Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


diese Versuche, welche de Machy und der Duc d'Ayen in dieser Absicht anstellten, waren eben so vergeblich, als Marggrafs Bemühungen, die Salzsäure mit dem Brennbaren zu einem Phosphorus zu verbinden.

Man sahe überhaupt die Sache von einer falschen Seite an. Die große Verwandtschaft der Salpetersäure gegen das Brennbare, welche eher einen Mangel des Letztern voraussetzt, hielt man für einen Beweis seiner Gegenwart in dieser Säure; und aus der Abneigung der Salzsäure gegen Verbindungen mit Brennbarem schloß man, daß ihr das Phlogiston fehle, und daß sie sich durch eine schickliche Verbindung damit in Salpetersäure verwandeln würde. Endlich zeigte die Entdeckung, von welcher im folgenden Artikel gehandelt wird, daß sich die Sache gerade umgekehrt verhalte, und daß der gewöhnliche Salzgeist vielmehr eine mit vielem Brennbaren verbundene oder phlogistisirte Salzsäure sey.

Macquer chymisches Wörterbuch, Art. Salzsäure.

Gren systemat. Handbuch der Chemie, I. Theil, §. 915. u. f.

Salzsäure, dephlogistisirte

Acidum salis dephlogisticatum, Acide marin dephlogistique. Die Salzsäure, welche nach ihrer gewöhnlichen Gestalt und nach ihren Wirkungen in derselben, im vorigen Artikel beschrieben worden ist, läßt sich das brennbare Wesen durch solche Stoffe entziehen, welche mit dem Phlogiston näher verwandt sind. Sie erscheint aber alsdann in Dampfgestalt, und heißt in derselben dephlogistisirte Salzsäure.

Diese Entdeckung, welche soviel Licht über das Verhalten der Salzsäure verbreitet hat, ist die Chymie Herrn Scheele (Vom Braunstein und dessen Eigenschaften, in den schwedischen Abhandl. vom J. 1774. S. 89. u. f. auch in Crells neusten Entdeck. in der Ch. Th. I. S. 126. u. f.) schuldig. Die Versuche dieses Gelehrten zeigen, daß die gewöhnliche Salzsäure das Brennbare schon als einen Bestandtheil in ihrer Grundmischung enthalte, daß eben dies die Ursache der Schwierigkeit ihrer Verbindung mit noch mehrerm Brennbaren sey, daß man ihr dieses Brennbare


dieſe Verſuche, welche de Machy und der Duc d'Ayen in dieſer Abſicht anſtellten, waren eben ſo vergeblich, als Marggrafs Bemuͤhungen, die Salzſaͤure mit dem Brennbaren zu einem Phosphorus zu verbinden.

Man ſahe uͤberhaupt die Sache von einer falſchen Seite an. Die große Verwandtſchaft der Salpeterſaͤure gegen das Brennbare, welche eher einen Mangel des Letztern vorausſetzt, hielt man fuͤr einen Beweis ſeiner Gegenwart in dieſer Saͤure; und aus der Abneigung der Salzſaͤure gegen Verbindungen mit Brennbarem ſchloß man, daß ihr das Phlogiſton fehle, und daß ſie ſich durch eine ſchickliche Verbindung damit in Salpeterſaͤure verwandeln wuͤrde. Endlich zeigte die Entdeckung, von welcher im folgenden Artikel gehandelt wird, daß ſich die Sache gerade umgekehrt verhalte, und daß der gewoͤhnliche Salzgeiſt vielmehr eine mit vielem Brennbaren verbundene oder phlogiſtiſirte Salzſaͤure ſey.

Macquer chymiſches Woͤrterbuch, Art. Salzſaͤure.

Gren ſyſtemat. Handbuch der Chemie, I. Theil, §. 915. u. f.

Salzſaͤure, dephlogiſtiſirte

Acidum ſalis dephlogiſticatum, Acide marin déphlogiſtiqué. Die Salzſaͤure, welche nach ihrer gewoͤhnlichen Geſtalt und nach ihren Wirkungen in derſelben, im vorigen Artikel beſchrieben worden iſt, laͤßt ſich das brennbare Weſen durch ſolche Stoffe entziehen, welche mit dem Phlogiſton naͤher verwandt ſind. Sie erſcheint aber alsdann in Dampfgeſtalt, und heißt in derſelben dephlogiſtiſirte Salzſaͤure.

Dieſe Entdeckung, welche ſoviel Licht uͤber das Verhalten der Salzſaͤure verbreitet hat, iſt die Chymie Herrn Scheele (Vom Braunſtein und deſſen Eigenſchaften, in den ſchwediſchen Abhandl. vom J. 1774. S. 89. u. f. auch in Crells neuſten Entdeck. in der Ch. Th. I. S. 126. u. f.) ſchuldig. Die Verſuche dieſes Gelehrten zeigen, daß die gewoͤhnliche Salzſaͤure das Brennbare ſchon als einen Beſtandtheil in ihrer Grundmiſchung enthalte, daß eben dies die Urſache der Schwierigkeit ihrer Verbindung mit noch mehrerm Brennbaren ſey, daß man ihr dieſes Brennbare

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0782" xml:id="P.3.776" n="776"/><lb/>
die&#x017F;e Ver&#x017F;uche, welche <hi rendition="#b">de Machy</hi> und der <hi rendition="#b">Duc d'Ayen</hi> in die&#x017F;er Ab&#x017F;icht an&#x017F;tellten, waren eben &#x017F;o vergeblich, als <hi rendition="#b">Marggrafs</hi> Bemu&#x0364;hungen, die Salz&#x017F;a&#x0364;ure mit dem Brennbaren zu einem Phosphorus zu verbinden.</p>
            <p>Man &#x017F;ahe u&#x0364;berhaupt die Sache von einer fal&#x017F;chen Seite an. Die große Verwandt&#x017F;chaft der Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure gegen das Brennbare, welche eher einen Mangel des Letztern voraus&#x017F;etzt, hielt man fu&#x0364;r einen Beweis &#x017F;einer Gegenwart in die&#x017F;er Sa&#x0364;ure; und aus der Abneigung der Salz&#x017F;a&#x0364;ure gegen Verbindungen mit Brennbarem &#x017F;chloß man, daß ihr das Phlogi&#x017F;ton fehle, und daß &#x017F;ie &#x017F;ich durch eine &#x017F;chickliche Verbindung damit in Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure verwandeln wu&#x0364;rde. Endlich zeigte die Entdeckung, von welcher im folgenden Artikel gehandelt wird, daß &#x017F;ich die Sache gerade umgekehrt verhalte, und daß der gewo&#x0364;hnliche Salzgei&#x017F;t vielmehr eine mit vielem Brennbaren verbundene oder phlogi&#x017F;ti&#x017F;irte Salz&#x017F;a&#x0364;ure &#x017F;ey.</p>
            <p>Macquer chymi&#x017F;ches Wo&#x0364;rterbuch, Art. Salz&#x017F;a&#x0364;ure.</p>
            <p>Gren &#x017F;y&#x017F;temat. Handbuch der Chemie, <hi rendition="#aq">I.</hi> Theil, §. 915. u. f.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Salz&#x017F;a&#x0364;ure, dephlogi&#x017F;ti&#x017F;irte</head><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Acidum &#x017F;alis dephlogi&#x017F;ticatum, <hi rendition="#i">Acide marin déphlogi&#x017F;tiqué.</hi></hi> Die Salz&#x017F;a&#x0364;ure, welche nach ihrer gewo&#x0364;hnlichen Ge&#x017F;talt und nach ihren Wirkungen in der&#x017F;elben, im vorigen Artikel be&#x017F;chrieben worden i&#x017F;t, la&#x0364;ßt &#x017F;ich das brennbare We&#x017F;en durch &#x017F;olche Stoffe entziehen, welche mit dem Phlogi&#x017F;ton na&#x0364;her verwandt &#x017F;ind. Sie er&#x017F;cheint aber alsdann in Dampfge&#x017F;talt, und heißt in der&#x017F;elben <hi rendition="#b">dephlogi&#x017F;ti&#x017F;irte Salz&#x017F;a&#x0364;ure.</hi></p>
            <p>Die&#x017F;e Entdeckung, welche &#x017F;oviel Licht u&#x0364;ber das Verhalten der Salz&#x017F;a&#x0364;ure verbreitet hat, i&#x017F;t die Chymie Herrn <hi rendition="#b">Scheele</hi> (Vom Braun&#x017F;tein und de&#x017F;&#x017F;en Eigen&#x017F;chaften, in den &#x017F;chwedi&#x017F;chen Abhandl. vom J. 1774. S. 89. u. f. auch in <hi rendition="#b">Crells</hi> neu&#x017F;ten Entdeck. in der Ch. Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 126. u. f.) &#x017F;chuldig. Die Ver&#x017F;uche die&#x017F;es Gelehrten zeigen, daß die gewo&#x0364;hnliche Salz&#x017F;a&#x0364;ure das Brennbare &#x017F;chon als einen Be&#x017F;tandtheil in ihrer Grundmi&#x017F;chung enthalte, daß eben dies die Ur&#x017F;ache der Schwierigkeit ihrer Verbindung mit noch mehrerm Brennbaren &#x017F;ey, daß man ihr die&#x017F;es Brennbare<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[776/0782] dieſe Verſuche, welche de Machy und der Duc d'Ayen in dieſer Abſicht anſtellten, waren eben ſo vergeblich, als Marggrafs Bemuͤhungen, die Salzſaͤure mit dem Brennbaren zu einem Phosphorus zu verbinden. Man ſahe uͤberhaupt die Sache von einer falſchen Seite an. Die große Verwandtſchaft der Salpeterſaͤure gegen das Brennbare, welche eher einen Mangel des Letztern vorausſetzt, hielt man fuͤr einen Beweis ſeiner Gegenwart in dieſer Saͤure; und aus der Abneigung der Salzſaͤure gegen Verbindungen mit Brennbarem ſchloß man, daß ihr das Phlogiſton fehle, und daß ſie ſich durch eine ſchickliche Verbindung damit in Salpeterſaͤure verwandeln wuͤrde. Endlich zeigte die Entdeckung, von welcher im folgenden Artikel gehandelt wird, daß ſich die Sache gerade umgekehrt verhalte, und daß der gewoͤhnliche Salzgeiſt vielmehr eine mit vielem Brennbaren verbundene oder phlogiſtiſirte Salzſaͤure ſey. Macquer chymiſches Woͤrterbuch, Art. Salzſaͤure. Gren ſyſtemat. Handbuch der Chemie, I. Theil, §. 915. u. f. Salzſaͤure, dephlogiſtiſirte Acidum ſalis dephlogiſticatum, Acide marin déphlogiſtiqué. Die Salzſaͤure, welche nach ihrer gewoͤhnlichen Geſtalt und nach ihren Wirkungen in derſelben, im vorigen Artikel beſchrieben worden iſt, laͤßt ſich das brennbare Weſen durch ſolche Stoffe entziehen, welche mit dem Phlogiſton naͤher verwandt ſind. Sie erſcheint aber alsdann in Dampfgeſtalt, und heißt in derſelben dephlogiſtiſirte Salzſaͤure. Dieſe Entdeckung, welche ſoviel Licht uͤber das Verhalten der Salzſaͤure verbreitet hat, iſt die Chymie Herrn Scheele (Vom Braunſtein und deſſen Eigenſchaften, in den ſchwediſchen Abhandl. vom J. 1774. S. 89. u. f. auch in Crells neuſten Entdeck. in der Ch. Th. I. S. 126. u. f.) ſchuldig. Die Verſuche dieſes Gelehrten zeigen, daß die gewoͤhnliche Salzſaͤure das Brennbare ſchon als einen Beſtandtheil in ihrer Grundmiſchung enthalte, daß eben dies die Urſache der Schwierigkeit ihrer Verbindung mit noch mehrerm Brennbaren ſey, daß man ihr dieſes Brennbare

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/782
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/782>, abgerufen am 12.05.2024.