Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


denn die Einrichtung des gemeinen Compasses, den man auf dem festen Lande zu Bestimmung der Weltgegenden gebraucht, von selbst erhellen wird.

Man giebt der Magnetnadel des Seecompasses die einfache Gestalt eines platten Rechtecks von willkührlicher Länge, das etwa (1/10) Zoll breit und (1/24) Zoll dick ist. Die Ecken werden so abgestumpft, daß beyde Enden in einen stumpfen Winkel zulaufen. In der Mitte wird diese Nadel durchbohrt, und an den Umkreis der Oefnung ein hohler über die äußere Fläche der Nadel hervorragender Cylinder angesetzt, der oben mit einem ausgehöhlten wohl polirten Achat geschlossen ist.

Die Nadel wird zwischen zwo kreisrunde Scheiben von leichtem Pappendeckel oder Kartenpapier fest eingeklebt. Diese machen nun die von den Schiffern sogenannte Windrose oder Schifsrose aus, auf welche ein Stern gezeichnet wird, dessen 32 Spitzen die Weltgegenden anzeigen, so, daß der Nordpol der Nadel mit dem Punkte Norden übereinstimmt, s. Windrose. Der Rand der Rose wird, wie gewöhnlich, in 360 Grade getheilt. Wenn sie auf den Stift gesetzt wird, der sie trägt, so macht sie viele Schwingungen, und kömmt, besonders bey dem Schwanken des Schifs, sehr spät in Ruhe. Um dies zu verhindern, setze man an ihre untere Fläche kleine Flügel von Pappe an, welche bey dieser Bewegung von der Luft Widerstand leiden, und das Ruhen der Rose befördern. So wird sie mit dem Stifte, auf welchem sie aufliegt, in ein cylindrisches küpfernes Gehäuse HIKL (Taf. V. Fig. 81.) gesetzt, dessen innere Seite weiß angestrichen ist. Dieses Gehäuse hat von außen an zwoen einander nach dem Durchmesser entgegenstehenden Stellen zween Zapfen M, mit welchen es in dem Ringe NMO so hängt, daß es sich frey in demselben bewegen kan. Dieser Ring selbst hat, 90° weit von jenen Stellen, ebenfalls zween Zapfen DE, und ruht mit denselben auf einem unterwärts gehenden Halbkreise PRQ, durch welchen bey R ein runder hoher Fuß durchgeht, um welchen sich die ganze Vorrichtung frey drehen läst. Durch Umdrehung


denn die Einrichtung des gemeinen Compaſſes, den man auf dem feſten Lande zu Beſtimmung der Weltgegenden gebraucht, von ſelbſt erhellen wird.

Man giebt der Magnetnadel des Seecompaſſes die einfache Geſtalt eines platten Rechtecks von willkuͤhrlicher Laͤnge, das etwa (1/10) Zoll breit und (1/24) Zoll dick iſt. Die Ecken werden ſo abgeſtumpft, daß beyde Enden in einen ſtumpfen Winkel zulaufen. In der Mitte wird dieſe Nadel durchbohrt, und an den Umkreis der Oefnung ein hohler uͤber die aͤußere Flaͤche der Nadel hervorragender Cylinder angeſetzt, der oben mit einem ausgehoͤhlten wohl polirten Achat geſchloſſen iſt.

Die Nadel wird zwiſchen zwo kreisrunde Scheiben von leichtem Pappendeckel oder Kartenpapier feſt eingeklebt. Dieſe machen nun die von den Schiffern ſogenannte Windroſe oder Schifsroſe aus, auf welche ein Stern gezeichnet wird, deſſen 32 Spitzen die Weltgegenden anzeigen, ſo, daß der Nordpol der Nadel mit dem Punkte Norden uͤbereinſtimmt, ſ. Windroſe. Der Rand der Roſe wird, wie gewoͤhnlich, in 360 Grade getheilt. Wenn ſie auf den Stift geſetzt wird, der ſie traͤgt, ſo macht ſie viele Schwingungen, und koͤmmt, beſonders bey dem Schwanken des Schifs, ſehr ſpaͤt in Ruhe. Um dies zu verhindern, ſetze man an ihre untere Flaͤche kleine Fluͤgel von Pappe an, welche bey dieſer Bewegung von der Luft Widerſtand leiden, und das Ruhen der Roſe befoͤrdern. So wird ſie mit dem Stifte, auf welchem ſie aufliegt, in ein cylindriſches kuͤpfernes Gehaͤuſe HIKL (Taf. V. Fig. 81.) geſetzt, deſſen innere Seite weiß angeſtrichen iſt. Dieſes Gehaͤuſe hat von außen an zwoen einander nach dem Durchmeſſer entgegenſtehenden Stellen zween Zapfen M, mit welchen es in dem Ringe NMO ſo haͤngt, daß es ſich frey in demſelben bewegen kan. Dieſer Ring ſelbſt hat, 90° weit von jenen Stellen, ebenfalls zween Zapfen DE, und ruht mit denſelben auf einem unterwaͤrts gehenden Halbkreiſe PRQ, durch welchen bey R ein runder hoher Fuß durchgeht, um welchen ſich die ganze Vorrichtung frey drehen laͤſt. Durch Umdrehung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0538" xml:id="P.1.524" n="524"/><lb/>
denn die Einrichtung des gemeinen Compa&#x017F;&#x017F;es, den man auf dem fe&#x017F;ten Lande zu Be&#x017F;timmung der Weltgegenden gebraucht, von &#x017F;elb&#x017F;t erhellen wird.</p>
          <p>Man giebt der Magnetnadel des <hi rendition="#b">Seecompa&#x017F;&#x017F;es</hi> die einfache Ge&#x017F;talt eines platten Rechtecks von willku&#x0364;hrlicher La&#x0364;nge, das etwa (1/10) Zoll breit und (1/24) Zoll dick i&#x017F;t. Die Ecken werden &#x017F;o abge&#x017F;tumpft, daß beyde Enden in einen &#x017F;tumpfen Winkel zulaufen. In der Mitte wird die&#x017F;e Nadel durchbohrt, und an den Umkreis der Oefnung ein hohler u&#x0364;ber die a&#x0364;ußere Fla&#x0364;che der Nadel hervorragender Cylinder ange&#x017F;etzt, der oben mit einem ausgeho&#x0364;hlten wohl polirten Achat ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t.</p>
          <p>Die Nadel wird zwi&#x017F;chen zwo kreisrunde Scheiben von leichtem Pappendeckel oder Kartenpapier fe&#x017F;t eingeklebt. Die&#x017F;e machen nun die von den Schiffern &#x017F;ogenannte <hi rendition="#b">Windro&#x017F;e</hi> oder <hi rendition="#b">Schifsro&#x017F;e</hi> aus, auf welche ein Stern gezeichnet wird, de&#x017F;&#x017F;en 32 Spitzen die Weltgegenden anzeigen, &#x017F;o, daß der Nordpol der Nadel mit dem Punkte <hi rendition="#b">Norden</hi> u&#x0364;berein&#x017F;timmt, <hi rendition="#b">&#x017F;. Windro&#x017F;e.</hi> Der Rand der Ro&#x017F;e wird, wie gewo&#x0364;hnlich, in 360 Grade getheilt. Wenn &#x017F;ie auf den Stift ge&#x017F;etzt wird, der &#x017F;ie tra&#x0364;gt, &#x017F;o macht &#x017F;ie viele Schwingungen, und ko&#x0364;mmt, be&#x017F;onders bey dem Schwanken des Schifs, &#x017F;ehr &#x017F;pa&#x0364;t in Ruhe. Um dies zu verhindern, &#x017F;etze man an ihre untere Fla&#x0364;che kleine Flu&#x0364;gel von Pappe an, welche bey die&#x017F;er Bewegung von der Luft Wider&#x017F;tand leiden, und das Ruhen der Ro&#x017F;e befo&#x0364;rdern. So wird &#x017F;ie mit dem Stifte, auf welchem &#x017F;ie aufliegt, in ein cylindri&#x017F;ches ku&#x0364;pfernes Geha&#x0364;u&#x017F;e <hi rendition="#aq">HIKL</hi> (Taf. <hi rendition="#aq">V.</hi> Fig. 81.) ge&#x017F;etzt, de&#x017F;&#x017F;en innere Seite weiß ange&#x017F;trichen i&#x017F;t. Die&#x017F;es Geha&#x0364;u&#x017F;e hat von außen an zwoen einander nach dem Durchme&#x017F;&#x017F;er entgegen&#x017F;tehenden Stellen zween Zapfen <hi rendition="#aq">M,</hi> mit welchen es in dem Ringe <hi rendition="#aq">NMO</hi> &#x017F;o ha&#x0364;ngt, daß es &#x017F;ich frey in dem&#x017F;elben bewegen kan. Die&#x017F;er Ring &#x017F;elb&#x017F;t hat, 90° weit von jenen Stellen, ebenfalls zween Zapfen <hi rendition="#aq">DE,</hi> und ruht mit den&#x017F;elben auf einem unterwa&#x0364;rts gehenden Halbkrei&#x017F;e <hi rendition="#aq">PRQ,</hi> durch welchen bey <hi rendition="#aq">R</hi> ein runder hoher Fuß durchgeht, um welchen &#x017F;ich die ganze Vorrichtung frey drehen la&#x0364;&#x017F;t. Durch Umdrehung<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[524/0538] denn die Einrichtung des gemeinen Compaſſes, den man auf dem feſten Lande zu Beſtimmung der Weltgegenden gebraucht, von ſelbſt erhellen wird. Man giebt der Magnetnadel des Seecompaſſes die einfache Geſtalt eines platten Rechtecks von willkuͤhrlicher Laͤnge, das etwa (1/10) Zoll breit und (1/24) Zoll dick iſt. Die Ecken werden ſo abgeſtumpft, daß beyde Enden in einen ſtumpfen Winkel zulaufen. In der Mitte wird dieſe Nadel durchbohrt, und an den Umkreis der Oefnung ein hohler uͤber die aͤußere Flaͤche der Nadel hervorragender Cylinder angeſetzt, der oben mit einem ausgehoͤhlten wohl polirten Achat geſchloſſen iſt. Die Nadel wird zwiſchen zwo kreisrunde Scheiben von leichtem Pappendeckel oder Kartenpapier feſt eingeklebt. Dieſe machen nun die von den Schiffern ſogenannte Windroſe oder Schifsroſe aus, auf welche ein Stern gezeichnet wird, deſſen 32 Spitzen die Weltgegenden anzeigen, ſo, daß der Nordpol der Nadel mit dem Punkte Norden uͤbereinſtimmt, ſ. Windroſe. Der Rand der Roſe wird, wie gewoͤhnlich, in 360 Grade getheilt. Wenn ſie auf den Stift geſetzt wird, der ſie traͤgt, ſo macht ſie viele Schwingungen, und koͤmmt, beſonders bey dem Schwanken des Schifs, ſehr ſpaͤt in Ruhe. Um dies zu verhindern, ſetze man an ihre untere Flaͤche kleine Fluͤgel von Pappe an, welche bey dieſer Bewegung von der Luft Widerſtand leiden, und das Ruhen der Roſe befoͤrdern. So wird ſie mit dem Stifte, auf welchem ſie aufliegt, in ein cylindriſches kuͤpfernes Gehaͤuſe HIKL (Taf. V. Fig. 81.) geſetzt, deſſen innere Seite weiß angeſtrichen iſt. Dieſes Gehaͤuſe hat von außen an zwoen einander nach dem Durchmeſſer entgegenſtehenden Stellen zween Zapfen M, mit welchen es in dem Ringe NMO ſo haͤngt, daß es ſich frey in demſelben bewegen kan. Dieſer Ring ſelbſt hat, 90° weit von jenen Stellen, ebenfalls zween Zapfen DE, und ruht mit denſelben auf einem unterwaͤrts gehenden Halbkreiſe PRQ, durch welchen bey R ein runder hoher Fuß durchgeht, um welchen ſich die ganze Vorrichtung frey drehen laͤſt. Durch Umdrehung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/538
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/538>, abgerufen am 22.05.2024.