewohner der kalten Himmelsstriche die gesündeste. In
einer gemäßigten Gegend ist es die Vermischung von
thierischen und Pflanzenspeisen, weswegen auch dort
Thiere und Pflanzen in gleichem Uiberfluße sind. Hin-
gegen leben die Landes Einwohner zwischen den Wen-
dekreisen vornehmlich von Früchten, Saamen, und
Wurzeln, als der gesündesten Nahrung für die Be-
wohner des heißen Himmelsstriches, auch wachsen dort
die heißen Gewächse zu ihrer ganzen Vollkommenheit.
Auch ein Grund, warum alle Untersuchungen über den
Menschen mangelhaft werden müssen, welche entwe-
der auf ihn allein oder etwann nur auf Eines seiner
Alter eingeschränkt sind.

Die nämliche Sorgfalt nahm den Menschen in
ihren Schutz, wo er theils noch keines Unterrichts,

theils
*) Vollständig kann man sich davon durch das Studium der
Geographie überzeugen. Absichtlich und gut hat Sander
von der Güte und Weisheit Gottes in der Natur und
über Natur und Religion, von diesem Gegenstand ge-
schrieben.

denjenigen Thieren zuſammengeſtellt, die ſowohl der
Bezaͤhmung faͤhig, als auch zur Befriedigung ſeiner
Beduͤrfniſſe die tauglichſten ſind. Fuͤr diejenigen Voͤl-
ker, welche Gegenden bewohnen ſollten, wo keines
unſrer nuͤtzlichſten Hausthiere fortkoͤmmt, hat die Vor-
ſicht dadurch geſorgt, daß ſie ihnen zu gewiſſen Zeiten
eine ungeheure Menge Fiſche oder Voͤgel zuwieß, wo-
von ſie ſich einen Vorrath auf das ganze Jahr ſamm-
len koͤnnen.*) In den kaͤlteſten Gegenden giebt es
kaum eine einzige Pflanze, die dem Menſchen zur Nah-
rung dienen koͤnnte. Die thieriſche Speiſe iſt fuͤr die
Bewohner der kalten Himmelsſtriche die geſuͤndeſte. In
einer gemaͤßigten Gegend iſt es die Vermiſchung von
thieriſchen und Pflanzenſpeiſen, weswegen auch dort
Thiere und Pflanzen in gleichem Uiberfluße ſind. Hin-
gegen leben die Landes Einwohner zwiſchen den Wen-
dekreiſen vornehmlich von Fruͤchten, Saamen, und
Wurzeln, als der geſuͤndeſten Nahrung fuͤr die Be-
wohner des heißen Himmelsſtriches, auch wachſen dort
die heißen Gewaͤchſe zu ihrer ganzen Vollkommenheit.
Auch ein Grund, warum alle Unterſuchungen uͤber den
Menſchen mangelhaft werden muͤſſen, welche entwe-
der auf ihn allein oder etwann nur auf Eines ſeiner
Alter eingeſchraͤnkt ſind.

Die naͤmliche Sorgfalt nahm den Menſchen in
ihren Schutz, wo er theils noch keines Unterrichts,

theils
*) Vollſtaͤndig kann man ſich davon durch das Studium der
Geographie uͤberzeugen. Abſichtlich und gut hat Sander
von der Guͤte und Weisheit Gottes in der Natur und
uͤber Natur und Religion, von dieſem Gegenſtand ge-
ſchrieben.
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[112/0131] denjenigen Thieren zuſammengeſtellt, die ſowohl der Bezaͤhmung faͤhig, als auch zur Befriedigung ſeiner Beduͤrfniſſe die tauglichſten ſind. Fuͤr diejenigen Voͤl- ker, welche Gegenden bewohnen ſollten, wo keines unſrer nuͤtzlichſten Hausthiere fortkoͤmmt, hat die Vor- ſicht dadurch geſorgt, daß ſie ihnen zu gewiſſen Zeiten eine ungeheure Menge Fiſche oder Voͤgel zuwieß, wo- von ſie ſich einen Vorrath auf das ganze Jahr ſamm- len koͤnnen. *) In den kaͤlteſten Gegenden giebt es kaum eine einzige Pflanze, die dem Menſchen zur Nah- rung dienen koͤnnte. Die thieriſche Speiſe iſt fuͤr die Bewohner der kalten Himmelsſtriche die geſuͤndeſte. In einer gemaͤßigten Gegend iſt es die Vermiſchung von thieriſchen und Pflanzenſpeiſen, weswegen auch dort Thiere und Pflanzen in gleichem Uiberfluße ſind. Hin- gegen leben die Landes Einwohner zwiſchen den Wen- dekreiſen vornehmlich von Fruͤchten, Saamen, und Wurzeln, als der geſuͤndeſten Nahrung fuͤr die Be- wohner des heißen Himmelsſtriches, auch wachſen dort die heißen Gewaͤchſe zu ihrer ganzen Vollkommenheit. Auch ein Grund, warum alle Unterſuchungen uͤber den Menſchen mangelhaft werden muͤſſen, welche entwe- der auf ihn allein oder etwann nur auf Eines ſeiner Alter eingeſchraͤnkt ſind. Die naͤmliche Sorgfalt nahm den Menſchen in ihren Schutz, wo er theils noch keines Unterrichts, theils *) Vollſtaͤndig kann man ſich davon durch das Studium der Geographie uͤberzeugen. Abſichtlich und gut hat Sander von der Guͤte und Weisheit Gottes in der Natur und uͤber Natur und Religion, von dieſem Gegenſtand ge- ſchrieben.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/131>, abgerufen am 27.04.2024.