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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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und mit der Weinsteinsäure den tartarisirten Weinstein (tartarus tartarisatus) aus. So verbindet es sich auch mit andern Säuren der Neutralsalzen, welche vegetabilisches Flußspathsalz, Phosphorsalz u. s. f. genannt werden.

Dieses Alkali löset auch die Metalle auf, vorzüglich Gold, Platina, Zinn, Kupfer und Eisen, und besonders leicht, wenn sie vorher in Säuren aufgelößt sind, und man diese Auflösung langsam in eine alkalische Lauge tröpfelt. So erhält man aus der Auflösung des Eisens eine rothgelb gefärbte Stahltinctur. Auch die metallischen Kalke werden durchs Schmelzen von diesem Alkali aufgelöset, und mit ihm verglaset.

Ehedem glaubten fast alle Chymisten, das Gewächslaugensalz sey nicht in den Pflanzen selbst vorhanden, sondern entstehe erst ganz oder doch zum Theil durch ihre Verbrennung. Man hat aber diese Meynung völlig verwerfen müssen, nachdem Marggraf (Chymische Schriften, II. Th. Berl. 1767. S. 49.) und Wiegleb (Chymische Versuche über die alkalischen Salze, Berlin und Stettin 1774. 8.) bewiesen haben, daß man dieses Laugensalz aus dem Weinstein auch ohne Feuer ziehen, und aus den Pflanzen Neutralsalze mit alkalischen Grundtheilen erhalten könne.

Das gemeinste und zugleich unreinste Gewächslaugensalz wird aus der Heerdasche erhalten, welche man in dieser Absicht zum Salpetersieden und Glasbereiten braucht. Durch Verbrennung des Holzes und einiger Pflanzen in Gruben, wobey die Asche immer wieder mit frischem Holze vermengt und wieder ausgebrannt, dann aber ausgelaugt, und zur Trockne eingesotten, nochmals gebrannt wird, erhält man die Pottasche, ein starkes aber mit vielem Brennbaren, Mittelsalzen, auch wohl Eisentheilen vermischtes Alkali. Reiner giebt es die Verbrennung der getrockneten Weinhefen, am allerreinstein die Verkalkung des Weinsteins, und am schnellsten die Verpuffung des Salpeters mit Kohlen oder Weinstein (Alkali extemporane).

Das fixe Mineralalkali ist dasjenige, welches dem Kochsalze oder Seesalze zur Basis dient. Da dieses


und mit der Weinſteinſaͤure den tartariſirten Weinſtein (tartarus tartariſatus) aus. So verbindet es ſich auch mit andern Saͤuren der Neutralſalzen, welche vegetabiliſches Flußſpathſalz, Phoſphorſalz u. ſ. f. genannt werden.

Dieſes Alkali loͤſet auch die Metalle auf, vorzuͤglich Gold, Platina, Zinn, Kupfer und Eiſen, und beſonders leicht, wenn ſie vorher in Saͤuren aufgeloͤßt ſind, und man dieſe Aufloͤſung langſam in eine alkaliſche Lauge troͤpfelt. So erhaͤlt man aus der Aufloͤſung des Eiſens eine rothgelb gefaͤrbte Stahltinctur. Auch die metalliſchen Kalke werden durchs Schmelzen von dieſem Alkali aufgeloͤſet, und mit ihm verglaſet.

Ehedem glaubten faſt alle Chymiſten, das Gewaͤchslaugenſalz ſey nicht in den Pflanzen ſelbſt vorhanden, ſondern entſtehe erſt ganz oder doch zum Theil durch ihre Verbrennung. Man hat aber dieſe Meynung voͤllig verwerfen muͤſſen, nachdem Marggraf (Chymiſche Schriften, II. Th. Berl. 1767. S. 49.) und Wiegleb (Chymiſche Verſuche uͤber die alkaliſchen Salze, Berlin und Stettin 1774. 8.) bewieſen haben, daß man dieſes Laugenſalz aus dem Weinſtein auch ohne Feuer ziehen, und aus den Pflanzen Neutralſalze mit alkaliſchen Grundtheilen erhalten koͤnne.

Das gemeinſte und zugleich unreinſte Gewaͤchslaugenſalz wird aus der Heerdaſche erhalten, welche man in dieſer Abſicht zum Salpeterſieden und Glasbereiten braucht. Durch Verbrennung des Holzes und einiger Pflanzen in Gruben, wobey die Aſche immer wieder mit friſchem Holze vermengt und wieder ausgebrannt, dann aber ausgelaugt, und zur Trockne eingeſotten, nochmals gebrannt wird, erhaͤlt man die Pottaſche, ein ſtarkes aber mit vielem Brennbaren, Mittelſalzen, auch wohl Eiſentheilen vermiſchtes Alkali. Reiner giebt es die Verbrennung der getrockneten Weinhefen, am allerreinſtein die Verkalkung des Weinſteins, und am ſchnellſten die Verpuffung des Salpeters mit Kohlen oder Weinſtein (Alkali extemporané).

Das fixe Mineralalkali iſt dasjenige, welches dem Kochſalze oder Seeſalze zur Baſis dient. Da dieſes

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[861/0867] und mit der Weinſteinſaͤure den tartariſirten Weinſtein (tartarus tartariſatus) aus. So verbindet es ſich auch mit andern Saͤuren der Neutralſalzen, welche vegetabiliſches Flußſpathſalz, Phoſphorſalz u. ſ. f. genannt werden. Dieſes Alkali loͤſet auch die Metalle auf, vorzuͤglich Gold, Platina, Zinn, Kupfer und Eiſen, und beſonders leicht, wenn ſie vorher in Saͤuren aufgeloͤßt ſind, und man dieſe Aufloͤſung langſam in eine alkaliſche Lauge troͤpfelt. So erhaͤlt man aus der Aufloͤſung des Eiſens eine rothgelb gefaͤrbte Stahltinctur. Auch die metalliſchen Kalke werden durchs Schmelzen von dieſem Alkali aufgeloͤſet, und mit ihm verglaſet. Ehedem glaubten faſt alle Chymiſten, das Gewaͤchslaugenſalz ſey nicht in den Pflanzen ſelbſt vorhanden, ſondern entſtehe erſt ganz oder doch zum Theil durch ihre Verbrennung. Man hat aber dieſe Meynung voͤllig verwerfen muͤſſen, nachdem Marggraf (Chymiſche Schriften, II. Th. Berl. 1767. S. 49.) und Wiegleb (Chymiſche Verſuche uͤber die alkaliſchen Salze, Berlin und Stettin 1774. 8.) bewieſen haben, daß man dieſes Laugenſalz aus dem Weinſtein auch ohne Feuer ziehen, und aus den Pflanzen Neutralſalze mit alkaliſchen Grundtheilen erhalten koͤnne. Das gemeinſte und zugleich unreinſte Gewaͤchslaugenſalz wird aus der Heerdaſche erhalten, welche man in dieſer Abſicht zum Salpeterſieden und Glasbereiten braucht. Durch Verbrennung des Holzes und einiger Pflanzen in Gruben, wobey die Aſche immer wieder mit friſchem Holze vermengt und wieder ausgebrannt, dann aber ausgelaugt, und zur Trockne eingeſotten, nochmals gebrannt wird, erhaͤlt man die Pottaſche, ein ſtarkes aber mit vielem Brennbaren, Mittelſalzen, auch wohl Eiſentheilen vermiſchtes Alkali. Reiner giebt es die Verbrennung der getrockneten Weinhefen, am allerreinſtein die Verkalkung des Weinſteins, und am ſchnellſten die Verpuffung des Salpeters mit Kohlen oder Weinſtein (Alkali extemporané). Das fixe Mineralalkali iſt dasjenige, welches dem Kochſalze oder Seeſalze zur Baſis dient. Da dieſes

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 861. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/867>, abgerufen am 21.05.2024.