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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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in die Sonne selbst fällt, sondern von ihr um (8/100) des Halbmessers der Erdbahn absteht.

Diese Bahn durchläuft Merkur in 87 Tagen, 23 Stunden, 15 Minuten, 37 Sec. so, daß er im Durchschnitt täglich 4° 5' 22" 35t' seines Kreises zurücklegt -- eine Geschwindigkeit, die bey der Größe dieses Kreises 12 1/2 Stunden Weges in einer Zeitsecunde austrägt.

Wahrscheinlich dreht sich Merkur auch um seine Axe, ob man gleich wegen seiner großen Nähe an der Sonne noch keine Flecken auf ihm hat wahrnehmen können, aus deren Bewegung sich diese Umdrehung erweisen und die Geschwindigkeit, derselben bestimmen ließe.

Der scheinbare Durchmesser dieses Planeten ist sehr klein. Man hat ihn in der geringsten Entfernung von uns, wenn er vor der Sonnenscheibe gesehen wird, kaum über 13 Sec. gefunden. Herr von Zach (Philos. Trans. Vol. LXXV. P. I. no. 8.) fand ihn bey dem Turchgange am 12ten Nov. 1783 nur 9 Sec.; Prosperin am 4ten May 1786 (Schwed. Abhandl. für 1786. Num. 13.) 13, 85 Sec. In seiner größten Entfernung, wenn er hinter der Sonne steht, scheint er kaum 5 Sec. Nach Prosperins Bestimmungen würde er aus derjenigen Entfernung betrachtet, in welcher sich die Erde von der Sonne befindet, 7,73 Sec. groß erscheinen. In eben dieser Weite aber erscheint der Sonnendurchmesser 31 57", d. i. 248 mal größer. Man kan hieraus schließen, baß Merkur im Durchmesser 248 mal kleiner, als die Sonne sey, oder daß sein Durchmesser nur 0, 45, d. i. noch nicht die Helfte des Erddurchmessers ausmache. De la Lande setzt ihn = (11/27) des Letztern.

Die Gravitation anderer Körper gegen ihn ist aus den Störungen, die sein Einfluß in dem Laufe anderer Planeten verursacht, nicht sicher zu schließen, da diese Störungen äußerst gering und kaum merklich sind. Herr de la Lande setzt sie etwa 1/7 von der Gravitation gegen die Erde in gleichen Entfernungen. Dieser Schätzung nach hätte Merkur 7 mal weniger Masse, als die Erde, seine


in die Sonne ſelbſt faͤllt, ſondern von ihr um (8/100) des Halbmeſſers der Erdbahn abſteht.

Dieſe Bahn durchlaͤuft Merkur in 87 Tagen, 23 Stunden, 15 Minuten, 37 Sec. ſo, daß er im Durchſchnitt taͤglich 4° 5′ 22″ 35tʹ ſeines Kreiſes zuruͤcklegt — eine Geſchwindigkeit, die bey der Groͤße dieſes Kreiſes 12 1/2 Stunden Weges in einer Zeitſecunde austraͤgt.

Wahrſcheinlich dreht ſich Merkur auch um ſeine Axe, ob man gleich wegen ſeiner großen Naͤhe an der Sonne noch keine Flecken auf ihm hat wahrnehmen koͤnnen, aus deren Bewegung ſich dieſe Umdrehung erweiſen und die Geſchwindigkeit, derſelben beſtimmen ließe.

Der ſcheinbare Durchmeſſer dieſes Planeten iſt ſehr klein. Man hat ihn in der geringſten Entfernung von uns, wenn er vor der Sonnenſcheibe geſehen wird, kaum uͤber 13 Sec. gefunden. Herr von Zach (Philoſ. Trans. Vol. LXXV. P. I. no. 8.) fand ihn bey dem Turchgange am 12ten Nov. 1783 nur 9 Sec.; Proſperin am 4ten May 1786 (Schwed. Abhandl. fuͤr 1786. Num. 13.) 13, 85 Sec. In ſeiner groͤßten Entfernung, wenn er hinter der Sonne ſteht, ſcheint er kaum 5 Sec. Nach Proſperins Beſtimmungen wuͤrde er aus derjenigen Entfernung betrachtet, in welcher ſich die Erde von der Sonne befindet, 7,73 Sec. groß erſcheinen. In eben dieſer Weite aber erſcheint der Sonnendurchmeſſer 31 57″, d. i. 248 mal groͤßer. Man kan hieraus ſchließen, baß Merkur im Durchmeſſer 248 mal kleiner, als die Sonne ſey, oder daß ſein Durchmeſſer nur 0, 45, d. i. noch nicht die Helfte des Erddurchmeſſers ausmache. De la Lande ſetzt ihn = (11/27) des Letztern.

Die Gravitation anderer Koͤrper gegen ihn iſt aus den Stoͤrungen, die ſein Einfluß in dem Laufe anderer Planeten verurſacht, nicht ſicher zu ſchließen, da dieſe Stoͤrungen aͤußerſt gering und kaum merklich ſind. Herr de la Lande ſetzt ſie etwa 1/7 von der Gravitation gegen die Erde in gleichen Entfernungen. Dieſer Schaͤtzung nach haͤtte Merkur 7 mal weniger Maſſe, als die Erde, ſeine

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[191/0197] in die Sonne ſelbſt faͤllt, ſondern von ihr um (8/100) des Halbmeſſers der Erdbahn abſteht. Dieſe Bahn durchlaͤuft Merkur in 87 Tagen, 23 Stunden, 15 Minuten, 37 Sec. ſo, daß er im Durchſchnitt taͤglich 4° 5′ 22″ 35tʹ ſeines Kreiſes zuruͤcklegt — eine Geſchwindigkeit, die bey der Groͤße dieſes Kreiſes 12 1/2 Stunden Weges in einer Zeitſecunde austraͤgt. Wahrſcheinlich dreht ſich Merkur auch um ſeine Axe, ob man gleich wegen ſeiner großen Naͤhe an der Sonne noch keine Flecken auf ihm hat wahrnehmen koͤnnen, aus deren Bewegung ſich dieſe Umdrehung erweiſen und die Geſchwindigkeit, derſelben beſtimmen ließe. Der ſcheinbare Durchmeſſer dieſes Planeten iſt ſehr klein. Man hat ihn in der geringſten Entfernung von uns, wenn er vor der Sonnenſcheibe geſehen wird, kaum uͤber 13 Sec. gefunden. Herr von Zach (Philoſ. Trans. Vol. LXXV. P. I. no. 8.) fand ihn bey dem Turchgange am 12ten Nov. 1783 nur 9 Sec.; Proſperin am 4ten May 1786 (Schwed. Abhandl. fuͤr 1786. Num. 13.) 13, 85 Sec. In ſeiner groͤßten Entfernung, wenn er hinter der Sonne ſteht, ſcheint er kaum 5 Sec. Nach Proſperins Beſtimmungen wuͤrde er aus derjenigen Entfernung betrachtet, in welcher ſich die Erde von der Sonne befindet, 7,73 Sec. groß erſcheinen. In eben dieſer Weite aber erſcheint der Sonnendurchmeſſer 31 57″, d. i. 248 mal groͤßer. Man kan hieraus ſchließen, baß Merkur im Durchmeſſer 248 mal kleiner, als die Sonne ſey, oder daß ſein Durchmeſſer nur 0, 45, d. i. noch nicht die Helfte des Erddurchmeſſers ausmache. De la Lande ſetzt ihn = (11/27) des Letztern. Die Gravitation anderer Koͤrper gegen ihn iſt aus den Stoͤrungen, die ſein Einfluß in dem Laufe anderer Planeten verurſacht, nicht ſicher zu ſchließen, da dieſe Stoͤrungen aͤußerſt gering und kaum merklich ſind. Herr de la Lande ſetzt ſie etwa 1/7 von der Gravitation gegen die Erde in gleichen Entfernungen. Dieſer Schaͤtzung nach haͤtte Merkur 7 mal weniger Maſſe, als die Erde, ſeine

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/197>, abgerufen am 28.04.2024.