Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Stralen aus einem einzigen Punkte des Gegenstandes, die sich im Orte des Auges sammeln. Hier sieht es also gar nichts, als die Farbe dieses einzigen Punkts, die sich wie ein Schimmer über das ganze Glas verbreitet.

c.) Hinter dem Bilde endlich sieht das Auge das umgekehrte Bild ab, und zwar deutlich, wenn es von demselben so weit weg ist, als zum deutlichen Sehen erfordert wird; groß, wenn es demselben nahe steht, klein, wenn es davon entfernter ist. Bey Gläsern von sehr großen Brennweiten läßt sich hiebey Vergrößerung mit Deutlichkeit verbinden. So konnte Tschirnhausen durch seine großen Objectivgläser auf eine Meile weit die Blätter der Bäume unterscheiden (Act. Erud. 1710. Octobr. p.466. Wolf Elem. Dioptr. §. 385.)

Der Gebrauch der Linsengläser ist weit älter, als ihre Theorie. Erst nachdem die Fernröhre erfunden waren, kamen Kepler und Cavalleri auf einige einzelne theoretische Sätze. Descartes machte zwar das Gesetz der Stralenbrechung zuerst bekannt, verfehlte aber die Theorie der Linsengläser gänzlich. Barrow (Lectiones opticae, Lond. 1674. 4.) ist also erst derjenige, dem wir die geometrische Entwickelung derselben zu danken haben. Analytisch und so, wie hier, auf Stralen nahe an der Axe eingeschränkt, hat sie Halley (Philos. Trans. Nov. 1693. und Miscell. Cur. Vol. I.) zuerst vorgetragen. Ganz allgemein findet man sie in Herrn Kästners analytischer Dioptrik bey Smith's vollständ. Lehrbegrif der Optik, S. 81. u. f.

Käsiner Anfangsgr. der Oioptrik, 3te Aufl. der Anfgr. der angew. Math. Göttingen 1780. 8. S. 345 u. f.

Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre, §. 348. u. f.

Ende des zweyten Theils.


Stralen aus einem einzigen Punkte des Gegenſtandes, die ſich im Orte des Auges ſammeln. Hier ſieht es alſo gar nichts, als die Farbe dieſes einzigen Punkts, die ſich wie ein Schimmer uͤber das ganze Glas verbreitet.

c.) Hinter dem Bilde endlich ſieht das Auge das umgekehrte Bild ab, und zwar deutlich, wenn es von demſelben ſo weit weg iſt, als zum deutlichen Sehen erfordert wird; groß, wenn es demſelben nahe ſteht, klein, wenn es davon entfernter iſt. Bey Glaͤſern von ſehr großen Brennweiten laͤßt ſich hiebey Vergroͤßerung mit Deutlichkeit verbinden. So konnte Tſchirnhauſen durch ſeine großen Objectivglaͤſer auf eine Meile weit die Blaͤtter der Baͤume unterſcheiden (Act. Erud. 1710. Octobr. p.466. Wolf Elem. Dioptr. §. 385.)

Der Gebrauch der Linſenglaͤſer iſt weit aͤlter, als ihre Theorie. Erſt nachdem die Fernroͤhre erfunden waren, kamen Kepler und Cavalleri auf einige einzelne theoretiſche Saͤtze. Descartes machte zwar das Geſetz der Stralenbrechung zuerſt bekannt, verfehlte aber die Theorie der Linſenglaͤſer gaͤnzlich. Barrow (Lectiones opticae, Lond. 1674. 4.) iſt alſo erſt derjenige, dem wir die geometriſche Entwickelung derſelben zu danken haben. Analytiſch und ſo, wie hier, auf Stralen nahe an der Axe eingeſchraͤnkt, hat ſie Halley (Philoſ. Trans. Nov. 1693. und Miſcell. Cur. Vol. I.) zuerſt vorgetragen. Ganz allgemein findet man ſie in Herrn Kaͤſtners analytiſcher Dioptrik bey Smith's vollſtaͤnd. Lehrbegrif der Optik, S. 81. u. f.

Kaͤſiner Anfangsgr. der Oioptrik, 3te Aufl. der Anfgr. der angew. Math. Goͤttingen 1780. 8. S. 345 u. f.

Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre, §. 348. u. f.

Ende des zweyten Theils.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0924" xml:id="P.2.918" n="918"/><lb/>
Stralen aus einem einzigen Punkte des Gegen&#x017F;tandes, die &#x017F;ich im Orte des Auges &#x017F;ammeln. Hier &#x017F;ieht es al&#x017F;o gar nichts, als die Farbe die&#x017F;es einzigen Punkts, die &#x017F;ich wie ein Schimmer u&#x0364;ber das ganze Glas verbreitet.</p>
            <p><hi rendition="#aq">c.)</hi> Hinter dem Bilde endlich &#x017F;ieht das Auge das <hi rendition="#b">umgekehrte</hi> Bild <hi rendition="#aq">ab,</hi> und zwar deutlich, wenn es von dem&#x017F;elben &#x017F;o weit weg i&#x017F;t, als zum deutlichen Sehen erfordert wird; groß, wenn es dem&#x017F;elben nahe &#x017F;teht, klein, wenn es davon entfernter i&#x017F;t. Bey Gla&#x0364;&#x017F;ern von &#x017F;ehr großen Brennweiten la&#x0364;ßt &#x017F;ich hiebey Vergro&#x0364;ßerung mit Deutlichkeit verbinden. So konnte <hi rendition="#b">T&#x017F;chirnhau&#x017F;en</hi> durch &#x017F;eine großen Objectivgla&#x0364;&#x017F;er auf eine Meile weit die Bla&#x0364;tter der Ba&#x0364;ume unter&#x017F;cheiden <hi rendition="#aq">(Act. Erud. 1710. Octobr. p.466. <hi rendition="#i">Wolf</hi> Elem. Dioptr. §. 385.)</hi></p>
            <p>Der Gebrauch der Lin&#x017F;engla&#x0364;&#x017F;er i&#x017F;t weit a&#x0364;lter, als ihre Theorie. Er&#x017F;t nachdem die Fernro&#x0364;hre erfunden waren, kamen <hi rendition="#b">Kepler</hi> und <hi rendition="#b">Cavalleri</hi> auf einige einzelne theoreti&#x017F;che Sa&#x0364;tze. <hi rendition="#b">Descartes</hi> machte zwar das Ge&#x017F;etz der Stralenbrechung zuer&#x017F;t bekannt, verfehlte aber die Theorie der Lin&#x017F;engla&#x0364;&#x017F;er ga&#x0364;nzlich. <hi rendition="#b">Barrow</hi> <hi rendition="#aq">(Lectiones opticae, Lond. 1674. 4.)</hi> i&#x017F;t al&#x017F;o er&#x017F;t derjenige, dem wir die geometri&#x017F;che Entwickelung der&#x017F;elben zu danken haben. Analyti&#x017F;ch und &#x017F;o, wie hier, auf Stralen nahe an der Axe einge&#x017F;chra&#x0364;nkt, hat &#x017F;ie <hi rendition="#b">Halley</hi> <hi rendition="#aq">(Philo&#x017F;. Trans. Nov. 1693.</hi> und <hi rendition="#aq">Mi&#x017F;cell. Cur. Vol. I.)</hi> zuer&#x017F;t vorgetragen. Ganz allgemein findet man &#x017F;ie in Herrn <hi rendition="#b">Ka&#x0364;&#x017F;tners</hi> analyti&#x017F;cher Dioptrik bey <hi rendition="#b">Smith's</hi> voll&#x017F;ta&#x0364;nd. Lehrbegrif der Optik, S. 81. u. f.</p>
            <p><hi rendition="#b">Ka&#x0364;&#x017F;iner</hi> Anfangsgr. der Oioptrik, 3te Aufl. der Anfgr. der angew. Math. Go&#x0364;ttingen 1780. 8. S. 345 u. f.</p>
            <p><hi rendition="#b">Erxleben</hi> Anfangsgr. der Naturlehre, §. 348. u. f.</p>
          </div>
        </div>
        <trailer> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Ende des zweyten Theils.</hi> </hi> </trailer><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[918/0924] Stralen aus einem einzigen Punkte des Gegenſtandes, die ſich im Orte des Auges ſammeln. Hier ſieht es alſo gar nichts, als die Farbe dieſes einzigen Punkts, die ſich wie ein Schimmer uͤber das ganze Glas verbreitet. c.) Hinter dem Bilde endlich ſieht das Auge das umgekehrte Bild ab, und zwar deutlich, wenn es von demſelben ſo weit weg iſt, als zum deutlichen Sehen erfordert wird; groß, wenn es demſelben nahe ſteht, klein, wenn es davon entfernter iſt. Bey Glaͤſern von ſehr großen Brennweiten laͤßt ſich hiebey Vergroͤßerung mit Deutlichkeit verbinden. So konnte Tſchirnhauſen durch ſeine großen Objectivglaͤſer auf eine Meile weit die Blaͤtter der Baͤume unterſcheiden (Act. Erud. 1710. Octobr. p.466. Wolf Elem. Dioptr. §. 385.) Der Gebrauch der Linſenglaͤſer iſt weit aͤlter, als ihre Theorie. Erſt nachdem die Fernroͤhre erfunden waren, kamen Kepler und Cavalleri auf einige einzelne theoretiſche Saͤtze. Descartes machte zwar das Geſetz der Stralenbrechung zuerſt bekannt, verfehlte aber die Theorie der Linſenglaͤſer gaͤnzlich. Barrow (Lectiones opticae, Lond. 1674. 4.) iſt alſo erſt derjenige, dem wir die geometriſche Entwickelung derſelben zu danken haben. Analytiſch und ſo, wie hier, auf Stralen nahe an der Axe eingeſchraͤnkt, hat ſie Halley (Philoſ. Trans. Nov. 1693. und Miſcell. Cur. Vol. I.) zuerſt vorgetragen. Ganz allgemein findet man ſie in Herrn Kaͤſtners analytiſcher Dioptrik bey Smith's vollſtaͤnd. Lehrbegrif der Optik, S. 81. u. f. Kaͤſiner Anfangsgr. der Oioptrik, 3te Aufl. der Anfgr. der angew. Math. Goͤttingen 1780. 8. S. 345 u. f. Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre, §. 348. u. f. Ende des zweyten Theils.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/924
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 918. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/924>, abgerufen am 30.04.2024.