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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Kunstsätze zu Schemnitz in Ungarn.
Fig.
18.
bis
21.
Tab.
86.
stange angeschraubt, die ledernen Scheiben liegen auf einer konkaven Tragscheibe
und werden durch eine Presscheibe mittelst durchgehender Schrauben niedergezogen,
wie Fig. 16 zeigt; die Liederung hat also einen Sturz gegen das darauf stehende Wasser.
Die unter den Kolbenröhren C, D angesetzten hölzernen Röhren C', D' reichen bis in den
Sumpf und dienen dazu, um das Einziehen der Luft zu verhindern. Man hatte zu diesem
Zwecke anfangs gut schliessende lederne Scheiben an der untern Fläche der Kolben
angebracht, aber die Erfahrung zeigte, dass diess nicht genüge, indem der Luftdruck
das Niedergehen der Kolben im unteren Satze sehr erschwerte. Erst nach Anbringung
der hölzernen Röhren C', D', welche unter dem Wasser im Sumpfe ausmünden, wurde
dieser Anstand beseitigt. Bei dem obern Satze wurde eine solche Vorrichtung nicht
mehr nothwendig.

Das Ventilgehäuse enthält 2 Saug- und 2 Druckventile; seine Konstrukzion ist
im Allgemeinen dieselbe, wie sie bereits im Jahre 1820 bei dem Druckwerke in Augsburg,
und bei andern Maschinenwerken dieser Art gebraucht wurde. Mittelst der vier Wände
e o, f o, g o, h o wird der innere Raum des Ventilgehäuses in vier Fächer abgetheilt;
eine jede Wand ist, wie Fig. 20 in der obern Ansicht und da[r]neben im Durchschnitte
zeigt, mit einer Oeffnung versehen, die nach der Angabe des Herrn Schitko 11,75 Zoll
lang, 2,75 Zoll breit, folglich 32,312 Quadrat Zoll gross ist. Ueber jeder Oeffnung liegt
eine Ventilklappe, welche aus zwei das Leder einschliessenden Platten besteht; die
Ventilklappen werden mittelst dreiseitiger eiserner Stangen, welche Fig. 21 in der An-
sicht und im Durchschnitte zeigt, in den Winkeln der Kreuzwände festgehalten. Mittelst
einer Deckscheibe wird der Ventilverein luft- und wasserdicht geschlossen; durch Ab-
nahme dieser Scheibe kann man den Ventilen leicht beikommen, in welcher Hinsicht
allerdings ein wesentlicher Vortheil im Vergleiche gegen zwei gewöhnliche Saugsätze
entsteht, deren Ventile an vier verschiedenen Orten angebracht sind.

Das Spiel der Maschine ist nun leicht einzusehen. Geht der Kolben in C herab, so
wird das Wasser in A angesaugt und es strömt durch a und c in das Kolbenrohr, wo es
sich über den Kolben ergiesst. Zu gleicher Zeit geht aber der andere Kolben in D in die
Höhe, und hebt oder drückt das bereits vom frühern Ansaugen darüber befindliche Wasser
durch d und b in das Steigrohr B. Bei dem Wechsel der Bewegung schliessen sich die
Fig. 19 in der geöffneten Lage dargestellten Ventile und öffnen sich die zwei andern in
den Kreuzwänden e o und o g, während der Kolben in C hinauf- und in D hinabgeht.
Da die Kolben, weil sie in ihrer Gänze bleiben, weit solider hergestellt werden können,
so unterliegen sie auch viel weniger Reparaturen, als es bei den gewöhnlichen durchbro-
chenen Kolben der Saugwerke der Fall ist. Ein weiterer Vortheil dieser Einrichtung liegt
aber darin, dass man für zwei Saugsätze nur ein Steigrohr bedarf, in welchem das Was-
ser, den kleinen Stillstand während dem Kolbenwechsel abgerechnet, in ununterbrochener
Bewegung bleibt.


Kunstsätze zu Schemnitz in Ungarn.
Fig.
18.
bis
21.
Tab.
86.
stange angeschraubt, die ledernen Scheiben liegen auf einer konkaven Tragscheibe
und werden durch eine Presscheibe mittelst durchgehender Schrauben niedergezogen,
wie Fig. 16 zeigt; die Liederung hat also einen Sturz gegen das darauf stehende Wasser.
Die unter den Kolbenröhren C, D angesetzten hölzernen Röhren C', D' reichen bis in den
Sumpf und dienen dazu, um das Einziehen der Luft zu verhindern. Man hatte zu diesem
Zwecke anfangs gut schliessende lederne Scheiben an der untern Fläche der Kolben
angebracht, aber die Erfahrung zeigte, dass diess nicht genüge, indem der Luftdruck
das Niedergehen der Kolben im unteren Satze sehr erschwerte. Erst nach Anbringung
der hölzernen Röhren C', D', welche unter dem Wasser im Sumpfe ausmünden, wurde
dieser Anstand beseitigt. Bei dem obern Satze wurde eine solche Vorrichtung nicht
mehr nothwendig.

Das Ventilgehäuse enthält 2 Saug- und 2 Druckventile; seine Konstrukzion ist
im Allgemeinen dieselbe, wie sie bereits im Jahre 1820 bei dem Druckwerke in Augsburg,
und bei andern Maschinenwerken dieser Art gebraucht wurde. Mittelst der vier Wände
e o, f o, g o, h o wird der innere Raum des Ventilgehäuses in vier Fächer abgetheilt;
eine jede Wand ist, wie Fig. 20 in der obern Ansicht und da[r]neben im Durchschnitte
zeigt, mit einer Oeffnung versehen, die nach der Angabe des Herrn Schitko 11,75 Zoll
lang, 2,75 Zoll breit, folglich 32,312 Quadrat Zoll gross ist. Ueber jeder Oeffnung liegt
eine Ventilklappe, welche aus zwei das Leder einschliessenden Platten besteht; die
Ventilklappen werden mittelst dreiseitiger eiserner Stangen, welche Fig. 21 in der An-
sicht und im Durchschnitte zeigt, in den Winkeln der Kreuzwände festgehalten. Mittelst
einer Deckscheibe wird der Ventilverein luft- und wasserdicht geschlossen; durch Ab-
nahme dieser Scheibe kann man den Ventilen leicht beikommen, in welcher Hinsicht
allerdings ein wesentlicher Vortheil im Vergleiche gegen zwei gewöhnliche Saugsätze
entsteht, deren Ventile an vier verschiedenen Orten angebracht sind.

Das Spiel der Maschine ist nun leicht einzusehen. Geht der Kolben in C herab, so
wird das Wasser in A angesaugt und es strömt durch a und c in das Kolbenrohr, wo es
sich über den Kolben ergiesst. Zu gleicher Zeit geht aber der andere Kolben in D in die
Höhe, und hebt oder drückt das bereits vom frühern Ansaugen darüber befindliche Wasser
durch d und b in das Steigrohr B. Bei dem Wechsel der Bewegung schliessen sich die
Fig. 19 in der geöffneten Lage dargestellten Ventile und öffnen sich die zwei andern in
den Kreuzwänden e o und o g, während der Kolben in C hinauf- und in D hinabgeht.
Da die Kolben, weil sie in ihrer Gänze bleiben, weit solider hergestellt werden können,
so unterliegen sie auch viel weniger Reparaturen, als es bei den gewöhnlichen durchbro-
chenen Kolben der Saugwerke der Fall ist. Ein weiterer Vortheil dieser Einrichtung liegt
aber darin, dass man für zwei Saugsätze nur ein Steigrohr bedarf, in welchem das Was-
ser, den kleinen Stillstand während dem Kolbenwechsel abgerechnet, in ununterbrochener
Bewegung bleibt.


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[296/0332] Kunstsätze zu Schemnitz in Ungarn. stange angeschraubt, die ledernen Scheiben liegen auf einer konkaven Tragscheibe und werden durch eine Presscheibe mittelst durchgehender Schrauben niedergezogen, wie Fig. 16 zeigt; die Liederung hat also einen Sturz gegen das darauf stehende Wasser. Die unter den Kolbenröhren C, D angesetzten hölzernen Röhren C', D' reichen bis in den Sumpf und dienen dazu, um das Einziehen der Luft zu verhindern. Man hatte zu diesem Zwecke anfangs gut schliessende lederne Scheiben an der untern Fläche der Kolben angebracht, aber die Erfahrung zeigte, dass diess nicht genüge, indem der Luftdruck das Niedergehen der Kolben im unteren Satze sehr erschwerte. Erst nach Anbringung der hölzernen Röhren C', D', welche unter dem Wasser im Sumpfe ausmünden, wurde dieser Anstand beseitigt. Bei dem obern Satze wurde eine solche Vorrichtung nicht mehr nothwendig. Fig. 18. bis 21. Tab. 86. Das Ventilgehäuse enthält 2 Saug- und 2 Druckventile; seine Konstrukzion ist im Allgemeinen dieselbe, wie sie bereits im Jahre 1820 bei dem Druckwerke in Augsburg, und bei andern Maschinenwerken dieser Art gebraucht wurde. Mittelst der vier Wände e o, f o, g o, h o wird der innere Raum des Ventilgehäuses in vier Fächer abgetheilt; eine jede Wand ist, wie Fig. 20 in der obern Ansicht und darneben im Durchschnitte zeigt, mit einer Oeffnung versehen, die nach der Angabe des Herrn Schitko 11,75 Zoll lang, 2,75 Zoll breit, folglich 32,312 Quadrat Zoll gross ist. Ueber jeder Oeffnung liegt eine Ventilklappe, welche aus zwei das Leder einschliessenden Platten besteht; die Ventilklappen werden mittelst dreiseitiger eiserner Stangen, welche Fig. 21 in der An- sicht und im Durchschnitte zeigt, in den Winkeln der Kreuzwände festgehalten. Mittelst einer Deckscheibe wird der Ventilverein luft- und wasserdicht geschlossen; durch Ab- nahme dieser Scheibe kann man den Ventilen leicht beikommen, in welcher Hinsicht allerdings ein wesentlicher Vortheil im Vergleiche gegen zwei gewöhnliche Saugsätze entsteht, deren Ventile an vier verschiedenen Orten angebracht sind. Das Spiel der Maschine ist nun leicht einzusehen. Geht der Kolben in C herab, so wird das Wasser in A angesaugt und es strömt durch a und c in das Kolbenrohr, wo es sich über den Kolben ergiesst. Zu gleicher Zeit geht aber der andere Kolben in D in die Höhe, und hebt oder drückt das bereits vom frühern Ansaugen darüber befindliche Wasser durch d und b in das Steigrohr B. Bei dem Wechsel der Bewegung schliessen sich die Fig. 19 in der geöffneten Lage dargestellten Ventile und öffnen sich die zwei andern in den Kreuzwänden e o und o g, während der Kolben in C hinauf- und in D hinabgeht. Da die Kolben, weil sie in ihrer Gänze bleiben, weit solider hergestellt werden können, so unterliegen sie auch viel weniger Reparaturen, als es bei den gewöhnlichen durchbro- chenen Kolben der Saugwerke der Fall ist. Ein weiterer Vortheil dieser Einrichtung liegt aber darin, dass man für zwei Saugsätze nur ein Steigrohr bedarf, in welchem das Was- ser, den kleinen Stillstand während dem Kolbenwechsel abgerechnet, in ununterbrochener Bewegung bleibt.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/332>, abgerufen am 29.04.2024.