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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Cavallo beschreibt eine sehr sinnreiche Art, die Nadeln aufzuhängen, nach einigen Seecompassen, welche D. Lind, Arzt zu Windsor, mit aus China gebracht hatte. Taf. XVI. Fig. 40. zeigt diese chinesische Nadel so, daß das Auge in der verlängerten Richtung derselben steht, Fig. 41. stellt sie von der Seite dar. I ist ein dünnes, leichtes messingnes Hütchen, welches gegen den Rand zu ein Paar einander gegenüberstehende Löcher hat. BB ist ein sehr dünner Streif Messing, am obern Theile bey A wie ein Ring gestaltet, durch welchen die Nadel CD hindurch geht. Die äußern Enden dieses messingnen Streifs gehen durch die Löcher am Rande des Hütchens I, und sind durch Umbiegung über den Rand daran besestiget. Die Nadel selbst ist ein cylindrischer stählerner Drath, 1 Zoll lang und (1/40) Zoll im Durchmesser, halb roth und halb schwarz, um Nordund Südpol zu unterscheiden. Dies alles ruht aufder Spitze B, auf der es sich gemächlich bewegen kan. Die Nadel liegt zwar über dem Aufhängungspunkte B, aber weil sie sehr leicht ist, und das messingne Hütchen mit dem Streife weit herunter reicht, so fällt doch der Schwerpunkt des Ganzen unter B, daß also die Nadel nicht fallen kan. Ueberdies wird sie auch noch durch das dünne messingne Blatt FG, welches bey BB durchlöchert ist, gehalten.

D. Ingenhouß (Vermischte Schriften, Th. I. S. 383. u. f.) erzählt verschiedene Versuche, der allzugroßen Beweglichkeit der Magnetnadeln abzuhelfen, welche bey der starken Kraft, die man ihnen durch die neuern Methoden geben kan, für den Beobachter sehr beschwerlich ist. Er hält endlich für das Beste, sie in einem flüßigen Mittel aufzustellen, wie etwa die Astronomen das Senkbley am Quadranten in Oel gehen lassen. Daher schlägt er zur Magnetnadel ein Stahlröhrchen vor, das wegen seiner Höhlung auf feinem Leinöle schwömme. Aus der Mitte desselben müßten Spitzen herauf und herunter gehen, und in zwey Agathütchen ruhen, deren eines am Deckel, das andere am Boden des Compasses befestiget wäre, um die Nadel zu halten.


Cavallo beſchreibt eine ſehr ſinnreiche Art, die Nadeln aufzuhaͤngen, nach einigen Seecompaſſen, welche D. Lind, Arzt zu Windſor, mit aus China gebracht hatte. Taf. XVI. Fig. 40. zeigt dieſe chineſiſche Nadel ſo, daß das Auge in der verlaͤngerten Richtung derſelben ſteht, Fig. 41. ſtellt ſie von der Seite dar. I iſt ein duͤnnes, leichtes meſſingnes Huͤtchen, welches gegen den Rand zu ein Paar einander gegenuͤberſtehende Loͤcher hat. BB iſt ein ſehr duͤnner Streif Meſſing, am obern Theile bey A wie ein Ring geſtaltet, durch welchen die Nadel CD hindurch geht. Die aͤußern Enden dieſes meſſingnen Streifs gehen durch die Loͤcher am Rande des Huͤtchens I, und ſind durch Umbiegung uͤber den Rand daran beſeſtiget. Die Nadel ſelbſt iſt ein cylindriſcher ſtaͤhlerner Drath, 1 Zoll lang und (1/40) Zoll im Durchmeſſer, halb roth und halb ſchwarz, um Nordund Suͤdpol zu unterſcheiden. Dies alles ruht aufder Spitze B, auf der es ſich gemaͤchlich bewegen kan. Die Nadel liegt zwar uͤber dem Aufhaͤngungspunkte B, aber weil ſie ſehr leicht iſt, und das meſſingne Huͤtchen mit dem Streife weit herunter reicht, ſo faͤllt doch der Schwerpunkt des Ganzen unter B, daß alſo die Nadel nicht fallen kan. Ueberdies wird ſie auch noch durch das duͤnne meſſingne Blatt FG, welches bey BB durchloͤchert iſt, gehalten.

D. Ingenhouß (Vermiſchte Schriften, Th. I. S. 383. u. f.) erzaͤhlt verſchiedene Verſuche, der allzugroßen Beweglichkeit der Magnetnadeln abzuhelfen, welche bey der ſtarken Kraft, die man ihnen durch die neuern Methoden geben kan, fuͤr den Beobachter ſehr beſchwerlich iſt. Er haͤlt endlich fuͤr das Beſte, ſie in einem fluͤßigen Mittel aufzuſtellen, wie etwa die Aſtronomen das Senkbley am Quadranten in Oel gehen laſſen. Daher ſchlaͤgt er zur Magnetnadel ein Stahlroͤhrchen vor, das wegen ſeiner Hoͤhlung auf feinem Leinoͤle ſchwoͤmme. Aus der Mitte deſſelben muͤßten Spitzen herauf und herunter gehen, und in zwey Agathuͤtchen ruhen, deren eines am Deckel, das andere am Boden des Compaſſes befeſtiget waͤre, um die Nadel zu halten.

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[132/0138] Cavallo beſchreibt eine ſehr ſinnreiche Art, die Nadeln aufzuhaͤngen, nach einigen Seecompaſſen, welche D. Lind, Arzt zu Windſor, mit aus China gebracht hatte. Taf. XVI. Fig. 40. zeigt dieſe chineſiſche Nadel ſo, daß das Auge in der verlaͤngerten Richtung derſelben ſteht, Fig. 41. ſtellt ſie von der Seite dar. I iſt ein duͤnnes, leichtes meſſingnes Huͤtchen, welches gegen den Rand zu ein Paar einander gegenuͤberſtehende Loͤcher hat. BB iſt ein ſehr duͤnner Streif Meſſing, am obern Theile bey A wie ein Ring geſtaltet, durch welchen die Nadel CD hindurch geht. Die aͤußern Enden dieſes meſſingnen Streifs gehen durch die Loͤcher am Rande des Huͤtchens I, und ſind durch Umbiegung uͤber den Rand daran beſeſtiget. Die Nadel ſelbſt iſt ein cylindriſcher ſtaͤhlerner Drath, 1 Zoll lang und (1/40) Zoll im Durchmeſſer, halb roth und halb ſchwarz, um Nordund Suͤdpol zu unterſcheiden. Dies alles ruht aufder Spitze B, auf der es ſich gemaͤchlich bewegen kan. Die Nadel liegt zwar uͤber dem Aufhaͤngungspunkte B, aber weil ſie ſehr leicht iſt, und das meſſingne Huͤtchen mit dem Streife weit herunter reicht, ſo faͤllt doch der Schwerpunkt des Ganzen unter B, daß alſo die Nadel nicht fallen kan. Ueberdies wird ſie auch noch durch das duͤnne meſſingne Blatt FG, welches bey BB durchloͤchert iſt, gehalten. D. Ingenhouß (Vermiſchte Schriften, Th. I. S. 383. u. f.) erzaͤhlt verſchiedene Verſuche, der allzugroßen Beweglichkeit der Magnetnadeln abzuhelfen, welche bey der ſtarken Kraft, die man ihnen durch die neuern Methoden geben kan, fuͤr den Beobachter ſehr beſchwerlich iſt. Er haͤlt endlich fuͤr das Beſte, ſie in einem fluͤßigen Mittel aufzuſtellen, wie etwa die Aſtronomen das Senkbley am Quadranten in Oel gehen laſſen. Daher ſchlaͤgt er zur Magnetnadel ein Stahlroͤhrchen vor, das wegen ſeiner Hoͤhlung auf feinem Leinoͤle ſchwoͤmme. Aus der Mitte deſſelben muͤßten Spitzen herauf und herunter gehen, und in zwey Agathuͤtchen ruhen, deren eines am Deckel, das andere am Boden des Compaſſes befeſtiget waͤre, um die Nadel zu halten.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/138>, abgerufen am 27.04.2024.