Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Verzierungen seyn. Man muß sie so einrichten, daß sie nicht mehr als zween magnetische Pole haben, und daß diese in einerley Vertikalebne mit dem Aufhängungspunkte fallen. Die gewöhnliche Form eines Pfeils, oder einer Nadel mit einer Lilie an der Spitze ist also gerade eine der unschicklichsten. Am besten ist die Gestalt eines Parallelogramms oder einer dünnen ablangen Platte, deren Enden sich entweder geradlinicht, oder mit zween Linien schliessen, die unter einem sehr stumpfen Winkel zusammenstossen. Cavallo räth, um die Pole sicherer in die Axe zu bringen, an, die Nadeln nicht breit, sondern lieber etwas dicker zu machen, wenn man ihnen ja mehr Masse geben will. Die gewöhnlichen zu Seecompassen sind zwischen 4 und 5 Zoll lang; bey denen, die zur Beobachtung der täglichen Variation dienen, geht man bis 8 Zoll.

Man kan den Nadeln durch armirte natürliche oder durch künstliche Magnete die Polarität entweder vermittelst des einfachen oder des Doppelstrichs mittheilen, s. Magnet. Am stärksten aber lassen sie sich nach der von D. Knight angegebnen Methode so magnetisiren. Man legt zween starke künstliche Magnetstäbe in eine gerade Linie mit den freundschaftlichen Polen zusammen, setzt mitten auf dieselben da, wo sie sich berühren, die in ihrer Mitte durchlöcherte Nadel auf, befestiget dieselbe so, daß ihre beyden Helften längst der beyden an einander gelegten Stäbe hin liegen, und zieht alsdann beyde Stäbe aus einander, so, daß sie langsam unter den beyden Helften der Nadel hin gleiten. Wenn man alsdann die Magnetstäbe von der Seite her wieder unter die Nadel bringt, und das Verfahren wiederholt, so kan man der letztern eine sehr starke Kraft mittheilen. Bey D. Knight's starken künstlichen Magneten war ein einziger Strich schon hinreichend.

Was die Arten der Aufhängung betrift, so könnte die einfachste Magnetnadel eine gewöhnliche mit dem Magnet bestrichene Nähnadel seyn, die entweder an einem um die Mitte gebundenen Faden schwebend aufgehangen, oder


Verzierungen ſeyn. Man muß ſie ſo einrichten, daß ſie nicht mehr als zween magnetiſche Pole haben, und daß dieſe in einerley Vertikalebne mit dem Aufhaͤngungspunkte fallen. Die gewoͤhnliche Form eines Pfeils, oder einer Nadel mit einer Lilie an der Spitze iſt alſo gerade eine der unſchicklichſten. Am beſten iſt die Geſtalt eines Parallelogramms oder einer duͤnnen ablangen Platte, deren Enden ſich entweder geradlinicht, oder mit zween Linien ſchlieſſen, die unter einem ſehr ſtumpfen Winkel zuſammenſtoſſen. Cavallo raͤth, um die Pole ſicherer in die Axe zu bringen, an, die Nadeln nicht breit, ſondern lieber etwas dicker zu machen, wenn man ihnen ja mehr Maſſe geben will. Die gewoͤhnlichen zu Seecompaſſen ſind zwiſchen 4 und 5 Zoll lang; bey denen, die zur Beobachtung der taͤglichen Variation dienen, geht man bis 8 Zoll.

Man kan den Nadeln durch armirte natuͤrliche oder durch kuͤnſtliche Magnete die Polaritaͤt entweder vermittelſt des einfachen oder des Doppelſtrichs mittheilen, ſ. Magnet. Am ſtaͤrkſten aber laſſen ſie ſich nach der von D. Knight angegebnen Methode ſo magnetiſiren. Man legt zween ſtarke kuͤnſtliche Magnetſtaͤbe in eine gerade Linie mit den freundſchaftlichen Polen zuſammen, ſetzt mitten auf dieſelben da, wo ſie ſich beruͤhren, die in ihrer Mitte durchloͤcherte Nadel auf, befeſtiget dieſelbe ſo, daß ihre beyden Helften laͤngſt der beyden an einander gelegten Staͤbe hin liegen, und zieht alsdann beyde Staͤbe aus einander, ſo, daß ſie langſam unter den beyden Helften der Nadel hin gleiten. Wenn man alsdann die Magnetſtaͤbe von der Seite her wieder unter die Nadel bringt, und das Verfahren wiederholt, ſo kan man der letztern eine ſehr ſtarke Kraft mittheilen. Bey D. Knight's ſtarken kuͤnſtlichen Magneten war ein einziger Strich ſchon hinreichend.

Was die Arten der Aufhaͤngung betrift, ſo koͤnnte die einfachſte Magnetnadel eine gewoͤhnliche mit dem Magnet beſtrichene Naͤhnadel ſeyn, die entweder an einem um die Mitte gebundenen Faden ſchwebend aufgehangen, oder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0136" xml:id="P.3.130" n="130"/><lb/>
Verzierungen &#x017F;eyn. Man muß &#x017F;ie &#x017F;o einrichten, daß &#x017F;ie nicht mehr als zween magneti&#x017F;che Pole haben, und daß die&#x017F;e in einerley Vertikalebne mit dem Aufha&#x0364;ngungspunkte fallen. Die gewo&#x0364;hnliche Form eines Pfeils, oder einer Nadel mit einer Lilie an der Spitze i&#x017F;t al&#x017F;o gerade eine der un&#x017F;chicklich&#x017F;ten. Am be&#x017F;ten i&#x017F;t die Ge&#x017F;talt eines Parallelogramms oder einer du&#x0364;nnen ablangen Platte, deren Enden &#x017F;ich entweder geradlinicht, oder mit zween Linien &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, die unter einem &#x017F;ehr &#x017F;tumpfen Winkel zu&#x017F;ammen&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#b">Cavallo</hi> ra&#x0364;th, um die Pole &#x017F;icherer in die Axe zu bringen, an, die Nadeln nicht breit, &#x017F;ondern lieber etwas dicker zu machen, wenn man ihnen ja mehr Ma&#x017F;&#x017F;e geben will. Die gewo&#x0364;hnlichen zu Seecompa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind zwi&#x017F;chen 4 und 5 Zoll lang; bey denen, die zur Beobachtung der ta&#x0364;glichen Variation dienen, geht man bis 8 Zoll.</p>
            <p>Man kan den Nadeln durch armirte natu&#x0364;rliche oder durch ku&#x0364;n&#x017F;tliche Magnete die Polarita&#x0364;t entweder vermittel&#x017F;t des einfachen oder des Doppel&#x017F;trichs mittheilen, &#x017F;. <hi rendition="#b">Magnet.</hi> Am &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten aber la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich nach der von <hi rendition="#b">D. Knight</hi> angegebnen Methode &#x017F;o magneti&#x017F;iren. Man legt zween &#x017F;tarke ku&#x0364;n&#x017F;tliche Magnet&#x017F;ta&#x0364;be in eine gerade Linie mit den freund&#x017F;chaftlichen Polen zu&#x017F;ammen, &#x017F;etzt mitten auf die&#x017F;elben da, wo &#x017F;ie &#x017F;ich beru&#x0364;hren, die in ihrer Mitte durchlo&#x0364;cherte Nadel auf, befe&#x017F;tiget die&#x017F;elbe &#x017F;o, daß ihre beyden Helften la&#x0364;ng&#x017F;t der beyden an einander gelegten Sta&#x0364;be hin liegen, und zieht alsdann beyde Sta&#x0364;be aus einander, &#x017F;o, daß &#x017F;ie lang&#x017F;am unter den beyden Helften der Nadel hin gleiten. Wenn man alsdann die Magnet&#x017F;ta&#x0364;be von der Seite her wieder unter die Nadel bringt, und das Verfahren wiederholt, &#x017F;o kan man der letztern eine &#x017F;ehr &#x017F;tarke Kraft mittheilen. Bey <hi rendition="#b">D. Knight's</hi> &#x017F;tarken ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Magneten war ein einziger Strich &#x017F;chon hinreichend.</p>
            <p>Was die Arten der Aufha&#x0364;ngung betrift, &#x017F;o ko&#x0364;nnte die einfach&#x017F;te Magnetnadel eine gewo&#x0364;hnliche mit dem Magnet be&#x017F;trichene Na&#x0364;hnadel &#x017F;eyn, die entweder an einem um die Mitte gebundenen Faden &#x017F;chwebend aufgehangen, oder<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0136] Verzierungen ſeyn. Man muß ſie ſo einrichten, daß ſie nicht mehr als zween magnetiſche Pole haben, und daß dieſe in einerley Vertikalebne mit dem Aufhaͤngungspunkte fallen. Die gewoͤhnliche Form eines Pfeils, oder einer Nadel mit einer Lilie an der Spitze iſt alſo gerade eine der unſchicklichſten. Am beſten iſt die Geſtalt eines Parallelogramms oder einer duͤnnen ablangen Platte, deren Enden ſich entweder geradlinicht, oder mit zween Linien ſchlieſſen, die unter einem ſehr ſtumpfen Winkel zuſammenſtoſſen. Cavallo raͤth, um die Pole ſicherer in die Axe zu bringen, an, die Nadeln nicht breit, ſondern lieber etwas dicker zu machen, wenn man ihnen ja mehr Maſſe geben will. Die gewoͤhnlichen zu Seecompaſſen ſind zwiſchen 4 und 5 Zoll lang; bey denen, die zur Beobachtung der taͤglichen Variation dienen, geht man bis 8 Zoll. Man kan den Nadeln durch armirte natuͤrliche oder durch kuͤnſtliche Magnete die Polaritaͤt entweder vermittelſt des einfachen oder des Doppelſtrichs mittheilen, ſ. Magnet. Am ſtaͤrkſten aber laſſen ſie ſich nach der von D. Knight angegebnen Methode ſo magnetiſiren. Man legt zween ſtarke kuͤnſtliche Magnetſtaͤbe in eine gerade Linie mit den freundſchaftlichen Polen zuſammen, ſetzt mitten auf dieſelben da, wo ſie ſich beruͤhren, die in ihrer Mitte durchloͤcherte Nadel auf, befeſtiget dieſelbe ſo, daß ihre beyden Helften laͤngſt der beyden an einander gelegten Staͤbe hin liegen, und zieht alsdann beyde Staͤbe aus einander, ſo, daß ſie langſam unter den beyden Helften der Nadel hin gleiten. Wenn man alsdann die Magnetſtaͤbe von der Seite her wieder unter die Nadel bringt, und das Verfahren wiederholt, ſo kan man der letztern eine ſehr ſtarke Kraft mittheilen. Bey D. Knight's ſtarken kuͤnſtlichen Magneten war ein einziger Strich ſchon hinreichend. Was die Arten der Aufhaͤngung betrift, ſo koͤnnte die einfachſte Magnetnadel eine gewoͤhnliche mit dem Magnet beſtrichene Naͤhnadel ſeyn, die entweder an einem um die Mitte gebundenen Faden ſchwebend aufgehangen, oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/136
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/136>, abgerufen am 27.04.2024.