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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Körper, die Bewegung der Luft bey Fortpflanzung des Schalles, s. Pendel, Wagbalken, Köhren, communicirende, Elasticität, Schall.

Im Allgemeinen entstehen alle schwingende Bewegungen dadurch, daß ein Körper, der an einem gewissen Orte in Ruhe und Gleichgewicht seyn würde, aus einem andern Orte durch Bewegung in jenen gesührt wird. Denn, wenn er nun an jenem Orte des Gleichgewichts ankömmt, und eigentlich ruhen sollte, so führt ihn die mitgetheilte Bewegung, die er wegen der Trägheit beybehält, weiter über diesen Ort hinaus, bis die Kräste, die ihn treiben, jene mitgetheilte Bewegung aufgehoben haben, und ihn von dieser Grenze an wieder zum Orte des Glelchgewichts zurückführen. Hier wiederfährt ihm eben das wieder, und so sollte es ohne Ende fortgehen, wenn nicht Reiben und Widerstand die mitgetheilte Bewegung bey jeder Schwingung schwächten, wodurch die Ausschweifungen über den Ort des Gleichgewichts immer geringer werden, so daß der Körper endlich in diesem Orte selbst zur Ruhe gelangt.

Schwingungspunkt, s. Mittelpunkt des Schwunges.

Schwung, Oscillatio s. Vibratio penduli, Oscillation ou Vibration d'un pendule.

So nennt man in der höhern Mechanik das Hin- und Hergehen des Peudels. Ein hingang durch MAN (Taf. XVIII. Fig. 75.), und ein Rückgang durch NAM zusammen heißen ein Schwung, ein ganzer Schwung, (Oscillatio composita); der Hingang durch MAN, oder der Rückgong durch NAM allein, ist also eigentlich ein halber Schwung (Oscillatio simplex). Aber dieser Uaterschied der Benennungen wird von den Schriftstellern nicht überall genau beobachtet, und selbst Huygens versteht unter seinen Oscillationen blos halbe oder einfache Schwünge, ohne das Beywort simplex hinzuzusetzen. Sehr oft muß man nur aus dem Zusammenhange errathen, ob von halben oder ganzen Schwüngen die Rede sey, und mehrentheils werden, wie beym Secundenpendel, nur einfache oder halbe Schwünge verstanden, s. Pendel.


Koͤrper, die Bewegung der Luft bey Fortpflanzung des Schalles, ſ. Pendel, Wagbalken, Koͤhren, communicirende, Elaſticitaͤt, Schall.

Im Allgemeinen entſtehen alle ſchwingende Bewegungen dadurch, daß ein Koͤrper, der an einem gewiſſen Orte in Ruhe und Gleichgewicht ſeyn wuͤrde, aus einem andern Orte durch Bewegung in jenen geſuͤhrt wird. Denn, wenn er nun an jenem Orte des Gleichgewichts ankoͤmmt, und eigentlich ruhen ſollte, ſo fuͤhrt ihn die mitgetheilte Bewegung, die er wegen der Traͤgheit beybehaͤlt, weiter uͤber dieſen Ort hinaus, bis die Kraͤſte, die ihn treiben, jene mitgetheilte Bewegung aufgehoben haben, und ihn von dieſer Grenze an wieder zum Orte des Glelchgewichts zuruͤckfuͤhren. Hier wiederfaͤhrt ihm eben das wieder, und ſo ſollte es ohne Ende fortgehen, wenn nicht Reiben und Widerſtand die mitgetheilte Bewegung bey jeder Schwingung ſchwaͤchten, wodurch die Ausſchweifungen uͤber den Ort des Gleichgewichts immer geringer werden, ſo daß der Koͤrper endlich in dieſem Orte ſelbſt zur Ruhe gelangt.

Schwingungspunkt, ſ. Mittelpunkt des Schwunges.

Schwung, Oſcillatio ſ. Vibratio penduli, Oſcillation ou Vibration d'un pendule.

So nennt man in der hoͤhern Mechanik das Hin- und Hergehen des Peudels. Ein hingang durch MAN (Taf. XVIII. Fig. 75.), und ein Ruͤckgang durch NAM zuſammen heißen ein Schwung, ein ganzer Schwung, (Oſcillatio compoſita); der Hingang durch MAN, oder der Ruͤckgong durch NAM allein, iſt alſo eigentlich ein halber Schwung (Oſcillatio ſimplex). Aber dieſer Uaterſchied der Benennungen wird von den Schriftſtellern nicht uͤberall genau beobachtet, und ſelbſt Huygens verſteht unter ſeinen Oſcillationen blos halbe oder einfache Schwuͤnge, ohne das Beywort ſimplex hinzuzuſetzen. Sehr oft muß man nur aus dem Zuſammenhange errathen, ob von halben oder ganzen Schwuͤngen die Rede ſey, und mehrentheils werden, wie beym Secundenpendel, nur einfache oder halbe Schwuͤnge verſtanden, ſ. Pendel.

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[945/0951] Koͤrper, die Bewegung der Luft bey Fortpflanzung des Schalles, ſ. Pendel, Wagbalken, Koͤhren, communicirende, Elaſticitaͤt, Schall. Im Allgemeinen entſtehen alle ſchwingende Bewegungen dadurch, daß ein Koͤrper, der an einem gewiſſen Orte in Ruhe und Gleichgewicht ſeyn wuͤrde, aus einem andern Orte durch Bewegung in jenen geſuͤhrt wird. Denn, wenn er nun an jenem Orte des Gleichgewichts ankoͤmmt, und eigentlich ruhen ſollte, ſo fuͤhrt ihn die mitgetheilte Bewegung, die er wegen der Traͤgheit beybehaͤlt, weiter uͤber dieſen Ort hinaus, bis die Kraͤſte, die ihn treiben, jene mitgetheilte Bewegung aufgehoben haben, und ihn von dieſer Grenze an wieder zum Orte des Glelchgewichts zuruͤckfuͤhren. Hier wiederfaͤhrt ihm eben das wieder, und ſo ſollte es ohne Ende fortgehen, wenn nicht Reiben und Widerſtand die mitgetheilte Bewegung bey jeder Schwingung ſchwaͤchten, wodurch die Ausſchweifungen uͤber den Ort des Gleichgewichts immer geringer werden, ſo daß der Koͤrper endlich in dieſem Orte ſelbſt zur Ruhe gelangt. Schwingungspunkt, ſ. Mittelpunkt des Schwunges. Schwung, Oſcillatio ſ. Vibratio penduli, Oſcillation ou Vibration d'un pendule. So nennt man in der hoͤhern Mechanik das Hin- und Hergehen des Peudels. Ein hingang durch MAN (Taf. XVIII. Fig. 75.), und ein Ruͤckgang durch NAM zuſammen heißen ein Schwung, ein ganzer Schwung, (Oſcillatio compoſita); der Hingang durch MAN, oder der Ruͤckgong durch NAM allein, iſt alſo eigentlich ein halber Schwung (Oſcillatio ſimplex). Aber dieſer Uaterſchied der Benennungen wird von den Schriftſtellern nicht uͤberall genau beobachtet, und ſelbſt Huygens verſteht unter ſeinen Oſcillationen blos halbe oder einfache Schwuͤnge, ohne das Beywort ſimplex hinzuzuſetzen. Sehr oft muß man nur aus dem Zuſammenhange errathen, ob von halben oder ganzen Schwuͤngen die Rede ſey, und mehrentheils werden, wie beym Secundenpendel, nur einfache oder halbe Schwuͤnge verſtanden, ſ. Pendel.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 945. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/951>, abgerufen am 28.04.2024.