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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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dem Holze, den Häuten der Thiere, über deren Zwischenräume Malpighi, Leeuwenhoek, und andere mikroskopische Beobachter so viel merkwürdige Entdeckungen gemacht haben.

Diese sichtbaren Zwischenräume zeigen allemal eine sehr ungleichsörmige Dichtigkeit des Körpers an, dessen Materie an manchen Stellen nahe beysammen, an andern durch diese großen Intervalle getrennt ist. Körper, die entweder von Natur eine gleichförmigere Dichtigkeit besitzen, oder eine solche durch Schmelzung und andere Bearöeitung erhalten haben, sind in diesem Sinne des Worts nicht porös. Beyspiele hievon geben alle Körper im Zustande der Flüßigkeit. Geschmolzene Metalle, Wasser und Luftarten zeigen keine sichtbaren Zwischenräume, so sehr sie sich auch an Dichte von einander unterscheiden. Man würde aber sehr irren, wenn man hieraus auf einen gänzlichen Mangel aller Poren oder auf eine vollkommne Dichtigkeit des Körpers schließen wollte. Es folgt aus dem Phänomen nichts weiter, als daß solche Körper eine sehr gleichförmige Dichte haben, oder daß die Theile ihrer Materie ziemlich gleich weit von einander entfernt sind. Dies scheint ein Umstand zu seyn, der den flüßigen Zustand jederzeit begleitet, und meistentheils auch zurückbleibt, wenn gleich der Körper wieder fest wird, daher die meisten Producte der Schmelzungen z. B. die Metalle, das Glas, wenig porös sind. Inzwischen ist dieser Satz bey weitem noch nicht für eine allgemeine Regel zu halten, da selbst die Metalle in dünnen Blättern sehr deutlich sichtbare Zwischenräume zeigen.

Porosität, Porositas, Porosite.

Die Eigenschaft der Körper, porös zu seyn, oder Zwischenräume zu haben, die von ihrer undurchdringlichen Materie leer sind. Bisweilen auch der Grad, bis zu welchem die Menge der leeren Zwischenräume eines Körpers in Vergleichung mit andern ansteigt.

Nennt man jeden Körper porös, in dem es Zwischenräume giebt, so ist die Porosität eine Eigenschaft aller bekannten Körper, unter denen sich kein vollkommen dichter


dem Holze, den Haͤuten der Thiere, uͤber deren Zwiſchenraͤume Malpighi, Leeuwenhoek, und andere mikroſkopiſche Beobachter ſo viel merkwuͤrdige Entdeckungen gemacht haben.

Dieſe ſichtbaren Zwiſchenraͤume zeigen allemal eine ſehr ungleichſoͤrmige Dichtigkeit des Koͤrpers an, deſſen Materie an manchen Stellen nahe beyſammen, an andern durch dieſe großen Intervalle getrennt iſt. Koͤrper, die entweder von Natur eine gleichfoͤrmigere Dichtigkeit beſitzen, oder eine ſolche durch Schmelzung und andere Bearoͤeitung erhalten haben, ſind in dieſem Sinne des Worts nicht poroͤs. Beyſpiele hievon geben alle Koͤrper im Zuſtande der Fluͤßigkeit. Geſchmolzene Metalle, Waſſer und Luftarten zeigen keine ſichtbaren Zwiſchenraͤume, ſo ſehr ſie ſich auch an Dichte von einander unterſcheiden. Man wuͤrde aber ſehr irren, wenn man hieraus auf einen gaͤnzlichen Mangel aller Poren oder auf eine vollkommne Dichtigkeit des Koͤrpers ſchließen wollte. Es folgt aus dem Phaͤnomen nichts weiter, als daß ſolche Koͤrper eine ſehr gleichfoͤrmige Dichte haben, oder daß die Theile ihrer Materie ziemlich gleich weit von einander entfernt ſind. Dies ſcheint ein Umſtand zu ſeyn, der den fluͤßigen Zuſtand jederzeit begleitet, und meiſtentheils auch zuruͤckbleibt, wenn gleich der Koͤrper wieder feſt wird, daher die meiſten Producte der Schmelzungen z. B. die Metalle, das Glas, wenig poroͤs ſind. Inzwiſchen iſt dieſer Satz bey weitem noch nicht fuͤr eine allgemeine Regel zu halten, da ſelbſt die Metalle in duͤnnen Blaͤttern ſehr deutlich ſichtbare Zwiſchenraͤume zeigen.

Poroſitaͤt, Poroſitas, Poroſité.

Die Eigenſchaft der Koͤrper, poroͤs zu ſeyn, oder Zwiſchenraͤume zu haben, die von ihrer undurchdringlichen Materie leer ſind. Bisweilen auch der Grad, bis zu welchem die Menge der leeren Zwiſchenraͤume eines Koͤrpers in Vergleichung mit andern anſteigt.

Nennt man jeden Koͤrper poroͤs, in dem es Zwiſchenraͤume giebt, ſo iſt die Poroſitaͤt eine Eigenſchaft aller bekannten Koͤrper, unter denen ſich kein vollkommen dichter

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[547/0553] dem Holze, den Haͤuten der Thiere, uͤber deren Zwiſchenraͤume Malpighi, Leeuwenhoek, und andere mikroſkopiſche Beobachter ſo viel merkwuͤrdige Entdeckungen gemacht haben. Dieſe ſichtbaren Zwiſchenraͤume zeigen allemal eine ſehr ungleichſoͤrmige Dichtigkeit des Koͤrpers an, deſſen Materie an manchen Stellen nahe beyſammen, an andern durch dieſe großen Intervalle getrennt iſt. Koͤrper, die entweder von Natur eine gleichfoͤrmigere Dichtigkeit beſitzen, oder eine ſolche durch Schmelzung und andere Bearoͤeitung erhalten haben, ſind in dieſem Sinne des Worts nicht poroͤs. Beyſpiele hievon geben alle Koͤrper im Zuſtande der Fluͤßigkeit. Geſchmolzene Metalle, Waſſer und Luftarten zeigen keine ſichtbaren Zwiſchenraͤume, ſo ſehr ſie ſich auch an Dichte von einander unterſcheiden. Man wuͤrde aber ſehr irren, wenn man hieraus auf einen gaͤnzlichen Mangel aller Poren oder auf eine vollkommne Dichtigkeit des Koͤrpers ſchließen wollte. Es folgt aus dem Phaͤnomen nichts weiter, als daß ſolche Koͤrper eine ſehr gleichfoͤrmige Dichte haben, oder daß die Theile ihrer Materie ziemlich gleich weit von einander entfernt ſind. Dies ſcheint ein Umſtand zu ſeyn, der den fluͤßigen Zuſtand jederzeit begleitet, und meiſtentheils auch zuruͤckbleibt, wenn gleich der Koͤrper wieder feſt wird, daher die meiſten Producte der Schmelzungen z. B. die Metalle, das Glas, wenig poroͤs ſind. Inzwiſchen iſt dieſer Satz bey weitem noch nicht fuͤr eine allgemeine Regel zu halten, da ſelbſt die Metalle in duͤnnen Blaͤttern ſehr deutlich ſichtbare Zwiſchenraͤume zeigen. Poroſitaͤt, Poroſitas, Poroſité. Die Eigenſchaft der Koͤrper, poroͤs zu ſeyn, oder Zwiſchenraͤume zu haben, die von ihrer undurchdringlichen Materie leer ſind. Bisweilen auch der Grad, bis zu welchem die Menge der leeren Zwiſchenraͤume eines Koͤrpers in Vergleichung mit andern anſteigt. Nennt man jeden Koͤrper poroͤs, in dem es Zwiſchenraͤume giebt, ſo iſt die Poroſitaͤt eine Eigenſchaft aller bekannten Koͤrper, unter denen ſich kein vollkommen dichter

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/553>, abgerufen am 20.05.2024.