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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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III. Buch/ Cap. IV.
Aemtern vorgezogen werden/ derer öffentlichen Beschwerden und
Dienst-Pflichten befreyet seyn; daß sie im Verbrechen peinlichen
Fürsprecher haben mögen; daß ihnen mehr Warheits Treu und
Glauben beyzumessen; daß sie ohne grösten Argwohn in schweresten
Ubelthaten nicht zu peinigen/ wie auch in gelindern und ehrlichern
Gefängniß zu halten/ ausgenommen bey verletzten Majestät Verbre-
chen; Endlich in Schulden Bezahlung soll man ihnen nicht mehr an-
muthen/ als sie füglich thun können/ und so viel übrig behalten/ als sie
zum ehrlichen Auffenthalt benöthiget.

L. 1. C. de offic. vicar. L. 14. §. de honor. ff. de mun. & honor. L. Praecipimus. L. Se-
natorum, L. quoniam, C. de Dignit. L. ult. C. de injur. L. 6. in pr. §. 1. ff. ad
L. Jul. pecul. L. 15. ff. de jurejur. L. nullus, C. ad L. Jul. majest. L. 6. & 18. ff.
de re judic.
Adelichen Un-
terscheid.

§. 2. Das ehelich- und freygebohrne Kind behält seines Vaters
Heerschild; darum sind Edelleute eigentlich Stifft- und Ritter-mäßig
Gebohrne/ die zum Schild und Helm berechtiget/ auff derer Ritter
Ehren-Banck sitzen mögen; gemachten Adels Freyheit aber gilt nicht
ausser dessen Landesherrn Gebieth/ es geschehe denn aus Höffligkeit/
daß ein Fürst oder König des andern Hoheit und Majestät dadurch zu
Adel wer nicht
seyn kan.
verehren gesonnen; welches auch zu verjahen billig von denen/ die ei-
nen edlen Vater haben und unedle Mutter/ weilen nicht diese/ sondern
jener beadelt/ ja selbsten die Frau wird Edel durch den Mann; Wer
aber nicht einen Edlen Vater/ sondern nur Edle Mutter hat/ der ist dar-
um kein Edelmann/ weilen er aus ungleichem Geblüte gebohren/ und
keine von Adel ihrem Mann/ der Unedel ist/ den Adel mittheilen kan.
So behält auch eine adeliche Wittwe ihres Mannes Ebenbild/ so lan-
ge sie unverheyrathet/ und wofern sie zuvorn einen unedlen Mann ge-
habt/ hernach aber wieder einen Edlen zur Ehe nimmt/ so gewinnet sie
damit ihren vorigen verlohrnen Adelstand.

C. ult. Ext. de convers. in fid. L. 19. ff. de statu hom. L. 8. ff. de Senat. L. 13. C. de
dignit. L. 10. C. de nupt. L. fin. C. de bon. quae lib.
Edelleute
Recht so ver-
armet.

§. 3. Patricii sind Adel-Geschlechter unter denen/ die bürgerliche
ehrbare Geschlechter nachfolgen; Edelleute/ die ihre Sachen und Gü-
ter verlohren/ also verarmet sind/ müssen in bürgerlichen Rechten eyd-
lich geloben/ ob schon sie mit guten Sitten geziehret und begabet/ dero-
wegen zwar Armuth keine Schande ist/ nicht verächtlich noch verdäch-
tig macht/ jedennoch kan sie eine Ursach und Werckzeug oder Veran-
lassung zu vielem Bösen geben/ sintemahlen ein Armer Gewinns hal-

ben

III. Buch/ Cap. IV.
Aemtern vorgezogen werden/ derer oͤffentlichen Beſchwerden und
Dienſt-Pflichten befreyet ſeyn; daß ſie im Verbrechen peinlichen
Fuͤrſprecher haben moͤgen; daß ihnen mehr Warheits Treu und
Glauben beyzumeſſen; daß ſie ohne groͤſten Argwohn in ſchwereſten
Ubelthaten nicht zu peinigen/ wie auch in gelindern und ehrlichern
Gefaͤngniß zu halten/ ausgenommen bey verletzten Majeſtaͤt Verbre-
chen; Endlich in Schulden Bezahlung ſoll man ihnen nicht mehr an-
muthen/ als ſie fuͤglich thun koͤnnen/ und ſo viel uͤbrig behalten/ als ſie
zum ehrlichen Auffenthalt benoͤthiget.

L. 1. C. de offic. vicar. L. 14. §. de honor. ff. de mun. & honor. L. Præcipimus. L. Se-
natorum, L. quoniam, C. de Dignit. L. ult. C. de injur. L. 6. in pr. §. 1. ff. ad
L. Jul. pecul. L. 15. ff. de jurejur. L. nullus, C. ad L. Jul. majeſt. L. 6. & 18. ff.
de re judic.
Adelichen Un-
terſcheid.

§. 2. Das ehelich- und freygebohrne Kind behaͤlt ſeines Vaters
Heerſchild; darum ſind Edelleute eigentlich Stifft- und Ritter-maͤßig
Gebohrne/ die zum Schild und Helm berechtiget/ auff derer Ritter
Ehren-Banck ſitzen moͤgen; gemachten Adels Freyheit aber gilt nicht
auſſer deſſen Landesherrn Gebieth/ es geſchehe denn aus Hoͤffligkeit/
daß ein Fuͤrſt oder Koͤnig des andern Hoheit und Majeſtaͤt dadurch zu
Adel wer nicht
ſeyn kan.
verehren geſonnen; welches auch zu verjahen billig von denen/ die ei-
nen edlen Vater haben und unedle Mutter/ weilen nicht dieſe/ ſondern
jener beadelt/ ja ſelbſten die Frau wird Edel durch den Mann; Wer
aber nicht einen Edlen Vater/ ſondern nur Edle Mutter hat/ der iſt dar-
um kein Edelmann/ weilen er aus ungleichem Gebluͤte gebohren/ und
keine von Adel ihrem Mann/ der Unedel iſt/ den Adel mittheilen kan.
So behaͤlt auch eine adeliche Wittwe ihres Mannes Ebenbild/ ſo lan-
ge ſie unverheyrathet/ und wofern ſie zuvorn einen unedlen Mann ge-
habt/ hernach aber wieder einen Edlen zur Ehe nimmt/ ſo gewinnet ſie
damit ihren vorigen verlohrnen Adelſtand.

C. ult. Ext. de converſ. in fid. L. 19. ff. de ſtatu hom. L. 8. ff. de Senat. L. 13. C. de
dignit. L. 10. C. de nupt. L. fin. C. de bon. quæ lib.
Edelleute
Recht ſo ver-
armet.

§. 3. Patricii ſind Adel-Geſchlechter unter denen/ die buͤrgerliche
ehrbare Geſchlechter nachfolgen; Edelleute/ die ihre Sachen und Guͤ-
ter verlohren/ alſo verarmet ſind/ muͤſſen in buͤrgerlichen Rechten eyd-
lich geloben/ ob ſchon ſie mit guten Sitten geziehret und begabet/ dero-
wegen zwar Armuth keine Schande iſt/ nicht veraͤchtlich noch verdaͤch-
tig macht/ jedennoch kan ſie eine Urſach und Werckzeug oder Veran-
laſſung zu vielem Boͤſen geben/ ſintemahlen ein Armer Gewinns hal-

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[260/0267] III. Buch/ Cap. IV. Aemtern vorgezogen werden/ derer oͤffentlichen Beſchwerden und Dienſt-Pflichten befreyet ſeyn; daß ſie im Verbrechen peinlichen Fuͤrſprecher haben moͤgen; daß ihnen mehr Warheits Treu und Glauben beyzumeſſen; daß ſie ohne groͤſten Argwohn in ſchwereſten Ubelthaten nicht zu peinigen/ wie auch in gelindern und ehrlichern Gefaͤngniß zu halten/ ausgenommen bey verletzten Majeſtaͤt Verbre- chen; Endlich in Schulden Bezahlung ſoll man ihnen nicht mehr an- muthen/ als ſie fuͤglich thun koͤnnen/ und ſo viel uͤbrig behalten/ als ſie zum ehrlichen Auffenthalt benoͤthiget. L. 1. C. de offic. vicar. L. 14. §. de honor. ff. de mun. & honor. L. Præcipimus. L. Se- natorum, L. quoniam, C. de Dignit. L. ult. C. de injur. L. 6. in pr. §. 1. ff. ad L. Jul. pecul. L. 15. ff. de jurejur. L. nullus, C. ad L. Jul. majeſt. L. 6. & 18. ff. de re judic. §. 2. Das ehelich- und freygebohrne Kind behaͤlt ſeines Vaters Heerſchild; darum ſind Edelleute eigentlich Stifft- und Ritter-maͤßig Gebohrne/ die zum Schild und Helm berechtiget/ auff derer Ritter Ehren-Banck ſitzen moͤgen; gemachten Adels Freyheit aber gilt nicht auſſer deſſen Landesherrn Gebieth/ es geſchehe denn aus Hoͤffligkeit/ daß ein Fuͤrſt oder Koͤnig des andern Hoheit und Majeſtaͤt dadurch zu verehren geſonnen; welches auch zu verjahen billig von denen/ die ei- nen edlen Vater haben und unedle Mutter/ weilen nicht dieſe/ ſondern jener beadelt/ ja ſelbſten die Frau wird Edel durch den Mann; Wer aber nicht einen Edlen Vater/ ſondern nur Edle Mutter hat/ der iſt dar- um kein Edelmann/ weilen er aus ungleichem Gebluͤte gebohren/ und keine von Adel ihrem Mann/ der Unedel iſt/ den Adel mittheilen kan. So behaͤlt auch eine adeliche Wittwe ihres Mannes Ebenbild/ ſo lan- ge ſie unverheyrathet/ und wofern ſie zuvorn einen unedlen Mann ge- habt/ hernach aber wieder einen Edlen zur Ehe nimmt/ ſo gewinnet ſie damit ihren vorigen verlohrnen Adelſtand. Adel wer nicht ſeyn kan. C. ult. Ext. de converſ. in fid. L. 19. ff. de ſtatu hom. L. 8. ff. de Senat. L. 13. C. de dignit. L. 10. C. de nupt. L. fin. C. de bon. quæ lib. §. 3. Patricii ſind Adel-Geſchlechter unter denen/ die buͤrgerliche ehrbare Geſchlechter nachfolgen; Edelleute/ die ihre Sachen und Guͤ- ter verlohren/ alſo verarmet ſind/ muͤſſen in buͤrgerlichen Rechten eyd- lich geloben/ ob ſchon ſie mit guten Sitten geziehret und begabet/ dero- wegen zwar Armuth keine Schande iſt/ nicht veraͤchtlich noch verdaͤch- tig macht/ jedennoch kan ſie eine Urſach und Werckzeug oder Veran- laſſung zu vielem Boͤſen geben/ ſintemahlen ein Armer Gewinns hal- ben

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/267>, abgerufen am 29.04.2024.