Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

Beispiele über Röhrenleitungen.
Ableitung unserer Formel nur einige Erfahrungen von Couplet mit 5 zölligen Röhren,
und dagegen weit mehr mit grosser Genauigkeit angestellte Erfahrungen mit Röhren
von kleinen Durchmessern benützt. Diese Röhren waren entweder mit der grösstmögli-
chen Genauigkeit zusammengefügt, oder bestanden, wie es bei gläsernen Röhren der
Fall war, bloss aus einem Stücke, welches sehr genau kalibrirt wurde. In dieser Hin-
sicht haben wir bereits erinnert, dass die Resultate unserer Formel nur das Minimum
des Widerstandes angeben, welcher bei einer bestimmten Röhrenleitung Statt finden kann,
und dass sonach bei minder vollkommen zusammengefügten Röhren, bei eingetretenen
Verschlämmungen oder bei andern zufällig vorhandenen Hindernissen die Widerstände
zunehmen, und demnach auch die zur Uiberwältigung derselben erforderliche Druck-
höhe vermehrt werden müsse.

Wir wollen nun unter diesen Voraussetzungen die Ergebnisse einiger grösseren Er-
fahrungen mit unserer §. 134 aufgestellten Formel vergleichen.

du Buat führt in seinen "Principes d'Hydraulique" eine von Couplet im Grossen
angestellte Erfahrung an. Der Durchmesser der Röhrenleitung betrug im Lichten ge-
messen 18 par. Zoll, die Länge derselben 3600 Fuss = 43200 par. Zoll, die Druckhöhe
145,083 par. Zoll, die Röhrenleitung war gerade und die beobachtete Geschwindigkeit des
Wassers war 39,159 par. Zoll. Werden diese Werthe in unsere Formel substituirt, und
hieraus h berechnet, so ist
[Formel 1] Zoll,
wogegen die erforderliche Druckhöhe h = 145,083 Zoll, demnach beiläufig um den 6ten
Theil grösser war.

In der Maschinenlehre von Erich Nordwall, aus dem Schwedischen übersetzt von
Blumhof, Berlin 1804, wird in der 2ten Abtheilung des ersten Bandes Seite 63 folgender
Versuch angeführt: Bei dem König Adolph Friedrichs Göpel wird das Wasser von
dem sogenannten obern Tallbacks Teiche oder Reservoir unterhalb des Kronteichs,
Fig.
16.
Tab.
47.
durch eine beinahe 438 Ellen lange und 7 Zoll weite Röhrenfahrt A H B C auf das Kunst-
rad geleitet. Die erste Abtheilung A H dieser Röhrenfahrt, von 120 Ellen Länge ist un-
gefähr 10 Grad, die zweite H B von 300 Ellen Länge, 3 Grad unter dem Horizont geneigt,
und die dritte B C von 173/4 Ellen steht beinahe lothrecht. Nordwall fand die bei C
ausfliessende Wassermenge = 112 Kub. Fuss per Minute, wobei die Röhrenmündung in A
gehörig erweitert war und die Oeffnung bei C, 25 Fuss unter dem Wasserspiegel im Teiche
lag. -- In diesem Falle ist daher, weil 1 schwedische Elle = 24 schwed. Zoll, die Länge
der Röhrenleitung 1 = 10506 schwed. Zoll, der Durchmesser d = 7 Zoll, die Druckhöhe
h = 300 Zoll, die Geschwindigkeit des Wassers [Formel 2] Zoll, und die
Biegungswinkel g = 103°. Zur Substituzion in unserer Formel müssen wir nach Nord-
wall
g = 16 schwed. Fuss setzen, und erhalten demnach
[Formel 3] oder
h = 9,14 + 315,38 + 0,94 = 325,46 Zoll, wogegen die von Nordwall angegebene Druckhöhe
von 300 Zoll beiläufig um den 12ten Theil kleiner ist.

Beispiele über Röhrenleitungen.
Ableitung unserer Formel nur einige Erfahrungen von Couplet mit 5 zölligen Röhren,
und dagegen weit mehr mit grosser Genauigkeit angestellte Erfahrungen mit Röhren
von kleinen Durchmessern benützt. Diese Röhren waren entweder mit der grösstmögli-
chen Genauigkeit zusammengefügt, oder bestanden, wie es bei gläsernen Röhren der
Fall war, bloss aus einem Stücke, welches sehr genau kalibrirt wurde. In dieser Hin-
sicht haben wir bereits erinnert, dass die Resultate unserer Formel nur das Minimum
des Widerstandes angeben, welcher bei einer bestimmten Röhrenleitung Statt finden kann,
und dass sonach bei minder vollkommen zusammengefügten Röhren, bei eingetretenen
Verschlämmungen oder bei andern zufällig vorhandenen Hindernissen die Widerstände
zunehmen, und demnach auch die zur Uiberwältigung derselben erforderliche Druck-
höhe vermehrt werden müsse.

Wir wollen nun unter diesen Voraussetzungen die Ergebnisse einiger grösseren Er-
fahrungen mit unserer §. 134 aufgestellten Formel vergleichen.

du Buat führt in seinen „Principes d’Hydraulique“ eine von Couplet im Grossen
angestellte Erfahrung an. Der Durchmesser der Röhrenleitung betrug im Lichten ge-
messen 18 par. Zoll, die Länge derselben 3600 Fuss = 43200 par. Zoll, die Druckhöhe
145,083 par. Zoll, die Röhrenleitung war gerade und die beobachtete Geschwindigkeit des
Wassers war 39,159 par. Zoll. Werden diese Werthe in unsere Formel substituirt, und
hieraus h berechnet, so ist
[Formel 1] Zoll,
wogegen die erforderliche Druckhöhe h = 145,083 Zoll, demnach beiläufig um den 6ten
Theil grösser war.

In der Maschinenlehre von Erich Nordwall, aus dem Schwedischen übersetzt von
Blumhof, Berlin 1804, wird in der 2ten Abtheilung des ersten Bandes Seite 63 folgender
Versuch angeführt: Bei dem König Adolph Friedrichs Göpel wird das Wasser von
dem sogenannten obern Tallbacks Teiche oder Reservoir unterhalb des Kronteichs,
Fig.
16.
Tab.
47.
durch eine beinahe 438 Ellen lange und 7 Zoll weite Röhrenfahrt A H B C auf das Kunst-
rad geleitet. Die erste Abtheilung A H dieser Röhrenfahrt, von 120 Ellen Länge ist un-
gefähr 10 Grad, die zweite H B von 300 Ellen Länge, 3 Grad unter dem Horizont geneigt,
und die dritte B C von 17¾ Ellen steht beinahe lothrecht. Nordwall fand die bei C
ausfliessende Wassermenge = 112 Kub. Fuss per Minute, wobei die Röhrenmündung in A
gehörig erweitert war und die Oeffnung bei C, 25 Fuss unter dem Wasserspiegel im Teiche
lag. — In diesem Falle ist daher, weil 1 schwedische Elle = 24 schwed. Zoll, die Länge
der Röhrenleitung 1 = 10506 schwed. Zoll, der Durchmesser d = 7 Zoll, die Druckhöhe
h = 300 Zoll, die Geschwindigkeit des Wassers [Formel 2] Zoll, und die
Biegungswinkel γ = 103°. Zur Substituzion in unserer Formel müssen wir nach Nord-
wall
g = 16 schwed. Fuss setzen, und erhalten demnach
[Formel 3] oder
h = 9,14 + 315,38 + 0,94 = 325,46 Zoll, wogegen die von Nordwall angegebene Druckhöhe
von 300 Zoll beiläufig um den 12ten Theil kleiner ist.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0236" n="218"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Beispiele über Röhrenleitungen</hi>.</fw><lb/>
Ableitung unserer Formel nur einige Erfahrungen von <hi rendition="#i">Couplet</hi> mit 5 zölligen Röhren,<lb/>
und dagegen weit mehr mit grosser Genauigkeit angestellte Erfahrungen mit Röhren<lb/>
von kleinen Durchmessern benützt. Diese Röhren waren entweder mit der grösstmögli-<lb/>
chen Genauigkeit zusammengefügt, oder bestanden, wie es bei gläsernen Röhren der<lb/>
Fall war, bloss aus einem Stücke, welches sehr genau kalibrirt wurde. In dieser Hin-<lb/>
sicht haben wir bereits erinnert, dass die Resultate unserer Formel nur das Minimum<lb/>
des Widerstandes angeben, welcher bei einer bestimmten Röhrenleitung Statt finden kann,<lb/>
und dass sonach bei minder vollkommen zusammengefügten Röhren, bei eingetretenen<lb/>
Verschlämmungen oder bei andern zufällig vorhandenen Hindernissen die Widerstände<lb/>
zunehmen, und demnach auch die zur Uiberwältigung derselben erforderliche Druck-<lb/>
höhe vermehrt werden müsse.</p><lb/>
            <p>Wir wollen nun unter diesen Voraussetzungen die Ergebnisse einiger grösseren Er-<lb/>
fahrungen mit unserer §. 134 aufgestellten Formel vergleichen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#i">du Buat</hi> führt in seinen <hi rendition="#i">&#x201E;Principes d&#x2019;Hydraulique&#x201C;</hi> eine von <hi rendition="#i">Couplet</hi> im Grossen<lb/>
angestellte Erfahrung an. Der Durchmesser der Röhrenleitung betrug im Lichten ge-<lb/>
messen 18 par. Zoll, die Länge derselben 3600 Fuss = 43200 par. Zoll, die Druckhöhe<lb/>
145,<hi rendition="#sub">083</hi> par. Zoll, die Röhrenleitung war gerade und die beobachtete Geschwindigkeit des<lb/>
Wassers war 39,<hi rendition="#sub">159</hi> par. Zoll. Werden diese Werthe in unsere Formel substituirt, und<lb/>
hieraus h berechnet, so ist<lb/><formula/> Zoll,<lb/>
wogegen die erforderliche Druckhöhe h = 145,<hi rendition="#sub">083</hi> Zoll, demnach beiläufig um den 6<hi rendition="#sup">ten</hi><lb/>
Theil grösser war.</p><lb/>
            <p>In der Maschinenlehre von <hi rendition="#i">Erich Nordwall</hi>, aus dem Schwedischen übersetzt von<lb/><hi rendition="#i">Blumhof</hi>, Berlin 1804, wird in der 2<hi rendition="#sup">ten</hi> Abtheilung des ersten Bandes Seite 63 folgender<lb/>
Versuch angeführt: Bei dem König <hi rendition="#g">Adolph Friedrichs</hi> Göpel wird das Wasser von<lb/>
dem sogenannten obern <hi rendition="#i">Tallbacks</hi> Teiche oder <hi rendition="#i">Reservoir</hi> unterhalb des Kronteichs,<lb/><note place="left">Fig.<lb/>
16.<lb/>
Tab.<lb/>
47.</note>durch eine beinahe 438 Ellen lange und 7 Zoll weite Röhrenfahrt A H B C auf das Kunst-<lb/>
rad geleitet. Die erste Abtheilung A H dieser Röhrenfahrt, von 120 Ellen Länge ist un-<lb/>
gefähr 10 Grad, die zweite H B von 300 Ellen Länge, 3 Grad unter dem Horizont geneigt,<lb/>
und die dritte B C von 17¾ Ellen steht beinahe lothrecht. <hi rendition="#i">Nordwall</hi> fand die bei C<lb/>
ausfliessende Wassermenge = 112 Kub. Fuss per Minute, wobei die Röhrenmündung in A<lb/>
gehörig erweitert war und die Oeffnung bei C, 25 Fuss unter dem Wasserspiegel im Teiche<lb/>
lag. &#x2014; In diesem Falle ist daher, weil 1 schwedische Elle = 24 schwed. Zoll, die Länge<lb/>
der Röhrenleitung 1 = 10506 schwed. Zoll, der Durchmesser d = 7 Zoll, die Druckhöhe<lb/>
h = 300 Zoll, die Geschwindigkeit des Wassers <formula/> Zoll, und die<lb/>
Biegungswinkel <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi> = 103°. Zur Substituzion in unserer Formel müssen wir nach <hi rendition="#i">Nord-<lb/>
wall</hi> g = 16 schwed. Fuss setzen, und erhalten demnach<lb/><formula/> oder<lb/>
h = 9,<hi rendition="#sub">14</hi> + 315,<hi rendition="#sub">38</hi> + 0,<hi rendition="#sub">94</hi> = 325,<hi rendition="#sub">46</hi> Zoll, wogegen die von <hi rendition="#i">Nordwall</hi> angegebene Druckhöhe<lb/>
von 300 Zoll beiläufig um den 12<hi rendition="#sup">ten</hi> Theil kleiner ist.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0236] Beispiele über Röhrenleitungen. Ableitung unserer Formel nur einige Erfahrungen von Couplet mit 5 zölligen Röhren, und dagegen weit mehr mit grosser Genauigkeit angestellte Erfahrungen mit Röhren von kleinen Durchmessern benützt. Diese Röhren waren entweder mit der grösstmögli- chen Genauigkeit zusammengefügt, oder bestanden, wie es bei gläsernen Röhren der Fall war, bloss aus einem Stücke, welches sehr genau kalibrirt wurde. In dieser Hin- sicht haben wir bereits erinnert, dass die Resultate unserer Formel nur das Minimum des Widerstandes angeben, welcher bei einer bestimmten Röhrenleitung Statt finden kann, und dass sonach bei minder vollkommen zusammengefügten Röhren, bei eingetretenen Verschlämmungen oder bei andern zufällig vorhandenen Hindernissen die Widerstände zunehmen, und demnach auch die zur Uiberwältigung derselben erforderliche Druck- höhe vermehrt werden müsse. Wir wollen nun unter diesen Voraussetzungen die Ergebnisse einiger grösseren Er- fahrungen mit unserer §. 134 aufgestellten Formel vergleichen. du Buat führt in seinen „Principes d’Hydraulique“ eine von Couplet im Grossen angestellte Erfahrung an. Der Durchmesser der Röhrenleitung betrug im Lichten ge- messen 18 par. Zoll, die Länge derselben 3600 Fuss = 43200 par. Zoll, die Druckhöhe 145,083 par. Zoll, die Röhrenleitung war gerade und die beobachtete Geschwindigkeit des Wassers war 39,159 par. Zoll. Werden diese Werthe in unsere Formel substituirt, und hieraus h berechnet, so ist [FORMEL] Zoll, wogegen die erforderliche Druckhöhe h = 145,083 Zoll, demnach beiläufig um den 6ten Theil grösser war. In der Maschinenlehre von Erich Nordwall, aus dem Schwedischen übersetzt von Blumhof, Berlin 1804, wird in der 2ten Abtheilung des ersten Bandes Seite 63 folgender Versuch angeführt: Bei dem König Adolph Friedrichs Göpel wird das Wasser von dem sogenannten obern Tallbacks Teiche oder Reservoir unterhalb des Kronteichs, durch eine beinahe 438 Ellen lange und 7 Zoll weite Röhrenfahrt A H B C auf das Kunst- rad geleitet. Die erste Abtheilung A H dieser Röhrenfahrt, von 120 Ellen Länge ist un- gefähr 10 Grad, die zweite H B von 300 Ellen Länge, 3 Grad unter dem Horizont geneigt, und die dritte B C von 17¾ Ellen steht beinahe lothrecht. Nordwall fand die bei C ausfliessende Wassermenge = 112 Kub. Fuss per Minute, wobei die Röhrenmündung in A gehörig erweitert war und die Oeffnung bei C, 25 Fuss unter dem Wasserspiegel im Teiche lag. — In diesem Falle ist daher, weil 1 schwedische Elle = 24 schwed. Zoll, die Länge der Röhrenleitung 1 = 10506 schwed. Zoll, der Durchmesser d = 7 Zoll, die Druckhöhe h = 300 Zoll, die Geschwindigkeit des Wassers [FORMEL] Zoll, und die Biegungswinkel γ = 103°. Zur Substituzion in unserer Formel müssen wir nach Nord- wall g = 16 schwed. Fuss setzen, und erhalten demnach [FORMEL] oder h = 9,14 + 315,38 + 0,94 = 325,46 Zoll, wogegen die von Nordwall angegebene Druckhöhe von 300 Zoll beiläufig um den 12ten Theil kleiner ist. Fig. 16. Tab. 47.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/236
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/236>, abgerufen am 28.04.2024.