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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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Dritter Abschnitt. Die Verwendung der Torpedos.
kentern (umzustürzen). Nicht diese Fälle allein können Unheil herbei-
führen. Es giebt noch mehr Komplikationen, die zum Verderben
führen können. Hierher gehört ein unsachgemäßer Gebrauch des
Ruders, eine zu große Fahrt und schließlich die Beschaffenheit der
See. In schwer rollender See, d. h. in der Brandung, passirt es
sogar Rettungsbooten, daß sie vollständig umgedreht werden, d. h.
kentern, diese Boote sind daher so gebaut, daß sie sich von selbst
wieder aufrichten. In derartige See dürfen Torpedoboote nicht
gerathen, denn dann hätten sie nicht genügende Wassertiefe und
könnten stranden. Es ist also eine gewisse Tiefe des Fahrwassers
Vorbedingung. Ist diese aber vorhanden, so bedarf es nur genügender
Erfahrung des Personals um Unglücksfälle zu verhüten, wenn anders
nicht Havarien hinzutreten, welche ganz aus der Welt zu schaffen
schlechterdings nicht in Menschenhand liegt. Torpedoboote aber nach
dem System der Rettungsboote zu erbauen ist ausgeschlossen, da die
Linien der letzteren jede größere Geschwindigkeit ausschließen, nur auf
Sicherheit
berechnet und nur bei kleinen Booten anwendbar sind.

[Abbildung] Fig. 34.
[Abbildung]

Naturgemäß kann ein kleines Boot leichter von der über-
stürzenden See vollständig überrollt werden wie ein größeres;
Torpedoboote dürfen daher nicht zu klein sein, wenn sie die Eigen-
schaft haben sollen, die schon einmal genannt wurde, die See-
fähigkeit
. Es kommt nicht allein darauf an, daß die Boote bei
jeder See schwimmen können, sie sollen auch bei jeder See fahren
und womöglich manövriren können. Je kleiner und schneller die
Boote dabei sind, desto besser. Sprachen hierbei schon die Kohlen-

Dritter Abſchnitt. Die Verwendung der Torpedos.
kentern (umzuſtürzen). Nicht dieſe Fälle allein können Unheil herbei-
führen. Es giebt noch mehr Komplikationen, die zum Verderben
führen können. Hierher gehört ein unſachgemäßer Gebrauch des
Ruders, eine zu große Fahrt und ſchließlich die Beſchaffenheit der
See. In ſchwer rollender See, d. h. in der Brandung, paſſirt es
ſogar Rettungsbooten, daß ſie vollſtändig umgedreht werden, d. h.
kentern, dieſe Boote ſind daher ſo gebaut, daß ſie ſich von ſelbſt
wieder aufrichten. In derartige See dürfen Torpedoboote nicht
gerathen, denn dann hätten ſie nicht genügende Waſſertiefe und
könnten ſtranden. Es iſt alſo eine gewiſſe Tiefe des Fahrwaſſers
Vorbedingung. Iſt dieſe aber vorhanden, ſo bedarf es nur genügender
Erfahrung des Perſonals um Unglücksfälle zu verhüten, wenn anders
nicht Havarien hinzutreten, welche ganz aus der Welt zu ſchaffen
ſchlechterdings nicht in Menſchenhand liegt. Torpedoboote aber nach
dem Syſtem der Rettungsboote zu erbauen iſt ausgeſchloſſen, da die
Linien der letzteren jede größere Geſchwindigkeit ausſchließen, nur auf
Sicherheit
berechnet und nur bei kleinen Booten anwendbar ſind.

[Abbildung] Fig. 34.
[Abbildung]

Naturgemäß kann ein kleines Boot leichter von der über-
ſtürzenden See vollſtändig überrollt werden wie ein größeres;
Torpedoboote dürfen daher nicht zu klein ſein, wenn ſie die Eigen-
ſchaft haben ſollen, die ſchon einmal genannt wurde, die See-
fähigkeit
. Es kommt nicht allein darauf an, daß die Boote bei
jeder See ſchwimmen können, ſie ſollen auch bei jeder See fahren
und womöglich manövriren können. Je kleiner und ſchneller die
Boote dabei ſind, deſto beſſer. Sprachen hierbei ſchon die Kohlen-

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[72/0090] Dritter Abſchnitt. Die Verwendung der Torpedos. kentern (umzuſtürzen). Nicht dieſe Fälle allein können Unheil herbei- führen. Es giebt noch mehr Komplikationen, die zum Verderben führen können. Hierher gehört ein unſachgemäßer Gebrauch des Ruders, eine zu große Fahrt und ſchließlich die Beſchaffenheit der See. In ſchwer rollender See, d. h. in der Brandung, paſſirt es ſogar Rettungsbooten, daß ſie vollſtändig umgedreht werden, d. h. kentern, dieſe Boote ſind daher ſo gebaut, daß ſie ſich von ſelbſt wieder aufrichten. In derartige See dürfen Torpedoboote nicht gerathen, denn dann hätten ſie nicht genügende Waſſertiefe und könnten ſtranden. Es iſt alſo eine gewiſſe Tiefe des Fahrwaſſers Vorbedingung. Iſt dieſe aber vorhanden, ſo bedarf es nur genügender Erfahrung des Perſonals um Unglücksfälle zu verhüten, wenn anders nicht Havarien hinzutreten, welche ganz aus der Welt zu ſchaffen ſchlechterdings nicht in Menſchenhand liegt. Torpedoboote aber nach dem Syſtem der Rettungsboote zu erbauen iſt ausgeſchloſſen, da die Linien der letzteren jede größere Geſchwindigkeit ausſchließen, nur auf Sicherheit berechnet und nur bei kleinen Booten anwendbar ſind. [Abbildung Fig. 34.] [Abbildung] Naturgemäß kann ein kleines Boot leichter von der über- ſtürzenden See vollſtändig überrollt werden wie ein größeres; Torpedoboote dürfen daher nicht zu klein ſein, wenn ſie die Eigen- ſchaft haben ſollen, die ſchon einmal genannt wurde, die See- fähigkeit. Es kommt nicht allein darauf an, daß die Boote bei jeder See ſchwimmen können, ſie ſollen auch bei jeder See fahren und womöglich manövriren können. Je kleiner und ſchneller die Boote dabei ſind, deſto beſſer. Sprachen hierbei ſchon die Kohlen-

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/90>, abgerufen am 26.04.2024.