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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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des Magnets ungeschwächt auf eine größere Entfernung fortgepflanzt.

Wenn man zwey Stücken dünnen Drath von weichem Eisen an Fäden bindet, diese oben zusammenknüpft, und den Pol eines Magnets darunter hält, so gehen die Fäden, wie am Elektrometer, aus einander, weil die Enden der Dräthe durch den Wirkungskreis des Magnets einerley M erhalten, und sich abstoßen. Bringt man aber den Magnet noch näher, so kommen die Dräthe in die Taf. XVI. Fig. 28. abgebildete Stellung, weil sich zwar die obern Enden a und c noch abstoßen, die untern b und d aber beyde vom magnetischen Pole E angezogen werden. Nimmt man den Magnet EF hinweg, so fallen die Dräthe zusammen; sind es aber stählerne Nadeln, so dauret ihr Divergiren noch eine Zeitlang.

AB, Taf. XVI. Fig. 29. sey ein Drath von weichem Eisen, 4 Zoll lang, an einem Faden frey aufgehangen. CD eine eiserne Stange auf einem Stativ, mit dem Ende C etwa 3/4 Zoll von B entfernt. Bringt man den Pol eines Magnets in E, so wird B von C zurückgestoßen, weil beyde einerley M erhalten. Hält man aber den Magnet E neben A, so wird B gegen C angezogen. Nehmlich der Pol des Magnets, der z. B. + M hat, wird das + M des Draths nach B, das + M der Stange nach D treiben, also wird die letztere in C freyes -- M haben, und B anziehen.

Wenn ein Magnet an einem Pole gerade so viel Eisen trägt, als er halten kan, so kan er, wenn man unter dieses Eisen eine eiserne Platte hält, noch etwas mehr tragen. Gesetzt, der Pol habe + M, so wird das + M am untern Ende des angehangnen Eisens durch die Platte mehr beschäftigt, also wird mehr -- M frey, welches sich ans obere Ende begiebt, und dadurch die Anziehung verstärkt. So kan man mit einem Magnete mehr Eisen von einem Ambos aufheben, als von einem hölzernen Tische. Auch erklärt sich hieraus, wie die Krast eines Magnets durch mehr angehangenes Eisen immer mehr zunehme. Noch stärker aber wird die Anziehung, wenn man statt der eisernen


des Magnets ungeſchwaͤcht auf eine groͤßere Entfernung fortgepflanzt.

Wenn man zwey Stuͤcken duͤnnen Drath von weichem Eiſen an Faͤden bindet, dieſe oben zuſammenknuͤpft, und den Pol eines Magnets darunter haͤlt, ſo gehen die Faͤden, wie am Elektrometer, aus einander, weil die Enden der Draͤthe durch den Wirkungskreis des Magnets einerley M erhalten, und ſich abſtoßen. Bringt man aber den Magnet noch naͤher, ſo kommen die Draͤthe in die Taf. XVI. Fig. 28. abgebildete Stellung, weil ſich zwar die obern Enden a und c noch abſtoßen, die untern b und d aber beyde vom magnetiſchen Pole E angezogen werden. Nimmt man den Magnet EF hinweg, ſo fallen die Draͤthe zuſammen; ſind es aber ſtaͤhlerne Nadeln, ſo dauret ihr Divergiren noch eine Zeitlang.

AB, Taf. XVI. Fig. 29. ſey ein Drath von weichem Eiſen, 4 Zoll lang, an einem Faden frey aufgehangen. CD eine eiſerne Stange auf einem Stativ, mit dem Ende C etwa 3/4 Zoll von B entfernt. Bringt man den Pol eines Magnets in E, ſo wird B von C zuruͤckgeſtoßen, weil beyde einerley M erhalten. Haͤlt man aber den Magnet E neben A, ſo wird B gegen C angezogen. Nehmlich der Pol des Magnets, der z. B. + M hat, wird das + M des Draths nach B, das + M der Stange nach D treiben, alſo wird die letztere in C freyes — M haben, und B anziehen.

Wenn ein Magnet an einem Pole gerade ſo viel Eiſen traͤgt, als er halten kan, ſo kan er, wenn man unter dieſes Eiſen eine eiſerne Platte haͤlt, noch etwas mehr tragen. Geſetzt, der Pol habe + M, ſo wird das + M am untern Ende des angehangnen Eiſens durch die Platte mehr beſchaͤftigt, alſo wird mehr — M frey, welches ſich ans obere Ende begiebt, und dadurch die Anziehung verſtaͤrkt. So kan man mit einem Magnete mehr Eiſen von einem Ambos aufheben, als von einem hoͤlzernen Tiſche. Auch erklaͤrt ſich hieraus, wie die Kraſt eines Magnets durch mehr angehangenes Eiſen immer mehr zunehme. Noch ſtaͤrker aber wird die Anziehung, wenn man ſtatt der eiſernen

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[104/0110] des Magnets ungeſchwaͤcht auf eine groͤßere Entfernung fortgepflanzt. Wenn man zwey Stuͤcken duͤnnen Drath von weichem Eiſen an Faͤden bindet, dieſe oben zuſammenknuͤpft, und den Pol eines Magnets darunter haͤlt, ſo gehen die Faͤden, wie am Elektrometer, aus einander, weil die Enden der Draͤthe durch den Wirkungskreis des Magnets einerley M erhalten, und ſich abſtoßen. Bringt man aber den Magnet noch naͤher, ſo kommen die Draͤthe in die Taf. XVI. Fig. 28. abgebildete Stellung, weil ſich zwar die obern Enden a und c noch abſtoßen, die untern b und d aber beyde vom magnetiſchen Pole E angezogen werden. Nimmt man den Magnet EF hinweg, ſo fallen die Draͤthe zuſammen; ſind es aber ſtaͤhlerne Nadeln, ſo dauret ihr Divergiren noch eine Zeitlang. AB, Taf. XVI. Fig. 29. ſey ein Drath von weichem Eiſen, 4 Zoll lang, an einem Faden frey aufgehangen. CD eine eiſerne Stange auf einem Stativ, mit dem Ende C etwa 3/4 Zoll von B entfernt. Bringt man den Pol eines Magnets in E, ſo wird B von C zuruͤckgeſtoßen, weil beyde einerley M erhalten. Haͤlt man aber den Magnet E neben A, ſo wird B gegen C angezogen. Nehmlich der Pol des Magnets, der z. B. + M hat, wird das + M des Draths nach B, das + M der Stange nach D treiben, alſo wird die letztere in C freyes — M haben, und B anziehen. Wenn ein Magnet an einem Pole gerade ſo viel Eiſen traͤgt, als er halten kan, ſo kan er, wenn man unter dieſes Eiſen eine eiſerne Platte haͤlt, noch etwas mehr tragen. Geſetzt, der Pol habe + M, ſo wird das + M am untern Ende des angehangnen Eiſens durch die Platte mehr beſchaͤftigt, alſo wird mehr — M frey, welches ſich ans obere Ende begiebt, und dadurch die Anziehung verſtaͤrkt. So kan man mit einem Magnete mehr Eiſen von einem Ambos aufheben, als von einem hoͤlzernen Tiſche. Auch erklaͤrt ſich hieraus, wie die Kraſt eines Magnets durch mehr angehangenes Eiſen immer mehr zunehme. Noch ſtaͤrker aber wird die Anziehung, wenn man ſtatt der eiſernen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/110>, abgerufen am 27.04.2024.