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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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sprechend zu bezeichnen; es fehlt uns durchaus nicht an Methoden, Wasser-
stoff auch ohne Gärung zu erzeugen.

Ich komme nun zum Ansetzen der Küpe selber. Bedingung hierfür ist
ein fein geriebener oder gemahlener Indigo, wie er entweder durch Reiben
im Mörser mittels Hand oder in Indigomühlen oder in Reibmaschinen
mittels Dampf bewerkstelligt wird (vergl. § 20, zweiter Teil). Eine weitere
Bedingung sind die zur Aufnahme der Küpen bestimmten Gefäße, Kufen
oder Küpen (von Küper, Böttcher); von diesen Gefäßen leitet sich die Be-
zeichnung "Küpe" ab, so daß dieser Ausdruck sowohl für das Gefäß, wie
für die darin befindliche Flüssigkeit gelten kann. Die Küpen (Gefäße) sind
entweder von Holz oder Gußeisen, Kupfer oder Zement, rund und durch-
schnittlich nicht viel tiefer wie breit, 2 bis 21/2 m. Sie stehen entweder
frei, zum Erwärmen über freiem Feuer, oder sind mit ihrem unteren Teil
eingemauert und durch Dampf zu erwärmen. Wo mehrere Küpen vorhan-
den sind, kommen sie in eine Reihe an die Mauer, doch mit den nötigen
Zwischenräumen zwischen zweien derselben, um bequem arbeiten zu können.
Zum Zudecken dient ein Holzdeckel. Ueber jeder Küpe befindet sich ein Netz,
welches zur Aufnahme des zu färbenden Materials dient und mittels einer Rolle
in die Küpenflüssigkeit hineingelassen werden kann. Der Zweck dieser Vor-
richtung besteht darin, die Ware durch Eintauchen in die Küpenflüssigkeit zu
nur 1/2 -- höchstens 2/3 der Tiefe derselben vor der Berührung mit dem am
Boden der Küpe sich sammelnden alkalischen Kalkschlamm zu bewahren.

Wir kommen jetzt zu den einzelnen Küpen.

Die Waidküpe. Diese führt ihren Namen nicht, weil etwa zur
Reduktion des Indigos Waid angewendet wird, sondern weil das eigentlich
färbende Prinzip dieser Küpe der Waid ist, eine bei uns heimische Pflanze,
welche gleichfalls Indigo enthält und, wenn auch nicht zur Indigodarstellung
selbst, so doch zum Blaufärben mit Vorteil benutzt werden kann. Die Waid-
küpe empfiehlt sich gewissermaßen vom nationalökonomischen Standpunkte, --
aber auch nur von diesem, sonst von keinem andern. Die Verhältnisse der
einzelnen Bestandteile zum Ansetzen einer Küpe nennt man einen Küpen-
Ansatz
. Für die Waidküpe lautet dieser Ansatz nach

[Tabelle]

Der geringe Kalkzusatz des letzten Ansatzes bedeutet nur die erste
Portion.

Zum Ansetzen der Küpen wird die Kufe zunächst teilweis mit Wasser
angefüllt und dieses auf 50 bis 60° R. erwärmt; dann wird der vorher
eingeweichte Waid, dann der Krapp, (event. Soda und Syrup), die Kleie
und der feingeriebene Indigo und ein Teil des Kalkes hinzugesetzt. Nun
wird das Ganze tüchtig mit einer Schaufel oder Krücke durchgerührt, die
Temperatur bis auf 75° R. erhöht, nochmals gut aufgerührt, dann der

ſprechend zu bezeichnen; es fehlt uns durchaus nicht an Methoden, Waſſer-
ſtoff auch ohne Gärung zu erzeugen.

Ich komme nun zum Anſetzen der Küpe ſelber. Bedingung hierfür iſt
ein fein geriebener oder gemahlener Indigo, wie er entweder durch Reiben
im Mörſer mittels Hand oder in Indigomühlen oder in Reibmaſchinen
mittels Dampf bewerkſtelligt wird (vergl. § 20, zweiter Teil). Eine weitere
Bedingung ſind die zur Aufnahme der Küpen beſtimmten Gefäße, Kufen
oder Küpen (von Küper, Böttcher); von dieſen Gefäßen leitet ſich die Be-
zeichnung „Küpe“ ab, ſo daß dieſer Ausdruck ſowohl für das Gefäß, wie
für die darin befindliche Flüſſigkeit gelten kann. Die Küpen (Gefäße) ſind
entweder von Holz oder Gußeiſen, Kupfer oder Zement, rund und durch-
ſchnittlich nicht viel tiefer wie breit, 2 bis 2½ m. Sie ſtehen entweder
frei, zum Erwärmen über freiem Feuer, oder ſind mit ihrem unteren Teil
eingemauert und durch Dampf zu erwärmen. Wo mehrere Küpen vorhan-
den ſind, kommen ſie in eine Reihe an die Mauer, doch mit den nötigen
Zwiſchenräumen zwiſchen zweien derſelben, um bequem arbeiten zu können.
Zum Zudecken dient ein Holzdeckel. Ueber jeder Küpe befindet ſich ein Netz,
welches zur Aufnahme des zu färbenden Materials dient und mittels einer Rolle
in die Küpenflüſſigkeit hineingelaſſen werden kann. Der Zweck dieſer Vor-
richtung beſteht darin, die Ware durch Eintauchen in die Küpenflüſſigkeit zu
nur ½ — höchſtens ⅔ der Tiefe derſelben vor der Berührung mit dem am
Boden der Küpe ſich ſammelnden alkaliſchen Kalkſchlamm zu bewahren.

Wir kommen jetzt zu den einzelnen Küpen.

Die Waidküpe. Dieſe führt ihren Namen nicht, weil etwa zur
Reduktion des Indigos Waid angewendet wird, ſondern weil das eigentlich
färbende Prinzip dieſer Küpe der Waid iſt, eine bei uns heimiſche Pflanze,
welche gleichfalls Indigo enthält und, wenn auch nicht zur Indigodarſtellung
ſelbſt, ſo doch zum Blaufärben mit Vorteil benutzt werden kann. Die Waid-
küpe empfiehlt ſich gewiſſermaßen vom nationalökonomiſchen Standpunkte, —
aber auch nur von dieſem, ſonſt von keinem andern. Die Verhältniſſe der
einzelnen Beſtandteile zum Anſetzen einer Küpe nennt man einen Küpen-
Anſatz
. Für die Waidküpe lautet dieſer Anſatz nach

[Tabelle]

Der geringe Kalkzuſatz des letzten Anſatzes bedeutet nur die erſte
Portion.

Zum Anſetzen der Küpen wird die Kufe zunächſt teilweis mit Waſſer
angefüllt und dieſes auf 50 bis 60° R. erwärmt; dann wird der vorher
eingeweichte Waid, dann der Krapp, (event. Soda und Syrup), die Kleie
und der feingeriebene Indigo und ein Teil des Kalkes hinzugeſetzt. Nun
wird das Ganze tüchtig mit einer Schaufel oder Krücke durchgerührt, die
Temperatur bis auf 75° R. erhöht, nochmals gut aufgerührt, dann der

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[540/0588] ſprechend zu bezeichnen; es fehlt uns durchaus nicht an Methoden, Waſſer- ſtoff auch ohne Gärung zu erzeugen. Ich komme nun zum Anſetzen der Küpe ſelber. Bedingung hierfür iſt ein fein geriebener oder gemahlener Indigo, wie er entweder durch Reiben im Mörſer mittels Hand oder in Indigomühlen oder in Reibmaſchinen mittels Dampf bewerkſtelligt wird (vergl. § 20, zweiter Teil). Eine weitere Bedingung ſind die zur Aufnahme der Küpen beſtimmten Gefäße, Kufen oder Küpen (von Küper, Böttcher); von dieſen Gefäßen leitet ſich die Be- zeichnung „Küpe“ ab, ſo daß dieſer Ausdruck ſowohl für das Gefäß, wie für die darin befindliche Flüſſigkeit gelten kann. Die Küpen (Gefäße) ſind entweder von Holz oder Gußeiſen, Kupfer oder Zement, rund und durch- ſchnittlich nicht viel tiefer wie breit, 2 bis 2½ m. Sie ſtehen entweder frei, zum Erwärmen über freiem Feuer, oder ſind mit ihrem unteren Teil eingemauert und durch Dampf zu erwärmen. Wo mehrere Küpen vorhan- den ſind, kommen ſie in eine Reihe an die Mauer, doch mit den nötigen Zwiſchenräumen zwiſchen zweien derſelben, um bequem arbeiten zu können. Zum Zudecken dient ein Holzdeckel. Ueber jeder Küpe befindet ſich ein Netz, welches zur Aufnahme des zu färbenden Materials dient und mittels einer Rolle in die Küpenflüſſigkeit hineingelaſſen werden kann. Der Zweck dieſer Vor- richtung beſteht darin, die Ware durch Eintauchen in die Küpenflüſſigkeit zu nur ½ — höchſtens ⅔ der Tiefe derſelben vor der Berührung mit dem am Boden der Küpe ſich ſammelnden alkaliſchen Kalkſchlamm zu bewahren. Wir kommen jetzt zu den einzelnen Küpen. Die Waidküpe. Dieſe führt ihren Namen nicht, weil etwa zur Reduktion des Indigos Waid angewendet wird, ſondern weil das eigentlich färbende Prinzip dieſer Küpe der Waid iſt, eine bei uns heimiſche Pflanze, welche gleichfalls Indigo enthält und, wenn auch nicht zur Indigodarſtellung ſelbſt, ſo doch zum Blaufärben mit Vorteil benutzt werden kann. Die Waid- küpe empfiehlt ſich gewiſſermaßen vom nationalökonomiſchen Standpunkte, — aber auch nur von dieſem, ſonſt von keinem andern. Die Verhältniſſe der einzelnen Beſtandteile zum Anſetzen einer Küpe nennt man einen Küpen- Anſatz. Für die Waidküpe lautet dieſer Anſatz nach Der geringe Kalkzuſatz des letzten Anſatzes bedeutet nur die erſte Portion. Zum Anſetzen der Küpen wird die Kufe zunächſt teilweis mit Waſſer angefüllt und dieſes auf 50 bis 60° R. erwärmt; dann wird der vorher eingeweichte Waid, dann der Krapp, (event. Soda und Syrup), die Kleie und der feingeriebene Indigo und ein Teil des Kalkes hinzugeſetzt. Nun wird das Ganze tüchtig mit einer Schaufel oder Krücke durchgerührt, die Temperatur bis auf 75° R. erhöht, nochmals gut aufgerührt, dann der

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/588>, abgerufen am 30.04.2024.