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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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IV. Buch/ Cap. X.
unser Universität zu Marpurg seyn soll/ besetzt/ und eines jeden beson-
dern Jahrs dreymahl zu gewissen Zeiten in Cassel gehalten werden
soll/ nemlich das erste Gericht soll seyn und angehen auff Montag
nach Reminiscere, das andere auff Montag nach Trinitatis, das drit-
te auff den zweyten Montag nach Michaelis, und sollen unsere aller-
seits dazu Deputirte hiermit vergewissert seyn/ daß ein jeder sich dar-
nach richte/ damit er ohn alles weiter beschreiben und erfordern zu ob-
bestimmten dreyen Zeiten und allemahl des Sonntages zuvor gegen
Abend gewiß und ohnfehlbar zu Cassel einkommen/ folgenden Tages
dem Gericht ob seyn und biß zu Ende beywohnen möge.

§. 3. Es sollen aber an diesem unsern Ober-Appellation oder
Revision Gericht ordinarie angenommen und gerechtfertiget werden
Sachen Recht
davon man
appelliren mag.
alle Appellation Sachen/ die vom Hoffgericht zu Marpurg dahin ge-
langen/ und ob wir wohl denen Partheyen frey gestellt/ von demselben
unsern Hoffgericht entweder an das käyserliche Cammer-Gericht/
oder diß unser Ober-Appellation-Gericht zu appelliren/ so soll jedoch
dieselbe der Partheyen Willkühr anders nicht dann nach Ausweisung
unseres Käyserlichen Privilegii statt haben und verstanden werden/
als nemlich in Sachen/ deren Werth sich über 600. Goldgülden er-
streckt/ denn so fern eine Sache denselben Werth nicht erreichte/ da-
von soll keine Appellation von unsern Gerichten ans käyserl. Cam-
mer-Gericht verstattet/ sondern alle solche Appellation Sachen an
unserm Ober-Appellation oder Revision Gericht gerechtfertiget wer-
den.

§. 4. Jngleichen/ was wir selbsten/ oder an unser statt unsere
Stadthalter und Räthe/ für Sachen aus unsern Cantzleyen/ an
berührtes unser Ober-Appellation oder Revision-Gericht jedesmahl
Cantzley Ap-
pellation
Sa-
chen Recht.
remittiren und verweisen werden/ dieselben sollen auch daselbst ange-
nommen und gebührend erörtert werden; Sonsten soll jedoch keine
dergleichen Appellation oder vielmehr Revision angenommen/ noch
deroselben deferiret/ vielweniger die gehörige Processe erkannt wer-
den/ es habe dann der appellirende Theil eine gewisse Summa Gelds
nach Stadthalter und Räthen Ermessen bey die Cantzley/ darinn die
Urtheil gesprochen/ deponiret und baar erlegt/ welches Geld so lang
daselbst verwahret gehalten werden soll/ biß in solcher Appellation-
Sache gesprochen; wann dann für Appellanten geurtheilet wird/ soll
ihm solches deponirte Geld wider abgefolget und erstattet werden.
Jm widrigen Fall aber/ da der Appellant succumbiren und voriges

Urtheil

IV. Buch/ Cap. X.
unſer Univerſitaͤt zu Marpurg ſeyn ſoll/ beſetzt/ und eines jeden beſon-
dern Jahrs dreymahl zu gewiſſen Zeiten in Caſſel gehalten werden
ſoll/ nemlich das erſte Gericht ſoll ſeyn und angehen auff Montag
nach Reminiſcere, das andere auff Montag nach Trinitatis, das drit-
te auff den zweyten Montag nach Michaelis, und ſollen unſere aller-
ſeits dazu Deputirte hiermit vergewiſſert ſeyn/ daß ein jeder ſich dar-
nach richte/ damit er ohn alles weiter beſchreiben und erfordern zu ob-
beſtimmten dreyen Zeiten und allemahl des Sonntages zuvor gegen
Abend gewiß und ohnfehlbar zu Caſſel einkommen/ folgenden Tages
dem Gericht ob ſeyn und biß zu Ende beywohnen moͤge.

§. 3. Es ſollen aber an dieſem unſern Ober-Appellation oder
Reviſion Gericht ordinarie angenommen und gerechtfertiget werden
Sachen Recht
davon man
appellirẽ mag.
alle Appellation Sachen/ die vom Hoffgericht zu Marpurg dahin ge-
langen/ und ob wir wohl denen Partheyen frey geſtellt/ von demſelben
unſern Hoffgericht entweder an das kaͤyſerliche Cammer-Gericht/
oder diß unſer Ober-Appellation-Gericht zu appelliren/ ſo ſoll jedoch
dieſelbe der Partheyen Willkuͤhr anders nicht dann nach Ausweiſung
unſeres Kaͤyſerlichen Privilegii ſtatt haben und verſtanden werden/
als nemlich in Sachen/ deren Werth ſich uͤber 600. Goldguͤlden er-
ſtreckt/ denn ſo fern eine Sache denſelben Werth nicht erreichte/ da-
von ſoll keine Appellation von unſern Gerichten ans kaͤyſerl. Cam-
mer-Gericht verſtattet/ ſondern alle ſolche Appellation Sachen an
unſerm Ober-Appellation oder Reviſion Gericht gerechtfertiget wer-
den.

§. 4. Jngleichen/ was wir ſelbſten/ oder an unſer ſtatt unſere
Stadthalter und Raͤthe/ fuͤr Sachen aus unſern Cantzleyen/ an
beruͤhrtes unſer Ober-Appellation oder Reviſion-Gericht jedesmahl
Cantzley Ap-
pellation
Sa-
chen Recht.
remittiren und verweiſen werden/ dieſelben ſollen auch daſelbſt ange-
nommen und gebuͤhrend eroͤrtert werden; Sonſten ſoll jedoch keine
dergleichen Appellation oder vielmehr Reviſion angenommen/ noch
deroſelben deferiret/ vielweniger die gehoͤrige Proceſſe erkannt wer-
den/ es habe dann der appellirende Theil eine gewiſſe Summa Gelds
nach Stadthalter und Raͤthen Ermeſſen bey die Cantzley/ darinn die
Urtheil geſprochen/ deponiret und baar erlegt/ welches Geld ſo lang
daſelbſt verwahret gehalten werden ſoll/ biß in ſolcher Appellation-
Sache geſprochen; wann dann fuͤr Appellanten geurtheilet wird/ ſoll
ihm ſolches deponirte Geld wider abgefolget und erſtattet werden.
Jm widrigen Fall aber/ da der Appellant ſuccumbiren und voriges

Urtheil
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[422/0429] IV. Buch/ Cap. X. unſer Univerſitaͤt zu Marpurg ſeyn ſoll/ beſetzt/ und eines jeden beſon- dern Jahrs dreymahl zu gewiſſen Zeiten in Caſſel gehalten werden ſoll/ nemlich das erſte Gericht ſoll ſeyn und angehen auff Montag nach Reminiſcere, das andere auff Montag nach Trinitatis, das drit- te auff den zweyten Montag nach Michaelis, und ſollen unſere aller- ſeits dazu Deputirte hiermit vergewiſſert ſeyn/ daß ein jeder ſich dar- nach richte/ damit er ohn alles weiter beſchreiben und erfordern zu ob- beſtimmten dreyen Zeiten und allemahl des Sonntages zuvor gegen Abend gewiß und ohnfehlbar zu Caſſel einkommen/ folgenden Tages dem Gericht ob ſeyn und biß zu Ende beywohnen moͤge. §. 3. Es ſollen aber an dieſem unſern Ober-Appellation oder Reviſion Gericht ordinarie angenommen und gerechtfertiget werden alle Appellation Sachen/ die vom Hoffgericht zu Marpurg dahin ge- langen/ und ob wir wohl denen Partheyen frey geſtellt/ von demſelben unſern Hoffgericht entweder an das kaͤyſerliche Cammer-Gericht/ oder diß unſer Ober-Appellation-Gericht zu appelliren/ ſo ſoll jedoch dieſelbe der Partheyen Willkuͤhr anders nicht dann nach Ausweiſung unſeres Kaͤyſerlichen Privilegii ſtatt haben und verſtanden werden/ als nemlich in Sachen/ deren Werth ſich uͤber 600. Goldguͤlden er- ſtreckt/ denn ſo fern eine Sache denſelben Werth nicht erreichte/ da- von ſoll keine Appellation von unſern Gerichten ans kaͤyſerl. Cam- mer-Gericht verſtattet/ ſondern alle ſolche Appellation Sachen an unſerm Ober-Appellation oder Reviſion Gericht gerechtfertiget wer- den. Sachen Recht davon man appellirẽ mag. §. 4. Jngleichen/ was wir ſelbſten/ oder an unſer ſtatt unſere Stadthalter und Raͤthe/ fuͤr Sachen aus unſern Cantzleyen/ an beruͤhrtes unſer Ober-Appellation oder Reviſion-Gericht jedesmahl remittiren und verweiſen werden/ dieſelben ſollen auch daſelbſt ange- nommen und gebuͤhrend eroͤrtert werden; Sonſten ſoll jedoch keine dergleichen Appellation oder vielmehr Reviſion angenommen/ noch deroſelben deferiret/ vielweniger die gehoͤrige Proceſſe erkannt wer- den/ es habe dann der appellirende Theil eine gewiſſe Summa Gelds nach Stadthalter und Raͤthen Ermeſſen bey die Cantzley/ darinn die Urtheil geſprochen/ deponiret und baar erlegt/ welches Geld ſo lang daſelbſt verwahret gehalten werden ſoll/ biß in ſolcher Appellation- Sache geſprochen; wann dann fuͤr Appellanten geurtheilet wird/ ſoll ihm ſolches deponirte Geld wider abgefolget und erſtattet werden. Jm widrigen Fall aber/ da der Appellant ſuccumbiren und voriges Urtheil Cantzley Ap- pellation Sa- chen Recht.

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/429>, abgerufen am 29.04.2024.