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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Karsten Lebrbegrif der ges. Math. III. Theil, Aerostatik, VII. Abschn.

Mariottisches Gestz, s. Luft.

Mars, Mars, Mars.

Der Name eines von den sechs Sternen, welche ihren Stand unter den Firsternen täglich ändern, s. Planeten. Mars zeichnet sich unter denselben durch sein feuerrothes Licht und durch seine veränderliche Größe besonders aus. Wenn er der Sonne gegenüber steht, und um Mitternacht im Mittagskreise gesehen wird, zeigt er sich in einer ansehnlichen Größe, desto kleiner hingegen, wenn er bey der Sonne steht. Was seine eigne Bewegung von Abend gegen Morgen betrift, so eilt er in derselben, wenn er bey der Sonne gesehen wird, am schnellsten fort; wenn er aber der Sonne fast gegenüber kömmt, steht er still, und geht endlich 75 Tage lang über 10 Grad weit zurück. Mit diesen Abwechselungen vollendet er seinen scheinbaren Umlauf um den ganzen Himmel in 1 Jahre und 322 Tagen. Dies sind aber Erscheinungen, die von der Bewegung der Erde abhängen, und von denen sein wahrer Lauf sehr weit unterschieden ist.

Nach den Lehren der theorischen Astronomie ist Mars einer von den obern Planeten, deren Bahnen um die Sonne die Erdbahn umschließen. Er ist der Ordnung nach, von der Sonne aus gerechnet, der vierte Planet, und seine Bahn fällr zwischen die Bahnen der Erde und des Jupiters, doch so, daß sie der Erdbahn weit näher, als dem Wege des Jupiters, liegt. Sie ist, wie alle Planetenbahnen, elliptisch, und ihre Ebne macht mit der Ebne der Erdbahn einen Winkel von 1° 51'.

Die Eccentricität der Marsbahn ist nicht unbeträchtlich. Sein größter Abstand von der Sonne verhält sich zum kleinsten etwa wie 17 zu 14. Diese merkliche Abweichung von der Kreisgestalt, und die Nähe dieser Bahn an der Erde veranlaßte, daß die elliptische Form der Planetenbahuen am Mars zuerst entdeckt ward, s. Keplerische Regeln. Im mittlern Abstande ist Mars von der Sonne ohngefähr 1 1/2 mal. (venauer 1,524 mal) weiter, als die


Karſten Lebrbegrif der geſ. Math. III. Theil, Aeroſtatik, VII. Abſchn.

Mariottiſches Geſtz, ſ. Luft.

Mars, Mars, Mars.

Der Name eines von den ſechs Sternen, welche ihren Stand unter den Firſternen taͤglich aͤndern, ſ. Planeten. Mars zeichnet ſich unter denſelben durch ſein feuerrothes Licht und durch ſeine veraͤnderliche Groͤße beſonders aus. Wenn er der Sonne gegenuͤber ſteht, und um Mitternacht im Mittagskreiſe geſehen wird, zeigt er ſich in einer anſehnlichen Groͤße, deſto kleiner hingegen, wenn er bey der Sonne ſteht. Was ſeine eigne Bewegung von Abend gegen Morgen betrift, ſo eilt er in derſelben, wenn er bey der Sonne geſehen wird, am ſchnellſten fort; wenn er aber der Sonne faſt gegenuͤber koͤmmt, ſteht er ſtill, und geht endlich 75 Tage lang uͤber 10 Grad weit zuruͤck. Mit dieſen Abwechſelungen vollendet er ſeinen ſcheinbaren Umlauf um den ganzen Himmel in 1 Jahre und 322 Tagen. Dies ſind aber Erſcheinungen, die von der Bewegung der Erde abhaͤngen, und von denen ſein wahrer Lauf ſehr weit unterſchieden iſt.

Nach den Lehren der theoriſchen Aſtronomie iſt Mars einer von den obern Planeten, deren Bahnen um die Sonne die Erdbahn umſchließen. Er iſt der Ordnung nach, von der Sonne aus gerechnet, der vierte Planet, und ſeine Bahn faͤllr zwiſchen die Bahnen der Erde und des Jupiters, doch ſo, daß ſie der Erdbahn weit naͤher, als dem Wege des Jupiters, liegt. Sie iſt, wie alle Planetenbahnen, elliptiſch, und ihre Ebne macht mit der Ebne der Erdbahn einen Winkel von 1° 51′.

Die Eccentricitaͤt der Marsbahn iſt nicht unbetraͤchtlich. Sein groͤßter Abſtand von der Sonne verhaͤlt ſich zum kleinſten etwa wie 17 zu 14. Dieſe merkliche Abweichung von der Kreisgeſtalt, und die Naͤhe dieſer Bahn an der Erde veranlaßte, daß die elliptiſche Form der Planetenbahuen am Mars zuerſt entdeckt ward, ſ. Kepleriſche Regeln. Im mittlern Abſtande iſt Mars von der Sonne ohngefaͤhr 1 1/2 mal. (venauer 1,524 mal) weiter, als die

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[138/0144] Karſten Lebrbegrif der geſ. Math. III. Theil, Aeroſtatik, VII. Abſchn. Mariottiſches Geſtz, ſ. Luft. Mars, Mars, Mars. Der Name eines von den ſechs Sternen, welche ihren Stand unter den Firſternen taͤglich aͤndern, ſ. Planeten. Mars zeichnet ſich unter denſelben durch ſein feuerrothes Licht und durch ſeine veraͤnderliche Groͤße beſonders aus. Wenn er der Sonne gegenuͤber ſteht, und um Mitternacht im Mittagskreiſe geſehen wird, zeigt er ſich in einer anſehnlichen Groͤße, deſto kleiner hingegen, wenn er bey der Sonne ſteht. Was ſeine eigne Bewegung von Abend gegen Morgen betrift, ſo eilt er in derſelben, wenn er bey der Sonne geſehen wird, am ſchnellſten fort; wenn er aber der Sonne faſt gegenuͤber koͤmmt, ſteht er ſtill, und geht endlich 75 Tage lang uͤber 10 Grad weit zuruͤck. Mit dieſen Abwechſelungen vollendet er ſeinen ſcheinbaren Umlauf um den ganzen Himmel in 1 Jahre und 322 Tagen. Dies ſind aber Erſcheinungen, die von der Bewegung der Erde abhaͤngen, und von denen ſein wahrer Lauf ſehr weit unterſchieden iſt. Nach den Lehren der theoriſchen Aſtronomie iſt Mars einer von den obern Planeten, deren Bahnen um die Sonne die Erdbahn umſchließen. Er iſt der Ordnung nach, von der Sonne aus gerechnet, der vierte Planet, und ſeine Bahn faͤllr zwiſchen die Bahnen der Erde und des Jupiters, doch ſo, daß ſie der Erdbahn weit naͤher, als dem Wege des Jupiters, liegt. Sie iſt, wie alle Planetenbahnen, elliptiſch, und ihre Ebne macht mit der Ebne der Erdbahn einen Winkel von 1° 51′. Die Eccentricitaͤt der Marsbahn iſt nicht unbetraͤchtlich. Sein groͤßter Abſtand von der Sonne verhaͤlt ſich zum kleinſten etwa wie 17 zu 14. Dieſe merkliche Abweichung von der Kreisgeſtalt, und die Naͤhe dieſer Bahn an der Erde veranlaßte, daß die elliptiſche Form der Planetenbahuen am Mars zuerſt entdeckt ward, ſ. Kepleriſche Regeln. Im mittlern Abſtande iſt Mars von der Sonne ohngefaͤhr 1 1/2 mal. (venauer 1,524 mal) weiter, als die

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/144>, abgerufen am 28.04.2024.