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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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an die Lippen der Wunden, und heftet sie gleichsam
zusammen. Uibrigens ist das ergossene Blut der wohl-
thätigste Körper, der in den Hölen der Wunden ent-
halten seyn kann.*)

Bey Brunning heilte die Natur eine Darm-
gicht, welche aller Hilfe widerstand. Nachdem die
kranke Nonne schon ihren Unrath weggebrochen hat-
te, trat die schmerzhafte Stelle in die Höhe, wurde
roth, und schwabberte nach drey Tagen. Aus der
Oeffnung floß eine Menge Eiter, viel schwarzes Blut,
und faule, gallichte Feuchtigkeit, worauf viel stin-
kender Unrath folgte. Dieser Ausfluß dauerte vier
und zwanzig Stunden fort, dann kam ein grosser
Klumpen verhärteter Koth durch die Wunde herau[s]
Nun war der Darm ringsumher an das Bauchfell
angewachsen. In kurzer Zeit bekam die Kranke wie-
der den ordentlichen Stuhlgang; es gieng nichts mehr
durch die Wunde weg, und es heilte dieselbe bald
nachher völlig zu. Die in der Haut entstandene Nar-
be hat auch das Loch in den Gedärmen glücklich ver-
schlossen. Ein ähnliches Beyspiel erzählt er auch von
einem Geistlichen.*) Van Swieten erzählt von ei-
nem siebenzehnjährigen Mädchen, der das Schienbein
vom kalten Brand zerstöhrt war, und die durchaus
den Fuß nicht wollte abneh men lassen; sie legte wei-
ter nichts, als ein reines Leinenzeug darüber. Der
Knochen trennte sich von selbst an der Kniebeugung

los,
*) Wolstein Unterricht für Fahnenschmiede S. 30.
*) Sammlung auserlesener Abhand. 3 B. S. 308.
P 2

an die Lippen der Wunden, und heftet ſie gleichſam
zuſammen. Uibrigens iſt das ergoſſene Blut der wohl-
thaͤtigſte Koͤrper, der in den Hoͤlen der Wunden ent-
halten ſeyn kann.*)

Bey Brunning heilte die Natur eine Darm-
gicht, welche aller Hilfe widerſtand. Nachdem die
kranke Nonne ſchon ihren Unrath weggebrochen hat-
te, trat die ſchmerzhafte Stelle in die Hoͤhe, wurde
roth, und ſchwabberte nach drey Tagen. Aus der
Oeffnung floß eine Menge Eiter, viel ſchwarzes Blut,
und faule, gallichte Feuchtigkeit, worauf viel ſtin-
kender Unrath folgte. Dieſer Ausfluß dauerte vier
und zwanzig Stunden fort, dann kam ein groſſer
Klumpen verhaͤrteter Koth durch die Wunde herau[s]
Nun war der Darm ringsumher an das Bauchfell
angewachſen. In kurzer Zeit bekam die Kranke wie-
der den ordentlichen Stuhlgang; es gieng nichts mehr
durch die Wunde weg, und es heilte dieſelbe bald
nachher voͤllig zu. Die in der Haut entſtandene Nar-
be hat auch das Loch in den Gedaͤrmen gluͤcklich ver-
ſchloſſen. Ein aͤhnliches Beyſpiel erzaͤhlt er auch von
einem Geiſtlichen.*) Van Swieten erzaͤhlt von ei-
nem ſiebenzehnjaͤhrigen Maͤdchen, der das Schienbein
vom kalten Brand zerſtoͤhrt war, und die durchaus
den Fuß nicht wollte abneh men laſſen; ſie legte wei-
ter nichts, als ein reines Leinenzeug daruͤber. Der
Knochen trennte ſich von ſelbſt an der Kniebeugung

los,
*) Wolſtein Unterricht fuͤr Fahnenſchmiede S. 30.
*) Sammlung auserleſener Abhand. 3 B. S. 308.
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[227/0246] an die Lippen der Wunden, und heftet ſie gleichſam zuſammen. Uibrigens iſt das ergoſſene Blut der wohl- thaͤtigſte Koͤrper, der in den Hoͤlen der Wunden ent- halten ſeyn kann. *) Bey Brunning heilte die Natur eine Darm- gicht, welche aller Hilfe widerſtand. Nachdem die kranke Nonne ſchon ihren Unrath weggebrochen hat- te, trat die ſchmerzhafte Stelle in die Hoͤhe, wurde roth, und ſchwabberte nach drey Tagen. Aus der Oeffnung floß eine Menge Eiter, viel ſchwarzes Blut, und faule, gallichte Feuchtigkeit, worauf viel ſtin- kender Unrath folgte. Dieſer Ausfluß dauerte vier und zwanzig Stunden fort, dann kam ein groſſer Klumpen verhaͤrteter Koth durch die Wunde heraus Nun war der Darm ringsumher an das Bauchfell angewachſen. In kurzer Zeit bekam die Kranke wie- der den ordentlichen Stuhlgang; es gieng nichts mehr durch die Wunde weg, und es heilte dieſelbe bald nachher voͤllig zu. Die in der Haut entſtandene Nar- be hat auch das Loch in den Gedaͤrmen gluͤcklich ver- ſchloſſen. Ein aͤhnliches Beyſpiel erzaͤhlt er auch von einem Geiſtlichen. *) Van Swieten erzaͤhlt von ei- nem ſiebenzehnjaͤhrigen Maͤdchen, der das Schienbein vom kalten Brand zerſtoͤhrt war, und die durchaus den Fuß nicht wollte abneh men laſſen; ſie legte wei- ter nichts, als ein reines Leinenzeug daruͤber. Der Knochen trennte ſich von ſelbſt an der Kniebeugung los, *) Wolſtein Unterricht fuͤr Fahnenſchmiede S. 30. *) Sammlung auserleſener Abhand. 3 B. S. 308. P 2

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/246>, abgerufen am 28.04.2024.