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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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er herunter fällt. An diesem Deckel ist unten der Stift KL, der durch das Loch CE im Stege geht, und darinn frey auf und ab spielen kan. Der untere Kopf bey L hindert, daß der Stift nicht ganz aus dem Loche CE herausgehen kan. Wenn nun das Wasser von unten hinauf dringt, so hebt es den Deckel in die Höhe, und macht sich den Weg durch die weite Oefnung zu beyden Seiten des Stegs frey; wenn aber der Trieb des Wassers aufhört, fällt der Deckel zurück, und verschließt dem Wasser den Rückweg. Nach der verschiednen Gestalt des Deckels und des Ausschnitts BCEF heißen solche Einrichtungen Muschelventile, Kegelventile, Kugelventile, wovon Leupold (Theatrum machinarum hydraulicarum, To. I. §. 172. u. f. Tab. 38.) und Belidor (Architectura hydraulica, I. Th. III. B. 3. Cap.) mehrere Arten beschreiben und abbilden.

Diese beyden Schriftsteller haben überhaupt die Lehre von den Pumpen am besten praktisch behandelt, Belidor auch mit vieler und einsichtsvoller Anwendung der Theorie. Beym Musschenbroek (Introd. ad philos. natur. To. II. §. 2122. sqq.) finden sich gute theoretische Untersuchungen, die aber Bernoulli in der Hydrodynamik und Euler (Mem. de Berlin, To. VIII.) viel weiter getrieben haben. Karsten hat aus allen diesen Schriftstellern das Brauchbarste gesammelt, und mit eignen schätzbaren Untersuchungen verbunden.

Karsten Lehrbegrif der gesammten Mathematik. Fünfter Theil, Hydraulik. Greifswald, 1770. 8. XVII. u. f. Abschnitte.

Pyrometer, Pyrometrum, Pyrometre.

Diesen Namen, der eigentlich ein Maaß des Feuers bedeutet, gab Musschenbroek einem von ihm erfundenen Werkzeuge, welches bestimmt war, die Ausdehnung verschiedener Matalle bey bekannten Graden der Wärme zu vergleichen. Schicklicher wäre wohl eine Benennung gewesen, die soviel als Ausdehnungsmaaß bedeutete, da die Absicht blos auf Bestimmung der Ausdehnung bey bekannter Wärme, nicht auf Messung der Wärme oder des Feuers selbst, gieng.


er herunter faͤllt. An dieſem Deckel iſt unten der Stift KL, der durch das Loch CE im Stege geht, und darinn frey auf und ab ſpielen kan. Der untere Kopf bey L hindert, daß der Stift nicht ganz aus dem Loche CE herausgehen kan. Wenn nun das Waſſer von unten hinauf dringt, ſo hebt es den Deckel in die Hoͤhe, und macht ſich den Weg durch die weite Oefnung zu beyden Seiten des Stegs frey; wenn aber der Trieb des Waſſers aufhoͤrt, faͤllt der Deckel zuruͤck, und verſchließt dem Waſſer den Ruͤckweg. Nach der verſchiednen Geſtalt des Deckels und des Ausſchnitts BCEF heißen ſolche Einrichtungen Muſchelventile, Kegelventile, Kugelventile, wovon Leupold (Theatrum machinarum hydraulicarum, To. I. §. 172. u. f. Tab. 38.) und Belidor (Architectura hydraulica, I. Th. III. B. 3. Cap.) mehrere Arten beſchreiben und abbilden.

Dieſe beyden Schriftſteller haben uͤberhaupt die Lehre von den Pumpen am beſten praktiſch behandelt, Belidor auch mit vieler und einſichtsvoller Anwendung der Theorie. Beym Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. natur. To. II. §. 2122. ſqq.) finden ſich gute theoretiſche Unterſuchungen, die aber Bernoulli in der Hydrodynamik und Euler (Mém. de Berlin, To. VIII.) viel weiter getrieben haben. Karſten hat aus allen dieſen Schriftſtellern das Brauchbarſte geſammelt, und mit eignen ſchaͤtzbaren Unterſuchungen verbunden.

Karſten Lehrbegrif der geſammten Mathematik. Fuͤnfter Theil, Hydraulik. Greifswald, 1770. 8. XVII. u. f. Abſchnitte.

Pyrometer, Pyrometrum, Pyromètre.

Dieſen Namen, der eigentlich ein Maaß des Feuers bedeutet, gab Muſſchenbroek einem von ihm erfundenen Werkzeuge, welches beſtimmt war, die Ausdehnung verſchiedener Matalle bey bekannten Graden der Waͤrme zu vergleichen. Schicklicher waͤre wohl eine Benennung geweſen, die ſoviel als Ausdehnungsmaaß bedeutete, da die Abſicht blos auf Beſtimmung der Ausdehnung bey bekannter Waͤrme, nicht auf Meſſung der Waͤrme oder des Feuers ſelbſt, gieng.

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[565/0571] er herunter faͤllt. An dieſem Deckel iſt unten der Stift KL, der durch das Loch CE im Stege geht, und darinn frey auf und ab ſpielen kan. Der untere Kopf bey L hindert, daß der Stift nicht ganz aus dem Loche CE herausgehen kan. Wenn nun das Waſſer von unten hinauf dringt, ſo hebt es den Deckel in die Hoͤhe, und macht ſich den Weg durch die weite Oefnung zu beyden Seiten des Stegs frey; wenn aber der Trieb des Waſſers aufhoͤrt, faͤllt der Deckel zuruͤck, und verſchließt dem Waſſer den Ruͤckweg. Nach der verſchiednen Geſtalt des Deckels und des Ausſchnitts BCEF heißen ſolche Einrichtungen Muſchelventile, Kegelventile, Kugelventile, wovon Leupold (Theatrum machinarum hydraulicarum, To. I. §. 172. u. f. Tab. 38.) und Belidor (Architectura hydraulica, I. Th. III. B. 3. Cap.) mehrere Arten beſchreiben und abbilden. Dieſe beyden Schriftſteller haben uͤberhaupt die Lehre von den Pumpen am beſten praktiſch behandelt, Belidor auch mit vieler und einſichtsvoller Anwendung der Theorie. Beym Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. natur. To. II. §. 2122. ſqq.) finden ſich gute theoretiſche Unterſuchungen, die aber Bernoulli in der Hydrodynamik und Euler (Mém. de Berlin, To. VIII.) viel weiter getrieben haben. Karſten hat aus allen dieſen Schriftſtellern das Brauchbarſte geſammelt, und mit eignen ſchaͤtzbaren Unterſuchungen verbunden. Karſten Lehrbegrif der geſammten Mathematik. Fuͤnfter Theil, Hydraulik. Greifswald, 1770. 8. XVII. u. f. Abſchnitte. Pyrometer, Pyrometrum, Pyromètre. Dieſen Namen, der eigentlich ein Maaß des Feuers bedeutet, gab Muſſchenbroek einem von ihm erfundenen Werkzeuge, welches beſtimmt war, die Ausdehnung verſchiedener Matalle bey bekannten Graden der Waͤrme zu vergleichen. Schicklicher waͤre wohl eine Benennung geweſen, die ſoviel als Ausdehnungsmaaß bedeutete, da die Abſicht blos auf Beſtimmung der Ausdehnung bey bekannter Waͤrme, nicht auf Meſſung der Waͤrme oder des Feuers ſelbſt, gieng.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/571>, abgerufen am 20.05.2024.