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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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klebrichten Materie im Seewasser, die vielleicht von der Faulniß herrühre. Hiemit scheinen Canton's Versuche (Philos. Trans. Vol. LIX. p. 446.), die ich bey dem Worte: Leuchtende Körper, angeführt habe, sehr wohl übereinzustimmen, nach welchen das Leuchtender Seefische und des Wassers, worinn man sie schüttelt, mit dem ersten Anfange der Fäulniß verbunden zu seyn scheint.

Vianelli (Nuove scoperte intorno alle luci notturne dell' acqua marina, Venez.) und Grisellini (Nouvelles obs. sur la scolopendre marine), zween Venetianer, imgleichen Nollet (Mem. de Paris, 1750.) schreiben das Leuchten des Seewassers einem phosphorischen Insekte zu. Der Letztere sahe die leuchtenden Punkte auf dem Seegrase des Bodens, wie Insekten, springen. Le Koi (Observ. sur une lumiere produite dans la mer, in den Mem. presentes. To. III.) bemerkte, daß das Schiff im Segeln bey Tage eine Menge kleiner Theilchen in die Höhe warf, die bey Nacht feurig schienen; aber er hält fie nicht für Insekten, weil er sie mit dem Schnupftuche aufgefangen, rund und ohne Merkmale einer thierischen Beschaffenheit fand. Fougerour de Bondaroy (Sur la lumiere, que donne l'eau de la mer dans les lagunes de Venise, in den Mem. de Paris 1767.) schreibt dieses Leuchten einer kleinen Nereide, und Forskal nach Niebuhrs Erzählung (Reise nach Arabien, Th. I. S. 7.) einer Menge von Medusen zu. Auch Bartholin (De luce animalium) und Donati haben es von Meergewürmen (Mollusca) hergeleitet.

Forster unterscheidet drey Arten des Leuchtens. Die erste, die sich blos in der Nähe des Schiffs zeigt, erklärt er für ein elektrisches Phänomen; die zwote, die sich bey langen Windstillen über die ganze See verbreitet, hält er für ein phosphorisches durch Fäulniß erzeugtes Licht; die dritte entsteht nach ihm aus dem Leuchten unzählbarer großen und kleinen Thierchen.

Das Meer wird durch äußere Ursachen beständig in Bewegung erhalten. Die Winde bringen auf der Oberfläche Wellen oder Wogen hervor, deren Größe nach der Stärke des Winds veränderlich ist. Nach Marsigli


klebrichten Materie im Seewaſſer, die vielleicht von der Faulniß herruͤhre. Hiemit ſcheinen Canton's Verſuche (Philoſ. Trans. Vol. LIX. p. 446.), die ich bey dem Worte: Leuchtende Koͤrper, angefuͤhrt habe, ſehr wohl uͤbereinzuſtimmen, nach welchen das Leuchtender Seefiſche und des Waſſers, worinn man ſie ſchuͤttelt, mit dem erſten Anfange der Faͤulniß verbunden zu ſeyn ſcheint.

Vianelli (Nuove ſcoperte intorno alle luci notturne dell' acqua marina, Venez.) und Griſellini (Nouvelles obſ. ſur la ſcolopendre marine), zween Venetianer, imgleichen Nollet (Mém. de Paris, 1750.) ſchreiben das Leuchten des Seewaſſers einem phoſphoriſchen Inſekte zu. Der Letztere ſahe die leuchtenden Punkte auf dem Seegraſe des Bodens, wie Inſekten, ſpringen. Le Koi (Obſerv. ſur une lumiere produite dans la mer, in den Mém. préſentés. To. III.) bemerkte, daß das Schiff im Segeln bey Tage eine Menge kleiner Theilchen in die Hoͤhe warf, die bey Nacht feurig ſchienen; aber er haͤlt fie nicht fuͤr Inſekten, weil er ſie mit dem Schnupftuche aufgefangen, rund und ohne Merkmale einer thieriſchen Beſchaffenheit fand. Fougerour de Bondaroy (Sur la lumiere, que donne l'eau de la mer dans les lagunes de Veniſe, in den Mém. de Paris 1767.) ſchreibt dieſes Leuchten einer kleinen Nereide, und Forskal nach Niebuhrs Erzaͤhlung (Reiſe nach Arabien, Th. I. S. 7.) einer Menge von Meduſen zu. Auch Bartholin (De luce animalium) und Donati haben es von Meergewuͤrmen (Molluſca) hergeleitet.

Forſter unterſcheidet drey Arten des Leuchtens. Die erſte, die ſich blos in der Naͤhe des Schiffs zeigt, erklaͤrt er fuͤr ein elektriſches Phaͤnomen; die zwote, die ſich bey langen Windſtillen uͤber die ganze See verbreitet, haͤlt er fuͤr ein phoſphoriſches durch Faͤulniß erzeugtes Licht; die dritte entſteht nach ihm aus dem Leuchten unzaͤhlbarer großen und kleinen Thierchen.

Das Meer wird durch aͤußere Urſachen beſtaͤndig in Bewegung erhalten. Die Winde bringen auf der Oberflaͤche Wellen oder Wogen hervor, deren Groͤße nach der Staͤrke des Winds veraͤnderlich iſt. Nach Marſigli

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[183/0189] klebrichten Materie im Seewaſſer, die vielleicht von der Faulniß herruͤhre. Hiemit ſcheinen Canton's Verſuche (Philoſ. Trans. Vol. LIX. p. 446.), die ich bey dem Worte: Leuchtende Koͤrper, angefuͤhrt habe, ſehr wohl uͤbereinzuſtimmen, nach welchen das Leuchtender Seefiſche und des Waſſers, worinn man ſie ſchuͤttelt, mit dem erſten Anfange der Faͤulniß verbunden zu ſeyn ſcheint. Vianelli (Nuove ſcoperte intorno alle luci notturne dell' acqua marina, Venez.) und Griſellini (Nouvelles obſ. ſur la ſcolopendre marine), zween Venetianer, imgleichen Nollet (Mém. de Paris, 1750.) ſchreiben das Leuchten des Seewaſſers einem phoſphoriſchen Inſekte zu. Der Letztere ſahe die leuchtenden Punkte auf dem Seegraſe des Bodens, wie Inſekten, ſpringen. Le Koi (Obſerv. ſur une lumiere produite dans la mer, in den Mém. préſentés. To. III.) bemerkte, daß das Schiff im Segeln bey Tage eine Menge kleiner Theilchen in die Hoͤhe warf, die bey Nacht feurig ſchienen; aber er haͤlt fie nicht fuͤr Inſekten, weil er ſie mit dem Schnupftuche aufgefangen, rund und ohne Merkmale einer thieriſchen Beſchaffenheit fand. Fougerour de Bondaroy (Sur la lumiere, que donne l'eau de la mer dans les lagunes de Veniſe, in den Mém. de Paris 1767.) ſchreibt dieſes Leuchten einer kleinen Nereide, und Forskal nach Niebuhrs Erzaͤhlung (Reiſe nach Arabien, Th. I. S. 7.) einer Menge von Meduſen zu. Auch Bartholin (De luce animalium) und Donati haben es von Meergewuͤrmen (Molluſca) hergeleitet. Forſter unterſcheidet drey Arten des Leuchtens. Die erſte, die ſich blos in der Naͤhe des Schiffs zeigt, erklaͤrt er fuͤr ein elektriſches Phaͤnomen; die zwote, die ſich bey langen Windſtillen uͤber die ganze See verbreitet, haͤlt er fuͤr ein phoſphoriſches durch Faͤulniß erzeugtes Licht; die dritte entſteht nach ihm aus dem Leuchten unzaͤhlbarer großen und kleinen Thierchen. Das Meer wird durch aͤußere Urſachen beſtaͤndig in Bewegung erhalten. Die Winde bringen auf der Oberflaͤche Wellen oder Wogen hervor, deren Groͤße nach der Staͤrke des Winds veraͤnderlich iſt. Nach Marſigli

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/189>, abgerufen am 28.04.2024.