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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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durch welche blos Sehewinkel bestimmt werden, unterscheiden wollen.

Leeuwenhoek schätzte die Größe kleiner Gegenstände durch Vergleichung mit Sandkörnern, deren 100 auf die Länge eines Zolls giengen, und die er zugleich mit dem Objecte durch das Mikroskop betrachtete. D. Jurin (Diss. upon physico - mathematical subjects, p. 45.) wand einen feinen Silberdrath so dicht, als möglich, um eine Nadel, und zählte die Umwindungen in der Länge eines Zolles, dann schuitt er den Drath in kleine Stückchen, und streute dieselben auf den Teller, auf dem die Sache lag, um ihr Bild nach dem Augenmaaße mit dem Bilde der Sache zu vergleichen. So fand er z. B., daß vier Kügelchen im Menschenblute insgemein die Breite eines Draths bedeckten, von dem 485 Umwindungen auf einen Zoll giengen. Daher setzt er den Durchmesser eines Kügelchens=(1/1940) Zoll.

D. Hook's Methode, mit einem Auge durchs Vergrößerungsglas Gegenstände zu betrachten, und das andere Auge unbewafnet auf andere gleich weit entfernte Objecte von bekannter Größe zu richten, dient nicht sowohl, die Größe der Gegenstände, als vielmehr die Vergrößerung, die das Instrument bewirkt, zu erfahren. Sie ist der Vorschrift ähnlich, die ich zu Bestimmung der Vergrößerung bey Fernröhren aus Wolfs Dioptrik bey dem Worte Auzometer angeführt habe.

Netze oder Gitter von feinen, in Glas geschnittnen, oder auf Glas gezeichneten Linien zum Mikrometer und zu Abzeichnungen zu gebrauchen, hat Martin (Opticks. p. 288.) unter dem Namen Graphical Perspectives vorgeschlagen. Brander versahe unter den zwey zusammengesetzten Mikroskopen, die er (Augsb. 1769. 8.) beschrieben hat, das eine mit einem solchen Gitter- das andere mit einem Schraubenmikrometer. Um dadurch Größen der Gegenstände zu bestimmen, muß der Werth der Gitterfächer oder der Schraubenumdrehungen in wahrem Maaße, nebst der Vergrößerung des Instruments bekannt seyn. Weil sich aber die letztere ändert, so oft das Mikroskop anders gestellt wird, so muß sie für jede Stellung besonders bestimmt werden.


durch welche blos Sehewinkel beſtimmt werden, unterſcheiden wollen.

Leeuwenhoek ſchaͤtzte die Groͤße kleiner Gegenſtaͤnde durch Vergleichung mit Sandkoͤrnern, deren 100 auf die Laͤnge eines Zolls giengen, und die er zugleich mit dem Objecte durch das Mikroſkop betrachtete. D. Jurin (Diſſ. upon phyſico - mathematical ſubjects, p. 45.) wand einen feinen Silberdrath ſo dicht, als moͤglich, um eine Nadel, und zaͤhlte die Umwindungen in der Laͤnge eines Zolles, dann ſchuitt er den Drath in kleine Stuͤckchen, und ſtreute dieſelben auf den Teller, auf dem die Sache lag, um ihr Bild nach dem Augenmaaße mit dem Bilde der Sache zu vergleichen. So fand er z. B., daß vier Kuͤgelchen im Menſchenblute insgemein die Breite eines Draths bedeckten, von dem 485 Umwindungen auf einen Zoll giengen. Daher ſetzt er den Durchmeſſer eines Kuͤgelchens=(1/1940) Zoll.

D. Hook's Methode, mit einem Auge durchs Vergroͤßerungsglas Gegenſtaͤnde zu betrachten, und das andere Auge unbewafnet auf andere gleich weit entfernte Objecte von bekannter Groͤße zu richten, dient nicht ſowohl, die Groͤße der Gegenſtaͤnde, als vielmehr die Vergroͤßerung, die das Inſtrument bewirkt, zu erfahren. Sie iſt der Vorſchrift aͤhnlich, die ich zu Beſtimmung der Vergroͤßerung bey Fernroͤhren aus Wolfs Dioptrik bey dem Worte Auzometer angefuͤhrt habe.

Netze oder Gitter von feinen, in Glas geſchnittnen, oder auf Glas gezeichneten Linien zum Mikrometer und zu Abzeichnungen zu gebrauchen, hat Martin (Opticks. p. 288.) unter dem Namen Graphical Perſpectives vorgeſchlagen. Brander verſahe unter den zwey zuſammengeſetzten Mikroſkopen, die er (Augsb. 1769. 8.) beſchrieben hat, das eine mit einem ſolchen Gitter- das andere mit einem Schraubenmikrometer. Um dadurch Groͤßen der Gegenſtaͤnde zu beſtimmen, muß der Werth der Gitterfaͤcher oder der Schraubenumdrehungen in wahrem Maaße, nebſt der Vergroͤßerung des Inſtruments bekannt ſeyn. Weil ſich aber die letztere aͤndert, ſo oft das Mikroſkop anders geſtellt wird, ſo muß ſie fuͤr jede Stellung beſonders beſtimmt werden.

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[213/0219] durch welche blos Sehewinkel beſtimmt werden, unterſcheiden wollen. Leeuwenhoek ſchaͤtzte die Groͤße kleiner Gegenſtaͤnde durch Vergleichung mit Sandkoͤrnern, deren 100 auf die Laͤnge eines Zolls giengen, und die er zugleich mit dem Objecte durch das Mikroſkop betrachtete. D. Jurin (Diſſ. upon phyſico - mathematical ſubjects, p. 45.) wand einen feinen Silberdrath ſo dicht, als moͤglich, um eine Nadel, und zaͤhlte die Umwindungen in der Laͤnge eines Zolles, dann ſchuitt er den Drath in kleine Stuͤckchen, und ſtreute dieſelben auf den Teller, auf dem die Sache lag, um ihr Bild nach dem Augenmaaße mit dem Bilde der Sache zu vergleichen. So fand er z. B., daß vier Kuͤgelchen im Menſchenblute insgemein die Breite eines Draths bedeckten, von dem 485 Umwindungen auf einen Zoll giengen. Daher ſetzt er den Durchmeſſer eines Kuͤgelchens=(1/1940) Zoll. D. Hook's Methode, mit einem Auge durchs Vergroͤßerungsglas Gegenſtaͤnde zu betrachten, und das andere Auge unbewafnet auf andere gleich weit entfernte Objecte von bekannter Groͤße zu richten, dient nicht ſowohl, die Groͤße der Gegenſtaͤnde, als vielmehr die Vergroͤßerung, die das Inſtrument bewirkt, zu erfahren. Sie iſt der Vorſchrift aͤhnlich, die ich zu Beſtimmung der Vergroͤßerung bey Fernroͤhren aus Wolfs Dioptrik bey dem Worte Auzometer angefuͤhrt habe. Netze oder Gitter von feinen, in Glas geſchnittnen, oder auf Glas gezeichneten Linien zum Mikrometer und zu Abzeichnungen zu gebrauchen, hat Martin (Opticks. p. 288.) unter dem Namen Graphical Perſpectives vorgeſchlagen. Brander verſahe unter den zwey zuſammengeſetzten Mikroſkopen, die er (Augsb. 1769. 8.) beſchrieben hat, das eine mit einem ſolchen Gitter- das andere mit einem Schraubenmikrometer. Um dadurch Groͤßen der Gegenſtaͤnde zu beſtimmen, muß der Werth der Gitterfaͤcher oder der Schraubenumdrehungen in wahrem Maaße, nebſt der Vergroͤßerung des Inſtruments bekannt ſeyn. Weil ſich aber die letztere aͤndert, ſo oft das Mikroſkop anders geſtellt wird, ſo muß ſie fuͤr jede Stellung beſonders beſtimmt werden.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/219>, abgerufen am 27.04.2024.