[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748.Gräfinn von G** Jch eile nunmehr zu dem letzten Periode fühl- E 3
Graͤfinn von G** Jch eile nunmehr zu dem letzten Periode fuͤhl- E 3
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Graͤfinn von G**
Jch eile nunmehr zu dem letzten Periode
dieſer Geſchichte, naͤmlich zu dem, was nach
der Ruͤckkunft meines Gemahls erfolgt iſt.
Wir lebten in unſerer zweyten Ehe, wenn ich
ſo reden darf, vollkommen zufrieden, und mein
Gemahl ſchmeckte auf ſein erlittenes Ungemach
die Freuden der Liebe und der Ruhe gedoppelt.
Er bluͤhte in meinen Armen wieder auf und be-
kam die erſte Lebhaftigkeit wieder, von der ihm
das Ungluͤck einen groſſen Theil entzogen hat-
te. Die erſten Monate verſtrichen uns in der
Geſellſchaft der Mariane und des Herrn R**
meiſtens unter wechſelſeitigen Erzaͤhlungen.
Nichts war klaͤglicher, als da ich ihm| einsmals
meine Heyrath und die Geſchichte meiner Ehe
mit dem Herrn R** und zwar in dem Beyſeyn
deſſelben umſtaͤndlich erzaͤhlen ſollte. Der Graf
hatte mich die ganze Zeit uͤber bey der Hand,
als wollte er mir einen Muth einſprechen. Jch
fieng die Erzaͤhlung mit vieler Dreiſtigkeit an.
Jch war von der Liebe meines Grafen voͤllig
uͤberzeugt: ich wußte, daß ich ihm niemals
untreu geworden ſeyn wuͤrde, wenn ich nur
die geringſte Nachricht von ſeinem Leben ge-
habt haͤtte. Allein alles dieſes langte nicht
zu, mich in meiner Erzaͤhlung zu unterſtuͤtzen.
Jch wollte aufrichtig und doch auch behutſam
ſprechen; und ie mehr ich redete, deſto mehr
fuͤhl-
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