Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Herr Professor Lichtenberg bemerkt in den Zusätzen zu den Mayerischen Abhandlungen, daß die nach diesen Tafeln berechneten mittlern Wärmen mit den beobachteten, die der P. Cotte (Traite de meteorologie, Paris, 1774. 4.) mittheilt, sehr wohl übereinstimmen, soviel den Raum der Erdfläche betrift, welcher zwischen den Parallelen von Stockholm und dem Cap der guten Hoffnung und zwischen den Meridianen von Stockholm und Mexico eingeschlossen ist.

Diesen von Mayer angegebnen Weg hat Kirwan (An Estimate of the temperature of different latitudes, Lond. 1787. 8. Kirwans Angabe der Temperatur von den verschiedenen Breiten rc.a.d. Engl. v. Crell, Berl. 1788. 8.) weiter verfolgt, und bey der großen Verschiedenheit der Localursachen, welche auf das Klima wirken, vor allen andern eine Gegend aufgesucht, in welcher die Localursachen größtentheils hinwegfallen (a standard situatian). Diese glaubt er in dem atlantischen Meere zwischen 80° nördlicher und 45° südlicher Breite, und in der Südsee zwischen 45° N. und 40° S. Breite zu finden. Ueber die mittlern Wärmen dieses großen Theils der Erdfläche theilt er eine Tafel mit, die sich von der Mayerischen nur darinn unterscheidet, daß sie auf fahrenheitische Grade berechnet, und die mittlere Wärme unter den Polen nicht auf den Eispunkt (d. i. auf 32) sondern auf 31 Grad nach Fahrenheit gesetzt ist.

Die jährliche Abwechselung betreffend, nimmt er den April für denjenigen Monat an, dessen mittlere Wärme mit der in der Tafel angegebnen am nächsten übereinstimmt, berechnet hieraus die Wärme für May, Iunius, Iulius und August nach dem Verhältnisse des Sinus der Sonnenhöhe, nimmt aber für die übrigen Monate wegen des Einflusses der Grundwärme die wahre Wärme für das arithmetische Mittel zwischen der berechneten und der mittlern an. Diese ziemlich willkührliche Bestimmung hat, wie er versichert, die beste Uebereinstimmung der Resultate mit den Beobachtungen gegeben; er theilt darüber eine Tafel für alle Grade der Breite und alle Monate des Jahres mit, die aber von der Mayerischen schon sehr weit abweicht, z. B. für 52° Breite die Wärme im Februar (wo sie nach


Herr Profeſſor Lichtenberg bemerkt in den Zuſaͤtzen zu den Mayeriſchen Abhandlungen, daß die nach dieſen Tafeln berechneten mittlern Waͤrmen mit den beobachteten, die der P. Cotte (Traité de meteorologie, Paris, 1774. 4.) mittheilt, ſehr wohl uͤbereinſtimmen, ſoviel den Raum der Erdflaͤche betrift, welcher zwiſchen den Parallelen von Stockholm und dem Cap der guten Hoffnung und zwiſchen den Meridianen von Stockholm und Mexico eingeſchloſſen iſt.

Dieſen von Mayer angegebnen Weg hat Kirwan (An Eſtimate of the temperature of different latitudes, Lond. 1787. 8. Kirwans Angabe der Temperatur von den verſchiedenen Breiten rc.a.d. Engl. v. Crell, Berl. 1788. 8.) weiter verfolgt, und bey der großen Verſchiedenheit der Localurſachen, welche auf das Klima wirken, vor allen andern eine Gegend aufgeſucht, in welcher die Localurſachen groͤßtentheils hinwegfallen (a ſtandard ſituatian). Dieſe glaubt er in dem atlantiſchen Meere zwiſchen 80° noͤrdlicher und 45° ſuͤdlicher Breite, und in der Suͤdſee zwiſchen 45° N. und 40° S. Breite zu finden. Ueber die mittlern Waͤrmen dieſes großen Theils der Erdflaͤche theilt er eine Tafel mit, die ſich von der Mayeriſchen nur darinn unterſcheidet, daß ſie auf fahrenheitiſche Grade berechnet, und die mittlere Waͤrme unter den Polen nicht auf den Eispunkt (d. i. auf 32) ſondern auf 31 Grad nach Fahrenheit geſetzt iſt.

Die jaͤhrliche Abwechſelung betreffend, nimmt er den April fuͤr denjenigen Monat an, deſſen mittlere Waͤrme mit der in der Tafel angegebnen am naͤchſten uͤbereinſtimmt, berechnet hieraus die Waͤrme fuͤr May, Iunius, Iulius und Auguſt nach dem Verhaͤltniſſe des Sinus der Sonnenhoͤhe, nimmt aber fuͤr die uͤbrigen Monate wegen des Einfluſſes der Grundwaͤrme die wahre Waͤrme fuͤr das arithmetiſche Mittel zwiſchen der berechneten und der mittlern an. Dieſe ziemlich willkuͤhrliche Beſtimmung hat, wie er verſichert, die beſte Uebereinſtimmung der Reſultate mit den Beobachtungen gegeben; er theilt daruͤber eine Tafel fuͤr alle Grade der Breite und alle Monate des Jahres mit, die aber von der Mayeriſchen ſchon ſehr weit abweicht, z. B. fuͤr 52° Breite die Waͤrme im Februar (wo ſie nach

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p>
              <pb facs="#f0773" xml:id="P.2.767" n="767"/><lb/>
            </p>
            <p>Herr Profe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#b">Lichtenberg</hi> bemerkt in den Zu&#x017F;a&#x0364;tzen zu den Mayeri&#x017F;chen Abhandlungen, daß die nach die&#x017F;en Tafeln berechneten mittlern Wa&#x0364;rmen mit den beobachteten, die der P. <hi rendition="#b">Cotte</hi> <hi rendition="#aq">(Traité de meteorologie, Paris, 1774. 4.)</hi> mittheilt, &#x017F;ehr wohl u&#x0364;berein&#x017F;timmen, &#x017F;oviel den Raum der Erdfla&#x0364;che betrift, welcher zwi&#x017F;chen den Parallelen von Stockholm und dem Cap der guten Hoffnung und zwi&#x017F;chen den Meridianen von Stockholm und Mexico einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t.</p>
            <p>Die&#x017F;en von Mayer angegebnen Weg hat <hi rendition="#b">Kirwan</hi> <hi rendition="#aq">(An E&#x017F;timate of the temperature of different latitudes, Lond. 1787. 8.</hi> <hi rendition="#b">Kirwans</hi> Angabe der Temperatur von den ver&#x017F;chiedenen Breiten rc.a.d. Engl. v. <hi rendition="#b">Crell,</hi> Berl. 1788. 8.) weiter verfolgt, und bey der großen Ver&#x017F;chiedenheit der Localur&#x017F;achen, welche auf das Klima wirken, vor allen andern eine Gegend aufge&#x017F;ucht, in welcher die Localur&#x017F;achen gro&#x0364;ßtentheils hinwegfallen <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a &#x017F;tandard &#x017F;ituatian</hi>).</hi> Die&#x017F;e glaubt er in dem atlanti&#x017F;chen Meere zwi&#x017F;chen 80° no&#x0364;rdlicher und 45° &#x017F;u&#x0364;dlicher Breite, und in der Su&#x0364;d&#x017F;ee zwi&#x017F;chen 45° N. und 40° S. Breite zu finden. Ueber die mittlern Wa&#x0364;rmen die&#x017F;es großen Theils der Erdfla&#x0364;che theilt er eine Tafel mit, die &#x017F;ich von der Mayeri&#x017F;chen nur darinn unter&#x017F;cheidet, daß &#x017F;ie auf fahrenheiti&#x017F;che Grade berechnet, und die mittlere Wa&#x0364;rme unter den Polen nicht auf den Eispunkt (d. i. auf 32) &#x017F;ondern auf 31 Grad nach Fahrenheit ge&#x017F;etzt i&#x017F;t.</p>
            <p>Die ja&#x0364;hrliche Abwech&#x017F;elung betreffend, nimmt er den April fu&#x0364;r denjenigen Monat an, de&#x017F;&#x017F;en mittlere Wa&#x0364;rme mit der in der Tafel angegebnen am na&#x0364;ch&#x017F;ten u&#x0364;berein&#x017F;timmt, berechnet hieraus die Wa&#x0364;rme fu&#x0364;r May, Iunius, Iulius und Augu&#x017F;t nach dem Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e des Sinus der Sonnenho&#x0364;he, nimmt aber fu&#x0364;r die u&#x0364;brigen Monate wegen des Einflu&#x017F;&#x017F;es der Grundwa&#x0364;rme die wahre Wa&#x0364;rme fu&#x0364;r das arithmeti&#x017F;che Mittel zwi&#x017F;chen der berechneten und der mittlern an. Die&#x017F;e ziemlich willku&#x0364;hrliche Be&#x017F;timmung hat, wie er ver&#x017F;ichert, die be&#x017F;te Ueberein&#x017F;timmung der Re&#x017F;ultate mit den Beobachtungen gegeben; er theilt daru&#x0364;ber eine Tafel fu&#x0364;r alle Grade der Breite und alle Monate des Jahres mit, die aber von der Mayeri&#x017F;chen &#x017F;chon &#x017F;ehr weit abweicht, z. B. fu&#x0364;r 52° Breite die Wa&#x0364;rme im Februar (wo &#x017F;ie nach<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[767/0773] Herr Profeſſor Lichtenberg bemerkt in den Zuſaͤtzen zu den Mayeriſchen Abhandlungen, daß die nach dieſen Tafeln berechneten mittlern Waͤrmen mit den beobachteten, die der P. Cotte (Traité de meteorologie, Paris, 1774. 4.) mittheilt, ſehr wohl uͤbereinſtimmen, ſoviel den Raum der Erdflaͤche betrift, welcher zwiſchen den Parallelen von Stockholm und dem Cap der guten Hoffnung und zwiſchen den Meridianen von Stockholm und Mexico eingeſchloſſen iſt. Dieſen von Mayer angegebnen Weg hat Kirwan (An Eſtimate of the temperature of different latitudes, Lond. 1787. 8. Kirwans Angabe der Temperatur von den verſchiedenen Breiten rc.a.d. Engl. v. Crell, Berl. 1788. 8.) weiter verfolgt, und bey der großen Verſchiedenheit der Localurſachen, welche auf das Klima wirken, vor allen andern eine Gegend aufgeſucht, in welcher die Localurſachen groͤßtentheils hinwegfallen (a ſtandard ſituatian). Dieſe glaubt er in dem atlantiſchen Meere zwiſchen 80° noͤrdlicher und 45° ſuͤdlicher Breite, und in der Suͤdſee zwiſchen 45° N. und 40° S. Breite zu finden. Ueber die mittlern Waͤrmen dieſes großen Theils der Erdflaͤche theilt er eine Tafel mit, die ſich von der Mayeriſchen nur darinn unterſcheidet, daß ſie auf fahrenheitiſche Grade berechnet, und die mittlere Waͤrme unter den Polen nicht auf den Eispunkt (d. i. auf 32) ſondern auf 31 Grad nach Fahrenheit geſetzt iſt. Die jaͤhrliche Abwechſelung betreffend, nimmt er den April fuͤr denjenigen Monat an, deſſen mittlere Waͤrme mit der in der Tafel angegebnen am naͤchſten uͤbereinſtimmt, berechnet hieraus die Waͤrme fuͤr May, Iunius, Iulius und Auguſt nach dem Verhaͤltniſſe des Sinus der Sonnenhoͤhe, nimmt aber fuͤr die uͤbrigen Monate wegen des Einfluſſes der Grundwaͤrme die wahre Waͤrme fuͤr das arithmetiſche Mittel zwiſchen der berechneten und der mittlern an. Dieſe ziemlich willkuͤhrliche Beſtimmung hat, wie er verſichert, die beſte Uebereinſtimmung der Reſultate mit den Beobachtungen gegeben; er theilt daruͤber eine Tafel fuͤr alle Grade der Breite und alle Monate des Jahres mit, die aber von der Mayeriſchen ſchon ſehr weit abweicht, z. B. fuͤr 52° Breite die Waͤrme im Februar (wo ſie nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/773
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 767. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/773>, abgerufen am 17.05.2024.