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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Eine andere Angabe der Größe der Erde rührt von dem Stoiker Posidonius zu Rhodus her, und gründet sich nach dem Berichte des Cleomedes auf die Beobachtungen der Höhe des Canopus. Da dieser Stern zu Rhodus täglich nur auf kurze Zeit im südlichen Horizonte sichtbar ward, und sogleich wieder verschwand, zu Alexandrien aber im Mittagskreise sich um den 48sten Theil des Kreises (d. i. um 7 1/2) über den Horizont erhob, so nahm Posidonius den Abstand beyder Orte, welcher 5000 Stadien betrug, für den 48sten Theil des Umkreises der Erde an, und setzte daher den letztern auf 240000 Stadien. Da dies griechische Stadien sind, welche genau 180000 alexandrinische ausmachen, und das alexandrinische Stadium auf 685 pariser Fuß gesetzt werden kan (Lulofs §. 44. 45.), so giebt diese Bestimmung jeden Grad 500 Stadien, oder 342500 par. Fuß = 57083 1/3 Toisen, welches der Wahrheit sehr nahe kömmt. Auch Strabo führt an, daß Posidonius die Größe des Umfangs der Erde 180000 Stadien setzte: Prolemäus (Geogr. L. VII. c. 5.) nimmt eben diese Größe der Erde an, schreibt aber ihre Bestimmung dem Eratosthenes, Hipparch und Maximus Tyrius zu. Weitläufigere Untersuchungen über diese Messungen der Alten und die dabey gebrauchten Maaße findet man bey Riccioli (Geographia reform. lib. V. c. 7.), Snellius (im Eratosthenes Batavus), Struyck (Over de Grotte der Aarde) und Eisenschmidt (De ponderibus et mensuris. Argent. 1708. 8.).

Um das Jahr 827 der christlichen Zeitrechnung ließ der berühmte Kalif Al-Mamon durch viele nach Bagdad berufene Mathematiker zween Grade des Mittagskreises in der Ebne Singar längst den Küsten des arabischen Meerbusens abmessen. Von dieser Messung giebt Alfraganus in seiner Astronomie die Nachricht, daß man die Größe des Grades 56 bis 56 2/3 arabische Meilen gefunden habe. Man ist aber auch über dieses Maaß noch ungewiß

Die im Jahre 1525 von dem französischen Arzte Fernel versuchte Messung, deren Snellius und Riccioli erwähnen, beruhte auf äußerst unsichern Gründen. Er beobachtete die Polhöhe von Paris, fuhr dann gerade nach Norden,


Eine andere Angabe der Groͤße der Erde ruͤhrt von dem Stoiker Poſidonius zu Rhodus her, und gruͤndet ſich nach dem Berichte des Cleomedes auf die Beobachtungen der Hoͤhe des Canopus. Da dieſer Stern zu Rhodus taͤglich nur auf kurze Zeit im ſuͤdlichen Horizonte ſichtbar ward, und ſogleich wieder verſchwand, zu Alexandrien aber im Mittagskreiſe ſich um den 48ſten Theil des Kreiſes (d. i. um 7 1/2) uͤber den Horizont erhob, ſo nahm Poſidonius den Abſtand beyder Orte, welcher 5000 Stadien betrug, fuͤr den 48ſten Theil des Umkreiſes der Erde an, und ſetzte daher den letztern auf 240000 Stadien. Da dies griechiſche Stadien ſind, welche genau 180000 alexandriniſche ausmachen, und das alexandriniſche Stadium auf 685 pariſer Fuß geſetzt werden kan (Lulofs §. 44. 45.), ſo giebt dieſe Beſtimmung jeden Grad 500 Stadien, oder 342500 par. Fuß = 57083 1/3 Toiſen, welches der Wahrheit ſehr nahe koͤmmt. Auch Strabo fuͤhrt an, daß Poſidonius die Groͤße des Umfangs der Erde 180000 Stadien ſetzte: Prolemaͤus (Geogr. L. VII. c. 5.) nimmt eben dieſe Groͤße der Erde an, ſchreibt aber ihre Beſtimmung dem Eratoſthenes, Hipparch und Maximus Tyrius zu. Weitlaͤufigere Unterſuchungen uͤber dieſe Meſſungen der Alten und die dabey gebrauchten Maaße findet man bey Riccioli (Geographia reform. lib. V. c. 7.), Snellius (im Eratoſthenes Batavus), Struyck (Over de Grotte der Aarde) und Eiſenſchmidt (De ponderibus et menſuris. Argent. 1708. 8.).

Um das Jahr 827 der chriſtlichen Zeitrechnung ließ der beruͤhmte Kalif Al-Mamon durch viele nach Bagdad berufene Mathematiker zween Grade des Mittagskreiſes in der Ebne Singar laͤngſt den Kuͤſten des arabiſchen Meerbuſens abmeſſen. Von dieſer Meſſung giebt Alfraganus in ſeiner Aſtronomie die Nachricht, daß man die Groͤße des Grades 56 bis 56 2/3 arabiſche Meilen gefunden habe. Man iſt aber auch uͤber dieſes Maaß noch ungewiß

Die im Jahre 1525 von dem franzoͤſiſchen Arzte Fernel verſuchte Meſſung, deren Snellius und Riccioli erwaͤhnen, beruhte auf aͤußerſt unſichern Gruͤnden. Er beobachtete die Polhoͤhe von Paris, fuhr dann gerade nach Norden,

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[35/0041] Eine andere Angabe der Groͤße der Erde ruͤhrt von dem Stoiker Poſidonius zu Rhodus her, und gruͤndet ſich nach dem Berichte des Cleomedes auf die Beobachtungen der Hoͤhe des Canopus. Da dieſer Stern zu Rhodus taͤglich nur auf kurze Zeit im ſuͤdlichen Horizonte ſichtbar ward, und ſogleich wieder verſchwand, zu Alexandrien aber im Mittagskreiſe ſich um den 48ſten Theil des Kreiſes (d. i. um 7 1/2) uͤber den Horizont erhob, ſo nahm Poſidonius den Abſtand beyder Orte, welcher 5000 Stadien betrug, fuͤr den 48ſten Theil des Umkreiſes der Erde an, und ſetzte daher den letztern auf 240000 Stadien. Da dies griechiſche Stadien ſind, welche genau 180000 alexandriniſche ausmachen, und das alexandriniſche Stadium auf 685 pariſer Fuß geſetzt werden kan (Lulofs §. 44. 45.), ſo giebt dieſe Beſtimmung jeden Grad 500 Stadien, oder 342500 par. Fuß = 57083 1/3 Toiſen, welches der Wahrheit ſehr nahe koͤmmt. Auch Strabo fuͤhrt an, daß Poſidonius die Groͤße des Umfangs der Erde 180000 Stadien ſetzte: Prolemaͤus (Geogr. L. VII. c. 5.) nimmt eben dieſe Groͤße der Erde an, ſchreibt aber ihre Beſtimmung dem Eratoſthenes, Hipparch und Maximus Tyrius zu. Weitlaͤufigere Unterſuchungen uͤber dieſe Meſſungen der Alten und die dabey gebrauchten Maaße findet man bey Riccioli (Geographia reform. lib. V. c. 7.), Snellius (im Eratoſthenes Batavus), Struyck (Over de Grotte der Aarde) und Eiſenſchmidt (De ponderibus et menſuris. Argent. 1708. 8.). Um das Jahr 827 der chriſtlichen Zeitrechnung ließ der beruͤhmte Kalif Al-Mamon durch viele nach Bagdad berufene Mathematiker zween Grade des Mittagskreiſes in der Ebne Singar laͤngſt den Kuͤſten des arabiſchen Meerbuſens abmeſſen. Von dieſer Meſſung giebt Alfraganus in ſeiner Aſtronomie die Nachricht, daß man die Groͤße des Grades 56 bis 56 2/3 arabiſche Meilen gefunden habe. Man iſt aber auch uͤber dieſes Maaß noch ungewiß Die im Jahre 1525 von dem franzoͤſiſchen Arzte Fernel verſuchte Meſſung, deren Snellius und Riccioli erwaͤhnen, beruhte auf aͤußerſt unſichern Gruͤnden. Er beobachtete die Polhoͤhe von Paris, fuhr dann gerade nach Norden,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/41>, abgerufen am 10.10.2024.