Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


des Umkreises zum Quadrate des Durchmessers (d. i. wie 4,9348022 ... : 1, oder, wie 1:0,2026423.....).

Man findet daher die Länge des Secundenpendels, wenn man den Fallraum in einer Secunde durch 0,2026423 ... multiplicirt. Und umgekehrt giebt die Länge des Secundenpendels mit 4,9348022 multiplicirt den Fallraum in der Secunde.

Huygens (Horolog. oscillat. P. IV. prop. 25.) giebt aus Versuchen die Länge des Secundenpendels so an, daß auf ihren dritten Theil 881 Sechstel der pariser Linie kommen. Die ganze Länge berrägt also 440 1/2 Lin., oder 3 Fuß o Zoll 8 1/2 Lin., welches in Decimaltheilen 3,059027 Fuß beträgt. Diese Zahl giebt, mit 4,9348022 .. multiplicirt, den Fallraum der Körpet in der ersten Secunde = 15,09568 pariser Fuß.

Die gefundene Länge des Secundenpendels schlug Huygens, weil die Secunde der mittlern Sonnenzeit ein überall gleiches und von der Natur selbst bestimmtes Zeitmaaß ist, zum allgemeinen Fußmaaße vor. Er nannte daher ihren dritten Theil den Stundenfuß (pes horarius), und glaubte, man werde überall ein gleiches Maaß haben, oder alle andere Maaße leicht auf diesen allgemeinen Fuß bringen können, wenn man Pendel von bekannter Länge schwingen ließe, und ihre Schwünge in einem bestimmten Zeitraume zählte. Alsdann müßte sich das Quadrat der Secundenzahl dieses Zeitraums, zum Quadrate der Schwingungsanzahl verhalten, wie 1/3 der Länge des Pendels zum Stundenfuße, woraus sich das Verhältniß des an jedem Orte üblichen Maaßes zu diesem allgemeinen Fuße ergäbe. Der pariser Fuß verhielte sich zu ihm, wie 864:881. Es ward aber bald nachher entdeckt, daß das Secundenpendel nicht an allen Orten der Erde gleich lang, mithin zwar ein natürliches, aber kein allgemeines Längenmaaßlsey.

Herr von Mairan setzt die Länge des Secundenpendels in Paris aus vielen und sehr genauen Versuchen 3 Fuß 0 Zoll 8 17/30 Lin.; Richer 3 Fuß 8 3/5 Lin.


des Umkreiſes zum Quadrate des Durchmeſſers (d. i. wie 4,9348022 ... : 1, oder, wie 1:0,2026423.....).

Man findet daher die Laͤnge des Secundenpendels, wenn man den Fallraum in einer Secunde durch 0,2026423 ... multiplicirt. Und umgekehrt giebt die Laͤnge des Secundenpendels mit 4,9348022 multiplicirt den Fallraum in der Secunde.

Huygens (Horolog. oſcillat. P. IV. prop. 25.) giebt aus Verſuchen die Laͤnge des Secundenpendels ſo an, daß auf ihren dritten Theil 881 Sechſtel der pariſer Linie kommen. Die ganze Laͤnge berraͤgt alſo 440 1/2 Lin., oder 3 Fuß o Zoll 8 1/2 Lin., welches in Decimaltheilen 3,059027 Fuß betraͤgt. Dieſe Zahl giebt, mit 4,9348022 .. multiplicirt, den Fallraum der Koͤrpet in der erſten Secunde = 15,09568 pariſer Fuß.

Die gefundene Laͤnge des Secundenpendels ſchlug Huygens, weil die Secunde der mittlern Sonnenzeit ein uͤberall gleiches und von der Natur ſelbſt beſtimmtes Zeitmaaß iſt, zum allgemeinen Fußmaaße vor. Er nannte daher ihren dritten Theil den Stundenfuß (pes horarius), und glaubte, man werde uͤberall ein gleiches Maaß haben, oder alle andere Maaße leicht auf dieſen allgemeinen Fuß bringen koͤnnen, wenn man Pendel von bekannter Laͤnge ſchwingen ließe, und ihre Schwuͤnge in einem beſtimmten Zeitraume zaͤhlte. Alsdann muͤßte ſich das Quadrat der Secundenzahl dieſes Zeitraums, zum Quadrate der Schwingungsanzahl verhalten, wie 1/3 der Laͤnge des Pendels zum Stundenfuße, woraus ſich das Verhaͤltniß des an jedem Orte uͤblichen Maaßes zu dieſem allgemeinen Fuße ergaͤbe. Der pariſer Fuß verhielte ſich zu ihm, wie 864:881. Es ward aber bald nachher entdeckt, daß das Secundenpendel nicht an allen Orten der Erde gleich lang, mithin zwar ein natuͤrliches, aber kein allgemeines Laͤngenmaaßlſey.

Herr von Mairan ſetzt die Laͤnge des Secundenpendels in Paris aus vielen und ſehr genauen Verſuchen 3 Fuß 0 Zoll 8 17/30 Lin.; Richer 3 Fuß 8 3/5 Lin.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0431" xml:id="P.3.425" n="425"/><lb/>
des Umkrei&#x017F;es zum Quadrate des Durchme&#x017F;&#x017F;ers (d. i. wie 4,9348022 ... : 1, oder, wie 1:0,2026423.....).</p>
            <p>Man findet daher die La&#x0364;nge des Secundenpendels, wenn man den Fallraum in einer Secunde durch 0,2026423 ... multiplicirt. Und umgekehrt giebt die La&#x0364;nge des Secundenpendels mit 4,9348022 multiplicirt den Fallraum in der Secunde.</p>
            <p><hi rendition="#b">Huygens</hi><hi rendition="#aq">(Horolog. o&#x017F;cillat. P. IV. prop. 25.)</hi> giebt aus Ver&#x017F;uchen die La&#x0364;nge des Secundenpendels &#x017F;o an, daß auf ihren dritten Theil 881 Sech&#x017F;tel der pari&#x017F;er Linie kommen. Die ganze La&#x0364;nge berra&#x0364;gt al&#x017F;o 440 1/2 Lin., oder 3 Fuß o Zoll 8 1/2 Lin., welches in Decimaltheilen 3,059027 Fuß betra&#x0364;gt. Die&#x017F;e Zahl giebt, mit 4,9348022 .. multiplicirt, den Fallraum der Ko&#x0364;rpet in der er&#x017F;ten Secunde = 15,09568 pari&#x017F;er Fuß.</p>
            <p>Die gefundene La&#x0364;nge des Secundenpendels &#x017F;chlug Huygens, weil die Secunde der mittlern Sonnenzeit ein u&#x0364;berall gleiches und von der Natur &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;timmtes Zeitmaaß i&#x017F;t, zum <hi rendition="#b">allgemeinen Fußmaaße</hi> vor. Er nannte daher ihren dritten Theil den <hi rendition="#b">Stundenfuß</hi> <hi rendition="#aq">(pes horarius),</hi> und glaubte, man werde u&#x0364;berall ein gleiches Maaß haben, oder alle andere Maaße leicht auf die&#x017F;en allgemeinen Fuß bringen ko&#x0364;nnen, wenn man Pendel von bekannter La&#x0364;nge &#x017F;chwingen ließe, und ihre Schwu&#x0364;nge in einem be&#x017F;timmten Zeitraume za&#x0364;hlte. Alsdann mu&#x0364;ßte &#x017F;ich das Quadrat der Secundenzahl die&#x017F;es Zeitraums, zum Quadrate der Schwingungsanzahl verhalten, wie 1/3 der La&#x0364;nge des Pendels zum Stundenfuße, woraus &#x017F;ich das Verha&#x0364;ltniß des an jedem Orte u&#x0364;blichen Maaßes zu die&#x017F;em allgemeinen Fuße erga&#x0364;be. Der pari&#x017F;er Fuß verhielte &#x017F;ich zu ihm, wie 864:881. Es ward aber bald nachher entdeckt, daß das Secundenpendel nicht an allen Orten der Erde gleich lang, mithin zwar ein natu&#x0364;rliches, aber kein <hi rendition="#b">allgemeines</hi> La&#x0364;ngenmaaßl&#x017F;ey.</p>
            <p>Herr <hi rendition="#b">von Mairan</hi> &#x017F;etzt die La&#x0364;nge des Secundenpendels in Paris aus vielen und &#x017F;ehr genauen Ver&#x017F;uchen 3 Fuß 0 Zoll 8 17/30 Lin.; <hi rendition="#b">Richer</hi> 3 Fuß 8 3/5 Lin.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[425/0431] des Umkreiſes zum Quadrate des Durchmeſſers (d. i. wie 4,9348022 ... : 1, oder, wie 1:0,2026423.....). Man findet daher die Laͤnge des Secundenpendels, wenn man den Fallraum in einer Secunde durch 0,2026423 ... multiplicirt. Und umgekehrt giebt die Laͤnge des Secundenpendels mit 4,9348022 multiplicirt den Fallraum in der Secunde. Huygens (Horolog. oſcillat. P. IV. prop. 25.) giebt aus Verſuchen die Laͤnge des Secundenpendels ſo an, daß auf ihren dritten Theil 881 Sechſtel der pariſer Linie kommen. Die ganze Laͤnge berraͤgt alſo 440 1/2 Lin., oder 3 Fuß o Zoll 8 1/2 Lin., welches in Decimaltheilen 3,059027 Fuß betraͤgt. Dieſe Zahl giebt, mit 4,9348022 .. multiplicirt, den Fallraum der Koͤrpet in der erſten Secunde = 15,09568 pariſer Fuß. Die gefundene Laͤnge des Secundenpendels ſchlug Huygens, weil die Secunde der mittlern Sonnenzeit ein uͤberall gleiches und von der Natur ſelbſt beſtimmtes Zeitmaaß iſt, zum allgemeinen Fußmaaße vor. Er nannte daher ihren dritten Theil den Stundenfuß (pes horarius), und glaubte, man werde uͤberall ein gleiches Maaß haben, oder alle andere Maaße leicht auf dieſen allgemeinen Fuß bringen koͤnnen, wenn man Pendel von bekannter Laͤnge ſchwingen ließe, und ihre Schwuͤnge in einem beſtimmten Zeitraume zaͤhlte. Alsdann muͤßte ſich das Quadrat der Secundenzahl dieſes Zeitraums, zum Quadrate der Schwingungsanzahl verhalten, wie 1/3 der Laͤnge des Pendels zum Stundenfuße, woraus ſich das Verhaͤltniß des an jedem Orte uͤblichen Maaßes zu dieſem allgemeinen Fuße ergaͤbe. Der pariſer Fuß verhielte ſich zu ihm, wie 864:881. Es ward aber bald nachher entdeckt, daß das Secundenpendel nicht an allen Orten der Erde gleich lang, mithin zwar ein natuͤrliches, aber kein allgemeines Laͤngenmaaßlſey. Herr von Mairan ſetzt die Laͤnge des Secundenpendels in Paris aus vielen und ſehr genauen Verſuchen 3 Fuß 0 Zoll 8 17/30 Lin.; Richer 3 Fuß 8 3/5 Lin.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/431
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/431>, abgerufen am 09.05.2024.