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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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V. Buch/ Cap. I.
sättigung Leibes-Schwachheit verjaget/ also gebiehret Kranckheit und
bringet Beschwerden der Speisen Uberfluß/ und was Hunger in we-
nig Tagen zu thun vermag/ den Menschen wegzuraffen und des Jam-
mer-Lebens zu befreyen/ solches macht auch der Vielfraß/ dieser ver-
zehret gar durch Fäulung und täglichen Schwachheits Ausmagerung
den menschlichen Leib biß zum grausamen Tode.

C. cum infirmitas, X. de poenit. Dist. 5. c. 28. de consecrat. c. 15. caus. 26. quaest. ult.

§. 4. Darum soll man nun bey Krancken derer Aertzte Hülffe/
Aertzte Hülffe
GOttes Mit-
tel.
als von GOtt verordnetes Mittel/ nicht verachten/ sondern vernünff-
tig gebrauchen/ keines Weges aber zu Satans abergläubischen Erfin-
dungen hinfliehen/ massen solche des bösen Feindes hinterlistige Stri-
cke sind/ das menschliche Geschlecht zu Fall zu bringen/ als die gegen
GOtt und dessen Creaturen schmählich/ ja unter Zauberey und aber-
gläubischen Heilungs-Mitteln ist schier kein ander Unterscheid/ als daß
jene eine öffentliche/ diese aber heimliche Verbündniß mit dem Teuf-
fel heissen mag; als da sind Heil. Sprüche göttlichen Worts/ Nah-
men/ Majestät und Eigenschafften/ oder S. Johannis Evangelii
gottloser Mißbrauch; Jtem/ Buchstaben/ Bilder/ Zeichen und an-
dere lächerliche Dinge zu gewisser Zeit/ Sternenlauff oder Himmels-
Beschaffenheit gemäß/ jemanden etwas anhängen/ anbinden zu tra-
gen/ oder sonst schnöde Gebehrden treiben/ dadurch Krancken zu helf-
fen; welches/ ob schon zu weilen die Erfahrung lehren und bestärcken
möchte/ hat es doch keinen Trost/ ohne Sünde zu geschehen/ denn
gleichwie öffters durch Gottes Zulassung der Teuffel Kranckheit er-
wecken mag/ also kan er auch nach GOttes Willen durch abergläu-
bische Dinge solche vertreiben und Schmertzen lindern.

§. 5. Hierbey sollen sich nun prüfen und bessern diejenigen/ so
entweder aus Unverstand oder Vorwitz/ oder aus Geitz und Filtzig-
keit wohlerfahrner Aertzte Rath und Bedencken hindan setzen/ ür sich
selbst nach ihrem närrischen Dünckel/ oder bey alten Weibern/ Krücken-
Doctoristen/ Roß-Aertzten/ Zahnbrechern und unverschämten Stör-
gern oder Marckschreyern/ und andern dergleichen unnützem Gesinde
Artzney-Hüiffe suchen/ vornehmen und gebrauchen; diese unvorsichti-
Segnen und
böten Straffe.
ge Leute sollen wissen/ daß es eine unverantwortliche grosse Sünde/
GOttes Ordnung verachten und Satans Wege zu erwehlen. Hier-
zu gehören auch die/ so bezauberte Leute mit seegnen und böthen oder
kranckes Vieh heilen/ es sey denn ohne Teuffels Anruffen/ gleich-

wie

V. Buch/ Cap. I.
ſaͤttigung Leibes-Schwachheit verjaget/ alſo gebiehret Kranckheit und
bringet Beſchwerden der Speiſen Uberfluß/ und was Hunger in we-
nig Tagen zu thun vermag/ den Menſchen wegzuraffen und des Jam-
mer-Lebens zu befreyen/ ſolches macht auch der Vielfraß/ dieſer ver-
zehret gar durch Faͤulung und taͤglichen Schwachheits Ausmagerung
den menſchlichen Leib biß zum grauſamen Tode.

C. cum infirmitas, X. de pœnit. Diſt. 5. c. 28. de conſecrat. c. 15. cauſ. 26. quæſt. ult.

§. 4. Darum ſoll man nun bey Krancken derer Aertzte Huͤlffe/
Aertzte Huͤlffe
GOttes Mit-
tel.
als von GOtt verordnetes Mittel/ nicht verachten/ ſondern vernuͤnff-
tig gebrauchen/ keines Weges aber zu Satans aberglaͤubiſchen Erfin-
dungen hinfliehen/ maſſen ſolche des boͤſen Feindes hinterliſtige Stri-
cke ſind/ das menſchliche Geſchlecht zu Fall zu bringen/ als die gegen
GOtt und deſſen Creaturen ſchmaͤhlich/ ja unter Zauberey und aber-
glaͤubiſchen Heilungs-Mitteln iſt ſchier kein ander Unterſcheid/ als daß
jene eine oͤffentliche/ dieſe aber heimliche Verbuͤndniß mit dem Teuf-
fel heiſſen mag; als da ſind Heil. Spruͤche goͤttlichen Worts/ Nah-
men/ Majeſtaͤt und Eigenſchafften/ oder S. Johannis Evangelii
gottloſer Mißbrauch; Jtem/ Buchſtaben/ Bilder/ Zeichen und an-
dere laͤcherliche Dinge zu gewiſſer Zeit/ Sternenlauff oder Himmels-
Beſchaffenheit gemaͤß/ jemanden etwas anhaͤngen/ anbinden zu tra-
gen/ oder ſonſt ſchnoͤde Gebehrden treiben/ dadurch Krancken zu helf-
fen; welches/ ob ſchon zu weilen die Erfahrung lehren und beſtaͤrcken
moͤchte/ hat es doch keinen Troſt/ ohne Suͤnde zu geſchehen/ denn
gleichwie oͤffters durch Gottes Zulaſſung der Teuffel Kranckheit er-
wecken mag/ alſo kan er auch nach GOttes Willen durch aberglaͤu-
biſche Dinge ſolche vertreiben und Schmertzen lindern.

§. 5. Hierbey ſollen ſich nun pruͤfen und beſſern diejenigen/ ſo
entweder aus Unverſtand oder Vorwitz/ oder aus Geitz und Filtzig-
keit wohlerfahrner Aertzte Rath und Bedencken hindan ſetzen/ uͤr ſich
ſelbſt nach ihrem naͤrriſchen Duͤnckel/ oder bey alten Weibern/ Kruͤcken-
Doctoriſten/ Roß-Aertzten/ Zahnbrechern und unverſchaͤmten Stoͤr-
gern oder Marckſchreyern/ und andern dergleichen unnuͤtzem Geſinde
Artzney-Huͤiffe ſuchen/ vornehmen und gebrauchen; dieſe unvorſichti-
Segnen und
boͤten Straffe.
ge Leute ſollen wiſſen/ daß es eine unverantwortliche groſſe Suͤnde/
GOttes Ordnung verachten und Satans Wege zu erwehlen. Hier-
zu gehoͤren auch die/ ſo bezauberte Leute mit ſeegnen und boͤthen oder
kranckes Vieh heilen/ es ſey denn ohne Teuffels Anruffen/ gleich-

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[568/0575] V. Buch/ Cap. I. ſaͤttigung Leibes-Schwachheit verjaget/ alſo gebiehret Kranckheit und bringet Beſchwerden der Speiſen Uberfluß/ und was Hunger in we- nig Tagen zu thun vermag/ den Menſchen wegzuraffen und des Jam- mer-Lebens zu befreyen/ ſolches macht auch der Vielfraß/ dieſer ver- zehret gar durch Faͤulung und taͤglichen Schwachheits Ausmagerung den menſchlichen Leib biß zum grauſamen Tode. C. cum infirmitas, X. de pœnit. Diſt. 5. c. 28. de conſecrat. c. 15. cauſ. 26. quæſt. ult. §. 4. Darum ſoll man nun bey Krancken derer Aertzte Huͤlffe/ als von GOtt verordnetes Mittel/ nicht verachten/ ſondern vernuͤnff- tig gebrauchen/ keines Weges aber zu Satans aberglaͤubiſchen Erfin- dungen hinfliehen/ maſſen ſolche des boͤſen Feindes hinterliſtige Stri- cke ſind/ das menſchliche Geſchlecht zu Fall zu bringen/ als die gegen GOtt und deſſen Creaturen ſchmaͤhlich/ ja unter Zauberey und aber- glaͤubiſchen Heilungs-Mitteln iſt ſchier kein ander Unterſcheid/ als daß jene eine oͤffentliche/ dieſe aber heimliche Verbuͤndniß mit dem Teuf- fel heiſſen mag; als da ſind Heil. Spruͤche goͤttlichen Worts/ Nah- men/ Majeſtaͤt und Eigenſchafften/ oder S. Johannis Evangelii gottloſer Mißbrauch; Jtem/ Buchſtaben/ Bilder/ Zeichen und an- dere laͤcherliche Dinge zu gewiſſer Zeit/ Sternenlauff oder Himmels- Beſchaffenheit gemaͤß/ jemanden etwas anhaͤngen/ anbinden zu tra- gen/ oder ſonſt ſchnoͤde Gebehrden treiben/ dadurch Krancken zu helf- fen; welches/ ob ſchon zu weilen die Erfahrung lehren und beſtaͤrcken moͤchte/ hat es doch keinen Troſt/ ohne Suͤnde zu geſchehen/ denn gleichwie oͤffters durch Gottes Zulaſſung der Teuffel Kranckheit er- wecken mag/ alſo kan er auch nach GOttes Willen durch aberglaͤu- biſche Dinge ſolche vertreiben und Schmertzen lindern. Aertzte Huͤlffe GOttes Mit- tel. §. 5. Hierbey ſollen ſich nun pruͤfen und beſſern diejenigen/ ſo entweder aus Unverſtand oder Vorwitz/ oder aus Geitz und Filtzig- keit wohlerfahrner Aertzte Rath und Bedencken hindan ſetzen/ uͤr ſich ſelbſt nach ihrem naͤrriſchen Duͤnckel/ oder bey alten Weibern/ Kruͤcken- Doctoriſten/ Roß-Aertzten/ Zahnbrechern und unverſchaͤmten Stoͤr- gern oder Marckſchreyern/ und andern dergleichen unnuͤtzem Geſinde Artzney-Huͤiffe ſuchen/ vornehmen und gebrauchen; dieſe unvorſichti- ge Leute ſollen wiſſen/ daß es eine unverantwortliche groſſe Suͤnde/ GOttes Ordnung verachten und Satans Wege zu erwehlen. Hier- zu gehoͤren auch die/ ſo bezauberte Leute mit ſeegnen und boͤthen oder kranckes Vieh heilen/ es ſey denn ohne Teuffels Anruffen/ gleich- wie Segnen und boͤten Straffe.

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/575>, abgerufen am 28.04.2024.